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31.07.2008 | (rsn) - Stefan Schumacher (Gerolsteiner) hofft nach seiner sensationellen Tour de France auf ähnlich erfolgreiche Olympischen Spiele. Der WM-Dritte zählt sowohl im Straßenrennen als auch im Zeitfahren zu den Medaillenkandidaten. "Eine ganz wichtige Rolle wird spielen, wie ich mit den klimatischen Verhältnissen in Peking zu Recht komme", so Schumacher im Interview mit Radsport News.
Nach Deiner sensationellen Tour bist Du in aller Munde. Wie groß war der Trubel um Deine Person in den letzten Tagen?
Schumacher: Da war schon einiges geboten. Mein Telefon stand kaum still, ich habe viele Interviews gegeben. Und so ganz nebenbei muss ich mich ja auch noch auf Olympia vorbereiten. Bereits am Freitag geht es nach Peking. Sagen wir es so: Ruhe sieht anders aus.
Du hattest eine bemerkenswert starke letzte Tourwoche. War das in der Vorbereitung so geplant?
Schumacher: Eigentlich überhaupt nicht. Mein Fokus lag ganz gezielt auf der ersten Woche, in der ich mir einiges ausgerechnet hatte. In der dritten Woche war ich selbst ganz überrascht über meine Form. Bisher war es bei den großen Rundfahrten immer so, dass ich in der dritten Woche relativ häufig Probleme hatte. Aber ich bin nicht böse, dass es dieses Mal anders war.
Hast Du in der zweiten Tourwoche – speziell in den Pyrenäen - bewusst etwas rausgenommen?
Schumacher: Rausgenommen? Wenn das so rübergekommen ist, hat der Eindruck getäuscht. Ich habe alles gegeben und gar nicht so viel Zeit verloren.
Bei allen außergewöhnlichen Leistungen wird derzeit im Radsport die Frage gestellt, ob das mit rechten Dingen zugeht. Hast Du Dich nach Deinen Erfolgen auch diesen Fragen stellen müssen – und was hast Du geantwortet?
Schumacher: Diesen Fragen muss sich jeder Radfahrer stellen, der derzeit erfolgreich ist. Aber ich kann das auch niemandem verübeln. So ganz unschuldig ist der Radsport an dieser Situation ja nicht. Und so lange alles fair bleibt, ist das in Ordnung. Allerdings bin ich felsenfest davon überzeugt, dass der Radsport auf dem richtigen Weg ist.
Zwischen Tour und Olympia, Deinem nächsten Saisonhöhepunkt, bleibt nur wenig Zeit zur Erholung. Fürchtest Du, zu wenig?
Schumacher: Das muss man mal abwarten. Ich bin selbst ganz gespannt, ob ich die Form halten kann. Ich hoffe natürlich, dass es mir gelingt. Warten wir einfach mal ab.
Wo siehst Du für Dich größere Medaillenchancen – im Zeitfahren oder im Straßenrennen?
Schumacher: Eine schwierige Frage. Vom Prinzip her liegen mir beide Profile. Eine ganz wichtige Rolle wird spielen, wie ich mit den klimatischen Verhältnissen in Peking zu Recht komme. Es ist ja kein Geheimnis, dass ich kein Freund von Temperaturen um die 40 Grad bin.
Bereitet Dir der Pekinger Smog große Sorgen?
Schumacher: Nicht nur der Smog – auch die hohen Temperaturen. Ich hoffe, dass mir eine Woche reicht, um mich zu akklimatisieren.
Die Spiele finden in einer Diktatur statt. Mit welchen Gefühlen trittst Du in Peking an? Stand für Dich jemals zur Debatte, nicht nach China zu fahren?
Schumacher: So ganz kann man die Diskussionen nicht ausblenden, das beschäftigt einen natürlich schon. Trotzdem bin ich froh, dass es zu keinem Boykott kommt. Ich finde, diese Diskussion hätte vor Vergabe der Spiele an Peking stattfinden sollen. Jetzt sollte man dem Sport nicht aufbürden, was selbst die große Politik nicht stemmen kann.
Für welches Team wirst Du im nächsten Jahr fahren?
Schumacher: Schauen wir mal, wie der Nachfolger von Gerolsteiner heißt. (Lacht.) Im Ernst: Ich hoffe, dass sich diese Frage nicht stellt – und Hans Holczer einen Sponsor findet. Das wäre wichtig. Nicht nur für das Team, sondern auch für den gesamten deutschen Radsport.
Die Fragen an Stefan Schumacher stellte Matthias Seng.
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