Nach der tollen Dauphiné

Bernhard Kohl: Ein Mann für die Tour?!

Von Matthias Seng

13.06.2006  |  Es war der größte Erfolg in seiner noch jungen Laufbahn. Deshalb wohl kam Bernhard Kohl sein dritter Platz beim Criterium Dauphiné Libéré wie ein Traum vor. In der Gesamtwertung lagen nach sieben Etappen nur die beiden Routiniers Levi Leipheimer und Christophe Moreau vor dem jungen Österreicher. Eine Überraschung zweifellos, aber eine, die sich anbahnte. Der 24-jährige Kohl gilt als kletterstarker Fahrer und hatte schon in seinem ersten Profijahr bei T-Mobile mit einigen guten Ergebnissen auf sich aufmerksam gemacht, so etwa mit dem Platz sieben in der Gesamtwertung der Österreich-Rundfahrt 2005.

In dieser Saison hat sich der lockere, zugleich aber ehrgeizige Wiener weiter entwickelt – offenbar auch in seiner schwächsten Disziplin, dem Zeitfahren. „Ich bin beim Dauphiné-Zeitfahren 22. geworden mit 2:55 Minuten Rückstand“, so Kohl im Interview mit Redakteuren der Team-Website. „Es war ein schönes Gefühl in einem Zeitfahren gleich drei Konkurrenten einzuholen. Schließlich war ich im vergangenen Jahr noch der, der ständig überholt wurde.“

Auf der Überholspur bewegte sich Kohl dann vor allem auf den folgenden schweren Bergetappen der Dauphiné. Die Motivation wuchs, auch weil plötzlich eine gute Platzierung in der Gesamtwertung möglich schien. Kohl: „Ich habe gespürt, hey, da ist ein Platz in den Top Ten für dich drin.“

Schon am folgenden Tag gelang ihm auf der Mont Ventoux-Etappe der Sprung unter die besten Zehn. Der „Weiße Riese“ ist ein Schrecken für die meisten Fahrer im Peloton. Nicht so für Bernhard Kohl: „Den Mont Ventoux in der Provence bin ich im vergangenen Jahr erstmals gefahren. Der Berg liegt mir mit seinem steilen Anstieg auf den ersten Kilometern.“ Wie sehr ihm der Berg liegt, bewies er dann mit seinem fünften Etappen-Platz .

Schwieriger wurden die beiden dann folgenden Alpen-Etappen. „Die Berge in den Alpen waren absolutes Neuland für mich“, sagt Kohl. „Izoard oder Galibier kannte ich bislang nur aus dem Fernsehen von der Tour-de-France-Berichterstattung. Junge, Junge, die sind echt hammerhart. Kein Wunder, dass die beiden Anstiege auch in diesem Jahr bei der Tour wieder gefahren werden. Vor allem auf der 'Königsetappe' über den Galibier ging's mir anfangs gar nicht gut und ich hatte schon Angst, meine gute Position im Gesamtklassement zu verspielen. Ich wollte nur den Schaden in Grenzen halten, doch mit jedem Kilometer fühlte ich mich wieder besser.“

Kohls Podiumsplatz weist schon die Richtung, in die es gehen soll: die großen Rundfahrten. Der Österreicher weiß, woran es ihm dabei noch mangelt: „Wenn ich einmal bei den großen Rundfahrten ein Mann für Gesamtklassement werden will, muss ich aber vor allem meine Qualitäten im Zeitfahren verbessern. Da darf ich nicht zu viel Zeit verlieren.“ Die nächste Möglichkeit, seine Fortschritte unter Beweis zu stellen, hat Kohl bei der Österreich-Rundfahrt im Juli. „Das wird mein Saisonhöhepunkt. Da will ich absolut topfit am Start stehen. Mal schauen, vielleicht kann ich bei dort meinen ersten Etappensieg feiern.“

Nach seiner tollen Dauphiné fragen aber schon viele: Wann fährt Bernhard Kohl seine erste Tour de France? Er zählte zwar nicht zum erweiterten Tour-Kader von T-Mobile. Aber da trotz aller Dementis nicht auszuschließen ist, dass auch Oscar Sevilla in den spanischen Blutdopingskandal verwickelt ist, könnte im Tour-Kader noch ein Platz frei werden. Kein Zweifel: In seiner jetzigen Form wäre Bernhard Kohl in den Bergen ein starker Helfer für Jan Ullrich.

Mehr Informationen zu diesem Thema

12.06.2006Leipheimer ist bereit für die Tour

Nach seinem überlegenen Sieg beim 58. Critérium du Dauphiné Libéré zählt der US-Amerikaner Levi Leipheimer zu den aussichtsreichsten Kandidaten auf einen Podiumsplatz bei der am 1. Juli beginnen

11.06.2006Leipheimer: Kein Übermut nach dem Triumph

Grenoble/Berlin (dpa) - Levi Leipheimer ist gerüstet. Der 32- jährige Radprofi aus den USA vom Team Gerolsteiner hat die traditionsreiche Rundfahrt Dauphiné Libéré gewonnen und damit Tour de Fran

11.06.2006Turpin brach Oberschenkel

Riesen-Pech nach größtem Glück! Einen Tag nachdem er bei der Dauphiné-Libéré die 5. Etappe gewonnen hatte, brach sich Ludovic Turpin (Ag2r) den Oberschenkel. Der Franzose war am Samstag in der A

11.06.2006Henn: Leipheimer zieht das Ding durch

Levi Leipheimer ist beim 58. Critérium du Dauphiné Libéré auch auf der gestrigen schweren Galibier-Etappe nicht vom Kurs in Richtung Gesamtsieg abgekommen. Der Gerolsteiner-Kapitän verteidigte al

10.06.2006Mayo gewinnt Tour-Test über den Galibier

(sid) - Auch nach der "Königsetappe" durchs Hochgebirge bleibt der US-Amerikaner Levi Leipheimer vom Team Gerolsteiner bei der Fernfahrt "Dauphine Libere" in Gelb und steht nach seinem vierten Platz

09.06.2006Leipheimer stark, Wino und Landis schwächeln

Briancon (dpa) - Levi Leipheimer hat sein Gelbes Trikot bei der Dauphiné-Rundfahrt auch beim Anstieg über den 2360 Meter hohen Alpen-Riesen Izoard verteidigt. Der US-Radprofi nimmt die 6. und vorlet

08.06.2006Leipheimer in Gelb am Mont Ventoux

Mont Ventoux (dpa) - Die Erfolgsstory des Teams Gerolsteiner geht weiter. Levi Leipheimer hat die Bergankunft auf den legendären Mont Ventoux zum Sprung an die Spitze bei der Dauphiné Libéré-Rundf

07.06.2006Zabriskie schlägt wieder zu, Bert Grabsch Fünfter

(sid/dpa/Ra) - Radprofi Bert Grabsch (Wittenberg) vom Phonak-Rennstall hat beim Einzelzeitfahren der Fernfahrt "Dauphine Libere" als bester Deutscher den fünften Platz belegt. Sieger auf der 43 Kilom

06.06.2006Wegmann muss Gelb an Gilbert abtreten

Saint-Galmier (dpa/sid/Ra) - Nach einem Tag im Gelben Trikot hat der deutsche Radprofi Fabian Wegmann aus Freiburg seine Spitzenposition in der Fernfahrt Dauphiné Libéré schon wieder verloren. Die

05.06.2006Wegmann führt bei der Dauphiné-Libéré

(sid) - Radprofi Fabian Wegmann vom Team Gerolsteiner ist bei der ersten Etappe der 58. Fernfahrt "Dauphine Libere" als Erster durchs Ziel gefahren und hat damit auch gleichzeitig die Führung in der

04.06.2006Zabriskie wie bei der Tour

Annecy (dpa) - Radprofi David Zabriskie, der im Vorjahr den Prolog der Tour de France gewann, war zum Auftakt der ProTour-Rundfahrt Dauphiné Libéré der Schnellste. Der Fahrer aus dem Bjarne-Riis-Te

04.06.2006Winokurow unter Druck zur Dauphiné-Libéré

(sid) - Die beiden Topstars Ivan Basso und Jan Ullrich glänzen mit Abwesenheit, einige ihrer wohl stärksten Herausforderer bei der Tour de France starten am heutigen Pfingstsonntag in die 58. Dauphi

Weitere Radsportnachrichten

04.11.2024Krankheiten und Reisestress raubten die Freude am Radsport

(rsn) – Erst zur Saison 2023 wechselte Mountainbiker Pirmin Eisenbarth auf die Straße und sorgte in Diensten des deutschen Kontinental-Teams Bike Aid mit zahlreichen Spitzenplatzierungen für Furor

04.11.2024dsm-Profi Bevin stellt sein Rad in die Ecke

(rsn) - In unserem ständig aktualisierten Transferticker informieren wir Sie regelmäßig über Personalien aus der Welt des Radsports. Ob es sich um Teamwechsel, Vertragsverlängerungen oder Rücktr

04.11.2024Van Anrooij an verengter Beckenarterie operiert

(rsn) - Shirin van Anrooij wird auf Einsätze in dieser Cross-Saison verzichten müssen. Wie die 22-jährige Niederländerin auf Instagram mitteilte, sei sie an einer verengten Beckenarterie ihres lin

04.11.2024Gemischte Gefühle nach größtem Karriereerfolg

(rsn ) – Nach zwei Jahren bei Lotto – Kern Haus wechselte Ole Theiler im vergangenen Winter zu Storck – Metropol, um sich in seinem letzten U23-Jahr als Kapitän für ein Profiteam zu empfehlen.

04.11.2024Die Radsport-News-Jahresrangliste 2024

(rsn) - Auch diesmal starten wir am 1. November mit unserer Jahresrangliste. Wir haben alle UCI-Rennen der vergangenen zwölf Monate (1. November 2023 bis 31. Oktober 2024) ausgewertet - nach unserem

04.11.2024Im Überblick: Die Transfers der Männer-Profiteams für 2025

(rsn) – Nachdem zahlreiche Transfergerüchte seit Monaten in der Radsportwelt zirkulieren, dürfen die Profimannschaften seit dem 1. August ihre Transfers offiziell bekanntgeben. Radsport-news.c

03.11.2024Ein Lernjahr mit einem großen Rückschlag

(rsn) – 2024 war ein Jahr mit Licht und Schatten für Fabian Steininger (Maloja Pushbikers). Der 24-jährige Österreicher ging in seine zweite Saison beim deutschen Kontinental-Team und fühlte si

03.11.2024Nys fliegt in Pontevedra zu seinem ersten großen Titel

(rsn) – Nach seinem schwarzen Tag in Pontchateau im letzten Jahr hat der Belgier Thibau Nys im spanischen Pontevedra zum Abschluss der Cross-Europameisterschaften seinen ersten großen Titel in der

03.11.2024Van Empel zum dritten Mal in Folge Europameisterin vor Alvarado

(rsn) – Fem van Empel heißt die alte und neue Cross-Europameisterin. Im spanischen Pontevedra schlug die Niederländerin bei sommerlichen Temperaturen im Sprintduell ihre Landsfrau Ceylin del Carme

03.11.2024Nach Haverdings Pech macht Michels die Titelverteidigung klar

(rsn) – Jente Michels ist bei der Cross-EM im spanischen Ponteverda die Titelverteidigung im U23-Rennen der Männer gelungen. Der 21-jährige Belgier setzte sich auf dem technisch anspruchsvollen un

03.11.2024Gery sprintet aus Schreibers Windschatten zur Goldmedaille

(rsn) – Mit einem cleveren Auftritt hat sich Célia Gery bei der Cross-EM im spanischen Ponteverda den Titel im Rennen der U23 Frauen gesichert. Die 18-jährige Französin verwies im Sprintduell die

03.11.2024Cross-EM: Agostinacchio bejubelt zweites Gold, Hofer Zweiter

(rsn) – Mit einem souveränen Auftritt hat sich der Italiener Mattia Agostinacchio bei der Cross-EM im spanischen Ponteverda den Titel im Rennen der Junioren gesichert. Der 17-Jährige, der bereits

RADRENNEN HEUTE
  • Keine Termine