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16.02.2007 | Björn Schröder geht bei Team Milram in seine zweite ProTour-Saison. Der 26-jährige Berliner konnte gleich in seinem ersten Jahr einen Sieg bei der Bayern-Rundfahrt einfahren und schrammte bei der Tour nur knapp an einem Etappenerfolg vorbei. Den einen oder anderen Sieg möchte Schröder auch in der neuen Saison feiern, wenngleich er sagt: „Mein Job ist, Petacchi und Zabel zu helfen!“
Sie sind bei der Mallorca Challenge in die Saison gestartet. Wie fällt Ihre Bilanz aus?
Schröder: Ich bin zufrieden. Ich habe diesmal später mit dem Training angefangen und auch ein anderes Programm absolviert. Deshalb war mir klar, dass ich hier auf Mallorca keine Bäume ausreißen werde. Ich habe auf der vorletzten Etappe ein bisschen was probiert. Wenn man auf Mallorca gewinnt, ist es gut, kein Zweifel – aber wenn nicht, interessiert das auch niemanden großartig. Das hier ist ein Rennen, bei dem vor allem die Spanier mit großen Ambitionen antreten.
Wie fällt Ihre Bilanz nach einem Jahr Milram aus?
Schröder: Die fällt sehr gut aus. Ich habe mich sehr gut im Team und in der ProTour zurecht gefunden und warte jetzt mal ab, wie es sich weiter entwickelt. Ich hatte ein Super-Programm mit der Tour de France als Höhepunkt. Ich habe viel für die Mannschaft gearbeitet und die Teamleitung hat gesehen, dass ich Substanz habe. Mein Vertrag ist ja nicht umsonst um zwei Jahre verlängert worden.
Stört es Sie, dass nach dem Weggang von Jan Schaffrath kein deutschsprachiger Sportlicher Leiter mehr im Team ist?
Schröder: Jan Schaffrath war enorm wichtig für die Mannschaft, nicht nur, was die Kommunikation mit den deutschen Fahrern anbelangt. Er hat viele Sachen geklärt, um die wir uns jetzt selber kümmern müssen. Ich bedaure es schon, dass er nicht mehr dabei ist. Andererseits ist die Teamsprache Englisch und die beherrschen wir Deutsche im Team ganz gut. Also ist die Verständigung nicht wirklich ein Problem. Und auch alles andere funktioniert ganz gut.
Mit welchen Erwartungen gehen Sie in die Saison?
Schröder: Die Erwartungen sind schon etwas höher als im letzten Jahr. Ich möchte ganz gerne ein, zwei Rennen mehr gewinnen als 2006 (Schröder gewann in der vergangenen Saison eine Etappe der Bayern-Rundfahrtd. Red.). Ich bin zwar in erster Linie dafür da, unseren Kapitänen Petacchi und Zabel zu helfen, aber das Schöne bei Milram ist, dass ich auch meine Freiheiten bekomme. Wenn die Form stimmt und sich die passende Situation ergibt, kann ich dann auch mal auf Sieg fahren.
Wie sieht Ihr Rennkalender aus?
Schröder: Ich starte bei Paris-Nizza, danach kommt die Baskenland-Rundfahrt als Vorbereitung für die Ardennenklassiker Amstel Gold Race und Lüttich-Bastogne-Lüttich. Da hoffe ich schon auf eine gute Platzierung. Nach dem Henninger Turm mache ich eine Rennpause. Danach fahre ich die Bayern-Rundfahrt und die Tour de Suisse. Bei den Deutschen Meisterschaften wünsche ich mir eine bessere Platzierung als den Vorjahresplatz sechs. Danach will ich in Hochform in die Tour zu gehen, wo meine Aufgabe sein wird, für unsere Superstars Petacchi und Zabel zu arbeiten. In der zweiten Saisonhälfte stehen die Deutschland Tour, die Cyclassics in Hamburg und die Polen-Rundfahrt auf dem Programm. Ich möchte auch gerne zur WM, aber darüber mache ich mir jetzt noch keine Gedanken. Hinten raus werde ich dann vielleicht noch Paris-Tours fahren. Im letzten Jahr hatte ich 85 Renntage. Diese Saison werden es wohl noch ein paar mehr.
Im letzten Jahr sind Sie nur knapp am Tourtagessieg vorbei geschrammt. Motiviert Sie die Erinnerung daran oder ärgern Sie sich noch über die vertane Chance?
Schröder: Ich bin ja von Haus aus nicht der Typ, der bei einer Flachetappe 200 Kilometer allein vor dem Feld herfährt. Mir liegen eher die welligen Kurse, auf denen ich am Ende meine Sprintqualitäten ausspielen kann. Ich habe gar nicht erwartet, mit Samuel Dumoulin auf dieser Touretappe zusammen durchzukommen. Deshalb war es keine Enttäuschung, sondern eine rundherum positive Erfahrung für mich. Wie knapp es tatsächlich war, habe ich erst nach dem Rennen realisiert, als mir Erik Zabel und Jens Voigt gratulierten und gesagt haben, wie schade sie es fänden, dass es nicht geklappt hätte. Außerdem hatte ich plötzlich 80 Nachrichten auf meinem Handy. Da war ich dann doch stolz, obwohl ich nicht gewonnen hatte.
Mit welchen Zielen gehen Sie diesmal zur Tour?
Schröder: Zuerst muss ich mich natürlich für die Tour qualifizieren. Falls die Form stimmt und ich dabei sein werde, dann in erster Linie, um Petacchi und Zabel zu helfen – was ich übrigens als Ehre empfinde. Aber ich bin nicht der Fahrertyp, der vorne im Wind ackert. Dafür haben wir andere. Meine Aufgabe besteht darin, im Finale den Sprint vorzubereiten. Wenn aber mal eine Gruppe springt und ich dabei bin, will ich auch meine Chance nutzen.
Sie feierten bei der Bayern-Rundfahrt ihren ersten Milram-Sieg. Soll dort 2007 der nächste folgen?
Schröder: Naja, bei der Sachsen-Tour hat es ja auch mit zwei Siegen innerhalb von zwei Jahren geklappt. Aber so früh in der Saison will ich mich da nicht festlegen. Man weiß ja letztlich nie, wie es läuft. Erst mal richte ich mein Augenmerk auf die Algarve-Rundfahrt.
Mit Igor Astarloa hat Milram einen weiteren Star geholt, der vor allem bei den Eintagesrennen für Siege sorgen soll. Fühlen Sie durch die Verpflichtung ihre Erfolgsaussichten gemindert?
Schröder: Gar nicht. Schauen Sie: Vor eineinhalb Jahren war ich noch bei Wiesenhof. Dann kam der Vertrag bei Milram und die Möglichkeit ProTour zu fahren. Da hat man nicht so hohe Ansprüche. Ich kann von Astarloa noch lernen und von ihm profitieren, da bin ich mir ganz sicher. Außerdem haben wir so viele Rennen, da bekommt jeder seine Chance.
Welche Rennen liegen Ihnen als Allrounder besonders?
Schröder: Von den deutschen Rennen die Hamburg Cyclassics und Henninger Turm. Von den internationalen in erster Linie die Ardennenklassiker. Allerdings braucht man da viel Substanz und die muss man sich hart erarbeiten.
Viele der deutschen Profis leben und trainieren im deutschen Südwesten oder in der Schweiz. Ist das eine Option für sie?
Schröder: Ich habe viel darüber nachgedacht und das auch mit Peggy, meiner Frau, schon besprochen. Prinzipiell ist es schon eine Option für mich. Bis jetzt spricht aber mehr für als gegen Berlin. Wir fühlen uns alle hier sehr wohl. Meine Eltern leben hier und unser zweijähriger Sohn Finley kann schon in den Kindergarten gehen. Ich kann den Olympiastützpunkt nutzen, was unbezahlbar ist. Die Trainingsmöglichkeiten auf der Straße sind auch sehr gut. Und wenn ich mal im Gebirge trainieren muss, dann fahre ich eben dorthin. Außerdem bin ich 2006 so viele Rennen mit Bergen gefahren, da brauche ich Zuhause keine.
Mit Björn Schröder sprach Matthias Seng.
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