Interview mit Grischa Niermann (Rabobank)

„Uns klebt das Pech an den Fersen“

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Grischa Niermann (Rabobank) bei der Team-Präsentation zur Tour de France

Foto: ROTH

21.07.2009  |  (rsn) – Das niederländische Rabobank-Team zählt zu den großen Enttäuschungen  der 96. Tour de France. Der Hannoveraner Grischa Niermann, als einer der Helfer für seine Kapitäne Denis Mentschow, Robert Gesink und Oscar Freire ins Rennen gegangen, sprach am zweiten Ruhetag mit Radsport News über die schwarze Serie seiner Mannschaft.

Stürze, Verletzungen und der Kapitän Denis Mentschow fährt von Anfang an hinterher. Wie erklären Sie sich die schwarze Rabobank-Serie?

Niermann: Für das Pech, das uns an den Fersen klebt, hat niemand eine Erklärung! Dass Denis die Erwartungen nicht erfüllen kann, liegt auch daran, das er bei seinem Sieg im Giro zuviele Kräfte verbraucht hat, um in der Tour wieder um den Sieg kämpfen zu können.

Rabobank ist mit großen Ambitionen ins Rennen gegangen und hatte drei Trikots im Visier. Hat sich das Team selbst zu sehr unter Druck gesetzt?

Niermann: Ich denke, unsere Ambitionen waren durchaus realistisch. Aber Oscar Freire war nach den ersten beiden Etappen (durch Sturz und Windkante) quasi schon auf verlorenem Posten im Kampf um Grün. Robert Gesink hat die Tour durch seinen Sturz verlassen müssen, bevor sie richtig begonnen hatte, und Denis hätte in Giroform sicher ein Wörtchen um den Kampf um Gelb mitreden können.

Sind Sie mit Ihrer eigenen Leistung zufrieden?

Niermann: Ich bin als Mannschaftshelfer zur Tour gekommen und wenn es bei meinen Kapitänen besser gelaufen wäre, hätte meine Arbeit für Sie sicherlich viel Wert gehabt. Wenn wir also insgesamt besser dastehen würden, wäre ich mit meiner Leistung zufrieden.

Wie ist die Stimmung im Team nach all den Pleiten?

Niermann: Es war und ist teilweise schon schwer für uns, jeden Tag mit neuen negativen Höhepunkten konfrontiert zu werden. Aber untereinander verstehen wir uns sehr gut, und wir werden weiterhin alles geben um das nötige Glück auf unsere Seite zubekommen.

Wie lautet die Marschroute für den Rest der Tour?

Niermann: In Paris und vielleicht auch auf der Etappe am Freitag werden wir versuchen, Oscar Freire in Stellung zu bringen, und auf den Bergetappen haben wir alle die Chance zu attackieren und in die Fluchtgruppe zu kommen.

Das heißt, auch Sie dürfen auf Etappensieg fahren?

Niermann: Ja. Wir haben unser taktisches Korsett in der zweiten Tourwoche schon angepasst und jeder hatte die Freiheit es zu versuchen, aber die Tour ist halt kein Wunschkonzert. Es ist nicht leicht, überhaupt in eine Spitzengruppe zu kommen, geschweige denn eine Etappe zu gewinnen. Natürlich werde auch ich es in den kommenden Tagen versuchen, wenn die Beine es zulassen.

Wie geht es Oscar Freire - behindert ihn die Schussverletzung sehr?

Niermann: Abgesehen davon, das es alles andere als schön ist, wenn man beim Radrennen jetzt auch noch beschossen wird ist Oscars "Schussverletzung" mehr ein Kratzer und behindert ihn in keinster Weise.

Wer gewinnt die Tour de France?

Niermann: An Alberto Contador führt kein Weg vorbei, es sei denn, ich bekomme morgen eine Stunde Vorsprung geschenkt.

Die Fragen an Grischa Niermann stellte Matthias Seng.

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