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26.06.2016 | (rsn) - Es war alles angerichtet. Deutsche Meisterschaften in seiner Heimat Erfurt, ausgerichtet von seinem Manager Jörg Werner, auf einem wie für ihn gemachten Kurs: flach, mit langer, flacher, breiter Zielgerade. Der achtmalige Tour-de-France-Etappensieger Marcel Kittel (Etixx-Quick-Step) sollte sich eine Woche vor dem Start der "Großen Schleife" durch Frankreich das Trikot des Deutschen Meisters überstreifen, so der Plan. Doch am Ende lief der Zielsprint nicht nach Wunsch und Kittel musste André Greipel (Lotto-Soudal) aus sicherem Abstand von hinten beim Jubeln zusehen. radsport-news.com sprach den 28-Jährigen auf dem Weg zum Dopingtest.
Herr Kittel, man sieht selten jemand mit einem so leeren Blick auf einem Podium stehen wie Sie heute. War das die schmerzhafteste Niederlage Ihrer Karriere?
Marcel Kittel: Die schmerzhafteste... (er überlegt) Naja, es ist immer noch Sport, aber heute war für mich echt ein wichtiger Tag, ein großes Rennen - vielleicht nicht das wichtigste Rennen der ganzen Saison, aber mein Heimrennen und eine Deutsche Meisterschaft auf einem flachen Kurs. Tony (Martin) hat sich fünf Beine ausgerissen, um für mich einen Sprint zu ermöglichen. Und dann wurde es am Ende nur ein dritter Platz. Das ist schon enttäuschend. Ich brauche erst mal eine Nacht, um drüber zu schlafen.
Es kam zum erhofften Massensprint und alle haben auf das Duell zwischen Ihnen und André Greipel gewartet. Was ist schief gelaufen?
Kittel: Ich war relativ früh vorne, das muss ich zugeben. Und als dann die Jungs von hinten kamen, war ich einen Moment auf der linken Seite eingebaut, konnte mich nicht sofort heraus boxen und musste warten, bis André Greipel vorbeifährt. In dem Moment haben alle angetreten, und dann machst Du die Lücke nicht mehr zu - gerade auf einer Zielgeraden, die etwas nach links geht, wenn Du rechts vorbei musst. Das ist der längere Weg. Es hat einfach nicht gereicht.
Im Oktober wartet in Katar ein WM-Kurs für Sprinter, und alle Welt schaut auf das deutsche Sprinter-Duo Greipel und Kittel, das über die Saison die Kapitänsrolle ausfahren soll. Denken Sie nach einem Tag wie heute darüber nach, welche Bedeutung das Ergebnis auch für den weiteren Saisonverlauf, für die Tour de France nächste Woche und auch für die WM haben könnte?
Kittel: Im Moment nicht. Ich glaube, das wird entsprechend ausgewertet werden. Aber für den Moment hat das erst einmal keine Riesenbedeutung. Die Rennsituation heute, das weiß ja auch jeder, ist keine Standard-Rennsituation - weder bei der Tour, noch bei der WM. Deswegen glaube ich nicht, dass man das überbewerten muss.
Auch weil der Sprint an sich durch die Positionierung am Ende gar kein direkter Kräftevergleich mehr war...?
Kittel: Mir geht's da gar nicht um den Sprint. Es ist einfach so, dass bei einer Deutschen Meisterschaft viele kleinere Teams mit vielen Fahrern am Start sind, und ich glaube das Rennen war heute besonders extrem. Selbst Sprinter wie André haben attackiert und wollten das Rennen schwer machen. Tony war, so unglaublich das auch klingt, in quasi jeder Gruppe oder hat alles wieder zurückgeholt und hat dadurch den Sprint überhaupt erst möglich gemacht. Wäre Tony nicht gewesen, wären wir um den 15. Platz gesprintet.
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