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18.01.2010 | (rsn) – Fabian Wegmann bereitet sich wie vier seiner Milram-Teamkollegen derzeit auf Zypern auf die neue Saison vor. Im Interview mit Radsport News äußert sich der 29 Jahre alte Freiburger zu seinen Saisonzielen, über selbstständige Profis und warum er in diesem Jahr mit breiter Brust den zweiten Giro d’Italia seiner Karriere in Angriff nehmen wird.
Der Großteil des Teams trainiert auf Mallorca, Sie halten sich mit einer kleinen Gruppe auf Zypern auf. Was hat Sie dazu bewogen?
Wegmann: Wir haben das Angebot bekommen, mal nach Zypern zu gehen. Das ist was Anderes, eine Art Tapetenwechsel. Auf Mallorca ist es zwar auch schön, aber wir haben es hier gut erwischt, vor allem vom Wetter her. Hier ist es ja nochmal zehn Grad wärmer als auf Mallorca. Dass die Trainingsbedingungen so perfekt sind, damit hatte ich gar nicht gerechnet. Wir sind schon mehrmals in den Bergen gewesen, da geht’s bis auf 1.500 Meter hoch. Die Straßen hier sind teilweise nagelneu und es gibt nur wenig Verkehr. Man fährt manchmal eine Stunde und sieht nur zwei, drei Autos. Und die Autofahrer, denen man begegnet, sind sehr rücksichtsvoll. Da lässt es sich schön trainieren.
Auch auf Zypern versorgen die Fahrer sich teilweise selbst, niemand von der Teamleitung ist dabei, weder Betreuer noch Mechaniker. Wie kommen Sie damit klar?
Wegmann (lacht): Das ist natürlich sehr, sehr schwer für uns. Aber im Ernst: Es ist ja auch nicht anders als Zuhause. Da muss ich mein Obst und meine Nudeln auch selber einkaufen und mir abends mein Essen selber machen. Hier haben wir ja auch noch eine Taverne, in der es Frühstück und Abendessen gibt. Was wir darüber hinaus benötigen, kaufen wir in einem kleinen Laden im Ort ein. Und dazu sind wir alt genug, das schaffen wir schon.
Hinter der Teamvorgabe der Selbstversorgung steht ja die Idee, den Zusammenhalt in der Mannschaft zu fördern…
Wegmann: Naja, so was wie hier ist ja nicht außergewöhnlich, das habe ich die vergangenen Jahre auch immer gemacht. Bei Gerolsteiner hatten wir auch immer nur ein kurzes gemeinsames Trainingslager und den Rest haben wir selber organisiert. Das ist für uns etwas ganz Normales. Nur ist es bei Milram in diesem Jahr so, dass auch die Gruppen, die gemeinsam Rennen fahren, auch vorher schon zusammen sind.
Gibt es denn einen größeren Zusammenhalt im Vergleich zur letzten Saison?
Wegmann: Ich war ja bisher noch nicht auf Mallorca in der Gruppe dabei, die sich selbst versorgt hat, aber ich sehe keinen großen Unterschied. Die Leute, mit denen ich hier auf Zypern zusammen bin, kennen sich gut, und wir haben das im letzten Jahr ja auch schon ähnlich gemacht.
Sie hatten eine nicht ganz einfache letzte Saison mit Sturz- und Verletzungsproblemen. Sind die Folgen davon jetzt ausgestanden?
Wegmann: Ich denke schon. Ich spüre seit Dezember nochmal eine neue Qualität und dass es richtig nach vorne geht. Bis dahin hatte ich immer noch Probleme mit dem Rücken und dem Bein. Ich konnte nachts schlecht schlafen. Aber jetzt bin ich ganz guter Dinge, dass ich da anknüpfen kann, wo ich letztes Jahr in Frankfurt am 1. Mai aufgehört habe. Bis dahin lief die Saison sehr gut. Ich hatte gute Platzierungen und war ein paar Mal knapp an einem Sieg dran gewesen. Jetzt fühle ich mich eigentlich noch besser als im letzten Jahr zu diesem Zeitpunkt. Und dementsprechend bin ich motiviert.
Stichwort motiviert: Was haben Sie sich für 2010 vorgenommen?
Wegmann: Mein erstes großes Saisonhighlight sind ganz klar die Ardennenklassiker. Ich will bei Amstel, Fleche oder Lüttich ganz vorne landen. Mein Traum ist es, eines von diesen Rennen zu gewinnen und dafür will ich alles tun. Letzte Saison war ich zwar in einer sehr guten Verfassung, habe mir dann aber im Lauf der Ardennenwoche eine Erkältung zugezogen. Wie man gesehen hatte, konnte ich mich davon recht schnell erholen und beim Eschborn Frankfurt City Loop ging es ja schon wieder.
Und wie sieht es mit den Starts bei den großen Rundfahrten aus?
Wegmann: Nach langer Zeit werde ich wieder den Giro fahren. Das wird erst mein zweiter Start nach 2004, den ich ja noch in sehr guter Erinnerung habe. Ich habe damals das Bergtrikot gewonnen, einer meiner größten Erfolge überhaupt. Deshalb werde ich in Italien mit breiter Brust ins Rennen gehen.
Wie sieht’s mit den Chancen auf die Tour aus?
Wegmann: Ganz gut, denke ich. Ich werde nach dem Giro eine Rennpause einlegen und mich dann gezielt auf die Tour vorbereiten.
Rechnen Sie sich bei den Deutschen Meisterschaften mehr Chancen aus als im letzten Jahr?
Wegmann: Ja, auch wenn ich mir die Strecke bis jetzt noch nicht angeschaut habe. Auf jeden Fall ist die DM ein Rennen, in dem ich immer sehr motiviert bin. Und es wäre schön, wieder im Meistertrikot zu fahren.
Wie stark schätzen Sie Ihr Team im Vergleich zum letzten Jahr ein?
Wegmann: Ich denke, wir haben uns ordentlich verstärkt. Luke Roberts etwa kenne ich schon länger, Roy Sentjens ist bei den belgischen Klassikern immer für einen Sieg gut. Ich denke, dass wir 2010 bei diesen Klassikern insgesamt breiter aufgestellt sind.
In diesem Jahr droht Milram bei der Sponsorensuche eine ähnliche Hängepartie wie vor zwei Jahren Ihrem damaligen Gerolsteiner-Team. Spukt das schon in Ihrem Kopf herum?
Wegmann: Zuerst mal: Mein Vertrag läuft aus, so dass ich so oder so in diesem Jahr um einen neuen Vertrag fahre. Also ändert sich da für mich nicht viel. Natürlich wäre es schön, wenn es mit Milram weiter gehen würde. Ich versuche, eine möglichst gute Saison zu fahren, früh schon in guter Form zu sein. Dann werde ich sehen, was dabei rauskommt. Mehr als mich professionell vorzubereiten - die Rennen zu gewinnen, die ich gewinnen will - mehr kann ich nicht machen, ganz gleich, ob ein neuer Sponsor gefunden wird oder nicht.
Das Team soll mit strafferen Zügeln geleitet werden. Ralf Grabsch etwa sagte bei der Teampräsentation, dass die Fahrer im letzten Jahr zu viele Freiheiten gehabt hätten. War das so?
Wegmann: Es kann vielleicht auf einige Personen runter gebrochen werden, aber ich fühle mich da nicht angesprochen. Das Ganze wird vielleicht etwas überinterpretiert. Ich habe hier auf Zypern ja auch meine Freiheiten und weiß trotzdem, dass ich mich vernünftig vorbereiten muss.
Auch in der Saison gibt es vom Teamchef die Vorgabe von 25 Saisonsiegen. Finden Sie das hilfreich?
Wegmann: Natürlich muss man Ziele haben, das ist überall so und ich finde das auch richtig und wichtig. Gerry van Gerwen hat die Zahl 25 in den Raum geworfen. Ich halte das durchaus für eine realistische Zahl. Als ProTour-Team und mit der Qualität, die wir haben, kann man das auch erreichen. Aber die Qualität der Rennen spielt natürlich eine große Rolle.
Sie sind mit 29 Jahren im besten Rennfahreralter. Was fehlt Ihnen in Ihrer Karriere noch an Erfolgen?
Wegmann: Ein Sieg bei einem großen Klassiker. Ich war bei der Lombardei-Rundfahrt schon auf dem Podium. Das war ein Riesenerfolg, aber ich will es bei dem Rennen auch mal nach ganz oben schaffen. Das liegt mir sehr am Herzen und daraufhin trainiere ich auch.
Das Bergtrikot beim Giro 2004 war eine ziemlich große Überraschung gegen die starke Konkurrenz der Italiener. Danach haben Sie sich zum Klassikerspezialisten entwickelt. War das nicht auch für Sie überraschend?
Wegmann: Für mich war das damals im Hochgebirge schon sehr schwer. Ich war noch sehr jung und viel leichter als heute. Und das Trikot habe ich mir nicht in den großen Pässen gesichert, sondern indem ich sieben oder acht Mal in den Spitzengruppen dabei war und immer Punkte bei den kleineren Wertungen geholt habe, mal drei, vier oder fünf. Ich habe keine einzige große Bergwertung gewonnen. Ich arbeite immer noch darauf hin, dass ich in den Bergen schneller werde und auch die längeren Anstiege fahren kann. Aber ich bin relativ spritzig, habe eine gute Schnellkraft und kann ganz ordentlich sprinten. Das wäre auch ein Vabanquespiel, denn würde ich besser in den schweren Anstiegen und dafür langsamer im Sprint, könnte ich vielleicht keine Rennen mehr gewinnen - und das brächte mir dann auch nichts. Da gewinne ich lieber drei, vier Rennen im Jahr und nehme dafür in Kauf, in den Bergen langsamer zu sein.
Wie lange glauben Sie denn, ganz vorne mitfahren zu können? Denken Sie schon an die Zeit nach der Karriere als Radprofi?
Wegmann: Wie gesagt, ich bin im besten Rennfahreralter und da macht man sich noch keine Gedanken über ein Karriereende. Ich habe im Herbst mal Jens Voigt gefragt, wie lange er noch fährt und er hat mir gesagt, dass er möglicherweise erst mit 40 aufhört. Somit hätte ich noch elf Jahre. Ich fühle mich noch lange nicht ausgebrannt und bin auch körperlich eher ein Spätentwickler, so dass ich auch noch einiges an Potenzial habe.
Mit Fabian Wegmann sprach Matthias Seng.
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