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24.11.2014 | (rsn) – Im Rahmen der von seinem Manager Jörg Werner organisierten Deutschland-Premiere des niederländischen Radsport-Films „Nieuwe Helden“ war Tony Martin am Montagabend gemeinsam mit Marcel Kittel und John Degenkolb in Erfurt – um den Film zu schauen, den Fans anschließend in einer Gesprächsrunde einige private Einblicke zu gewähren und schließlich beinahe eine Stunde lang alle Autogrammwünsche zu erfüllen. Danach fand Tony Martin noch Zeit, sich für einige Minuten mit Felix Mattis im Kinosessel niederzulassen und über seine nächste Saison zu sprechen.
Herr Martin, als die Tour-Strecke für 2015 vor knapp einem Monat bekanntgegeben wurde, befanden Sie sich auf dem Weg in den Urlaub. Wie haben Sie davon erfahren und gefällt Ihnen der Parcours?
Tony Martin: Ich habe ein oder zwei Tage später im Internet alles gelesen. Aber dass es zum Auftakt ein kurzes Zeitfahren in Utrecht geben würde, war mir ja schon länger bekannt und somit keine Überraschung. Dieser erste Tag ist für mich der Höhepunkt und neben der WM mein Saison-Highlight. Die Chance ins Gelbe Trikot zu fahren, kommt nicht so schnell wieder – da freue ich mich drauf.
Trotzdem kommen die Zeitfahrer diesmal sehr kurz. Waren Sie nicht enttäuscht?
Martin: Ich kann die Veranstalter verstehen: Chris Froome würde durch mehr Zeitfahren massiv bevorteilt und ich denke, dass deshalb zugunsten der Spannung in der Gesamtwertung da gespart wurde. Aber das sind eben seine Qualitäten – und leider in dem Fall auch meine. Meiner Meinung nach gehören in eine dreiwöchige Rundfahrt einfach zwei lange Zeitfahren. Aber ich kann gut damit leben, wie es jetzt ist, wenn ich am ersten Tag das Gelbe Trikot erobere. Und es gibt ja auch noch das Mannschaftszeitfahren, das für unser Team sehr wichtig ist.
Erst auf der 10. Etappe warten die ersten großen Berge. Trotzdem gibt es mit der steilen Mauer von Huy und dem Kopfsteinpflaster oder dem Mannschaftszeitfahren sowie durch die wieder eingeführten Zeitbonifikationen Möglichkeiten zu Verschiebungen im Klassement. Dürfen die deutschen Fans möglicherweise sogar von einer ganzen Woche in Gelb träumen, wenn es in Utrecht gut läuft?
Martin: Das Trikot überhaupt erst einmal zu holen, wäre schon ein ganz großes Ding für mich. Sicher ist die erste Woche aber auch dafür prädestiniert, es länger zu halten, wenn man von Stürzen verschont bleibt.
Mitten im November befinden Sie sich jetzt allmählich im Aufbautraining für die neue Saison. Wie sieht das bisher aus?
Martin: Ich hatte mein Rad zwar mit im Urlaub auf den Malediven, aber so richtig im Training bin ich noch nicht so lange. Wir nennen das die Gewöhnungsphase. Das ist eher noch eine Vorbereitung auf das härtere Training ab Dezember: Man versucht jetzt, die Muskeln, Knochen und Sehnen wieder an die längere und härtere Belastung zu gewöhnen. Deshalb fahre ich bislang kleinere Umfänge und nicht gleich fünf Stunden durch die Berge – auch auf Grund der Kälte natürlich.
Verändert sich Ihr Training dadurch, dass der erste Saisonhöhepunkt ein kürzeres Zeitfahren ist als sonst?
Martin: Die direkte Tour-Vorbereitung wird sicher anders ausfallen. Wir müssen uns ganz genau überlegen, welche Rennen ich fahre, denn ich muss am ersten Tag der Tour auf den Punkt topfit sein, anstatt die erste Woche nur zu überleben, um dann vielleicht ein Zeitfahren auf der 8. oder 9. Etappe zu gewinnen. Deshalb muss die Vorbereitung sehr speziell und gut geplant sein. Außerdem muss ich die Startphase und die Beschleunigung aus den Kurven heraus detailliert trainieren, denn das könnte in Utrecht Zehntelsekunden bringen, die über Gelb oder nicht Gelb entscheiden.
Im schweren WM-Zeitfahren haben Sie gegen Bradley Wiggins verloren, der viel mit den berühmten „Watt pro Kilogramm“ erklärt hat, die am Berg zählen. Denken Sie über eine Gewichtsreduktion nach?
Martin: Nicht explizit deshalb, aber ich habe schon gemerkt, dass ich, wenn ich zwei, drei Kilo abgenommen habe, sehr gut über die Berge gekommen bin. Insofern ist das Thema Gewicht für mich auch wieder etwas in den Fokus gerückt – weniger wegen der Zeitfahren als mit Blick auf die Gesamtwertung bei kleineren Rundfahrten, nicht der Tour! Deshalb muss ich schauen, wo der Grenzbereich bei mir liegt: Was für ein Gewichtsverlust macht Sinn, und ab wie viel verliere ich auch zu viel Leistung? Man kann da auch viel berechnen, aber diese Berechnungen sind nutzlos, wenn man am Ende wegen Mangelernährung unter seinem Niveau fährt. Das ist ein sehr sensibles Thema, an das man sich herantasten muss, und bei dem man auch etwas nach dem Schema „Versuch und Irrtum“ vorgehen muss: Wie tief kann ich gehen, um mich auch noch wohl zu fühlen? Abnehmen ist ja auch nicht immer das angenehmste Thema. Der psychologische Faktor spielt da sicher auch mit rein.
Sie sprechen die kleineren Rundfahrten an. Passt zum Beispiel die Tour de Suisse bei einer sensibleren Tour-Vorbereitung wieder in den Plan?
Martin: Wir müssen uns sehr kritisch anschauen, ob in den letzten ein, zwei Monaten vor der Tour ein Rundfahrtsieg das Ziel sein sollte. Aber die Frühjahrs-Rundfahrten sind ein großes Thema. Ich kann zwar noch nicht zu viel zu meinem Rennprogramm verraten, aber was das betrifft, wird der Schwerpunkt sicher auf den kleineren Rundfahrten im Frühjahr liegen.
Das zweite große Saisonziel nach dem Gelben Trikot in Utrecht ist sicher das Regenbogentrikot in Richmond. Haben Sie sich mit der dortigen Zeitfahrstrecke schon auseinandergesetzt?
Martin: Als sie vor einem Jahr vorgestellt wurde, habe ich mich schon mal damit beschäftigt. Sie ist etwas profiliert, aber nicht super schwer – das sollte zu mir passen. Ich bin immer gerne in den USA Rennen gefahren und es wird sicher eine tolle Weltmeisterschaft. Ponferrada war dieses Jahr für die Zuschauer nicht optimal, aber in Amerika sind viele Radsportverrückte unterwegs. Da freue ich mich drauf!
Nach der Niederlage gegen Wiggins in Ponferrada war ihre Enttäuschung zunächst sehr groß. Wie sehen Sie das jetzt mit anderthalb Monaten Abstand?
Martin: Die Enttäuschung ist relativ rasch dem Kampfgeist und der Motivation gewichen, das Trikot nächstes Jahr wiederzuholen. Ich habe die Gründe gefunden, warum es nicht gelaufen ist, und kann daran arbeiten, die Fehler analysieren und für die kommenden Jahre nutzen. Schlimmer wäre, wenn ich top drauf gewesen, es im Kopf gelaufen wäre und ich trotzdem mit 20 Sekunden verloren hätte. Das wäre ein ganz, ganz harter Knochen für mich gewesen. Aber so habe ich es analysiert und bin Feuer und Flamme, die Fehler auszumerzen und im nächsten Jahr allen zu zeigen, dass ich der Beste bin.
Die Fehler waren vor allem, dass Sie zu viel gefahren sind?
Martin: Ja, das kann man so sagen. Ich wollte nach der guten Tour für die Vuelta zu viel und bin danach auch wieder zu hart angefahren. Ich war müde und habe mich etwas verkalkuliert. Da hätte ich den Mut zur Lücke haben müssen. Aber ich habe daraus gelernt, und es ist besser, dass das jetzt passiert ist als im Vorfeld der Olympischen Spiele. Denn bei Olympia kommt die Chance nicht so schnell wieder.
Die Chance zur Revanche mit Wiggins bei der Zeitfahr-WM wird es voraussichtlich nicht mehr geben, weil er nicht mehr antreten will. Aber es könnte zum großen Duell auf der Bahn kommen – im Fernkampf um den Stundenweltrekord. Wie akut ist das Thema für Sie?
Martin: Das ist auf meiner Agenda und ich werde im Dezember mit meinem Team besprechen, wie dieses Thema umgesetzt werden kann, damit Ziele auf der Straße nicht in Mitleidenschaft gezogen werden. Das ist der wesentliche Faktor: Ich muss einen Zeitpunkt und eine Vorbereitungsvariante finden, die meine Straßenform nicht beeinträchtigt. Da habe ich fähige Leute um mich herum – und ein Team, das mich unterstützt. Deshalb denke ich, dass wir einen Termin finden werden, am besten im kommenden Jahr.
Also ist es Ihr Wunsch, das 2015 anzugehen?
Martin: Wenn es zeitlich passt, bin ich bereit dafür – aber nicht auf Krampf.
Wiggins will Roubaix fahren und sich danach auf die Bahn spezialisieren. Wie groß ist sein Vorteil dadurch?
Martin: Vor allem ist sein Vorteil von vorne herein schon unendlich groß, was die Erfahrungswerte angeht. Er kommt von der Bahn – da macht ihm keiner mehr etwas vor. Ich bin glücklicherweise im Nachwuchsbereich auch dort ausgebildet worden und finde mich zurecht, aber ich brauche sicher eine längere Adaptionszeit als er. Da werden vielleicht auch zwei, drei oder vier Versuche nötig sein, um sich an das heranzutasten, was er wahrscheinlich vorlegen wird. Aber ich möchte daran arbeiten, und nach den ersten Trainingseinheiten auf der Bahn kann ich dann sagen, ob es realistisch ist oder nicht.
Das Interview mit Tony Martin führte Felix Mattis.
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