64. Critérium du Dauphiné: Vichot siegt als Ausreißer

Wiggins pariert Evans’ Attacke

Foto zu dem Text "Wiggins pariert Evans’ Attacke"
Bradley Wiggins parierte auf der 5. Etappe des 64.Critérium du Dauphiné eine frühe Attacke von Tour-Sieger Cadel Evans (BMC) und verteidigte souverän sein Gelbes Trikot| Foto: ROTH

08.06.2012  |  (rsn) – Bis zum sechsten Tag des 64. Critérium du Dauphiné mussten sich die heimischen Fans gedulden, ehe sie den ersten Tagessieg eines Franzosen bejubeln konnten. Die ebenso turbulente wie spannende 5. Etappe über 186,5 Kilometer von Saint-Trivier-sur-Moignans nach Rumilly gewann der erst 23 Jahre alte Arthur Vichot (FDJ-BigMat), der sich nach einer späten Attacke sechs Kilometer vor dem Ziel als Solist mit 23 Sekunden Vorsprung auf die ersten Verfolger durchsetzen konnte. Platz zwei ging an den Spanier Egoi Martinez (Euskaltel), Dritter wurde der Kasache Dimitri Fofonov (Astana).

„Das ist mein erster Sieg in einem WorldTour-Rennen, und dann noch bei der Dauphiné, einem mythischen Rennen in Frankreich. Das ist ein magischer Moment“, strahlte Vichot im Ziel. „Ich wusste zwar, dass ich der schnellste Sprinter in der Gruppe war, aber die Zusammenarbeit lief nicht so gut. Ich habe mich dann an meinen Teamkollegen und Freund Anthony Roux erinnert, der vor drei Jahren bei der Vuelta eine Etappe als Solist gewonnen hatte, und habe mich dann entschieden, es auf die gleiche Weise zu probieren.“

Bradley Wiggins (Sky) hatte letztlich zwar keine Mühe, sein Gelbes Trikot zu verteidigen, musste aber in der Abfahrt vom 1.501 Meter hohen Grand Colombier (HC) einen Angriff von Tour-Sieger Cadel Evans (BMC) und dem Italiener Vincenzo Nibali (Liquigas-Cannondale) parieren, die sich zusammen mit einigen ihrer Helfern einen zwischenzeitlichen Vorsprung von rund einer Minute auf den Titelverteidiger herausgefahren hatten.

Der 32 Jahre alte Britische Meister konnte aber wieder einmal auf sein starkes Team vertrauen und schloss kurz vor der letzten Bergwertung des Tages 45 Kilometer vor dem Ziel die Lücke höchstpersönlich wieder. Die Favoritengruppe rollte schließlich geschlossen ins Ziel, so dass sich auf den ersten drei Plätzen des Gesamtklassements keine Änderungen ergaben.

„Wir haben heute getan, was getan werden musste und das Gelbe Trikot einen weiteren Tag verteidigt“, erklärte der wie immer sehr abgeklärt wirkende Wiggins nach der Etappe. „Cadel und drei seiner Helfer waren in der Gruppe dabei und wir haben da einen kleinen Fehler gemacht”, gab der Gewinner des gestrigen Zeitfahrens eine Unachtsamkeit seiner Mannschaft am Colombier ein. „Aber dann hat das Team einen fantastischen Job gezeigt und die Lücke wieder geschlossen. Als ich die Grupe vor mir sah, habe ich mich gut gefühlt und konnte den Job selber erledigen, auch um Druck von den Jungs zu nehmen."

„Manchmal muss man die Gelegenheit nutzen, wenn man sie bekommt. Am Ende waren wir schon erfolgreich, weil ich mich in der Gesamtwertung um einen Rang verbessert habe. Vielleicht komme ich dadurch am Ende noch auf das Podium", kommentierte Evans seine frühe Attacke.

. Hinter Wiggins bleibt Zeitfahrweltmeister Tony Martin (Omega Pharma-QuickStep) mit 38 Sekunden Rückstand auf Platz zwei der Gesamtwertung. Auf Platz drei folgt Wiggins' australischer Teamkollege Michael Rogers (+1:20) vor Tour-Sieger Cadel Evans (BMC/+1:44)), der einen Platz im Gesamtklassement gut machte.

Aus den Top Ten der Gesamtwertung fielen dagegen der Franzose Sylvain Chavanel (Omega Pharma-QuickStep / bisher 4.), der Schotte David Millar (Garmin-Barracuda / 8.) und der Ukrainer Andrej Grivko (Astana / 10.) heraus.

Bei der Fahrt über drei kategorisierte Berge dauertes es gut 60 Kilometer, bis sich die Gruppe des Tages bildete, zunächst bestehend aus Vichot, Martinez, Fofonov, den Franzosen Remi Di Gregorio (Cofidis), Maxime Médérel, Fabrice Jeandesbosz (beide Saur Sojasun) und Kevin Reza (Europcar), den Spaniern Alberto Losada (Katusha) und Daniel Navarro (Saxo Bank) sowie dem Kolumbianer José Sarmiento (Liquigas-Cannondale).

Bis zu sechs Minuten an Vorsprung wurde für die Ausreißer gemessen, bevor im 17,4 Kilometer langen und 7,2 Kilometer steilen Anstieg hinauf zum Grand Colombier (1.501 m /HC) Konter aus dem Feld gefahren wurden, die jedoch sämtlich ergebnislos blieben. Der junge Sarmiento sicherte sich als Erster am Gipfel 20 Punkte und damit das Bergtrikot – später gewann er auch noch die letzte Bergwertung des Tages.

Spannend wurde es in der Abfahrt vom Grand Colombier, als sich Evans für die bittere Niederlage im Zeitfahren gegen Wiggins revanchieren wollte und in die Offensive ging. An seiner Seite waren seine Teamkollegen Michael Schär, Tejay van Garderen und George Hincapie. Dazu kamen Nibali und dessen Helfer Dominik Nerz, der Andrej Kashechkin (Astana), Vincenzo Nibali (Liquigas), der Italiener Davide Malacarne und der Franzose Christophe Kern (beide Europcar).

Die insgesamt elfköpfige Gruppe brachte das Gelbe Trikot in Zugzwang, aber nicht aus dem Tritt. Mit einer Energieleistung brachte Sky seinen Kapitän zunächst in Sichtweite der Evans-Gruppe, bevor Wiggins dann mit einem demonstrativen Solo kurz vor dem Gipfel des Col de Richmond (3. Kat.) 45 Kilometer vor dem Ziel die Lücke wieder schloss.

Nach einer Konterattacke von Kashechkin bildete sich kurz darauf eine neue Verfolgergruppe um den Spanier Luis Leon Sanchez (Rabobank), die bis auf rund 50 Sekunden an die zu diesem Zeitpunkt nur noch acht Fahrer starke Spitze herankam. Die Ausreißer behaupteten aber ihre Führung – auch weil in der Sanchez-Gruppe niemand so recht Tempoarbeit leisten wollte.

Neun Kilometer vor dem Ziel versuchte es Navarro als erster von der Spitze weg mit einer Attacke, wurde aber wieder gestellt. Mehr Erfolg hatte schließlich Vichot, der es auf den letzten 6.000 Metern als Solist versuchte. Mit 26 sekunden Vorsprung sicherte sich der junge Franzose nicht nur seinen ersten Saisonsieg, sondern auch den bisher größten Erfolg in seiner noch jungen Karriere.

59 Sekunden hinter Vichot führte dessen Landsmann Tony Gallopin (RadioShack-Nissan) als Tageszwölfter vor Nerz die gut 40 Fahrer starke Favoritengruppe um Wiggins, Martin und Evans über die Ziellinie. Wieder nicht bei den Besten dabei war der Luxemburger Andy Schleck (RadioShack-Nissan), der mit 14 Minuten Rückstand in einer abgeschlagenen Gruppe ins Ziel kam. Paul Martens (Rabobank), der zwischenzeitlich auf Rang sechs der Gesamtwertung lag, bekam sogar fast 17 Minuten aufgebrummt.

Weiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößern

Mehr Informationen zu diesem Thema

11.06.2012Wiggins: Tour-Pleite von 2010 war Initialzündung

(rsn) - Bradley Wiggins (Sky) ist nach seinem dritten Sieg in einem Mehretappenrennen dieses Jahres neben Titelverteidiger Cadel Evans (BMC) der große Favorit auf den Tour-Sieg 2012. Der 32 Jahre alt

11.06.2012Van Den Broeck fehlte eine schwere Bergankunft

(rsn) - Bradley Wiggins (Sky) und Cadel Evans (BMC) waren die beiden dominierenden Fahrer beim 64. Critérium du Dauphiné. Jurgen Van Den Broeck (Lotto-Belisol) stand zwar im Schatten des Gesamtsiege

11.06.2012Martin: Sky ist wie Bayern München im Radsport

(rsn) - Auf Platz 23 mit 10:16 Minuten Rückstand auf Gesamtsieger Bradley Wiggins (Sky) beendete Tony Martin (Omega Pharma-QuickStep) seine Tour-Generalprobe beim Critérium du Dauphiné. Das ist kei

10.06.2012Evans lobt Wiggins und Team Sky

(rsn) – Nach vier zweiten Plätzen in den vergangenen sechs Jahren hat Tour-Sieger Cadel Evans (BMC) das diesjährige Critérium du Dauphiné auf Rang drei abgeschlossen. Auf der letzten Etappe spri

10.06.2012Wiggins fährt sich in die Favoritenrolle für die Tour

(rsn) – Bradley Wiggins (Sky) hat auch die letzte Etappe des 64. Critérium du Dauphiné problemlos überstanden und damit seinen Gesamtsieg aus dem Vorjahr wiederholt. Der Britische Meister erreich

10.06.2012Geht Evans im Dauphiné-Finale nochmals in die Offensive?

(rsn) – Das Unterfangen war angesichts der Dominanz von Bradley Wiggins und dessen unglaublich starkem Sky-Team sowie des relativ großen Rückstands in der Gesamtwertung aussichtslos – aber Cadel

09.06.2012Quintana siegt, Wiggins hat alles im Griff

(rsn) – Bradley Wiggins und sein Sky-Team haben auch die Königsetappe des 64. Critérium du Dauphiné in beeindruckender Weise dominiert. Zeitfahrweltmeister Tony Martin (Omega Pharma-QuickStep) ha

09.06.2012Dauphiné: Andy Schleck steigt auf 6. Etappe vom Rad

(rsn) - Andy Schleck (RadioShack-Nissan) hat auf der 6. Etappe des Critérium du Dauphiné das Rennen aufgegeben. Der Luxemburger stieg am Samstag noch in der ersten Hälfte des Rennens vom Rad und b

08.06.2012Vichot siegt nach Solo, Wiggins souverän

(rsn) – Arthur Vichot (FDJ-BigMat) hat beim 64. Critérium du Dauphiné den bisher größten Erfolg seiner Karriere gefeiert. Der 23 Jahre alte Franzose gewann am Freitag nach einer späten Attacke

08.06.2012Daumen-OP: Geschkes Tour-Start in Gefahr

(rsn) – Nach seinem Sturz beim Critérium du Dauphiné am Donnerstag ist Simon Geschkes Tour-Start gefährdet. Der im belgischen Kelmis lebende Berliner war nach dem Zeitfahren der 4. Etappe beim Au

08.06.2012Dauphiné: Geschke und Prologsieger Durbridge nicht mehr dabei

(rsn) – Ohne den Berliner Simon Geschke (Argos-Shimano), den Australier Luke Durbridge (Orica-Green-Edge) sowie der Franzose Nacer Bouhanni (FDJ-BigMat) und die drei Belgier Sep Vanmarcke, Sébastie

07.06.2012Schleck will am Samstag mit den Besten mithalten

(rsn) - Andy Schleck (RadioShack-Nissan) bleibt auch nach dem desaströsen Zeitfahren beim 64. Critérium du Dauphiné zuversichtlich. „Es war ein harter Tag”, kommentierte der Luxemburger seinen

Weitere Radsportnachrichten

04.11.2024Krankheiten und Reisestress raubten die Freude am Radsport

(rsn) – Erst zur Saison 2023 wechselte Mountainbiker Pirmin Eisenbarth auf die Straße und sorgte in Diensten des deutschen Kontinental-Teams Bike Aid mit zahlreichen Spitzenplatzierungen für Furor

04.11.2024dsm-Profi Bevin stellt sein Rad in die Ecke

(rsn) - In unserem ständig aktualisierten Transferticker informieren wir Sie regelmäßig über Personalien aus der Welt des Radsports. Ob es sich um Teamwechsel, Vertragsverlängerungen oder Rücktr

04.11.2024Van Anrooij an verengter Beckenarterie operiert

(rsn) - Shirin van Anrooij wird auf Einsätze in dieser Cross-Saison verzichten müssen. Wie die 22-jährige Niederländerin auf Instagram mitteilte, sei sie an einer verengten Beckenarterie ihres lin

04.11.2024Gemischte Gefühle nach größtem Karriereerfolg

(rsn ) – Nach zwei Jahren bei Lotto – Kern Haus wechselte Ole Theiler im vergangenen Winter zu Storck – Metropol, um sich in seinem letzten U23-Jahr als Kapitän für ein Profiteam zu empfehlen.

04.11.2024Die Radsport-News-Jahresrangliste 2024

(rsn) - Auch diesmal starten wir am 1. November mit unserer Jahresrangliste. Wir haben alle UCI-Rennen der vergangenen zwölf Monate (1. November 2023 bis 31. Oktober 2024) ausgewertet - nach unserem

04.11.2024Im Überblick: Die Transfers der Männer-Profiteams für 2025

(rsn) – Nachdem zahlreiche Transfergerüchte seit Monaten in der Radsportwelt zirkulieren, dürfen die Profimannschaften seit dem 1. August ihre Transfers offiziell bekanntgeben. Radsport-news.c

03.11.2024Ein Lernjahr mit einem großen Rückschlag

(rsn) – 2024 war ein Jahr mit Licht und Schatten für Fabian Steininger (Maloja Pushbikers). Der 24-jährige Österreicher ging in seine zweite Saison beim deutschen Kontinental-Team und fühlte si

03.11.2024Nys fliegt in Pontevedra zu seinem ersten großen Titel

(rsn) – Nach seinem schwarzen Tag in Pontchateau im letzten Jahr hat der Belgier Thibau Nys im spanischen Pontevedra zum Abschluss der Cross-Europameisterschaften seinen ersten großen Titel in der

03.11.2024Van Empel zum dritten Mal in Folge Europameisterin vor Alvarado

(rsn) – Fem van Empel heißt die alte und neue Cross-Europameisterin. Im spanischen Pontevedra schlug die Niederländerin bei sommerlichen Temperaturen im Sprintduell ihre Landsfrau Ceylin del Carme

03.11.2024Nach Haverdings Pech macht Michels die Titelverteidigung klar

(rsn) – Jente Michels ist bei der Cross-EM im spanischen Ponteverda die Titelverteidigung im U23-Rennen der Männer gelungen. Der 21-jährige Belgier setzte sich auf dem technisch anspruchsvollen un

03.11.2024Gery sprintet aus Schreibers Windschatten zur Goldmedaille

(rsn) – Mit einem cleveren Auftritt hat sich Célia Gery bei der Cross-EM im spanischen Ponteverda den Titel im Rennen der U23 Frauen gesichert. Die 18-jährige Französin verwies im Sprintduell die

03.11.2024Cross-EM: Agostinacchio bejubelt zweites Gold, Hofer Zweiter

(rsn) – Mit einem souveränen Auftritt hat sich der Italiener Mattia Agostinacchio bei der Cross-EM im spanischen Ponteverda den Titel im Rennen der Junioren gesichert. Der 17-Jährige, der bereits

RADRENNEN HEUTE
  • Keine Termine