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31.05.2008 | (rsn) - Um 10:41 Uhr machten sich die noch 143 im Rennen verbliebenen Fahrer auf die vorletzte Etappe des Giro d`Italia. Am Vorschlusstag sollte mit dem Dach der Tour, dem Gavia-Pass, und dem steilen Mortirolo noch einmal ein hartes und mit 224 Kilometern von Rovetto nach Tirano auch langes Stück Arbeit auf das Peloton warten.
An diesem schweren Tag ließen es die Fahrer zunächst ruhig angehen. Auf den ersten 70 Kilometern waren Fluchtversuche Fehlanzeige. Der Angriff von Gabriele Bosisio (LPR) eröffnete dann den Reigen der Attacken. Mehr als 20 Sekunden an Vorsprung konnte sich der Solist allerdings zunächst nicht erarbeiten. Der Versuch von Carlos Ochoa (Serramenti), der sich nach 75 Kilometern auf die Verfolgung von Bosisio machte, war nur von kurzer Dauer, so dass Bosisio nach 85 Kilometern noch immer mit knappem Vorsprung als Solist unterwegs war. Kurz darauf hatte auch Bosisio von seinem nicht größer werdenden Vorsprung genug und ließ sich ins Feld zurückfallen.
Kurz darauf attackierte dann der Spanier Juan Manuel Garate (Quick.Step), der von Juan Horrach (Caiss d`Epargne), Morris Possoni (High Road) und Ochoa (Serramenti) Gesellschaft bekam, doch wieder war das Feld aufmerksam und ließ das Quartett nicht ziehen.
Von Erfolg gekrönt war dann schließlich nach 95 Kilometern der Angriff von José Rujano (Caisse d`Epargne), der sich gemeinsam mit Evgeni Petrov (Tinkoff), Kevin Seeldrayers (Quick.Step), Francis De Greef (Silence-Lotto), Dmitry Kozontchuk (Rabobank) und Julio Alberto Perez Cuapio (CSF Group Navigare) vom Feld absetzen konnte. Im Anstieg vom Gavia-Pass lösten sich dann Perez Cuapio und Petrov aus der Spitzengruppe, kurz darauf konnte Rujano nachziehen.
Nach 104 Kilometern, drei Kilometer vor der Bergwertung, konnte sich Cuapio von seinen beiden Begleitern absetzen. Zur gleichen Zeit gab Andreas Klöden (Astana) das Rennen auf. An der Bergwertung hatte Perez Cuapio 25 Sekunden Vorsprung auf Rujano. Weitere 20 Sekunden dahinter folgte eine Gruppe mit Petrov, zu dem Toni Colom (Astana) und Fortunato Baliani (CSF Group) aufschließen konnten. Mit 1`05 Rückstand passierten Seeldrayers gemeinsam mit den aus dem Hauptfeld herausgefahrenen Charles Wegelius (Liquigas) und Felix Cardenas (Barloworld). Die Gruppe um das Rosa Trikot, Alberto Contador (Astana), hatte 90 Sekunden Rückstand.
Auf der Abfahrt vom Gavia-Pass, gut 100 Kilometer vor dem Ziel. konnte Perez Cuapio seine Führung verteidigen. Sein Verfolger Rujano wurde hingegen von der Verfolgergruppe um Colom aufgefahren. Rujano wurde gemeinsam mit Petrov sogar weiter nach hinten gereicht, so dass Colom und Baliani die schärfsten Verfolger von Perez Cuapio waren. Mit zwei Minuten Rückstand auf den Spitzenreiter folgten dann Cardenas und Wegelius. Dann folgte mit fünf Minuten Rückstand die auf 50 Fahrer geschrumpfte Gruppe um das Rosa Trikot.
Nach 135 Kilometern konnte das Verfolgerduo Colom/Baliani dann zum Mexikaner Perez Cuapio aufschließen. Dahinter folgte mit über zwei Minuten Rückstand Petrov, dann Cardenas, Rujano und Wegelius mit über drei Minuten Rückstand. Die Gruppe um das Rosa Trikot lag sechs Minuten zurück. Nach 150 Kilometern konnte das Trio um Cardenas zu Petrov aufschließen, so dass nun vier Fahrer gemeinsam auf der Verfolgung des Spitzentrios waren.
Im Feld übernahmen nun die Teams von LPR (für Di Luca) und vor allem Serramenti (für Simoni) die Tempoarbeit, so dass der Abstand zumindest zur Cardenas-Gruppe schnell wettgemacht wurde. Auch der Vorsprung des Spitzentrios war 75 Kilometer vor dem Ziel auf vier Minuten gesunken.
60 Kilometer vor dem Ziel, als der Anstieg zum Mortirolo begann, musste Perez Cuapio in der Spitzengruppe reißen lassen, so dass mit seinem Teamkollegen Baliani und Colom von Astana nur noch ein Duo übrig blieb.
Auch das große Feld fiel im Mortirolo auseinander. Zunächst geriet Paolo Savoldelli (LPR) in Schwierigkeiten, dann auch Vincenzo Nibali (Liquigas). Die Gruppe um das Rosa Trikot reduzierte sich alleine auf den ersten drei Kilometern auf knapp 25 Fahrer und die Gruppe wurde immer kleiner. Vier Kilometer vor dem Ziel musste sogar Di Luca kurzfristig reißen lassen, kam aber, wie einige andere auch, wieder zurück. Immer wieder probierten es nun Gilberto Simoni, Riccardo Ricco und Emanuele Sella mit Attacken. Sie konnten sich aber nicht entscheidend absetzen. Dafür aber mussten erneut Di Luca und Bruseghin reißen lassen.
Durch die ständigen Tempoverschärfungen blieben unter den Favoriten nur noch Contador, Sella, Ricco, Simoni, Joaquim Rodriguez, Denis Mentschow und Domenico Pozzovivo übrig. Von Pellizotti war zu diesem Zeitpunkt auch nichts mehr zu sehen. Als nächster Fahrer geriet Simoni in Schwierigkeiten, konnte sich aber halten.
In der Spitzengruppe konnte sich derweil Colom von seinem Begleiter Baliani absetzen und recht schnell einen Vorsprung von 40 Sekunden herausfahren. Die Contador-Gruppe folgte weitere 90 Sekunden dahinter. Während sich Colom 49 Kilometer vor dem Ziel den Bergpreis sicherte, wurde Baliani von der Contador-Gruppe, die nur noch 40 Sekunden hinter dem Führenden lag, eingeholt. Mit gut einer Minute Rückstand auf Colom überquerten Bruseghin und Van den Broeck die Bergwertung, Pellizotti und Tadej Valjavec (Ag2r) hatten 90 Sekunden Rückstand auf Colom, Di Luca gar schon zwei Minuten.
Auf der Abfahrt riskierten Bruseghin, Van den Broeck, vor allem aber Pellizotti alles und konnten zur Contador-Gruppe aufschließen. Diese wiederum holte 35 Kilometer vor dem Ziel den Spanier Colom ein. 30 Kilometer vor dem Etappenende kam dann wieder Bewegung in die Spitzengruppe der Favoriten. Zunächst attackierte Sella, dem kurze Zeit später Simoni folgte. An der letzten Bergwertung des Tages in Aprica, 17 Kilometer vor dem Ziel, lag der Solist Sella 1`10 vor seinem Verfolger Simoni. Die Gruppe um Contador, in die auch wieder Valjavec vorgefahren war, lag weitere 27 Sekunden zurück. Mit großem Rückstand, nämlich 4:15 Minuten auf Sella, passierte Di Luca an der Seite von Vladimir Karpets (Caisse d`Epargne) die Bergwertung.
Auf der anschließenden Abfahrt ließ sich Sella seinen Vorsprung nicht mehr nehmen und feierte seinen dritten Etappensieg beim diesjährigen Giro. Dahinter kamen Simoni und Joaquim Rodriguez, der sich auf der Abfahrt aus der Favoritengruppe lösen konnte, auf die Plätze zwei und drei. Contador und Ricco, die vor der Etappe nur vier Sekunden trennten, kamen zeitgleich ins Ziel. Di Luca hingegen verlor viel Zeit und fuhr fast 5:30 Minuten hinter dem Tagessieger über den Zielstrich.
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