99. Tour de France: Spanier gewinnt 14. Etappe

Luis Leon Sanchez erlöst Rabobank

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Luis Leon Sanchez (Rabobank) gewinnt die 14. Etappe der Tour de France 2012. | Foto: ROTH

15.07.2012  |  (rsn) – Das schwer gebeutelte Rabobank-Team kann bei der diesjährigen Tour de France sein erstes Erfolgserlebnis genießen. Luis Leon Sanchez gewann als Solist die 14. Etappe über 191 Kilometer von Limoux nach Foix und feierte seinen insgesamt fünften Tagessieg bei einer Frankreich-Rundfahrt. Der 28 Jahre alte Spanier hatte sich elf Kilometer vor dem Ziel aus einer vierköpfigen Spitzengruppe gelöst und hatte schon deutlich vor dem Ziel jubeln können.

47 Sekunden hinter Sanchez, dessen Team nur noch mit vier Mann bei der Tour ist, entschied der Slowake Peter Sagan (Liquigas-Cannondale) den Sprint der Verfolger für sich und baute als Zweiter seine Führung in der Punktewertung aus. Dritter wurde der Franzose Sandy Casar (FDJ-BigMat) vor dem Belgier Philippe Gilbert (BMC) und Sanchez’ Landsmann Gorka Izaguirre (Euskaltel).

Bradley Wiggins (Sky) verteidigte souverän sein Gelbes Trikot, Sagan baute seine Führung in der Punktewertung deutlich aus, der Schwede Fredrik Kessiakoff (Astana) fährt weiter im Bergtrikot. Tejay van Garderen (BMC) führt nach wie vor die Nachwuchswertung an

„Wir sind ja nur noch zu viert und aus einer solchen Situation ist es immer schwer, noch etwas zu machen. Ich wusste, dass es gegen Sagan im Sprint schwierig werden würde, also musste ich ihn auf andere Art und Weise angreifen“, sagte Sanchez, der bereits am Samstag im Finale der 13. Etappe attackiert hatte, aber kurz vor dem Ziel noch gestellt worden war. "Wir hatten viel Pech, aber unsere Mannschaft hat heute prima gearbeitet", so der Etappensieger, der in der Gruppe des Tages von seinem niederländischen Teamkollegen Steven Kruijswijk unterstützt worden war.

Das Feld um das Gelbe Trikot kam mit 18:16 Minuten Rückstand auf den Tagessieger ins Ziel. Mehrere Schreckmomente durchlebte Cadel Evans (BMC). Der Titelverteidiger wurde am letzten Gipfel des Tages durch einen Hinterradschaden gestoppt und musste zwei Minuten auf ein Ersatzrad warten. Bradley Wiggins (Sky) sorgte daraufhin dafür, dass das Tempo im Feld gedrosselt wurde, doch dann wurde auch das Gelbe Trikot durch einen Defekt gestoppt – und kurz darauf hatte Evans weitere Hinterradschäden und auch noch einen Vorderradschaden. Erst einige Kilometer vor dem Ziel hatten Evans und seine Helfer wieder das Feld erreicht.

An der Spitze der Gesamtwertung blieb alles beim alten: Wiggins führt mit 2:05 Minuten Vorsprung auf seinen Landsmann und Teamkollegen Chris Froome, Dritter ist der Italiener Vincenzo Nibali (Liquigas-Cannondale/+2:23) vor Evans (+3:19) und dem Belgier Jürgen van den Broeck (Lotto belisol/+4:48). Sagan baute seine Führung in der Punktewertung auf den zweitplatzierten André Greipel (Lotto Belisol) auf nunmehr 97 Punkte aus. Der Schwede Fredrik Kessiakoff (Astana) fährt weiter im Bergtrikot. Tejay van Garderen (BMC) führt nach wie vor die Nachwuchswertung an.

Wie nach der Etappe von verschiedenen Quellen berichtet wurde, sollen auf der Straße ausgestreute Nägel zu den zahlreichen Defekten geführt haben. Nach Angaben eines UCI-Kommissärs habe man auf einer Distanz von nur vier Kilometern 20 Reifenschäden gezählt.

Beim ersten Abstecher in die französischen Pyrenäen ging es vom Start weg zur Sache. In der ersten Rennstunde wurden 46 Kilometer zurückgelegt, ohne dass sich eine Gruppe entscheidend absetzen konnte. Die erste Bergwertung des Tages am Col du Portel (2. Kat.) entschied nach 33 Kilometern der Franzose Thomas Voeckler (Europcar) vor Kessiakoff für sich.

Kurz darauf lösten sich der Slowake Peter Sagan (Liquigas-Cannondale), der Portugiese Sergio Paulinho (Saxo Bank-Tinkoff Bank) und der Niederländer Steven Kruijswijk (Rabobank). Bis zum Kilometer 60 stießen zu dem Trio noch der Belgier Philippe Gilbert (BMC), die Franzosen Sandy Casar (FDJ-BigMat), Cyril Gautier (Europcar) und Sebastien Minard (Ag2r), Sagans Landsmann Martin Velits (Omega Pharma-QuickStep), der Russe Eduard Vorganov (Katusha) sowie die Spanier Gorka Izaguirre (Euskaltel) und Luis Leon Sanchez (Rabobank).

Diese elf Ausreißer ließ das wieder von Sky angeführte Feld schließlich ziehen. In der zweiten, langsameren Rennstunde – 40,6 km wurden absolviert – baute die Spitzengruppe auf flachem Terrain ihren Vorsprung auf mehr als zwölf Minuten aus. Das war bei dieser Tour noch keiner Ausreißergruppe gelungen. Wiggins’ Gelbes Trikot war aber selbst da nicht in Gefahr, denn Vorganov, der im Gesamtklassement Bestplatzierte der Fluchtgruppe, wies stolze 33:59 Minuten Rückstand auf den Gesamtführenden auf.

Den Zwischensprint nach 99 Kilometern gewann Sagan kampflos und stockte damit sein Punktekonto um weitere 20 Zähler auf. Aus dem bummelnden Feld heraus holte sich Greipel noch vier Punkte für Rang elf.

Am Port de Lers (1.Kat.) änderte sich nichts an der Konstellation. Unter nun wolkenverhangenem Himmel, aus dem die ersten Regentropfen fielen, zogen die elf Ausreißer geschlossen den 11,4 Kilometer langen und durchschnittlich 7 Prozent steilen Anstieg hinauf, gefolgt vom Feld, das weiter fast eine Viertelstunde Rückstand aufwies und das vom Österreicher Bernhard Eisel angeführt wurde. Die Bergwertung in 1.517 Metern Höhe gewann Paulinho vor Vorganov.

An der 9,3 Kilometer langen und bis zu 18 Prozent steilen Mur de Péguère (1. Kat.) war es mit der Einigkeit in der Spitzengruppe vorbei. Es war das Rabobank-Duo, das die Vorentscheidung erzwingen wollte. Kruijswijk erhöhte zunächst das Tempo, bevor Sanchez übernahm. Dem Antritt des Spaniers konnten nur Gilbert, Izaguirre und Casar folgen – und auch noch Sagan, der sich als knapp einen Kilometer vor dem Gipfel an die Gruppe herangekämpft hatte.

Doch kurz bevor das Grüne Trikot aufgeschlossen hatte, attackierte Casar und überquerte den Gipfel mit rund 20 Sekunden Vorsprung auf Sagan, der sich in der Abfahrt gemeinsam mit Izaguirre auf die Verfolgung machte, kurz dahinter folgten Gilbert und Sanchez.

Im Feld attackierte Evans im steilsten Stück, doch Wiggins Helfer neutralisierten den Angriff des Titelverteidigers, der die Verfolger über die Bergwertung führte. Dort zwang ein Hinterradschaden Evans zum Absteigen – rund zwei Minuten musste der Australier warten, bis er das Hinterrad eine vorbei kommenden Teamkollegen übernehmen und sich auf die Aufholjagd begeben konnte. Um das Pech für BMC vollkommen zu machen, wurden auch Steven Cummings und Michael Schär durch Defekte zum Absteigen gezwungen – und kurz darauf hatte Evans auch noch Vorderradschaden.

Eine sportliche Geste zeigte Wiggins, der im Feld signalisierte, dass man auf seinen Konkurrenten warten solle. Nur Pierre Rolland (Europcar) hielt sich nicht an die Vorgabe und jagte allein die Abfahrt hinunter. Der Waffenstillstand im Feld wurde in Folge von Defekten bei Wiggins und zahlreichen anderen Fahrern verlängert. Der Grund sollen auf der Strecke ausgestreute Nägel gewesen sein. Der Kroate Robert Kiserlovski (Astana) stürzte dabei und musste mit Verdacht auf Schlüsselbeinbruch abtransportiert werden.

Doch dann erwischte es Evans nochmals und in der Favoritengruppe wurde durch Lotto Belisol und Liquigas-Cannondale dann doch das Tempo erhöht, denn der neuntplatzierte Rolland bedeutete in der Gesamtwertung eine Gefahr für van den Broeck und Nibali. Erst nachdem Rolland wieder gestellt worden war, kehrte im Feld wieder Ruhe ein, so dass die Evans-Gruppe wieder aufschließen konnte.

In der Spitzengruppe, die in der Abfahrt wieder zusammen gefunden hatte, wollte es Sanchez nicht auf einen Sprint gegen Sagan ankommen lassen und zog elf Kilometer vor dem Ziel davon. Keiner seiner Begleiter konnte dem Rabobank-Kapitän folgen, so dass der seinen bereits vierten Tour-Etappensieg einfahren konnte.

Für das niederländische Rabobank-Team war es ein besonders wichtiger, denn nachdem bereits fünf Fahrer das Rennen hatten aufgeben müssen - darunter die beiden Kapitäne Robert Gesink und Bauke Mollema – drohte die 99. Tour de France zu einem Fiasko zu werden. Sanchez sorgte aber dafür, dass nun auch der niederländische Rennstall sein Erfolgserlebnis hat.

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