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23.08.2015 | (rsn) - Die belgische Hymne war schon gelaufen und die Top 3 des Tages standen auf dem Podium, als man in Vargarda die neue Spitzenreiterin der Weltcup-Gesamtwertung ehren wollte: Anna Van der Breggen (Rabobank-Liv) wurde ausgerufen, aber niemand erschien. "Sie duscht", erklärten die Rabobank-Betreuer eilig, und Teamkollegin Katarzyna Niewiadoma fügte hinzu: "Niemand hat ihr gesagt, dass sie jetzt führt."
Musste auch niemand, denn das tut die Niederländerin gar nicht. Jolien D'Hoore nämlich hat sich durch ihren Sprintsieg vor Teamkollegin Giorgia Bronzini und der Deutschen Lisa Brennauer (Velocio-SRAM) in Vargarda an die Spitze der Weltcup-Gesamtwertung geschoben. Das fand man auch auf dem Podium bald heraus.
"Mein Sieg in Drenthe war etwas Besonderes, weil ich an dem Tag Geburtstag hatte. Aber auch heute ist speziell, denn vielleicht habe ich mir das Führungstrikot gesichert", hatte D'Hoore schon kurz zuvor im ersten Sieger-Interview geahnt.
"Ich hätte nicht gedacht, dass es heute einen Sprint geben würde. In den letzten Jahren sind immer ein paar weggefahren", gab D'Hoore im Gespräch mit radsport-news.com zu. "Im letzten Anstieg habe ich auf eine harte Attacke von Anna Van der Breggen gewartet, aber es ist nicht wirklich etwas passiert. Da war ich sehr froh!"
Zwar entstanden auf dem rund 800 Meter langen Bergaufstück sechs Kilometer vor dem Ziel einige Lücken im bis dahin auf jeder der sieben elf Kilometer langen Schlussrunden weiter zusammengeschrumpften Feld, doch eine Spitzengruppe wie im Vorjahr um Chantal Blaak löste sich nicht. "Ich habe im Anstieg gelitten, aber sagte zu mir: Es sind nur drei Minuten Leiden, wenn Du das durchstehst kommst Du bis zum Ziel", schilderte D'Hoore den Weg zum Sieg.
Es gelang ihr genau wie 24 Anderen, so dass schließlich tatsächlich eine recht große Gruppe in Vargarda auf den letzten Kilometer kam. Dort baute Velocio-SRAM seinen in den letzten Wochen immer besser funktionierenden Sprintzug auf, der diesmal für Tiffany Cromwell arbeitete. "Es ist im Finale aber nicht ganz so gelaufen, wie geplant", gab Brennauer später zu.
Erst schoben sich vor der letzten Kurve D'Hoore und Bronzini am Velocio-Sprintzug vorbei ans Hinterrad der Führenden Lucinda Brand (Rabobank-Liv), und dann kam es hinter Brennauer auch noch zu einem Sturz, in den unter anderem Carmen Small (Bigla) verwickelt war. Das brachte die Sprintvorbereitungen der meisten Teams durcheinander, und auch Cromwell sowie die Weltcup-Spitzenreiterin Elizabeth Armitstead (Boels-Dolmans) wurden aufgehalten.
"Ich habe es hinter mir krachen hören, und da dachte ich: Okay, jetzt kann ich mich nicht mehr umschauen, sondern muss durchziehen", erklärte Brennauer, die hinter D'Hoore und Bronzini auf Rang drei sprintete. "Ein supertolles Ergebnis", so die Zeitfahr-Weltmeisterin. Cromwell wurde hinter den drei Niederländerinnen Brand, Van der Breggen und Amy Pieters (Liv-Plantur) immerhin noch Siebte, Armitstead aber rollte erst als 19. über den Zielstrich und büßte viele wichtige Punkte ein.
In der Weltcup-Gesamtwertung führt D'Hoore nun mit 391 Punkten vor Van der Breggen (385), Armitstead (364) und Flandern-Siegerin Elisa Longo Borghini (Wiggle-Honda / 320). Doch so sehr sich D'Hoore, für die es nach dem Auftaktsieg in Drenthe der zweite Weltcup-Erfolg der Saison war, über den Rückgewinn des Führungstrikots freute, das Weiße Leibchen bringt sie nun auch in eine schwierige Situation: "Eigentlich wollte ich nicht nach Plouay fahren, denn das ist nicht mein Rennen. Wir haben Andere, die das können - zum Beispiel Elisa", sagte die Belgierin mit Blick auf das Weltcup-Finale am kommenden Wochenende in der Bretagne.
D'Hoores Rennplanung sah für die nächsten Wochen noch die Teilnahme an der Boels Rental Ladies Tour vom 1. bis 6. September in der Niederlande als letztes Vorbereitungsrennen für die Weltmeisterschaften im US-amerikanischen Richmond vor - und sonst nichts. Eine Entscheidung ob D'Hoore zu Ehren des Weltcup-Trikots nun doch in Plouay antreten wird, soll im Verlauf der Woche fallen.
Tut sie es nicht, so wäre das ein weiteres deutliches Zeichen dahingehend, dass der Weltcup, der 2016 durch die Women's World Tour abgelöst wird, ein Auslaufmodell ist. "Die Gesamtwertung interessiert uns nicht, wir wollen die Rennen gewinnen", sagte Wiggle-Honda-Teamchefin Rochelle Gilmore bereits am Samstag in Vargarda zu radsport-news.com.
Das 133,5 Kilometer lange Rennen rund um Vargarda verlief für ein Frauenrennen ungewohnt ruhig. Einzig Elena Berlato (Alé Cipollini) wagte ein frühes Solo und kam auch allein mit einigen Sekunden Vorsprung über das 2,5 Kilometer lange Schotterstück, das erstmals in die Strecke des Weltcuprennens eingebaut worden war. Dort kam es im Feld zu einigen Stürzen, wobei es am schlimmsten die Norwegerin Miriam Bjornsrud (Hitec Products) erwischte, die ins Krankenhaus gebracht werden musste, wo aber Entwarnung gegeben wurde: nichts gebrochen. Und auch ihre deutsche Teamkollegin Charlotte Becker musste das Rennen mit einer tiefen Fleischwunde am Ellbogen und weiteren Schürfwunden aufgeben.
Noch in der ersten Rennhälfte wurde Berlato vom Feld wieder eingeholt, aus dem heraus auf den sieben je elf Kilometer langen Schlussrunden zwar immer wieder - vor allem am kurzen Anstieg - Angriffe gefahren wurden, das anschließend aber bis zur vorletzten Runde meist beisammen blieb. Die Schwedin Hanna Nilsson (Nationalteam) setzte sich noch als Solistin ab, doch auch sie wurde vor dem letzten Anstieg wieder zurückgeholt.
Dort fuhren Van der Breggen, Armitstead und Longo Borghini zwar an der Spitze, die erwartete Attacke der Klettererinnen blieb aber aus. Erst nach dem Anstieg zog Trixi Worrack (Velocio-SRAM) auf dem Weg zurück nach Vargarda noch einmal das Tempo an, doch auch das sorgte für keine entscheidende Selektion mehr und so kam es zum Sprint, den D'Hoore schließlich gewann, weil sie sich vor der letzten Kurve am Velocio-Sprintzug vorbei auf Rang zwei schob.
"Ich wusste, dass wir in zweiter und dritter Position durch die letzte Kurve kommen mussten, also habe ich Velocio überholt. Das war das perfekte Szenario für uns!" Fast so perfekt wie das Ergebnis: Doppelsieg für Wiggle-Honda.
Ergebnis:
1. Jolien D'Hoore (Wiggle-Honda)
2. Giorgia Bronzini (Wiggle-Honda) + 0:00
3. Lisa Brennauer (Velocio-SRAM) + 0:00
4. Lucinda Brand (Rabobank-Liv) + 0:01
5. Anna Van der Breggen (Rabobank-Liv) + 0:01
6. Amy Pieters (Liv-Plantur) + 0:01
7. Tiffany Cromwell (Velocio-SRAM) + 0:03
8. Emma Johansson (Orica-AIS) + 0:03
9. Shelley Olds (Alé Cipollini) + 0:06
10. Lauren Kitchen (Hitec Products) + 0:06
Weltcup-Gesamtstand:
1. Jolien D'Hoore (Wiggle-Honda) 391 Punkte
2. Anna Van der Breggen (Rabobank-Liv) 385
3. Elizabeth Armitstead (Boels-Dolmans) 364
4. Elisa Longo Borghini (Wiggle-Honda) 320
5. Lucinda Brand (Rabobank-Liv) 297
Jolien D'Hoore im Sieger-Interview (Englisch):
Interview mit Lisa Brennauer:
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