Boasson Hagen feiert zweiten Tour-Etappensieg

Contador: Viel Risiko, kein Ertrag

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Edvald Boasson Hagen (Sky) gewinnt die 17. Etappe der Tour de France. | Foto: ROTH

20.07.2011  |  (rsn) – Auch auf der ersten Alpenetappe hat Alberto Contador (Saxo Bank) die Schleck-Brüder (Leopard-Trek) attackiert, diesmal aber keine Zeit gutmachen können. Der Titelverteidiger hatte sich auf der letzten Abfahrt der 17. Etappe gemeinsam mit seinem Landsmann Samuel Sanchez (Euskaltel) aus der Favoritengruppe gelöst und in risikoreicher Jagd einen zwischenzeitlichen Vorsprung von gut 20 Sekunden herausfahren können.

Bei diesmal guten äußeren Bedingungen kamen die Verfolger um Fränk und Andy Schleck sowie Cadel Evans (BMC) auf der Zielgeraden aber noch an die beiden Spanier heran. Das 179 Kilometer lange Teilstück von Gap ins italienische Pinerolo entschied Edvald Boasson Hagen (Sky) als Solist für sich.

Der 24 Jahre alte Norweger, der sich am Dienstag noch seinem Landsmann Thor Hushovd (Garmin-Cervélo) hatte geschlagen geben müssen, setzte sich mit 40 Sekunden Vorsprung auf den Niederländer Bauke Mollema (Rabobank) durch und feierte bereits seinen zweiten Etappensieg bei dieser Tour und den vierten eines Norwegers.

Erneut leer gingen die Franzosen aus. Sandy Casar (FDJ), Julien El Fares (Cofidis) und Sylvain Chavanel (Quick Step) landeten 50 Sekunden hinter dem Tagessieger auf den Plätzen drei bis fünf. "Ich wollte diesen Sieg heute unbedingt, nachdem ich gestern schon so nah dran war. Ich bin sehr glücklich und die gestrige Etappe ist praktisch schon vergessen", freute sich Boasson Hagen, der bereits die 6. Etappe für sich entschieden hatte.

Thomas Voeckler (Europcar) verteidigte zwar sein Gelbes Trikot, versteuerte sich aber in der engen und gefährlichen Abfahrt vom Côte de Pramartino in einer Kurve und kam im Vorhof eines Hauses zu stehen. Der 32-jährige Franzose führt jetzt nur noch mit 1:18 Minuten Vorsprung auf den Australier Cadel Evans (BMC) das Gesamtklassement an.

Nach den gestrigen, teils heftigen Regenfällen konnten die Meteorologen für die erste der drei Alpenetappen Entwarnung geben. Bei sonnigem Wetter machten sich um 12.30 Uhr noch 170 Fahrer auf den Weg in Richtung Italien.

Eine erste, zehnköpfige Spitzengruppe, die sich nach rund zehn Kilometern gebildet hatte und in der mit Linus Gerdemann (Leopard-Trek) und Danilo Hondo (Lampre-ISD) auch zwei deutsche Fahrer dabei waren, konnte sich nur kurzzeitig absetzen. Nach engagierter Tempoarbeit von Garmin-Cervélo wurden die Ausreißer bei einem Schnitt von gut 50 km/h nach rund 40 Kilometern wieder gestellt. Auch danach blieb das Tempo so hoch, doch nach rund 55 Kilometern lösten sich insgesamt 14 Fahrer, die sich auf Initiative des Vortagszweiten Edvald Boasson Hagen (Sky) zur Gruppe des Tages formierten.

Innerhalb von rund 25 Kilometern fuhren die Ausreißer einen Vorsprung von mehr als fünf Minuten heraus. An der Seite des Norwegers fuhren die Franzosen Sylvain Chavanel (Quick Step), Sandy Casar (FDJ), Julien El Fares (Cofidis) und Jonathan Hivert (Saur-Sojasun), der Spanier Ruben Perez (Euskaltel), das niederländische Rabobank-Duo Bauke Mollema und Maarten Tjallingii, die beiden Kasachen Dimitri Fofonov (Astana) und Dimitri Muravyev (RadioShack), der Costa-Ricaner Andrey Amador (Movistar), der Pole Maciej Paterski (Liquigas) sowie der Slowene Borut Bozic und der Belgier Björn Leukemans (beide Vacansoleil-DCM) .

Chavanel sicherte sich die ersten beiden Bergwertungen (3. Kat.) sowie die am Col de Montgenèvre (2. Kat.) kurz vor der Überfahrt nach Italien auch noch die dritte. In dem 7,9 Kilometer langen und durchschnittlich 6,1 Prozent steilen Anstieg setzte sich der Ire Nicolas Roche (Ag2R), der Belgier Kevin de Weert (Quick Step) und der Niederländer Johnny Hoogerland (Vacansoleil-DCM) aus dem Feld ab und versuchten in der Folge vergeblich, zur Spitze aufzuschließen.

Den 11,1 Kilometer langen Anstieg nach Sestrières nahm die erste Gruppe mit noch gut sechs Minuten Vorsprung auf das Feld in Angriff, in dem Voecklers Team die Tempoarbeit übernommen hatte. Zwei Kilometer vor dem Gipfel attackierte Ruben Perez und sicherte sich in 2.033 Metern Höhe die Bergwertung der 1. Kategorie. Gut eine Minute dahinter folgte der Rest der einstigen Spitzengruppe, eine weitere Minute dahinter kamen schon Roche, de Weert und Hoogerland. Der Rückstand des Feldes hatte sich am höchsten Punkt des Tages bei knapp acht Minuten eingependelt.

In der rund 40 Kilometer langen Abfahrt änderte sich nichts an der Konstellation, doch im Einstieg zur Côte de Pramartino (2. Kat.) hatte Perez nur noch 40 Sekunden Vorsprung auf die Verfolger. Chavanel zog 12 Kilometer vor dem Ziel am Basken vorbei, erhielt aber schnell Gesellschaft von Boasson Hagen, während sich die ursprüngliche Spitzengruppe teilte. Elf Kilometer vor dem Ziel zog der Sky-Kapitän schließlich dem Französischen Meister davon – kurz bevor weitere Verfolger zum Spitzenduo aufschließen konnten. An der Spitze des Feldes jagte Leopard-Trek in voller Teamstärke dem letzten Berg des Tages entgegen. Im unteren Teil des Anstiegs zeigten sich dann zunächst wieder die rot-schwarzen Trikots von BMC ganz vorne. Der erfahrene George Hincapie machte Tempo für Evans, wurde dann aber vom Polen Sylvester Szmyd (Liquigas-Cannondale) abgelöst, der seinem Kapitän Ivan Basso den Berg hoch zog.

Wie gestern auch attackierte Contador auf den schmalen Straßen des 6,7 Kilometer langen letzten Anstiegs des Tages, doch im Gegensatz zu gestern konnten die Schlecks die Angriffe des Spaniers mühelos parieren. Doch in der Abfahrt zogen Contador und Samuel Sanchez davon, nahmen dabei viel Risiko und konnten tatsächlich zunächst alle Verfolger abschütteln. Doch hinter den beiden Spaniern organisierten die Schlecks und Evans schnell die Verfolgunsgarbeit und stellten wenige hundert Meter vor dem Ziel doch noch den dreifachen Toursieger und den Olympiasieger.

Zu diesem Zeitpunkt war Boasson Hagen bereits 4:26 Minuten im Ziel und konnte die Glückwünsche für seinen Coup entgegen nehmen. Die von Andy Schleck heftig kritisierte letzte Abfahrt des Tages erwies sich zwar als nicht so gefährlich wie befürchtet, doch kostete neben Voeckler auch dessen Landsmann Hivert kostbare Sekunden. Beide versteuerten sich in derselben Kurve und kamen erst in einem Vorhof zum Stillstand, dessen Tor zum Glück offen stand. Hivert hatte zuvor bereits zwei Schreckmomente zu überstehen gehabt, als er nach Fahrfehler einmal einen Sturz nur knapp vermeiden konnte, das zweite Mal aber auf dem Waldboden landete. Zu diesem Zeitpunkt befand sich der 26-Jährige gemeinsam mit Mollema in der Verfolgung von Boasson Hagen.

Voeckler verlor durch sein Missgeschick 27 Sekunden auf die Gruppe um Contador und die Schlecks und kam gemeinsam mit Basso, dem US-Amerikaner Tom Danielson (Garmin-Cervélo) und dem Spanier Haimar Zubeldia (RadioShack) ins Ziel.

Während für Voeckler der Zeitverlust keine unmittelbaren Auswirkungen in der Gesamtwertung hatte, fiel Basso bei jetzt 3:49 Minuten auf Rang acht des Gesamtklassements zurück. Hinter Voeckler und Evans folgen Fränk (+1:22) und Andy Schleck (+2:36), Samuel Sanchez (+2:59) und Contador (+3:15). Bassos Landsmann Damiano Cunego (Lampre-ISD/+3:34) verbesserte sich auf Platz sieben.

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