Fahrer des Tages: Marcel Kittel (Argos-Shimano)

Erfurter macht in Saint-Malo sein Meisterstück

Von Tour-Korrespondent Felix Mattis aus Saint-Malo

Foto zu dem Text "Erfurter macht in Saint-Malo sein Meisterstück"
Marcel Kittel (Argos-Shimano) genießt seinen Sieg auf der 10. Tour-Etappe. | Foto: ROTH

10.07.2013  |  (rsn) - Marcel Kittel hat in Saint-Malo sein Meisterstück geschafft. Während man bei seinem Sieg in Bastia zum Tour-Auftakt noch einschränkend anmerken durfte, dass Mark Cavendish durch einen Sturz und André Greipel wegen eines Defekts nicht in den Endspurt eingreifen konnten, setzte sich Kittel jetzt auch in einem „echten" Tour-Massensprint durch - und wie.

„Ich bin auf diesen Sprint sehr stolz“, sagte der Erfurter im Mannschafts-Hotel rund anderthalb Stunden nach Rennende mit einem breiten Grinsen. „Ich glaube, so nochmal die Kohlen aus dem Feuer zu holen, ist schon etwas Besonderes. Ich bin von wirklich weit hinten gekommen.“ Kittel war in unwiderstehlicher Manier auf den letzten 100 Metern an den bereits um mehr als drei Radlängen enteilten Greipel heran- und auf dem Zielstrich schließlich vorbei gespurtet.

„Ich habe ja gesagt, dass er der stärkste Sprinter ist und jeden schlagen kann“, lobte angesichts dieser herausragenden Vorstellung auch John Degenkolb seinen Teamkollegen gegenüber Radsport News. Kittel selbst war zwar sichtlich stolz, wollte sich aber nicht zu Eigenlob hinreißen lassen und stellte lieber sein Team in den Mittelpunkt.

Schließlich hatte er Radsport News am Ruhetag nur 24 Stunden vor seinem zweiten Tour-Etappensieg noch erklärt: „Es hängt sehr viel davon ab, wie die Mannschaft für den jeweiligen Sprinter den Sprint vorbereitet. Man sieht, dass wir uns alle auf einem Niveau befinden: Es hat jeder eine Etappe gewonnen. Deshalb glaube ich, dass es auch in den nächsten Tagen entscheidend sein wird, wie die Mannschaften den Sprint vorbereiten und in welcher Position man in den Sprint geht.“

Diesmal aber war es Greipels Lotto Belisol-Mannschaft, die sich in der Sprintvorbereitung durchsetzte und ihren Kapitän in der besten Position ablieferte - und dennoch gewann am Ende Kittel. „Trotzdem hat mich aber auch meine Mannschaft in eine super Position gebracht. Ich war ja an Greipels Hinterrad und dann war es eigentlich einfach, dort auf den Sprint zu warten“, entgegnete Kittel auf die Einschätzung, dass Lotto-Belisol das Finale am besten vorbereitet hätte.

„Der Weg zum Sprint ist immer schwer, und am Ende fährt eben nur ein Team vorne. Ich glaube, wir haben heute gezeigt, dass wir flexibel mit allen Situationen umgehen können - dass wir nicht die Mannschaft sein müssen, die von vorne fährt, sondern auch von hinten reagieren können", so der 25-Jährige. Das Team steht für den Deutschen im Mittelpunkt und wirkt dabei auch als Schutzwall vor zu viel auf ihn einprasselndem Lob. Und so spricht Kittel grundsätzlich am liebsten über die Mannschaftsleistung.

„Wir haben uns in den letzten Jahren mehr und mehr Respekt erarbeitet. Inzwischen sind wir ein ebenso akzeptiertes Sprint-Team wie es zum Beispiel Lotto oder Quick Step sind. Das ist auch schon ein Erfolg, auf den wir stolz sein können“, sagte er am Ruhetag.

In Saint-Malo aber war es letztlich trotzdem sein eigener Speed, der das Rennen entschied. „Für mich ist wichtig, dass ich meine Endgeschwindigkeit ausspielen kann. Deshalb bringt es mir auch nichts, erst bei 150 Metern loszufahren“, hatte Kittel Radsport News am Ruhetag erklärt, und so wartete er einen Tag später auch nicht, bis die Konkurrenz Vollgas gab, sondern trat knapp 300 Meter vor dem Ziel selbst an.

Hinter ihm kam es zum Zusammenstoß von Tom Veelers und Cavendish, doch Kittel marschierte unbeirrt weiter, fuhr im leichten Linksknick 200 Meter vor dem Ziel außen herum an Greipels letztem Anfahrer Greg Henderson vorbei und schloss unwiderstehlich zum Deutschen Meister auf. „Nachdem ich um Henderson herum war, hatte ich freie Bahn und bin an Greipels Hinterrad. Dabei habe ich seinen Windschatten genutzt. Ich glaube, ich hatte ordentlich Bumms auf der Kette. Erst kurz vor der Linie habe ich gemerkt, dass es reicht. Da habe ich nur noch das Vorderrad vorgeschoben.“

Groß jubeln konnte Kittel da nicht, und der Gedanke daran verging ihm auch nach der Zieldurchfahrt erst einmal, als er von Veelers‘ Sturz hörte. „Das mit dem Sturz hat mich schon ganz schön gewurmt. Ich habe mir echt erstmal Gedanken um Tom gemacht“, erzählte er später.

Weil der Niederländer aber mit einigen Hautabschürfungen davon kam, konnte später doch noch gejubelt werden - auch wenn die Argos-Shimano-Truppe angesichts der noch kommenden Sprint-Etappen nicht über die Stränge schlagen wollte. „Ein Bierchen und dann ist gut“, sagte Kittel. Dabei blieb es dann auch.

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