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29.05.2016 | (rsn) - Der Giro d'Italia ist von jeher nicht dafür bekannt, eine Sprinter-Rundfahrt zu sein - und auch in diesem Jahr finden sich nicht mehr als sechs Etappen im Programm, auf denen sich die Männer mit den dicken Oberschenkeln Siegchancen ausrechnen dürften. Dem stehen fünf Bergankünfte sowie drei Zeitfahren entgegen - wobei zwei davon sehr schwer sind. radsport-news.com stellt Ihnen die 21 Etappen der Italien-Rundfahrt vor dem Start am Freitagabend in Apeldoorn in drei Teilen vor - einen für jede Rennwoche.
16. Etappe, Dienstag 24. Mai: Brixen - Andalo (132 km)
Nach dem gestrigen dritten Ruhetag beginnt die 16. Etappe heute gemächlich: Die ersten 43 Kilometer führen von Brixen leicht bergab über den Zwischensprint in Bozen bei Kilometer 38 nach Ponte Fiume Adige. Dann aber wird es unangenehm: Es wartet der knapp 20 Kilometer lange Anstieg zum Mendelpass (2. Kat.), der bei Kilometer 64 überquert wird - 1.363 Meter über dem Meer. Die anschließende Abfahrt über Cles (km 92,5), wo der zweite Zwischensprint ausgefahren wird, zieht sich stufenförmig bis Kilometer 112 an den Fuß des zweiten schweren Berges des Tages: Der Fai della Paganella (2. Kat.) wird nach zehn Kletter-Kilometern über 750 Höhenmeter überquert. Nach der Bergwertung geht es noch knapp zwei Kilometer weiter leicht hinauf, bis eine genauso lange Abfahrt nach Cavedago und schließlich die letzten sieben Kilometer zum Ziel in Andalo folgen - eine Mini-Bergankunft der 3. Kategorie, wobei der Schlusskilometer leicht bergab führt, zuvor aber die vier Kilometer im Schnitt 7,9 Prozent steil sind. Prognose: Da gestern Ruhetag war und morgen eine Sprinteretappe wartet, werden die Klassementfahrer heute sicher die Muskeln spielen lassen. Die Frage ist, ob der Anstieg von Paganella schwer genug ist, um die Spreu vom Weizen zu trennen. Ungeachtet der Favoritenkämpfe könnte die Etappe aber auch gut an einen Ausreißer gehen.
17. Etappe, Mittwoch 25. Mai: Molveno - Cassano d'Adda (196 km)
Zum letzten Mal vor Turin könnten heute die Sprinter auf ihre Kosten kommen. Dabei beginnt das 17. Teilstück des Giro hügelig. Die ersten 100 Kilometer von Molveno bis kurz vor Brescia eignen sich gut, damit eine Ausreißergruppe weit wegfahren kann. Doch nach der Bergwertung der 4. Kategorie am Passo Sant'Eusebio bei Kilometer 99,5 dreht sich der Trend in Richtung Massensprint. Es geht 20 Kilometer bergab nach Brescia, wo der erste Zwischensprint ausgefahren wird und von dort noch 76 Kilometer flach bis zum Ziel in Cassano d'Adda - mit Zwischensprint Nummer zwei bei Kilometer 162,6 in Calcio. Die Zielankunft ist zur Abwechslung sogar mal wirklich sprintfreundlich. Auf großer Straße geht es von Osten nach Cassano d'Adda hinein und auf den letzten fünf Kilometern stellen sich lediglich drei Kreisverkehre als technische Schwierigkeit in den Weg - sowie 500 Meter vor dem Ziel noch eine weite Rechtskurve auf die Zielgerade in der Via Europa. Prognose: Ideale Bedingungen für einen Massensprint, die Frage ist nur: Sind noch genügend große Namen im Rennen, so dass sich deren Teams vors Feld spannen und konsequent die Ausreißer des Tages verfolgen? So spät in der Rundfahrt ist das nie gesichert, und so könnte auch einer der Flüchtigen am Ende jubeln.
18. Etappe, Donnerstag 26. Mai: Muggio - Pinerolo (240 km)
Am viertletzten Tag wartet die längste Etappe dieses Giros: 240 Kilometer stehen von Muggio nach Pinerolo auf dem Programm, doch die ersten 175 davon, vorbei am ersten Sprint in Chivasso (km 124,5) bis zum zweiten Sprint in Rivoli (km 164), sind recht unproblematisch, weil flach. Dann wird es jedoch hügelig, und bei Kilometer 215 beginnt die fünf Kilometer lange und im Schnitt 10,5 Prozent steile Rampe zum Scharfrichter des Tages, dem Bergpreis der 2. Kategorie in Pramartino. Anschließend geht es 20 Kilometer lang bergab zum Ziel in Pinerolo. Prognose: Der Anstieg von Pramartino scheint deutlich zu schwer, als dass die Sprinter heute eine Chance bekommen könnten - gleichzeitig ist die Abfahrt zum Ziel aber arg lang, um einen Angriff eines Favoriten auf Rosa erfolgsversprechend sein zu lassen. Es riecht nach einem Tag für Ausreißer, oder eine mutige Attacke in Pramartino durch einen in der Gesamtwertung wenig bedeutenden Kletterer führt zum Sieg.
19. Etappe, Freitag 27. Mai: Pinerolo - Risoul (162 km)
Ein Riese stellt sich heute vor die Fahrer. Nach 40 flachen Anfangskilometern beginnt in Saluzzo ganz allmählich der nicht enden wollende Anstieg zum Colle dell'Agnello. Von 340 geht es nun bis auf unglaublich 2.744 Meter hinauf. Auf dem Weg zur "Cima Coppi", der wichtigsten Bergwertung des Giro und dem höchsten Punkt des Rennens werden bei Kilometer 49,7 und 74,7 in Piasco und Sampeyre noch die beiden Zwischensprints passiert, bevor die Straße wirklich steil wird. Offiziell ist der Agnello-Anstieg nämlich nur 21,3 Kilometer lang und beginnt bei Rennkilometer 85 in Casteldelfino. Richtig hart wird es mit fast durchweg über zehn Steigungsprozenten auf den letzten acht Kilometern bis zur Passhöhe. Oben am Agnello wird auch die Staatsgrenze von Italien nach Frankreich überquert, wo eine 45 Kilometer lange Abfahrt hinunter nach Guillestre führt, bevor der 12,8 Kilometer lange und im Schnitt rund sieben Prozent steile Schlussanstieg hinauf nach Risoul beginnt - mit den schwersten Passagen auf den letzten drei Kilometern bei bis zu zehnprozentiger Steigung. Prognose: Es wird ein Pokerspiel: Da die morgige Etappe sogar noch schwerer ist als die heutige, müssen die Favoriten auf den Gesamtsieg mit ihren Kräften haushalten - es sei denn, sie fühlen sich bärenstark und unbesiegbar oder sind schon so verzweifelt, dass sie alles riskieren. Der Etappensieg könnte daher heute an einen starken Kletterer gehen, der nicht auf Podestkurs im Klassement ist, wenn er den Mut hat, früh im Schlussanstieg zu attackieren, wo sich die "Großen" noch belauern. Genauso gut kann heute aber auch die Vorentscheidung um den Gesamtsieg fallen, wenn ein überlegener Mann in Rosa seinen Kontrahenten den letzten Schlag versetzt und souverän zum Tagessieg fährt.
20. Etappe, Samstag 28. Mai: Guillestre - Sant'Anna di Vinadio (134 km)
Der Tag der Entscheidung wird ein brutales Bergfestival. Nur 134 Kilometer lang bietet die 20. Etappe keine Verschnaufpause. Sofort nach dem Start in Guillestre geht es steil bergauf zum Col de Vars (1. Kat.), dessen Bergwertung bei Kilometer 19 erreicht ist. Es folgt eine langgezogene Abfahrt nach Jausiers, wo bei Kilometer 41 die 23 Kilometer lange Steigung zum zweithöchsten Punkt des Giro beginnt: dem Col de la Bonette, der 2.715 Meter über dem Meer überquert wird und natürlich ebenfalls zur 1. Kategorie gehört. Wieder geht es lange bergab, bis bei Kilometer 103 in Isola der zweite Zwischensprint des Tages ausgefahren wird und gleichzeitig die 20 Kilometer lange Steigung zum Colle della Lombarda (1. Kat.) sowie zurück nach Italien beginnt. Eine acht Kilometer lange Abfahrt führt hinein in die 2,3 Kilometer kurze Schlussrampe hinauf nach Sant'Anna di Vinadio, die im Schnitt 8,1 und maximal 11 Prozent steil ist. Prognose: Heute Abend wissen wir, wer den Giro 2016 gewinnt, und dementsprechend werden die Männer im Kampf ums Podium heute noch einmal alles in die Waagschale werfen. Dabei dürfte es am Colle della Lombarda zum Spektakel kommen, weil dessen Beschaffenheit frühe Attacken fördert. Unten hinein ist er auf den ersten drei Kilometern knapp zehn Prozent steil. Dort könnte das durch die vorherigen Anstiege dezimierte Feld bereits auseinanderfliegen, bevor anschließend die Lücken auf den weiteren 16 Kilometern bergauf immer weiter anwachsen. Wer sich dort schlecht fühlt, kann heute also seinen sicher geglaubten Podestplatz noch sehr leicht verlieren - und anders herum kann jemand an einem idealen Tag noch einen großen Sprung nach vorn machen: Ein Giro-Finale für Heldentaten!
21. Etappe, Sonntag 29. Mai: Cuneo - Turin (163 km)
Der Giro hat sich angewöhnt, nur noch alle zwei Jahre in Mailand seine Schlussetappe enden zu lassen - 2015 war das der Fall, diesmal geht es zum Finale nach Turin. Knapp 100 Kilometer dauert es, bis das Peloton von Cuneo in die Zielstadt gerollt ist - vorbei am Zwischensprint in Racconigi bei Kilometer 65 und auf die acht jeweils 7,5 Kilometer langen Schlussrunden in Turin. Diese sind technisch anspruchsvoll und beinhalten zahlreiche enge Kurven. Nichtsdestotrotz ist auf dem Corso Moncalieri mit einer 500 Meter langen Zielgeraden alles für einen finalen Massensprint gerichtet. Prognose: Massensprint - klare Sache! Oder schlägt den schnellen Männern wieder ein Ausreißer ein Schnippchen, wie es letztes Jahr in Mailand Iljo Keisse gelang? Der Rundkurs dürfte Angreifern entgegenkommen, die große Frage ist daher: Wie viele Top-Sprinter sind noch im Rennen, deren Teams das dezimierte Feld zusammenhalten?
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