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29.05.2016 | (rsn) - In Turin wurde am Sonntag der Schlusspunkt des 99. Giro d’Italia gesetzt. Drei Wochen nach dem Start im niederländischen Apeldoorn war die norditalienische Metropole Schauplatz der letzten Etappe der Rundfahrt. Und es ging nochmals turbulent zu!
Nach 163 Kilometern zwischen Cuneo und Turin trug sich überraschend Nikias Arndt (Giant-Alpecin) als letzter Fahrer in die Siegerliste des diesjährigen Giro ein. Dabei hatte Giacomo Nizzolo (Trek-Segafredo) den Sprint einer reduzierten Spitzengruppe gewonnen. Doch der Italiener wurde wegen unfairer Fahrweise im Schlusssprint zurückversetzt. In der Gesamtwertung gab es wie erwartet keine Veränderungen mehr - Vincenzo Nibali (Astana) feierte seinen zweiten Sieg nach 2013.
Die Zeit der knappen Niederlagen schien vorbei für Nizzolo. Neunmal musste der Italiener sich bislang mit dem zweiten Platz bei einer Giro-Etappe begnügen, in Turin schien er diese Bann gebrochen zu haben. Der Italiener überquerte als Erster den Zielstrich, bekam den Sieg hinterher aber wieder abgesprochen.
Der Grund: Im Schlusssprint fuhr Nizzolo kurz vor der Ziellinie eine Welle und drückte seinen Landsmann Sacha Modolo (Lampre-Merida) dabei in Richtung Bande. "Ich glaube nicht, dass es ein unkorrektes Verhalten war", verteidigte sich der vermeintliche Etappengewinner zunächst. Sein Kontrahent sah das naturgemäß anders. "Wenn ich nicht gebremst hätte, wäre ich in der Bande gelandet", so Modolo.
Die Rennjury überprüfte die Szene, schloss sich Modolos Argumentation an und setzte Nizzolo schließlich auf den letzten Platz der ersten Gruppe zurück. Wieder also kein Sieg für den 27-Jährigen - den bekam stattdessen Nikias Arndt zugesprochen.
Es war der größte Erfolg in der Karriere des 24-Jährigen und der siebte deutsche Tageserfolg bei dieser Italien-Rundfahrt. "Es ist ein schönes Gefühl, den Etappensieg zu bekommen. Es war ein harter Sprint, mit zwei hektischen Kurven und jeder war nervös. Am Ende war es die Entscheidung der Jury", so Arndt. Platz zwei ging an Matteo Trentin (Etixx-QuickStep), Modolo wurde Dritter. Rick Zabel (BMC) belegte Rang sieben.
Was bei der Tour de France seinen festen Ausklang auf dem Champs-Élysées in Paris findet, wird beim Giro d’Italia flexibel gehandhabt. Nach Mailand im Vorjahr wurde diesmal Turin Gastgeber des großen Giro-Finals. An der traditionellen Ausrichtung der Etappe änderte sich jedoch nichts: flach und den Sprintern vorbehalten.
Im Vorfeld gab es aber nur noch ein Frage zu beantworten: Wer gewinnt die prestigeträchtige Schlussetappe? Die anderen Entscheidungen waren vor der letzten Etappe bereits gefallen: Der Gesamtsieg und das Rosa-Trikot gehörte Nibali, die Wertung des besten Jungprofis ging an Bob Jungels (Etixx-Quick-Step), das Bergtrikot sicherte sich Mikel Nieve (Sky) und die Sprintwertung war Nizzolo kaum noch zu nehmen.
Das Finale wurde über acht Runden mit 7,5 Kilometern Länge durch Turin ausgetragen. Ein Kurs, technisch anspruchsvoll, mit zahlreichen engen Kurven und durch schlechtes Wetter beeinträchtigt - was die Organisatoren schließlich veranlasste, die Etappe zeitlich nicht zu werten.
Das war eine prompte Reaktion auf einen Sturz auf der viertletzten Runde, der das Feld zerteilte. Dabei waren 30 Kilometer vor dem Ziel unter anderem der Gesamtzweite Esteban Chaves (Orica GreenEdge) und der -siebte Rigoberto Uran (Cannondale) zu Fall gekommen.
Vorne wurde dennoch Vollgas gefahren. Nach dem Vorbild von Iljo Keisse (Etixx-QuickStep), der im vergangenen Jahr den Sprintern auf der Schlussetappe ein Schnippchen schlug und die Etappe als Ausreißer gewann, versuchten auch in diesem Jahr etliche Profis ihr Heil in der Flucht.
Den aussichtsreichsten Versuch unternahmen die Niederländer Jos Van Emden und Maarten Tjallingii (LottoNL-Jumbo). Im Stil von Paarzeitfahrern setzen sich beide nach 95 Kilometern aus dem Feld ab, konnten jedoch nie mehr als eine Minute an Vorsprung herausfahren. Letztendlich wurde Van Emden als Letzter des Duos sechs Kilometer vor dem Zielstrich gestellt.
Die erste Gruppe der wenigen verbliebenen Sprinter im Rennen war zu diesem Zeitpunkt auf rund 30 Fahrer reduziert. Eine letzte Attacke von Sean De Bie (Lotto Soudal) zwei Kilometer vor dem Ziel konnte schließlich auf der Zielgeraden vereitelt werden und der Weg war im Anschluss frei zum Sieg für Nizzolo - wenn auch nur vermeintlich.
Kurz darauf überquerte Nibali jubelnd und umringt von zwei Teamkollegen in einer zweiten Gruppe den Zielstrich in Turin. Seinen zweiten Gesamtsieg nach 2013 bei der Italien-Rundfahrt holte er sich mit einem Vorsprung von 52 Sekunden auf Esteban Chaves (Orica-GreenEdge) und 1:17 Minuten vor Alejandro Valverde (Movistar).
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