Interview mit dem Skil-Shimano-Profi

Geschke: "Es wird weiter bergauf gehen"

Foto zu dem Text "Geschke:
Simon Geschke (Skil-Shimano) Foto: ROTH

27.01.2011  |  (rsn) – Simon Geschke ist einer von gleich fünf deutschen Fahrern im niederländischen Skil-Shimano-Rennstall. Während Johannes Fröhlinger, Roger Kluge, Marcel Kittel und Martin Reimer sämtlich neu im Team sind, geht der 24 Jahre alte Berliner in seine dritte Saison beim Zweitdivisionär. Im Interview mit Radsport News äußerte sich Geschke zu seinen Saisonzielen, zu seinen vier neuen deutschen Mannschaftskollegen und erklärte, warum er sein Team für so stark wie nie zuvor hält.

Sie gehen in Ihr drittes Jahr bei Skil-Shimano. Wie lief die Saisonvorbereitung bisher?

Geschke: Die Vorbereitung lief voll nach Plan. Im Großen und Ganzem habe ich nicht viel geändert. Ich habe das reine Krafttraining im Fitnessstudio ein bisschen zurückgeschraubt und durch Krafttraining auf dem Rad ersetzt. Ich habe mehr auf Ausdauer trainiert, um meine Fähigkeiten am Berg zu verbessern.

Ihr Teamchef Iwan Spekenbrink sprach vom "auf dem Papier stärksten Kader", den Skil jemals hatte. Stimmen Sie ihm zu?

Geschke: Ja, da stimme ich ihm zu. Wir haben viele Neuzugänge aus großen Teams gemixt mit großen Talenten aus dem Nachwuchsbereich. Aber Papier zählt nicht. In den Rennen muss es funktionieren. Und dass es klappt, hat ja Marcel Kittel mit seinem Sieg auf der 3. Etappe der Tour de Langkawi schon bewiesen.

Mittlerweile stehen fünf deutsche Fahrer im Team. Wie kommen Sie mit Ihren Landsleuten klar? Gibt Dir das Extramotivation?

Geschke: Wir verstehen uns alle sehr gut, da wir uns ja vorher schon kannten. Mit Marcel Kittel und Martin Reimer bin ich in der U23 sogar schon einige Rennen für die Nationalmannschaft gefahren. Aber auch mit den Fahrern aus anderen Nationen im Team klappt es gut. Das ist ein großer Vorteil von Skil und motiviert, denke ich, jeden einzelnen.

Es gibt zahlreiche Neuzugänge. Hat sich der "Charakter" des Teams dadurch verändert?

Geschke: Ja, das schon. Im Trainingslager etwa hat man gemerkt, dass es gewisse Grüppchenbildung gab - Deutsche, Franzosen und Holländer, die die meisten Fahrer bei uns stellen. Aber das kam nicht so oft vor und ist auch normal. Jeder spricht auch gern mal ausschließlich in seiner Muttersprache. Beim Training und beim Essen ist es aber weiter bunt gemischt, so dass wir uns alle gut kennen gelernt haben. Die Stimmung im Team war immer gut, seit ich für Skil fahre. Daran hat sich auch dieses Jahr nichts geändert.

Was haben Sie sich für die Saison 2011 vorgenommen?

Geschke: Viel. Mein Vertrag läuft aus und ich habe die letzten beiden Jahre vieleErfahrungen gesammelt, die sich dieses Jahr in noch besseren Ergebnissen wiederspiegeln sollen.

Wie sieht die Saisonplanung konkret aus - und welche sind Ihre Ziele?

Geschke: Mein erstes großes Ziel werden die Ardennenklassiker sein. Aber es wäre vermessen zu sagen, dass ich da Bäume ausreißen werde. Da will ich einfach topfit sein, das Bestmögliche aus mir rausholen und richtig gute Rennen liefern. Ergebnisse werde ich hoffentlich schon vorher einfahren können. Ich starte dieses Jahr in Katar. Gute Ergebnisse sind dann vor allem bei der Oman-Rundfahrt möglich, bei Sud Ardeche, der Murcia-Rundfahrt und Hel van het Mergelland, einem meiner Lieblingsrennen.

Was trauen Sie Ihren neuen Teamkollegen Kittel, Fröhlinger, Kluge und Reimer zu?

Geschke: Zu Kittel muss ich wohl nicht viel sagen. Wer als Neoprofi im dritten Rennen der Saison gleich gewinnt, übertrifft alle Erwartungen. Auch die anderen Drei sind sämtlich sehr gute Rennfahrer und werden sich dieses Jahr sicher auch noch mal weiter entwickeln. Sie haben die letzten Jahre schon gezeigt, wozu sie fähig sind und haben bei uns mehr Freiheiten als in ihren alten Teams. Da kommt also sicherlich auch noch eine ganze Menge.

Bei der Tour und Giro wird Skil-Shimano nicht dabei sein, und auch für die Vuelta wird es schwierig. Wäre der Frust groß, wenn es wieder nicht klappt mit dem Start bei einer der großen Rundfahrten?

Geschke: Ja, definitiv. Ich würde gern wieder eine dreiwöchige Rundfahrt fahren und hoffe jetzt natürlich sehr auf die Vuelta.

Skil-Shimano ist in den Niederlanden "nur" die Nummer drei hinter Rabobank und Vacansoleil. Wurmt das?

Geschke: Nein, mich interessiert nur, wie meine Entwicklung weitergeht. Mit Skil fahre ich in einem Team, bei dem ich weiß, dass es weiter bergauf geht mit mir.

Die Teamleitung scheint kein sonderlich großes Interesse an einer ProTeam-Lizenz zu haben. Wie wichtig ist es Ihnen, auch mal "erste Liga" zu fahren - oder könnten Sie sich vorstellen, auch langfristig bei Skil zu bleiben?

Geschke: Das wird sich zeigen, in erster Linie will ich mir erstmal durch gute Leistungen einen neuen Vertrag verdienen. Ich denke schon, dass ich auch in einem ProTeam meinen Weg gehen würde und das Team verstärken könnte. Ich werde dieses Jahr 25, die Zeit dafür wäre also reif. Aber auch bei Skil wird sehr professionell gearbeitet. Da gibt es kaum Unterschiede zur ersten Liga.

Ihr bisheriger Teamkollege Robert Wagner fährt in dieser Saison beim neuen Leopard-Trek-Team in der ersten Division. Beneiden Sie ihn darum, dass er künftig in einem der besten Teams der Welt fährt?

Geschke: Robert ist nicht nur ein Ex-Teamkollege, sondern inzwischen auch ein sehr guter Freund. Wir wohnen im gleichen Ort (im belgischen Kelmis, d. Red.) und trainieren so oft es geht zusammen. Da gibt es keinen Neid, er hat es sich ohne Wenn und Aber verdient, in diesem Team zu fahren.

Die Fragen an Simon Geschke stellte Matthias Seng.

Weitere Radsportnachrichten

25.12.2024Kräftezehrendes Jahr mit zwei Grand Tours

(rsn) – Die Ambitionen von Felix Gall (Decathlon – AG2R La Mondiale) waren vor dem Jahr 2024 berechtigter Weise groß. Denn der Österreicher konnte auf eine erfolgreichste Saison zurückblicken,

25.12.2024Alles offen nach einer erfolgreichen Saison

(rsn) - Das Resümee ihrer ersten vollständigen Profi-Saison dürfte durchweg positiv für die Schweizerin Elena Hartmann vom Team Roland ausgefallen sein. Erst vor zwei Jahren gelang der inzwischen

25.12.2024Traum erfüllt und doch unzufrieden

(rsn) – Es gibt durchaus einfachere Aufgaben als die Saison 2024 von Pascal Ackermann zu bewerten. Auch er selbst ist da ein wenig zwiegespalten. Schließlich hat er es mit dreißigeinhalb Jahren en

25.12.2024Meistertitel das Highlight im insgesamt bislang besten Jahr

(rsn) - Die abgelaufene Saison wird Franziska Koch vom Team dsm-firmenich - PostNL wohl noch länger in Erinnerung bleiben - war es doch mit Abstand ihre erfolgreichste, seit sie im Jahr 2019 beim Tea

25.12.2024Auch Colombo und vier Kollegen verlassen Q36.5

(rsn) - In unserem ständig aktualisierten Transferticker informieren wir Sie regelmäßig über Personalien aus der Welt des Radsports. Ob es sich um Teamwechsel, Vertragsverlängerungen oder Rücktr

25.12.2024Im Überblick: Die Transfers der Männer-Profiteams für 2025

(rsn) – Nachdem zahlreiche Transfergerüchte seit Monaten in der Radsportwelt zirkulieren, dürfen die Profimannschaften seit dem 1. August ihre Zu- und Abgänge offiziell bekanntgeben. Radsport

25.12.2024Die Radsport-News-Jahresrangliste der Frauen 2024

(rsn) - Wie bei den Männern so blicken wir traditionell am Jahresende auch auf die Saison der Frauen zurück und stellen die besten 15 Fahrerinnen unserer Jahresrangliste vor. Wir haben alle UCI-Ren

25.12.2024Die Radsport-News-Jahresrangliste der Männer 2024

(rsn) - Auch diesmal starten wir am 1. November mit unserer Jahresrangliste. Wir haben alle UCI-Rennen der vergangenen zwölf Monate (1. November 2023 bis 31. Oktober 2024) ausgewertet - nach unserem

24.12.2024Der größte Sieg war jener über Long-Covid

(rsn) – Es war eine Saison voller Höhen und Tiefen für Marlen Reusser (SD Worx – Protime), wobei vor allem in der zweiten Saisonhälfte die Tiefe übernahm – und zwar komplett. Denn die Schwe

24.12.2024Top-Sprinter mit starkem Sinn für Realismus

(rsn) - Mit zwei Siegen und insgesamt 21 Top-Ten-Resultaten bei UCI-Rennen zeigte Phil Bauhaus (Bahrain Victorious) auch 2024, dass er zu den schnellsten Männern im Feld zählt. Mit seiner Saison w

24.12.2024Mit 36 Jahren noch immer einer der Besten

(rsn) – Seit vielen Jahren gehört Riccardo Zoidl (Felt – Felbermayr) zu den absolut besten Fahrern Österreichs. 2013 erlebte er seinen absoluten Durchbruch, wo er sich mit zahlreichen Rundfahrts

24.12.2024Hamilton bricht sich das Schlüsselbein bei Trainings-Crash

(rsn) – Chris Hamilton, Tim Naberman und Oscar Onley sind am letzten Tag des Dezember-Trainingslagers des Teams dsm-firmenich – PostNL, das ab Januar Picnic – PostNL heißen wird, gestürzt. Wä

RADRENNEN HEUTE
  • Keine Termine