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15.05.2016 | (rsn) - Dass mit Peter Sagan im vergangenen Jahr ein Sprinter den Gesamtsieg davongetragen hat, scheint den Veranstaltern der Amgen Tour of California nicht so gut gefallen zu haben. Jedenfalls reagierte die Anschutz Entertainment Group in der 11. Auflage ihrer Rundfahrt durch den Sonnenstaat mit der angeblich härtesten Route, die das Rennen bislang hatte.
Trotzdem zieht Kalifornien neben vor allem englischsprachigen Rundfahrern auch eine ganze Reihe starker Sprinter an - und aus deutscher Sicht interessant: John Degenkolb (Giant-Alpecin) bestreitet sein erstes Rennen außerhalb Deutschlands im Jahr 2016.
Die Strecke: Erst zum zweiten Mal in ihrer Geschichte führt die Kalifornien-Rundfahrt von Süden nach Norden. Der Startschuss fällt diesmal in San Diego, wo am Sonntag 175 Kilometer absolviert werden, mit Start und Ziel jeweils direkt am Pazifik. Es riecht nach einem Massensprint, doch die schnellen Männer müssen sich nach 75 Kilometern einen 9,5 Kilometer langen und im Schnitt 5,5 Prozent steilen Anstieg der 1. Kategorie nach Honey Springs hinaufquälen. Die letzten 70 Kilometer des Tages führen allerdings weitgehend bergab.
Auch das zweite Teilstück bietet in Santa Clarita eine ideale Sprintankunft, doch diesmal stehen zusätzlich zu einem Berg der 1. drei weitere der 2. Kategorie auf dem Programm - zuletzt 30 Kilometer vor dem Ziel, so dass der Sprint eines dezimierten Feldes realistisch scheint. Tag drei dürfte bereits eine Vorentscheidung im Kampf um den Gesamtsieg bringen, denn die bis dahin flache Etappe von Thousand Oaks nach Santa Barbara endet mit einer 12 Kilometer langen und im Schnitt acht Prozent steilen Schlussrampe, der sogenannten Gibraltar Road.
Tags drauf wartet das wohl schönste Teilstück des Rennens, das von Morro Bay 180 Kilometer lang den malerischen Highway 1 direkt an der Küste gen Norden führt, bevor es in Monterey County durch ein hügeliges Finale auf die Motorsport-Rennstrecke von Laguna Seca geht - mit der Ziellinie direkt auf der Zielgeraden der Rennstrecke und einem 1,1 Kilometer langen und 10,3 Prozent steilen Anstieg nur 2,5 Kilometer vor dem Ziel.
Etappe 5 führt das Peloton ins Gebirge, wobei die Höhenmeter allerdings nur langsam gewonnen werden. Von Kilometer 60 bis 160 der 212 Kilometer langen Etappe geht es stetig bergauf von Meereshöhe bis auf 2.615 Meter, den höchsten Punkt der Rundfahrt am Carson Pass. Anschließend warten jedoch noch 50 eher flache Kilometer an den Lake Tahoe, wo lediglich die letzten 1,7 Kilometer noch einmal mit 5,9 Prozent ansteigen.
Richtig Klassement wird voraussichtlich auf der 6. Etappe gemacht, einem 20,3 Kilometer langen Wendepunkt-Einzelzeitfahren in Folsom - auf derselben Strecke, auf der Bradley Wiggins 2014 den Grundstein für seinen Gesamtsieg legte. Bevor die 8. Etappe auf einem Innenstadt-Rundkurs in Kaliforniens Hauptstadt Sacramento endet, wartet auf dem siebten Teilstück noch einmal hügeliges Terrain - mit insgesamt sechs Bergwertungen der 1., 2. und 3. Kategorie, wobei die letzte jedoch bereits 50 Kilometer vor dem Ziel in Santa Rosa erreicht wird. Ein idealer Tag für eine Ausreißergruppe.
Die Favoriten: Einen klaren Favoriten zu benennen scheint unmöglich. Mit Bradley Wiggins (Team Wiggins) und Peter Sagan (Tinkoff) sind die Sieger der vergangenen beiden Jahre am Start, doch für Sagan dürfte die Gibraltar Road eine Spur zu hart sein und Wiggins, der sich in der Olympia-Bahn-Vorbereitung befindet, spielt seine Chancen selbst herunter. Der Zeitfahr-Weltmeister von 2014 sei seit 14 Monaten nicht mehr auf seinem Zeitfahrrad gewesen, behauptet er.
Mit Rohan Dennis (BMC), Peter Kennaugh (Sky), Daniel Teklehaimanot (Dimension Data), Tiago Machado, Jürgen Van den Broeck (Katusha), Lawson Craddock, Andrew Talansky (beide Cannondale), Julian Arredondo, Peter Stetina (beide Trek-Segafredo), Laurens Ten Dam (Giant-Alpecin), George Bennett (LottoNL-Jumbo) und Julian Alaphilippe (Etixx-Quick-Step) steht eine ganze Reihe nahezu gleichwertiger Kletterer am Start - wobei Dennis wohl derjenige mit den besten Zeitfahrqualitäten sein dürfte. Ihn müssen die Anderen an der Gibraltar Road distanzieren.
Und auch für die Sprintankünfte finden sich einige sehr interessante Namen auf der Startliste. Sagan trifft auf Mark Cavendish (Dimension Data), Alexander Kristoff (Katusha), Niccolo Bonifazio (Trek-Segafredo) und Bryan Coquard (Direct Energie) - sowie natürlich Degenkolb, von dem man in seinem zweiten Rennen seit dem schweren Trainingsunfall im Januar allerdings noch nicht zu viel erwarten sollte.
Die Teams: BMC, Cannondale, Etixx-Quick-Step, Dimension Data, Giant-Alpecin, Katusha, LottoNL-Jumbo, Sky, Tinkoff, Trek-Segafredo, Direct Energie, UnitedHealthcare, Novo Nordisk, Team Wiggins, Axeon Hagens Berman, Holowesko-Citadel, Jelly Belly p/b Maxxis, Rally Cycling
Die Etappen:
1. Etappe, 15. Mai: San Diego - San Diego (175 km)
2. Etappe, 16. Mai: South Pasadena - Santa Clarita (148,5 km)
3. Etappe, 17. Mai: Thousand Oaks - Santa Barbara County/Gibraltar Road (167,5 km)
4. Etappe, 18. Mai: Morro Bay - Monterey County/Laguna Seca (217 km)
5. Etappe, 19. Mai: Lodi - South Lake Tahoe (212 km)
6. Etappe, 20. Mai: Folsom - Folsom (20,3 km / Einzelzeitfahren)
7. Etappe, 21. Mai: Santa Rosa - Santa Rosa (175,5 km)
8. Etappe, 22. Mai: Sacramento - Sacramento (138 km)
Video-Präsentation: Die Route der 11. Amgen Tour of California: