Der Kurs dürfte dem Allgäuer liegen

Nerz: Schon beim WM-Debüt im Rampenlicht

Von WM-Korrespondent Felix Mattis aus Florenz

Foto zu dem Text "Nerz: Schon beim WM-Debüt im Rampenlicht"
Dominik Nerz | Foto: ROTH

28.09.2013  |  (rsn) - Dominik Nerz war noch vor eineinhalb Jahren nur den eingefleischten Radsport-Fans in Deutschland ein Begriff. Der Allgäuer fuhr beim italienischen Liquigas-Team als Helfer für Vincenzo Nibali und Ivan Basso und hatte noch nicht wirklich viele Top-Ten-Resultate im Profi-Peloton gefeiert. Doch nun kommt der 24-Jährige zu seiner ersten Straßen-Weltmeisterschaft und ist nach einer starken Spanien-Rundfahrt plötzlich der Hoffnungsträger des deutschen Nationalteams.

„Bei der Vuelta hat er gezeigt, dass er auch im Finale mitfahren kann“, sagte Bundestrainer Jan Schaffrath, der in Florenz eben einen solchen Fahrer braucht: einen, der am Berg mithält und auch Akzente setzen kann. Starke Kletterer gibt es hierzulande nicht viele und so kommt Nerz gleich bei seinem WM-Debüt in den Genuss, im Fokus zu stehen. Ein zu großer Schritt? Nicht unbedingt, denn Nerz kam bei der Vuelta, die er mit sehr aktiver Fahrweise auf Rang 14 beendete, und bei der er am vorletzten Tag am brutalen Angliru mit einem sechsten Rang glänzte, keinesfalls aus dem Nichts.

„Ich war im letzten Jahr im Sommer auch in der Form, wie dieses Jahr zur Vuelta, aber da hatte ich eben noch andere Aufgaben“, erklärte der BMC-Profi, als wir ihn auf die Tour de France 2012 ansprachen, wo er seine Kletterfähigkeiten als Edelhelfer vom italienischen WM-Favoriten Vincenzo Nibali bereits aufblitzen ließ.

„Da musste ich für meine Kapitäne die Arbeit verrichten. Weil ich da meine Kräfte verschießen musste, konnte ich im Finale dann nicht mehr zeigen, was ich kann.“ Trotzdem wurde er 25. der Königsetappe - und so Ergebnis bei der Tour ist bekanntermaßen nicht unbedingt schlechter als ein Top-15-Resultat bei der Vuelta.

Zwischen der Tour 2012 und der Vuelta 2013 stand der Wechsel von Liquigas zum BMC-Team. Nerz wurde in diesem Jahr 20. beim Critérium du Dauphiné und landete auf Rang 13 bei der Polen-Rundfahrt. Wie die Ergebnisse zeigen, darf von Nerz vor seinem WM-Debüt nicht zu viel verlangt werden. Ein Top-Ten-Resultat in Florenz wäre sicher mehr als zufriedenstellend. Trotzdem bildet der Debütant, wenn das Rennen für den sprintstarken John Degenkolb zu schwer werden sollte, mit Routinier Fabian Wegmann die Doppelspitze im BDR-Team und steht im schwarz-rot-goldenen Rampenlicht.

Damit es dort aber nicht zu heiß für ihn wird, bekommt Nerz mit seinem BMC-Teamkollegen Marcus Burghardt einen „Piloten“ an die Seite gestellt, der ihn im Rennen beschützen soll. „Am Anfang ist es wichtig, vorne zu fahren - vor allem wenn es regnet. Da muss man mindestens unter den ersten 50 sein“, zeigte der Tour-de-France-Etappensieger von 2008, dass er seinen Job bereits verinnerlicht hat. Und Nerz verlässt sich auf seinen Bodyguard. Ob er sich im Rennen am italienischen Top-Favoriten Vincenzo Nibali orientiere, wurde er gefragt und grinste: „Dafür habe ich Burgi, der wird mich durch das Rennen manövrieren.“

Doch der Druck des Hoffnungsträgers und das Sich-Orientieren im Feld sind nicht die einzigen Schwierigkeiten, die auf Nerz zukommen werden. „Ich habe etwas Respekt vor der Distanz“, gab er zu. „Das geht richtig an die Reserven, und da muss an so einem Tag dann alles passen.“ Ähnliche Distanzen ist Nerz noch kaum gefahren. Wie sein Körper die 272 Kilometer von Florenz verkraften wird, kann man vorher also schwer einschätzen können.

Dass ihm die Vuelta, nach der er zunächst sehr müde war, noch in den Knochen steckt, glaubt er aber nicht. „Ich habe die letzte Woche im Training sehr gut gestaltet und bin im Rhythmus geblieben, um nicht abzusacken. Auch die zwei Rennen haben mir sicherlich gut getan. Jetzt fühle ich mich wieder zu 100% topfit", sagte Nerz.

Das muss er auch sein, denn wie man bei den bisherigen Rennen von Florenz sehen konnte, verzeiht der Kurs keine Schwächephasen. Wer einmal weg ist, hat kaum Chancen, nochmal nach vorne zu kommen.

Weiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößern

Mehr Informationen zu diesem Thema

02.10.2013WM: Auch dänisches Team Opfer von Fahrraddieben

(rsn) - Bei der Straßen-WM in Florenz haben Fahrraddiebe erneut zugeschlagen. Wie das dänische Team meldete, wurden ihm nach Ende der Titelkämpfe insgesamt 30 Rahmen und 50 Paar Laufräder gestohle

01.10.2013Polnisches Team kehrt ernüchtert von der WM zurück

(rsn) – Aus der Traum für die polnische Nationalmannschaft von einer Medaille bei den Straßenweltmeisterschaften in Florenz. Auf den Weg in die Toskana begaben sich die Polen mit insgesamt 29 Fahr

30.09.2013Bei den Attacken der Kletterer musste Gilbert passen

(rsn) – Obwohl er seit seinem WM-Triumph von Valkenburg fast ein Jahr ohne Sieg geblieben war, hätte Philippe Gilbert das Regenbogentrikot – auf dem ja bekanntlich ein Fluch lasten soll – nur z

30.09.2013Froome, Wiggins und Co. die große Enttäuschung im Straßenrennen

(rsn) - Als sich das Fahrerfeld bei der 80. Straßen-WM in Lucca in Bewegung setzte, um die 272 Kilometer in Richtung Ziellinie am Nelson Mandela Forum in Angriff zu nehmen, regnete es sprichwörtli

30.09.2013Denifl: Büroklammer verhinderte mögliche Top-Platzierung bei WM

(rsn) - Der Auftritt der Österreicher am Sonntag im WM-Straßenrennen war von vielen Stürzen überschattet. So kamen mit Riccardo Zoidl, der sich eine Adduktorenverletzung zuzog, Bernhard Eisel, Ste

30.09.2013Rodriguez und Valverde spielten ihr Spiel (fast) perfekt

(rsn) - Vor dem Straßenrennen der Weltmeisterschaften schaute alles auf Lokal-Matador Vincenzo Nibali. Der Italiener war der meistgenannte Favorit und musste mit riesigem Druck umgehen. Für Alejandr

30.09.2013Moster: „Eine Weltmeisterschaft mit Licht und Schatten“

(rsn) – „Licht und Schatten“ – so lautet die Bilanz des Bundes Deutscher Radfahrer nach dem letzten von zwölf Wettbewerben der Straßen-WM von Florenz. Der Freiburger Simon Geschke belegte i

29.09.2013Geschkes Ergebnis der Lohn für starke Teamleistung

(rsn) - Auch wenn der WM-Titel letztlich unter den Bergfahrern ausgemacht wurde und mit Dominik Nerz der stärkste Kletterer des Teams früh ausgeschieden war, konnte die deutsche Nationalmannschaft

29.09.2013Huzarski: 240 Kilometer im Dauerregen auf der Flucht

(rsn) - Im Grunde gibt es nur zwei Sorten von Rennfahrern. Die einen hassen es, im Regen zu fahren, den anderen sind die während des Rennens herrschenden Wetterbedingungen egal. Konstant rufen sie ih

29.09.2013Cancellara: „Das Resultat ist eigentlich fast sekundär"

(rsn) – Im WM-Straßenrennen von Florenz wurde es für Fabian Cancellara nichts mit der erhofften Medaille. Nach 272,5 schweren Kilometern von Lucca nach Florenz belegte der Schweizer, der im Zeitfa

29.09.2013Rui Costa zeigt beim Pokerspiel von Florenz die besten Nerven

Florenz (rsn/dpa) - Rui Costa war der große Profiteur des Pokerspiels der Favoriten in Florenz. Der 26 Jährige holte überraschend als erster Portugiese den WM-Titel auf der Straße und stürzt

29.09.2013Rui Costa wird als erster Portugiese Straßen-Weltmeister

(rsn) – Rui Costa hat für den ersten Sieg eines Portugiesen in einem WM-Straßenrennen gesorgt. Der 27-Jährige verwies am Sonntag in einem packenden Sprintduell nach 272 Kilometern von Lucca nach

Weitere Radsportnachrichten

21.12.2024Schöne Highlights und ein sehr starker August

(rsn) – 22 Jahre ist Fabio Christen (Q36.5 Pro Cycling) alt, und der Schweizer kommt aus einer wahren Radsportfamilie. Schon sein Großvater gehörte zu den besten Straßensportlern und auch sein Va

21.12.2024Red-Bull-Sportchef Aldag über die Transfers von Lazkano und Co.

(rsn) – Es war abzusehen, dass Red Bull – Bora – hansgrohe auch in diesem Winter wieder allerhand Veränderungen am Kader für die neue Saison vornehmen würde. Neun Profis stoßen 2025 zum Team

21.12.2024Vandeputte mit Start-Ziel-Sieg zum ersten Weltcuperfolg

(rsn) – Dank einer technischen Glanzleistung hat Niels Vandeputte (Alpecin – Deceuninck) in Hulst nicht nur einen Start-Ziel-Sieg, sondern auch seinen ersten Weltcup-Erfolg gefeiert. Der Belgier w

21.12.2024Schreiber startet am schnellsten und bleibt bis zum Schluss vorn

(rsn) – Schnellstarterin Marie Schreiber (SD Worx – Protime) hat den Cross-Weltcup in Hulst mit einem Start-Ziel-Sieg für sich entschieden. Lucinda Brand (Baloise – Trek Lions) baute als Zweite

21.12.2024Knolle, Groß, John und Zemke zu rad-net - Rembe - Sauerland

(rsn) - In unserem ständig aktualisierten Transferticker informieren wir Sie regelmäßig über Personalien aus der Welt des Radsports. Ob es sich um Teamwechsel, Vertragsverlängerungen oder Rücktr

21.12.2024Vom Niemandsland nach Alpe d’Huez in wenigen Monaten

(rsn) – Als Ruderin stand Valentina Cavallar schon bei den Olympischen Spielen am Start und ihr Einstieg in den Radsport kam dann doch sehr überraschend. Erst im April fand sie einen Platz bei der

21.12.2024“Riesige Erleichterung“: Auf dem Weg zurück zu alter Stärke

(rsn) – Er war noch nicht ganz wieder der Alte, doch nach zwei krankheitsbedingt schwarzen Saisons hat Maximilian Schachmann 2024 endlich erneut aufblitzen lassen können, wozu er fähig ist. Das ge

21.12.2024Van Empel muss Cross-Wochenende auslassen

(rsn) - Wegen eines Trainingssturzes muss Weltmeisterin Fem van Empel (Visma – Lease a Bike) die beiden Cross-Weltcups in Hulst und Zonhoven an diesem Wochenende auslassen. Wie die Niederländerin a

21.12.2024Die Radsport-News-Jahresrangliste 2024

(rsn) - Auch diesmal starten wir am 1. November mit unserer Jahresrangliste. Wir haben alle UCI-Rennen der vergangenen zwölf Monate (1. November 2023 bis 31. Oktober 2024) ausgewertet - nach unserem

20.12.2024Meisterschaftsdoppel versöhnte nach Olympia-Enttäuschung

(rsn) – Die Olympischen Spiele in Paris hatten die Österreicherin Anna Kiesenhofer (Roland) wieder in den Fokus der medialen Aufmerksamkeit zurückgeholt. Immer wieder wurde ihre Sensationsfahrt v

20.12.2024Van Aert kehrt in Mol zu seiner ersten Liebe zurück

(rsn) - Viel Zeit zur Vorbereitung konnte sich Wout van Aert (30) nicht gönnen. Nach nur drei Tagen im Cross-Training will der Belgier am Montag beim Superprestige in Mol starten. Der Cross-Vizeweltm

20.12.2024Van Schip wegen Drohungen und Beleidigungen gesperrt

(rsn) - Wegen "Beleidigungen, Drohungen und unangemessenem Verhalten“ bei der Bahn-WM in Ballerup (Dänemark) hat die UCI den Niederländer Jan-Willem van Schip vom 27. Dezember 2024 bis zum 1. Febr

RADRENNEN HEUTE
  • Keine Termine