Weltcup Philadelphia: Becker attackiert im Finale

Armitstead trotzt der Unterzahl mit perfekt getimetem Sprint

Von Felix Mattis

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Elizabeth Armitstead (Boels-Dolmans) gewinnt das Philly Cycling Classic 2015. | Foto: Cor Vos

08.06.2015  |  (rsn) - Bis zum letzten Moment gewartet und dann zugeschlagen, hat Elizabeth Armitstead (Boels-Dolmans) beim Philly Cycling Classic. Die Britin, die mit nur drei Teamkolleginnen angereist war, gewann das nach 14 Jahren in den Weltcup zurückgekehrte US-Rennen an der sogenannten "Manayunk Wall" in Philadelphia, einem 800 Meter langen und bis zu 15 Prozent steilen Schlussanstieg, mit einem Antritt auf den letzten 100, flacheren Metern zum Ziel. Zweite wurde die Italienerin Elisa Longo Borghini (Wiggle-Honda) vor Alena Amialiusik (Velocio-SRAM) aus Weißrussland.

Durch den Sieg holte sich die Weltcup-Gesamtsiegerin von 2014 auch "ihr" Führungstrikot zurück. "Das fühlt sich gut an. Es ist immer schön, dieses Trikot zu tragen, denn man hat in seiner Karriere nicht besonders oft die Chance dazu", sagte Armitstead. Sie nahm die Weltcup-Führung Anna Van der Breggen ab, deren Rabobank-Liv-Team auf die teure US-Reise verzichtet hatte. Armitstead führt nun mit 315 Punkten vor Longo Borghini (296) und Van der Breggen (290) sowie Annemiek Van Vleuten (Bigla / 226), die in Philadelphia ebenfalls fehlte, und Amialiusik (225).

"In der fünften Runde habe ich den Mädels gesagt, dass ich nicht in der Verfassung bin, zu gewinnen", erklärte Armitstead nach dem Rennen, dass der Tag eine Art Achterbahnfahrt der Gefühle war. "Dann sind wir eigentlich für Evelyn fahren, aber das hat im Finale nicht geklappt. Manchmal muss man instinktiv handeln." Das tat Armitstead, als sie an der "Manayunk Wall" Longo Borghini folgte und rund 70 Meter vor dem Ziel von deren Hinterrad aus zum Sieg sprintete. "Das entsprach zwar nicht unserem Plan, aber wenigstens ist so eine von uns aufs Podium gefahren."

Bevor es an der "Wall" zur Auseinandersetzung zwischen den antrittsstärksten Klettererinnen und den bergfestesten Sprinterinnen - hinter Amialiusik fuhren die endschnellen US-Amerikanerinnen Shelley Olds (Bigla) und Cory Rivera (UnitedHealthcare) auf die Plätze vier und fünf - kam, erlebten die in Massen an die Strecke gekommenen Fans ein Rennen, das in der Anfangsphase hauptsächlich durch einen Vorstoß von der Kanadierin Jasmin Glaesser (Optum p/b Kelly Benefit Strategies) und die Bemühungen von Norwegens Emilie Moberg (Hitec Products) um Sprintpunkte geprägt wurde.

Glaesser erkämpfte sich so die Bergwertung und Moberg den Sieg in der Sprintwertung des Tages. Trotzdem ging das Hauptfeld geschlossen auf die letzten zwei der insgesamt sechs 19,8 Kilometer langen Runden. Eingangs der Schlussrunde attackierte die frischgebackene US-Meisterin Megan Guarnier (Boels-Dolmans) an der "Wall" und sorgte dafür, dass das Feld kurzzeitig in seine Einzelteile zerfiel. Nach der kurzen Abfahrt aber rollte es wieder zusammen, und Charlotte Becker (Hitec Products) nutzte den Moment, um selbst zu einem Solo anzusetzen.

Die Deutsche, die sich schon vorher sehr aktiv gezeigt hatte, fuhr kurzzeitig einen Vorsprung von über 20 Sekunden heraus, wurde aber rund acht Kilometer vor dem Ziel wieder gestellt - immerhin durfte sie sich mit dem Preis für die kämpferischste Fahrerin trösten. Dasselbe Schicksal ereilte kurz darauf auch Dalia Muccioli (Alé Cipollini), die Becker als Ausreißerin abgelöst hatte. Auf den letzten fünf Kilometern organisierte Velocio-SRAM einen regelrechten Sprintzug für Amialiusik. Tayler Wiles, Loren Rowney, Elise Delzenne und Tiffany Cromwell spannten sich vor Karol-Ann Canuel und Amialiusik, um weitere Attacken zu verhindern.

In der 800 Meter langen Schlusssteigung schnellte dann zunächst UnitedHealthcares Alexis Ryan nach vorne, doch die US-Amerikanerin hatte zu früh angetreten und wurde in den steilsten Abschnitten der Rampe zurückgeholt. Dort übernahm kurzzeitig Lex Albrecht (Optum p/b Kelly Benefit Strategies) das Zepter, aber 200 Meter vor dem Ziel zog Stevens das Tempo noch einmal an. Von ihrem Hinterrad lancierte Longo Borghini rund 100 Meter vor dem Ziel den Sprint, doch auch das war noch zu weit, wie Armitstead schließlich auf den letzten 70 Metern bewies.

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