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22.08.2013 | (rsn) - Peter Sagan (Cannondale) ist im Sprint in Colorado derzeit einfach nicht zu schlagen. Der Slowake setzte sich nach seinem Sieg auf der 1. Etappe auch am Ende des dritten Teilstücks in Steamboat Springs durch. Wie bereits zwei Tage zuvor kam der Träger des Grünen Trikots vom Hinterrad seines größten Kontrahenten Greg Van Avermaet (BMC) und spurtete von dort eindrucksvoll zum Sieg.
"Das Team hat toll gearbeitet. Es tut mir Leid für Voigt. Er ist heute großartig gefahren. Als er seine Ausreißerkollegen abgeschüttelt hatte, gab es für uns nur eine Möglikchkeit, noch an den Tagessieg zu kommen. Also sind meine Teamkollegen an die Spitze gegangen und haben alles gegeben, was sie hatten, um Jens zurück zu holen", sagte Sagan nach der Etappe, die von einer langen Flucht von Jens Voigt (Radioshack-Leopard) geprägt war.
"Es war ein sehr harter Tag, aber ich habe es auch genossen. Man weiß nie, wann man das letzte Mal in seinem Leben eine solche Attacke geritten hat", twitterte Voigt, der Ende 2014 seine Karriere beenden wird.
Während am Montag aber Van Avermaet auf Platz zwei ins Ziel kam, schoben sich diesmal noch zwei weitere Fahrer am Belgier vorbei: Luka Mezgec (Argos-Shimano) kam Sagan auf der Ziellinie sogar noch richtig nah und hatte die höchste Endgeschwindigkeit. Vor dem Kanadier Ryan Anderson (Optum) wurde der Slowene Tageszweiter.
Die Gesamtführung verteidigte der Australier Lachlan Morton (Garmin-Sharp), der weiterhin zwei Sekunden vor dem Schweizer Mathias Frank (BMC) und elf Sekunden vor Sagan liegt, weil es in Colorado wie bei der Tour de France keine Zeitbonifikationen gibt. Daher genügte es Morton, im Hauptfeld ins Ziel zu kommen.
Der wahre Held des Tages war aber weder Etappensieger Sagan noch der Mann im Gelben Trikot, sondern ein 41-jähriger Deutscher: Jens Voigt (RadioShack-Leopard). Der Sieger der 4. Etappe im Vorjahr in Beaver Creek attackierte 52 Kilometer vor dem Ziel aus einer fünfköpfigen Spitzengruppe heraus, der außer ihm der Moldawier Sergei Tvetcov (Jelly Belly), Tyler Wren (Jamis - Hagens Berman) aus den USA, Davide Villella (Cannondale) aus Italien und der Brite Joshua Edmondson (Sky) angehörten.
Das Quintett hatte sich schon an der ersten Bergwertung der 3. Kategorie am Swan Mountain nach rund zehn Kilometern aus dem Hauptfeld abgesetzt und anschließend bis zur Voigt-Attacke meist gut zusammengearbeitet. Der Vorsprung der Ausreißer wuchs allerdings nur sehr langsam und erreichte erst kurz vor Voigts Solo-Versuch sein Maximum von knapp fünfeinhalb Minuten.
Dann setzte der Deutsche einen ersten Angriff, den seine vier Begleiter noch abwehren konnten. Doch als „The Jensie“, wie ihn die US-Amerikaner in Anlehnung an Voigts Twitter-Namen nennen, erneut antrat, konnte niemand mehr etwas entgegnen und der Publikumsliebling der US-Fans war auf und davon.
Nach Voigts Angriff zerfiel auch seine Verfolgergruppe bald in ihre Einzelteile, so dass im Anstieg zur zweiten und letzten Bergwertung des Tages am Rabbit Ears Pass nur Edmondson noch als einsamer Verfolger übrig blieb. Hinter ihm erhöhte Sagans Cannondale-Mannschaft im Hauptfeld allerdings allmählich den Druck und verkürzte den Rückstand auf alle Ausreißer nach und nach.
Voigt erreichte die Bergwertung der 2. Kategorie mit 1:55 Minuten Vorsprung auf Edmondson und 3:32 Minuten vor dem Hauptfeld. Doch anschließend ging es längst nicht in die Abfahrt zum Ziel, sondern zunächst für rund 15 Kilometer wellig auf einer Hochebene entlang. Und obwohl das Tempo im Feld nach der Bergwertung kurz einschlief, nahmen Sagans Helfer Voigt dort oben eine weitere Minute und zehn Sekunden ab und holten Edmondson ein.
Der mögliche Sieg des Deutschen geriet in der langen Abfahrt schließlich so richtig ins Wanken, als im Feld auch Top-Abfahrer Sagan selbst sowie die Teams Argos-Shimano und Optum in die Verfolgungsjagd einstiegen. 70 Sekunden nahmen die Verfolger Voigt somit auf dem Weg hinunter ins Tal ab, und für die letzten, flachen 13 Kilometer blieb dem Deutschen nur noch 1:15 Minute.
Kim Andersen, der Sportliche Leiter von RadioShack-Leopard, lehnte sich im Finale immer wieder weit aus dem Fenster zu seinem Schützling, um Voigt lauthals anzufeuern und aufs Blech seines Autos zu trommeln. Doch auf den letzten fünf Kilometern musste Andersen mit dem Team-Fahrzeug ausscheren, denn der Rückstand des Feldes wurde immer kleiner, und als sich Voigt 3,5 Kilometer vor dem Ziel umdrehte, konnte er die jagenden Sprinter-Teams bereits zehn Sekunden hinter sich sehen.
2,9 Kilometer vor dem Ziel schloss dann schließlich das Argos-Shimano-Team die Lücke und Voigt wurde durch das rasende Hauptfeld in Windeseile durchgereicht. Am Ende beendete er die Etappe mit 1:33 Minute Rückstand auf Tagessieger Sagan Seite an Seite mit Tour-de-France-Sieger Chris Froome (Sky). Immerhin blieb ihm das orange-weiß-gestreifte Trikot des angriffslustigsten Fahrers sowie der größte Jubelsturm der Fans bei der gesamten Siegerehrung in Steamboat Springs.
Nachdem Voigt gestellt worden war, kam es im Hauptfeld noch zu einem Massensturz. Weil dieser nach dem Passieren der Drei-Kilometer-Marke erfolgte, hatte er zwar keinen Einfluss auf die Gesamtwertung, dennoch waren alle Klassementfahrer froh, nicht wie einige Sprintanfahrer auf dem Asphalt gelandet zu sein. Michael Friedman (Optum) beispielsweise lag lange mit schmerzverzerrtem Gesicht am Boden. Ob er die Rundfahrt am Donnerstag auf dem Weg nach Beaver Creek fortsetzen kann, war zunächst nicht klar.
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