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21.03.2013 | (rsn) – Vor der Königsetappe der 93. Katalonien-Rundfahrt sprach alles nur vom bevorstehenden Schlagabtausch der „Großen Drei“. Doch weder Alejandro Valvedre (Movistar) noch Bradley Wiggins (Sky) und auch nicht Joaquim Rodriguez (Katusha) drückten dem mit 217,7 Kilometern längsten und schwersten Teilstück der Volta Ciclista a Catalunya ihren Stempel auf.
Vielmehr war es der Ire Daniel Martin (Garmin-Sharp), der sich mit einem Parforceritt über fünf schwere Berge am 1947 Meter hohen am Port Ainé nicht nur den Tagessieg sicherte, sondern auch das Weiße Trikot des Gesamtführenden eroberte.
„Wow, was für ein Tag! Was auch immer jetzt passiert, ich kann auf jeden Fall stolz sein“, jubelte der Ire einige Stunden nach seinem Husarenritt auf Twitter.
Als Martin bei erneut eisigen Temperaturen und von Schnee umgeben seinen Coup bejubelte, war für Valverde die Rundfahrt allerdings schon längst beendet. Der Spitzenreiter war nach knapp 120 Kilometern ebenso wie sein Teamkollege Eros Capecchi in einer Abfahrt auf Rollsplitt gestürzt, beide mussten mit bisher noch nicht bekannten Verletzungen aussteigen. Im Fall von Valverde sprach die Teamleitung von leichteren Verletzungen, offensichtlich hat sich der 32-jährige Spanier keine Frakturen zugezogen.
„Valverde und sein Teamkollege stürzten bei ziemlich hoher Geschwindigkeit in einer Kurve. Rollsplit war die Ursache“, schrieb Wiggins’ Helfer Christian Knees dazu am Abend auf seiner Website. „Ich befand mich unmittelbar dahinter und entschied mich – sofern man in der kurzen Zeit entscheiden kann – nicht die Kurve zu nehmen und befand mich Sekunden später im Graben. Wie sich herausstellte, die richtige Entscheidung.“
Für Wiggins, als Gesamtzweiter in die Etappe gegangen, lief lange Zeit wieder alles nach Plan. Sein perfekt aufeinander eingespieltes Team kontrollierte das Rennen, doch als der Kolumbianer Nairo Alexander Quintana, der bei Movistar nach dem Ausscheiden von Valverde in die Kapitänsrolle schlüpfte, knapp drei Kilometer vor dem Ziel aus der Verfolgergruppe heraus antrat, konnte der Toursieger – im Gegensatz zu Rodriguez – dem kleinen Kletterspezialisten nicht folgen. Im Ziel wies Wiggins als Etappensechster 1:02 Minuten Rückstand auf Martin auf und immerhin noch je 36 auf Rodriguez und Quintana, die auf den Plätzen zwei und drei landeten.
„Ich bin glücklich über den zweiten Platz, auch weil ich während der Etappe gezeigt habe, dass ich in guter Form bin. Leider konnte ich nicht gewinnen, wir wurden durch die Attacke von Dan Martin überrascht. Der Abstand ist aber noch gering und alles kann passieren", zeigte sich Rodriguez nach der Etappe zuversichtlich.
Vor Wiggins erreichten noch der Belgier Jurgen Van Den Broeck (Lotto Belisol / +0:47) und der Niederländer Robert Gesink (+0:51) die Bergankunft und belegten die Ränge vier und fünf. Die beeindruckende Vorstellung von Martins Garmin-Sharp-Team rundeten die beiden US-Amerikaner Peter Stetina und Tom Danielson auf den Plätzen sieben und neun ab, die gemeinsam mit dem Italiener Michele Scarponi (Lampre-Merida / 8.) 1:02 Minuten hinter dem Etappengewinner ins Ziel rollten.
Sky-Sportdirektor Marcus Ljungqvist reduzierte nach dem Rückschlag für Wiggins die Zielsetzung für sein Team etwas. „Martin ist im Schlussanstieg so gut gefahren, wir konnten ihn nicht mehr einfangen. Es wird schwer werden, in der Gesamtwertung nochmal anzugreifen, aber Platz zwei ist immer noch möglich. Das Rennen ist noch nicht vorbei und wir stecken nicht auf”, kündigte der Schwede an.
Martin brachte das Kunststück fertig, als einziger aus einer ursprünglich 23 Fahrer starken Ausreißergruppe alle Verfolger auf Distanz zu halten. Die hatte nach 41 Kilometern den ersten Anstieg des Tages, den Coll de Merolla (3. Kat.) als Absprungbrett genutzt und einen Vorsprung von rund 2:30 Minuten herausgefahren. Mehr konnte Movistar auch nicht zulassen, denn neben Martin – der in der Gesamtwertung auf Rang neun nur 30 Sekunden Rückstand auf Valverde aufwies- hielten sich zahlreiche weitere prominente Fahrer in der Gruppe auf.
So etwa Girosieger Ryder Hesjedal aus dem Garmin-Team, die beiden Niederländer Laurens Ten Dam und Steven Kruijswijk (Blanco), das Katusha-Duo Alberto Losada und Yury Trofimov (Katusha), der Kroate Robert Kiserlovski (RadioShack Leopard), der Ire Nicolas Roche (Saxo-Tinkoff), der Italiener Ivan Santaromita (BMC), der Spanier David Arroyo (Caja) und Cristiano Salerno (Cannondale), Träger des Bergtrikots. Der Italiener sammelte denn auch an den Bergwertungen fleißig Punkte, war am Coll de Merolla, am Alt de Pedraforca (1. Kat.) und am Alt de La Josa Del Cad (2. Kat.) vorn und sicherte sich als Zweiter am Port del Canto (HC) auch noch 25 Punkte.
Dahinter hatte Movistar alles unter Kontrolle – bis die Spanier auf einer Abfahrt ihren Kapitän durch Sturz verloren. Damit rückte die Mannschaft der nächstplatzierten Wiggins und Rodriguez in die Verantwortung und sorgten für das Tempo im Feld, nachdem in Folge des Sturzes der Abstand zur Spitze zwischenzeitlich deutlich angewachsen war. „Als Valverde stürzte, sind wir mit dem Tempo runter gegangen, so dass der Rückstand auf mehr als vier Minuten anwuchs, und danach war es an uns, die Kontrolle zu übernehmen“, sagte Ljungqvist dazu.
Im Anstieg zum Port del Cantó, dem ersten der beiden Berge der Ehrenkategorie, erhöhte Hesjedal für Martin das Tempo und fuhr die große Ausreißergruppe auseinander. „Ein großer Dank geht an Ryder Hesjedal, der an mich geglaubt hat und mindestens 50 Prozent des Tages das Tempo für mich gemacht hat“, kommentierte Martin die Hilfe seines berühmten Teamkollegen später.
Kurz vor dem Gipfel zog Roche davon und versuchte sich als Solist, während das nur noch rund 50 Fahrer starke Feld unter der Führung von Sky den Rückstand auf unter drei Minuten gedrückt hatte.
Im knapp 19 Kilometer langen und bis zu zwölf Prozent steilen Schlussanstieg wurde Roche zunächst von einer Sechsergruppe mit Martin, dem Kolumbianer Carlos Alberto Betancur (Ag2R), Santaromita, Martin, Losada, dessen Landsmann Herrada (Movistar) und Kiserlovski gestellt. Schnell war die Gruppe auf drei Mann geschrumpft, nachdem Martin das Tempo erhöht hatte und nur noch Herrada und Kiserlovski folgen konnten.
Aus dem Feld heraus machten sich Gesink und Van Den Broeck auf die Verfolgung, doch Martin ergriff rund 7,5 Kilometer vor dem Ziel erneut die Initiative und setzte die letztlich entscheidende Attacke. Während der Gewinner der Polen-Rundfahrt von 2010 an der Spitze allein seine Kreise zog, machten sich auch noch Quintana und Rodriguez aus dem Feld davon. Auf den letzten drei Kilometern zog das Duo noch an allen Ausreißern vorbei und hängte Wiggins ab– nur gegen den Kletterspezialisten von der Grünen Insel hatten sie an diesem Tag keine Chance.
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