Der schönste Rennrad-Anstieg der Welt - Leser-Geschichte

Teide: Tanz unter dem Vulkan

Von Werner Voß

Foto zu dem Text "Teide: Tanz unter dem Vulkan"
Blick auf den Teide (3718 m), vom Teide-Plateau aus 2300 m | Foto: Werner Voß

06.05.2020  |  Bei unserer Wahl zum "schönsten Rennrad-Anstieg der Welt" Ende April hatten wir Sie gebeten, uns auch Ihre persönlichen Rampen-Erlebnisse duchzugeben. Eine ganze Reihe von Ihnen, geschätzte Nutzer, hat daraufhin die Tastatur unter die Räder genommen, und uns beeindruckende Geschichten gemailt.

Hier eine weitere, diesmal aus Teneriffa: der 45-km-Anstieg zum Teide-Plateau, mit 2275 Höhenmetern einer der längsten, den man in Europa fahren kann. Lesen Sie den Bericht von Werner Voß:

Zu meinem 60. Geburtstag vor rund vier Jahren gönnte ich mir einen Rennrad-Urlaub auf Teneriffa. Obwohl ich im "Wonnemonat" Mai unterwegs war, war es oft noch kühl und auch bewölkt. Nach vielen anderen Touren wollte ich es den Profis gleichtun, und fuhr von Puerto de la Cruz im Norden der Insel, von Meereshöhe Null bis auf das Plateau des Teide, auf gut 2300 m über Meer.

Der lange Weg führte über La Orotava, Los Organos und Portilla de Las Canadas - schon 2020 m hoch - bis weiter in den Teide-Nationalpark mit seiner exotischen Vegetation und dem Blick auf den höchsten Berg Spaniens, den Vulkan-Gipfel des Teide, mit beeindruckenden 3718 m.

Die Strecke war rund 45 km lang und für den Aufstieg benötigte ich über vier Stunden; meine kleinste Übersetzung war 34/ 32. Es ging nicht so sehr steil, aber dafür stetig und sehr lang bergauf, unter einem zunächst mit Wolken bedeckten Himmel.

Auf halber Strecke machte ich eine kleine Pause, aß eine Banane und einen Riegel, dazu Wasser aus meiner Flasche. Dann hieß es wieder: Immer weiter, immer weiter...

Irgendwann durchstieß ich die Wolkendecke - und blickte bei absolut klarem Himmel auf den majestätischen Vulkan-Kegel des Teide. Ein erhabenes Gefühl, so über den Wolken zu "schweben" - als würde man im Flugzeug sitzen.

Bald spürte ich, wie mein Körper regelrecht einen Schub bekam. Die Euphorie, der Riegel? Kurz vor dem Gipfel feuerte mich eine Gruppe junger deutscher Touristen an - das war Renn-, nein Vuelta-Feeling pur! Auf dem Plateau angekommen, fuhr ich noch eine ganze Weile in der kargen Landschaft weiter, mit schroffen Fels-Formationen und exotischen Pflanzen - eine sehr schöne Atmosphäre! 

Einige kleinere Wellen führten mich schließlich bis zur Talstation der Seilbahn auf den Teide, wo ich in einem Restaurant zu Mittag aß. Dort traf ich auf eine Profi-Mannschaft, Dutzende Räder standen am Eingang.

Für den Rückweg brauchte ich dann nur eine gute Stunde. Ich tanzte genussvoll durch die Kehren der langen Abfahrt, zurück nach Puerto de La Cruz. Dort nahm mein wohlverdientes Bad im allerdings recht frischen Atlantik.

Beste Grüße aus Wiehl!
Euer Werner

 

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