Jungels und Valverde machen vier Sekunden gut

Greipel meldet sich an Kittels Geburtstag eindrucksvoll zurück

Von Felix Mattis

Foto zu dem Text "Greipel meldet sich an Kittels Geburtstag eindrucksvoll zurück"
André Greipel (Lotto-Soudal) hat die 5. Etappe des Giro d´Italia gewonnen. | Foto: Cor Vos

11.05.2016  |  (rsn) - Bis 25 Meter vor dem Ziel zog André Greipel (Lotto-Soudal) voll durch. Dann richtete er sich auf und begann endlich den vierten Giro-Etappensieg seiner Karriere zu bejubeln. Und was für ein beeindruckender das war: Der "Gorilla" ließ der Konkurrenz auf der ansteigenden und gepflasterten Zielgerade von Benevento am Ende der 233 Kilometer langen 5. Giro-Etappe nicht den Hauch einer Chance und marschierte unwiderstehlich davon, um schließlich mit knapp zehn Radlängen Vorsprung zu triumphieren.

"Ich hatte gute Beine und denke, dass ich einen guten Sprint hingelegt habe", sagte Greipel tiefstapelnd, hinter dem sich der Franzose Arnaud Demare (FDJ) und der Italiener Sonny Colbrelli (Bardiani-CSF) mit den Plätzen zwei und drei begnügen mussten.

Schon die ersten beiden Massensprints hatte am Samstag und Sonntag in Arnheim und Nimwegen ein Deutscher souverän für sich entschieden: Marcel Kittel (Etixx-Quick-Step). Der Erfurter, der am Mittwoch 28 Jahre alt wurde, ging in Benevento nun aber leer aus. Er war bereits vor der kurvenreichen, 6,5 Kilometer langen Schlussrunde durch den Zielort abgehängt worden. "Es war ein sehr harter Tag, es gab viel zu klettern. Deshalb war es kein normaler Sprint", sagte Kittel, der das Rote Trikot des Punktbesten aber verteidigen konnte. "Ich war einfach nicht stark genug und will André und seinem Team gratulieren. Sie verdienen den Sieg."

Tatsächlich hatte Greipels Lotto-Soudal-Team im Verlauf des Tages viel für den Erfolg des 33-Jährigen getan. "Die Anderen haben uns bei der Jagd auf die Fluchtgruppe nicht sehr geholfen. Deshalb musste ich mich am Ende wiederum bei ihnen bedienen", erklärte Greipel, der in Benevento keinen echten Sprintzug mehr hatte, auf der ansteigenden Zielgeraden aber problemlos auch von den Hinterrädern der Konkurrenz weg zum Sieg sprintete. "Mein Team hat mich nach vorne gebracht und ich habe dann versucht, in der letzten Runde dort zu bleiben. Am Ende habe ich früh eine Lücke gesehen und bin durchgestartet."

Obwohl Greipel weit vorne durch eine Haarnadelkurve an der 1.000-Meter-Marke fuhr, kam es noch vor ihm an dritter Stelle des Feldes zu einem Sturz durch den Esten Rein Taaramae (Katusha), durch den sowohl Sasha Modolo (Lampre-Merida) als auch Giacomo Nizzolo (Trek-Segafredo) abgedrängt wurden und alle Siegchancen einbüßten. Greipel aber kam ungeschoren davon - genau wie ein zweiter Deutscher: Rick Zabel (BMC). Der 22-Jährige beeindruckte nach Rang neun im Massensprint von Arnheim erneut und wurde in Benevento sogar Siebter.

Allerdings mischten sich im chaotischen Finale auf einer technisch anspruchsvollen Schlussrunde auch einige weniger als Sprinter bekannte Fahrer in die Top Ten: Bob Jungels (Etixx-Quick-Step) beispielsweise war bis 100 Meter vor dem Ziel Greipels erster Verfolger und wurde schließlich Vierter. Durch eine Lücke, die weiter hinten im Feld entstanden war, machte Jungels genau wie der Tagesachte Georg Preidler (Giant-Alpecin) vier Sekunden in der Gesamtwertung gut und liegt so nur noch deren 16 hinter dem Rosa Trikot, das weiterhin Tom Dumoulin (Giant-Alpecin) trägt.

Die Vier-Sekunden-Lücke kam auch Giro-Mitfavorit Alejando Valverde (Movistar) aus Spanien und dem Russen Ilnur Zakarin (Katusha) zugute. Sie wurden 13. und Zwölfter und holten jene vier Sekunden auf alle anderen Klassementfahrer auf, so dass Valverde vor der ersten Bergankunft in Roccaraso am Donnerstag nur noch eine Sekunde hinter Vincenzo Nibali (Astana) liegt.

Zu Beginn der Etappe dauerte es lange, bis eine Ausreißergruppe entstand. Grund dafür war die frühe erste und einzige Bergwertung des Tages, die nach 35 Kilometern in Fortino passiert wurde. Bis dorthin hatte das Team Nippo-Vini Fantini von Damiano Cunego alles unter Kontrolle und baute für seinen Kapitän sogar einen regelrechten Zug auf. Cunego sicherte sich die sieben Bergpunkte und sorgte so dafür, dass er auch auf der 6. Etappe im Blauen Trikot des Kletterkönigs fahren darf.

Kurz darauf bildete sich dann die Gruppe des Tages mit Daniel Oss (BMC), Pavel Brutt (Tinkoff), Amets Txurruka (Orica-GreenEdge) und Alexander Foliforov (Gazprom-RusVelo). Oss stürzte in einer der zahlreichen Abfahrten des Tages, kam aber schnell wieder zu seinen Begleitern vor. Das Quartett fuhr einen Maximalvorsprung von 6:30 Minuten heraus, wodurch Txurruka kurzzeitig virtuell im Rosa Trikot unterwegs war. Doch sie wurden stets vom Hauptfeld kontrolliert und schließlich sieben Kilometer vor dem Ziel gestellt.

Die Lücke schloss letztlich LottoNL-Jumbo, aber zuvor waren hauptsächlich Lotto-Soudal und IAM an der Verfolgung beteiligt. Kaum zu sehen war hingegen die Etixx-Quick-Step-Mannschaft von Geburtstagskind Kittel, das wohl von seinem Kapitän bereits frühzeitig signalisiert bekommen hatte, dass es für ihn heute nicht zum Sieg reichen würde. Auf der 6,5 Kilometer langen Schlussrunde in Benevento konnte sich niemand mehr absetzen und so kam es schließlich zum Massensprint, der nur noch durch Taaramaes Sturz in der letzten Haarnadel kurz gestört wurde.

Weiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößern

Mehr Informationen zu diesem Thema

01.06.2016Der 99. Giro d´Italia von A bis Z

(rsn) - Der 99. Giro d´Italia endete in einem spannenden Finale mit dem zweiten Erfolg von Vincenzo Nibali (Astana) nach 2013. Das ist fast allen bekannt. Doch es gibt auch viele wichtige und unwicht

30.05.2016Majka: Es fehlte der gewisse "Boom"

(rsn) – Zum angestrebten Podiumsplatz hat es für Rafał Majka bei der 99. Italien-Rundfahrt letztendlich nicht gereicht. Der Pole kann zwar mit seiner Leistung in den letzten drei Wochen und au

30.05.2016Nibali hat ein großes Kapitel im Giro-Geschichtsbuch sicher

(rsn) – Mit einem unglaublichen Comeback hat sich Vincenzo Nibali doch noch den Gesamtsieg und ein großes Kapitel im Geschichtsbuch des Giro d´Italia gesichert. Um die Bedeutung der Ereignisse des

30.05.2016Liste der ausgeschiedenen Fahrer / 21. Etappe

(rsn) - Zum Auftakt des 99. Giro d´Italia in Apeldoorn waren am Freitag 198 Fahrer mit von der Partie. Längst nicht alle haben am 29. Mai das Ziel in Turin erreicht. Sturzverletzungen, Erkrankungen,

30.05.2016Kluge geht in Turin leer aus, freut sich aber für Arndt

(rsn) – Nach seinem Coup von Cassano d‘Adda ging Roger Kluge auf der letzten Giro-Etappe zwar leer aus. Dafür konnte sich der IAM-Profi, der nach 163 Kilometern von Cuneo nach Turin Rang 42 beleg

29.05.2016Vegni: "Nibali hat uns ein großartiges Finale beschert"

(rsn) – Nach dem Ende des 99. Giro d’Italia stand Renndirektor Mauro Vegni radsport-news.com zu einem Interview zur Verfügung. Dabei sprach der Italiener über die Siegesserie der deutschen Sprin

29.05.2016Arndt zeigt Mitgefühl für "Verlierer" Nizzolo

(rsn) - Plötzlich Etappensieger beim Giro d’Italia, ohne als Erster über den Zielstrich gefahren zu sein - ein ungewohntes wie seltsames Gefühl für Nikias Arndt (Giant-Alpecin). Entsprechend ver

29.05.2016Nibali erinnert die Italiener an den großen Coppi

Turin (dpa) - Die italienischen Radsport-Fans fühlten sich an den großen Fausto Coppi erinnert. Mit unbändigem Willen riss Vincenzo Nibali - wie der Campione im Jahr 1953 - mit einem sagenha

29.05.2016Jungels mit gezieltem Bergtraining zum Höhenflug

(rsn) – Zum Abschluss des 99. Giro d`Italia musste sich Matteo Trentin (Etixx-Quick-Step) in Turin hinter Nikias Arndt (Giant-Alpecin) zwar mit Rang zwei zufrieden geben. Der Italiener konnte sich z

29.05.2016Highlight-Video der 21. Giro-Etappe

(rsn) – Für Vincenzo Nibali (Astana) entwickelte sich die 21. und letzte Etappe des 99. Giro d’Italia zum Schaulaufen. Während der Italiener am Sonntag sein Rosa Trikot sicher ins Ziel brachte,

29.05.2016Arndt gewinnt die Schlussetappe am Grünen Tisch

(rsn) - In Turin wurde am Sonntag der Schlusspunkt des 99. Giro d’Italia gesetzt. Drei Wochen nach dem Start im niederländischen Apeldoorn war die norditalienische Metropole Schauplatz der letzten

29.05.2016Nibali feiert Gesamtsieg, Arndt gewinnt Finale in Turin

(rsn) – Vincenzo Nibali (Astana) hat zum zweiten Mal nach 2013 den Giro d’Italia gewonnen. Die abschließende 21. Etappe, die am Sonntag über 163 Kilometer von Cuneo nach Turin führte, entwickel

Weitere Radsportnachrichten

25.12.2024Kräftezehrendes Jahr mit zwei Grand Tours

(rsn) – Die Ambitionen von Felix Gall (Decathlon – AG2R La Mondiale) waren vor dem Jahr 2024 berechtigter Weise groß. Denn der Österreicher konnte auf eine erfolgreichste Saison zurückblicken,

25.12.2024Alles offen nach einer erfolgreichen Saison

(rsn) - Das Resümee ihrer ersten vollständigen Profi-Saison dürfte durchweg positiv für die Schweizerin Elena Hartmann vom Team Roland ausgefallen sein. Erst vor zwei Jahren gelang der inzwischen

25.12.2024Traum erfüllt und doch unzufrieden

(rsn) – Es gibt durchaus einfachere Aufgaben als die Saison 2024 von Pascal Ackermann zu bewerten. Auch er selbst ist da ein wenig zwiegespalten. Schließlich hat er es mit dreißigeinhalb Jahren en

25.12.2024Meistertitel das Highlight im insgesamt bislang besten Jahr

(rsn) - Die abgelaufene Saison wird Franziska Koch vom Team dsm-firmenich - PostNL wohl noch länger in Erinnerung bleiben - war es doch mit Abstand ihre erfolgreichste, seit sie im Jahr 2019 beim Tea

25.12.2024Auch Colombo und vier Kollegen verlassen Q36.5

(rsn) - In unserem ständig aktualisierten Transferticker informieren wir Sie regelmäßig über Personalien aus der Welt des Radsports. Ob es sich um Teamwechsel, Vertragsverlängerungen oder Rücktr

25.12.2024Im Überblick: Die Transfers der Männer-Profiteams für 2025

(rsn) – Nachdem zahlreiche Transfergerüchte seit Monaten in der Radsportwelt zirkulieren, dürfen die Profimannschaften seit dem 1. August ihre Zu- und Abgänge offiziell bekanntgeben. Radsport

25.12.2024Die Radsport-News-Jahresrangliste der Frauen 2024

(rsn) - Wie bei den Männern so blicken wir traditionell am Jahresende auch auf die Saison der Frauen zurück und stellen die besten 15 Fahrerinnen unserer Jahresrangliste vor. Wir haben alle UCI-Ren

25.12.2024Die Radsport-News-Jahresrangliste der Männer 2024

(rsn) - Auch diesmal starten wir am 1. November mit unserer Jahresrangliste. Wir haben alle UCI-Rennen der vergangenen zwölf Monate (1. November 2023 bis 31. Oktober 2024) ausgewertet - nach unserem

24.12.2024Der größte Sieg war jener über Long-Covid

(rsn) – Es war eine Saison voller Höhen und Tiefen für Marlen Reusser (SD Worx – Protime), wobei vor allem in der zweiten Saisonhälfte die Tiefe übernahm – und zwar komplett. Denn die Schwe

24.12.2024Top-Sprinter mit starkem Sinn für Realismus

(rsn) - Mit zwei Siegen und insgesamt 21 Top-Ten-Resultaten bei UCI-Rennen zeigte Phil Bauhaus (Bahrain Victorious) auch 2024, dass er zu den schnellsten Männern im Feld zählt. Mit seiner Saison w

24.12.2024Mit 36 Jahren noch immer einer der Besten

(rsn) – Seit vielen Jahren gehört Riccardo Zoidl (Felt – Felbermayr) zu den absolut besten Fahrern Österreichs. 2013 erlebte er seinen absoluten Durchbruch, wo er sich mit zahlreichen Rundfahrts

24.12.2024Hamilton bricht sich das Schlüsselbein bei Trainings-Crash

(rsn) – Chris Hamilton, Tim Naberman und Oscar Onley sind am letzten Tag des Dezember-Trainingslagers des Teams dsm-firmenich – PostNL, das ab Januar Picnic – PostNL heißen wird, gestürzt. Wä

RADRENNEN HEUTE
  • Keine Termine