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24.05.2014 | (rsn) – Am Freitag freute sich Enrico Battaglin (Bardiani-CSF) in Rivarolo Canavese noch gemeinsam mit seinem Teamkollegen und Landsmann Marco Canolo über dessen ersten Etappensieg bei einer großen Rundfahrt. Nur 24 Stunden später konnte der 24-jährige Italiener an der Wallfahrtskirche in Oropa selber die Arme zum Jubeln gen Himmel strecken.
Battaglin bezwang auf dem 14. Abschnitt über 164 Kilometer von Aglie zur Bergankunft an der im Sprint eines Spitzentrios seinen Landsmann Dario Cataldo (Sky) und den Kolumbianer Jarlinson Pantano (Colombia) und fuhr seinen zweiten Etappensieg bei einem Giro d’Italia nach 2013 ein. Vor Jahresfrist hatte er die 4. Etappe für sich entscheiden können.
„Im Sprint verlor ich zunächst mal ein paar Meter, aber als ich sah, dass auch Cataldo und Pantano zu kämpfen hatten, biss ich auf die Zähne“, so der Etappengewinner im Ziel. „Ich bin erst auf den letzten 20 Metern an ihnen vorbei gezogen, ich hab’s gerade so geschafft. Das ist ein großer, sehr emotionaler Sieg.“
Der Kampf um den Tagessieg entwickelte sich tatsächlich zu einer dramatischen Angelegenheit, nachdem der starke Niederländer Albert Timmer (Giant-Shimano) erst auf den letzten zweien von insgesamt gut elf Kilometern des Schlussanstiegs von Cataldo und Pantano gestellt worden war. Auf dem letzten Kilometer schienen die beiden die Angelegenheit unter sich auszumachen, doch dann kam Battaglin auf den letzten Drücker noch an das Duo heran und rang seinen Landsmann auf der finalen Kopfsteinpflaster-Passage mit allerletzter Kraft nieder.
„Bis zum letzten Kilometer hätte ich nicht für möglich gehalten, dass es noch klappen würde, weil ich den ganzen Tag viel Kraft in der Ausreißergruppe gelassen hatte“, sagte Battaglin. „Dann habe ich aber gesehen, dass sie nur knapp vor mir waren und ich habe alles gegeben, was ich noch hatte.“
Doch auch die Favoriten, die lange Zeit ein ausgesprochen kontrolliertes Rennen fuhren, traten noch in Aktion. Es war Domenico Pozzovivo (Ag2R), der vier Kilometer vor Schluss das Rosa Trikot von Rigoberto Uran (Omega Pharma-Quick Step) attackierte. Der Kolumbianer und die anderen Klassementfahrer konnten dem kleinen Italiener nicht folgen.
Nur Urans Landsmann Nairo Quintana (Movistar), der im gestrigen Zeitfahren noch viel Zeit eingebüßt hatte und dies auf Atemprobleme zurückgeführt hatte, parierte Pozzovivos Antritt. Heute war dem Zweiten der letztjährigen Tour de France von Problemen nicht viel anzumerken. Quintana klemmte sich zunächst an das Hinterrad des Ag2R-Kapitäns und schüttelte diesen auf den letzten Metern sogar noch ab.
2:39 Minuten hinter dem Etappengewinner kam Quintana schließlich als Fünfzehnter ins Ziel; wichtiger waren aber die Abstände, die er auf Pozzovivo (vier Sekunden), den Niederländer Wilco Kelderman (Belkin/+0:08), den Polen Rafal Majka (Tinkoff-Saxo/+0:08), den Australier Cadel Evans (BMC/+0:20) und vor allem auf Uran (+0:25), der völlig ausgepumpt das Ziel erreichte, herausfahren konnte.
„Ich bin mit dem Ergebnis zufrieden“, gab sich Uran trotz des Zeitverlusts gelassen. „Ich habe schon einige Grand Tours bestritten und ich weiß, dass man über drei Wochen hin konstant fahren muss. Okay, wir haben 20, vielleicht 25 Sekunden heute verloren, aber das ist nicht wirklich ein Problem.“
Im Gesamtklassement führt der 27-Jährige mit nur noch 32 Sekunden Vorsprung auf Evans, der fünf Sekunden auf den Gewinner des gestrigen Zeitfahrens gut machen konnte, und 1:35 Minuten auf Majka. „Es hätten noch ein paar Sekunden mehr sein können, aber es gab eine Art Welle (anderer Fahrer) vor mir", kommentierte Evans das Ergebnis.
Quintana belegt zwar mit immer noch mit deutlichen 3:04 Minuten Rückstand unverändert Rang sechs, bewies heute aber, dass ihm vor allem im Hochgebirge noch viel zuzutrauen ist. „Ich hatte heute bessere Beine und das ist mit Blick auf das, was noch kommt, ein gutes Zeichen", erklärte der 24-Jährige. Keine Veränderungen gab es auch auf den Positionen vier (Pozzovivo/+2:11) und fünf Kelderman (+2:33).
Zu den Gewinner des Tages zählten auch der Kanadier Ryder Hesjedal (Garmin-Sharp), der vier Plätze gut machte und nun Zwölfter ist, 6:13 Minuten hinter Uran, vor allem aber Pierre Rolland (Europcar), der in die Top Ten vorrückte und als Neunter 5:07 Minuten Rückstand auf den Spitzenreiter hat. „Ich hatte heute gute Beine und mich entschlossen, ein bisschen was Verrücktes zu probieren, aber ich hatte das Glück auf meiner Seite", so der Europcar-Kapitän.
Der Franzose ergriff auf dem Weg hinauf nach Bielmonte – dem mit 18,4 Kilometern längsten von vier kategorisierten Bergen des Tages – aus dem Feld heraus die Initiative und hängte sich an seinen Teamkollegen Björn Thurau, der rund 50 Kilometer vor dem Ziel das Tempo forcierte. Schnell stießen noch der Österreicher Riccardo Zoidl (Trek), der Kanadier Ryder Hesjedal (Garmin-Sharp) sowie der Spanier Gorka Izagirre (Movistar) hinzu.
Doch zur Spitzengruppe um Battaglin, die aus ursprünglich 21 Fahrern bestand und die sich schon kurz nach dem Start gebildet hatte, konnten Rolland und Hesjedal nicht mehr aufschließen, da der Abstand - maximal 10:30 Minuten - auch im oberen Teil des 5,6 Prozent steilen Anstiegs immer noch mehr als fünf Minuten betrug. Hier griff der Ire Nicolas Roche (Tinkoff-Saxo) seine Kollegen aus der Spitzengruppe, zu der auch Danilo Hondo (Trek) gehörte, und erreichte und als Erster die Bergwertung in 1.482 Metern Höhe. Platz zwei und damit neun Punkte sicherte sich der Belgier Tim Wellens (Lotto Belisol), der zuvor schon den Bergpreis der 1. Kategorie gewonnen hatte der in der Bergwertung auf Rang zwei vorrückte.
In der 26 Kilometer langen Abfahrt wurde Roche wieder gestellt und die nun 15 Spitzenfahrer hielten weiterhin einen Vorsprung von rund vier Minuten auf das Feld, vor dem sich nach wie vor die Rolland-Gruppe hielt. Noch in der Abfahrt zog dann Timmer gemeinsam mit dem Italiener Manuel Quinziato (BMC) auf und davon und setzte seine Flucht, nachdem der Italiener im unteren Teil des Schlussanstiegs nach einem Defekt das Rad tauschen musste, alleine fort.
Hinter dem 28-Jährigen zerfiel bei der abschließenden Bergaufjagd sowohl die Verfolger- als auch die Favoritengruppe. Dazwischen fuhren Rolland und Hesjedal, ohne allerdings den Rückstand auf die Spitze merklich verkürzen zu können. Gleiches galt auch für die Favoriten, die aber gar keine Interesse mehr am Tagessieg hatten, sondern sich gegenseitig kontrollierten – zumindest bis zu dem Moment, in dem der 31-jährige Pozzovivo Uran mit seinem Antritt in die Bredouille brachte und Quintana bewies, dass sich die Konkurrenten in der letzten Giro-Woche vor ihm in acht nehmen müssen.
Uran dagegen wird mit Sorge zur Kenntnis genommen haben, dass er nicht nur den beiden Kletterflöhe Quintana und Pozzovivo nicht folgen konnte, sondern auf den letzten 200 Metern sogar noch Boden auf Aru, Kelderman, Majka und Evans verlor.
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