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31.01.2011 | (rsn) - Winterzeit ist Wechselzeit. In den letzten Wochen und Monaten hat sich auf dem
Transfermarkt einiges getan. Um Sie zum Saisonbeginn auf dem Laufenden
zu halten, gibt Radsport News einen Überblick über die besten ProContinental-Teams,
stellt deren Aufgebote vor und bewertet Stärken und Schwächen.
Teil 1: Europcar
Keine ProTeam-Lizenz und lange Zeit auf vergeblicher Suche nach einem Sponsoren - die Zukunft des Bouygues Télécom-Teams schien im vergangenen Herbst unsicherer denn je. Erst kurz vor Toreschluss konnte Teamchef Jean-René Bernaudeau mit dem Autoverleiher Europcar dann doch einen neuen Geldgeber präsentieren, nachdem der französische Mobilfunkanbieter sein Sponsoring zum 31. Dezember eingestellt hatte. Mit Thomas Voeckler konnte zudem der wichtigste Fahrer gehalten werden und auch das Tour-Ticket hat das Traditionsteam aus der Vendée in der Tasche.
Kommen und Gehen: Gleich neun teils namhafte Fahrer haben den französischen Zweitdivisionär verlassen. Den größten Verlust bedeutet sicherlich der Wechsel von Pierrick Fedrigo zu Francaise des Jeux. Mit dem 32-jährigen Franzosen wechselten auch dessen Landsleute William Bonnet und Steve Chainel zur nationalen Konkurrenz. Aus der französischen Fraktion zog es zudem den zweifachen Meister Nicolas Vogondy zu Cofidis, Mathieu Sprick wechselte zum niederländischen Zweitdivisionär Skil-Shimano. Freddy Bichot wird 2011 als Amateur unterwegs sein, Laurent Lefevre ist noch auf Teamsuche. Der Schweizer Giro-Etappensieger Johann Tschopp schloss sich dem BMC Racing-Team an, der Russe Yuri Trofimov unterschrieb bei Katjuscha.
Den neun Abgängen stehen nur sechs Neuzugänge gegenüber, was den Kader auf 22 Fahrer schrumpfen lässt. Prominenteste Neuverpflichtung ist der Franzose Sébastien Chavanel (von Fdjeux). Der 29 Jahre alte Sprinter, bei der Tour 2008 einmal Etappenzweiter, ist allerdings schon seit über zwei Jahren ohne Sieg. Von Cofidis kam Chavanels Landsmann Christophe Kern, 2009 Etappenzweiter bei der Tour und im Jahr zuvor Zweiter in der Bergwertung der Vuelta. Die restlichen vier Neuzugänge sind sämtlich Nachwuchsfahrer: der 23-jährige Kanadier David Veilleux (von Kelly Benefit Strategies) sowie die drei Franzosen Jerome Cousin (21), Tony Hurel (23) und Kevin Reza (22), die in der vergangenen Saison als Stagiaires für das Team unterwegs waren.
Die Kapitäne: Thomas Voeckler bleibt das Aushängeschild des Teams. Der 31-jährige Elsässer zeigte im Vorjahr erneut seine Klasse, als er neben einer Tour-Etappe auch das ProTour-Rennen GP Quebec und die Französischen Straßenmeisterschaften gewann. Der Allrounder ist ein Etappenjäger, wie er im Buche steht und kann seine Siege auf fast jedem Terrain einfahren. Auch kleine Rundfahrten ohne Zeitfahren liegen ihm.
Als großes Kämpferherz und guter Rundfahrer präsentierte sich in der Saison 2010 auch Anthony Charteau. Der 31-jährige Franzose sicherte sich völlig überraschend das Bergtrikot bei der Tour de France und gewann im Januar La Tropicale Amissa Bongo (Kat. 2.1). Am Wochenede verteidigte Charteau bei der zentralafrikanischen Rundfahrt seinen Titel und feierte damit erneut einen gelungenen Saisoneinstieg.
Vordere Platzierungen bei anspruchsvollen Kurzrundfahrten soll der 24-jährige Pierre Rolland herausfahren. Der Franzose war im vergangenen Jahr unter anderem Achter beim Critérium du Dauphiné. Im Sprint ruhen die Hoffnungen in erster Linie auf Neuzugang Chavanel und dessen Landsmann Sebastien Turgot. Der 24-Jährige gewann 2010 eine Etappe bei den Drei Tagen von de Panne.
Der Geheimtipp: Der Japaner Yukiya Arashiro geht 2011 in sein drittes Jahr beim Bernaudeau-Rennstall. In der vergangenen Saison belegte der 26-Jährige als Ausreißer einen dritten Etappenplatz beim Giro. Hinzu kommen ein sechster Platz bei der Tour de France im Sprint sowie Platz fünf beim Sprinterklassiker Paris-Tours. 2011 wird Arashiro einer der wichtigsten Fahrer bei Europcar sein. Mit vielen Freiheiten ausgestattet, kann sich der endschnelle Allrounder berechtigte Hoffnungen auf seinen ersten Profisieg machen.
Stärken und Schwächen: Mit Voeckler kann Europcar auf einen starken Finisseur bauen, Charteau hat sich zu einem zuverlässigen Ergebnislieferanten entwickelt und Sprinter Turgot könnte sich 2011 weiter verbessern. Was der Mannschaft fehlt, sind jedoch ein starker Rundfahrer und ein Sprinter, der für mindestens fünf Siege im Jahr gut ist. Auch in den schweren Eintagesrennen stehen die Aussichten nicht sonderlich gut. Fraglich ist zudem, ob das Team überhaupt zu großen Klassikern wie der Flandern-Rundfahrt oder dem Amstel Gold Race eingeladen wird.
Prognose: Bleibt Voeckler gesund und in Form, kann für Europcar auch 2011 recht erfolgreich werden. Der Abgang des mehrfachen Tour-Etappensiegers Fedrigo ist jedoch nicht zu kompensieren. So wird in der kommenden Saison fast alles von Voeckler abhängen - und der Rest von Charteau, Arashiro und Turgot. Gelingen dem Quartett zehn Siege, wird Teamchef Bernaudeau mit dem ersten Jahr in der zweiten Liga zufrieden sein können. Ob das aber reichen wird, um für 2012 wieder eine ProTeam-Lizenz zu bekommen, darf bezweifelt werden.
Europcar 2011: Giovanni Bernaudeau, Franck Bouyer, Anthony Charteau, Sebastien Chavanel, Mathieu Claude, Jerome Cousin, Damien Gaudin, Cyril Gautier, Yohann Gene, Said Haddou, Tony Hurel, Vincent Jerome, Christophe Kern, Guillaume Le Floch, Alexandro Pichot, Perrig Quemeneur, Kevin Reza, Pierre Rolland, Sebastien Turgot, Thomas Voeckler (alle Frankreich), Yukiya Arashiro (Japan), David Veilleux (Kanada)
Zugänge: Sebastien Chavanel (Fdjeux), Christophe Kern (Cofidis), David Veilleux (Kelly Benefit Strategies), Jerome Cousin, Tony Hurel, Kevin Reza (alle Neo-Profis)
Abgänge: William Bonnet, Steve Chainel, Pierrick Fedrigo (alle Fdjeux), Mathieu Sprick (Skil-Shimano), Johann Tschopp (BMC), Yuri Trofimov (Katjuscha), Nicolas Vogondy (Cofidis), Freddy Bichot (Amateur), Laurent Lefevre (Ziel unbekannt)
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