Belgier hatten im Finale keine Reserven mehr

Lefevere: Evenepoel ebnete Alaphilippe den Weg zum Titel

Von Felix Mattis

Foto zu dem Text "Lefevere: Evenepoel ebnete Alaphilippe den Weg zum Titel"
Das belgische Nationalteam ging bei der Heim-WM am Sonntag leer aus. | Foto: Cor Vos

27.09.2021  |  (rsn) – Während die belgischen Radsport-Fans und auch das Nationalteam am Sonntagabend enttäuscht konstatieren mussten, dass es weder mit dem Titel noch mit einer Medaille bei den Heim-Weltmeisterschaften in Flandern geklappt hat, durfte einer ihrer Landsleute trotzdem strahlen: Patrick Lefevere. Der Teamchef von Deceuninck – Quick-Step freute sich über den Sieg des Franzosen Julian Alaphilippe sehr, da das Regenbogentrikot so auch im kommenden Jahr in seinem Rennstall bleiben wird.

Überhaupt: Fahrer, die bei Lefevere unter Vertrag standen, machten am Sonntag in Belgien wieder einmal einen hervorragenden Job. Fünf Quick-Step-Profis saßen in der 17-köpfigen Spitzengruppe, die durch Alaphilippes vorentscheidende Attacke in der Bekestraat 58 Kilometer vor Schluss initiiert wurde. Drei von ihnen landeten am Ende in den Top Ten.

"Sie sind großartig gefahren", freute sich Lefevere über die Leistungen seiner internationalen Profis und provozierte dann mit Blick auf die Taktik der Belgier, die Remco Evenepoel früh in die Offensive schickten und dann sehr viel arbeiten ließen, so dass er im Finale keine Rolle mehr spielte oder helfen konnte, als Alaphilippe Wout Van Aert und Jasper Stuyven abhängte.

"Natürlich im Dienst von Alaphilippe" sei Evenepoel gefahren, sagte Lefevere mit ernstem Blick gegenüber VTM Nieuws und spielte damit darauf an, dass die beiden in seinem Team ja Mannschaftskameraden seien und Evenepoels Fahrweise letztlich indirekt zu Alaphilippes Titelgewinne führte.

Belgiern gingen am Ende die Helfer aus

"Remcos Auftrag war es, das Rennen schwer zu machen. Die Belgier haben das Rennen bekommen, nach dem sie gefragt haben. Aber man muss schauen, dass man am Ende noch ein paar Kugeln über hat. Das war nicht der Fall", kritisierte Lefevere die Taktikabteilung des Verbands. "Wout – bei allem Respekt, ich finde er ist ein Weltklassefahrer – musste Alaphilippe zweimal selbst zurückholen. Das lag nicht an ihm."

Tatsächlich waren Van Aert und Stuyven am Ende auf sich allein gestellt, als Alaphilippe auf den Schlussrunden in Leuven weitere Attacken ritt und sich schließlich auch allein absetzte. Ihre Helfer hatten nicht folgen können, als Alaphilippe 58 Kilometer vor Schluss für die Vorentscheidung sorgte. Und da dann Evenepoel vorne aufs Tempo drückte, kamen weitere Belgier auch nicht mehr zurück.

"Ich hatte das Gefühl, dass ich führen muss, auch weil Jasper auch da war. Also bin ich mich komplett leergefahren, um die Lücke so groß wie möglich zu machen", erklärte Evenepoel nach dem Rennen. "Ich habe hauptsächlich den Job gemacht, um den ich gebeten wurde: Vorne bleiben und so viele Angriffe wie möglich zu kontern. Das war sowohl für Wout als auch für mich selbst. Ich denke, wir sind als Team ein gutes Rennen gefahren. Es ist nur schade, dass es keine Medaille gebracht hat."

Belgier mit Rennen zufrieden, mit Ergebnis nicht

Mit dem eigenen Auftritt zufrieden war man im belgischen Team allgemein, nur das Ergebnis passte nicht. "Insgesamt sind wir ein gutes Rennen gefahren", sagten auch Van Aert und Stuyven unisono. Und der als Top-Favorit und Kapitän gestartete Van Aert erklärte, dass er eben einfach nicht die Beine gehabt hätte, um Weltmeister zu werden. Alaphilippe sei eben klar der Stärkste gewesen.

“Ich war nicht gigantisch schlecht, hatte aber auch nicht die Beine, um heute Weltmeister zu werden. Das hatte ich schon am Smeysberg gemerkt. Ich bin auch nur ein Mensch", so Van Aert, der Stuyven aber wohl erst spät darüber informierte, dass es ihm selbst nicht perfekt gehe. "Ich habe Jasper (Stuyven) im Finale gesagt, dass ich mich nicht mehr so gut fühle und habe gehofft, dass er noch die Kohlen aus dem Feuer holen kann."

Allerdings ging es da nur noch um Silber – und um diesen zweiten Platz fuhr Stuyven dann auch, verpasste ihn im Sprint gegen Dylan van Baarle und Michael Valgren schließlich nur knapp. "Als Alaphilippe wegfuhr, sagte mir Van Aert, dass er nicht seinen besten Tag hatte. Plan A war für Wout zu fahren. Vielleicht bin ich dadurch am Ende nicht ganz vorne gelandet", spekulierte der Lokalmatador, der wenige Meter von seinem Elternhaus entfernt Vierter wurde. "Im Sprint um Platz zwei sind wir förmlich gekrochen. Dass ich es nicht auf das Podium geschafft habe, ist bitter. Ich hätte gerne eine Medaille geholt. Dass ich es nicht geschafft habe, ist aber nicht die Schuld von Wout. Wir sind hier angetreten, um mit ihm zu gewinnen", sagte er.

Dennoch mussten sich die Belgier nach dem Rennen fragen lassen, ob es nicht ein paar kleine taktische Fehler waren, die letztlich ermöglichten, dass Alaphilippe im zweiten Jahr in Folge zum Solo-Sieg fuhr.

Mehr Informationen zu diesem Thema

26.10.2021Stuyven: “Sein Gefolge sollte Remco manchmal bremsen“

(rsn) – Im belgischen Team sind die Folgen der bitteren Niederlage bei der Heim-WM von Flandern offensichtlich noch immer nicht ausgestanden. Nachdem Remco Evenepoel einige Tage nach dem Straßenren

05.10.2021Van Aert mit Evenepoels TV-Auftritt unzufrieden

(rsn) – Nach wie vor sind die Wogen noch hoch im belgischen Team nach der bitteren Niederlage bei den Straßenradweltmeisterschaften der Elite, wo für die großen Favoriten am Ende nur Platz vier d

30.09.2021Evenepoel glaubt: Er hatte die nötigen Beine für den WM-Titel

(rsn) – Remco Evenepoel hat in der belgischen Radsport-Talkshow Extra Time Koers über das WM-Straßenrennen vom vergangenen Sonntag gesprochen und dabei erklärt, dass er sich selbst den Titelgewin

27.09.2021Van der Poel fehlte in Leuven noch etwas Form

(rsn) – Mathieu van der Poel ist am Sonntag im WM-Straßenrennen von Leuven Achter geworden. Doch der Niederländer, der erst kurzfristig überhaupt seinen Start zugesagt hatte, weil er im Sommer la

27.09.2021Asgreen rettete den Dänen das Rennen und Valgrens Podium

(rsn) – Im vorentscheidenden Moment der Weltmeisterschaften von Flandern war er nicht auf der Höhe – und doch durfte Michael Valgren in Leuven nach 268,3 Kilometern jubeln und auf dem Podium mit

27.09.2021Medaillenspiegel der WM 2021 in Flandern

(rsn) - Alle elf Wettbewerbe der Straßen-Weltmeisterschaften in Flandern sind absolviert. Zum Abschluss holte Julian Alaphilippe mit seinem Sieg im Rennen der Männer die ersehnte erste Goldmedaille

26.09.2021Alaphilippe: “Ich habe aufgehört zu denken und Vollgas gegeben“

(rsn) - Mehr als eine Million Fans standen am Sonntag bei den Weltmeisterschaften in Flandern am Straßenrand und hofften auf einen Heimsieg durch das starke belgische Team. Doch der Franzose Julian A

26.09.2021Van Aert: “Ich hatte nicht die Beine, um Weltmeister zu werden“

(rsn) - Mit dem in überragender Manier herausgefahrenen Sieg des Franzosen Julian Alaphilippe sind in Flandern die 88. UCI-Weltmeisterschaften zu Ende gegangen. Der Franzose setzte sich über 268 Kil

26.09.2021Ausgerechnet im WM-Finale ließen “die Freunde“ Politt im Stich

(rsn) - Das geliebte Kopfsteinpflaster kostete Nils Politt im WM-Straßenrennen den anvisierten Spitzenplatz. Der Hürther, als Zweiter von Paris-Roubaix ein Spezialist für derartige Schikanen, verlo

26.09.2021Alaphilippe stürmt wie in Imola als Solist ins Regenbogentrikot

(rsn) - Julian Alaphilippe hat den favorisierten Belgiern zum Abschluss der Weltmeisterschaften in Flandern einen dicken Strich durch die Rechnung gemacht und mit einem fabelhaften Auftritt wie schon

26.09.2021Highlight-Video des WM-Straßenrennens der Männer

(rsn) - Julian Alaphilippe hat zum Abschluss der Weltmeisterschaften in Flandern auf überragende Art und Weise seinen Titel im Straßenrennen der Männer verteidigt. Der 29-jährige Franzose setzte s

26.09.2021Alaphilippe gelingt in Leuven die Titelverteidigung

(rsn) - Julian Alaphilippe hat zum Abschluss der Weltmeisterschaften in Flandern seinen Titel im Straßenrennen der Männer verteidigt. Der 29-jährige Franzose setzte sich über 268,3 Kilometer von A

Weitere Jedermann-Nachrichten

18.12.2024Rik Van Looy kurz vor seinem 91. Geburtstag verstorben

(rsn) – Mit Rik Van Looy ist in der Nacht von Dienstag von Mittwoch einer der größten belgischen Radsportler verstorben. Wie die Zeitung Het Nieuwsblad schrieb, war der mehrmalige Straßen-Weltm

18.12.2024Tour-Neunter Gee fährt beim Giro 2025 auf Klassement

(rsn) - Angeführt vom Kanadier Derek Gee startet Israel – Premier Tech mit einem 30 Fahrer starken Kader in die Saison 2025. Der Tour-de-France-Neunte des vergangenen Sommers will sich im kommenden

18.12.2024Denk: “Jetzt setzen wir wieder auf die nächste Generation“

(rsn) – Neun Zugänge hat Red Bull – Bora – hansgrohe bisher für die neue Saison präsentiert. Zumindest theoretisch wäre noch einer mehr möglich, doch nach aktuellem Stand geht das Team mit

18.12.2024Aus BEMER Cyclassics werden ab 2025 die ADAC Cyclassics

(rsn) – Aus den BEMER Cyclassics in Hamburg werden ab der Saison 2025 sowohl im Breitensport- als auch im Profibereich die ADAC Cyclassics. Das gab die ASO Germany als Veranstalter des deutschen Wor

18.12.2024Red Bull wird 2025 auch Partner bei Tudor Pro Cycling

(rsn) - Das Schweizer ProTeam Tudor wird in der kommenden Saison mit dem österreichischen Energy-Drink-Hersteller Red Bull zusammenarbeiten. Das gab der Rennstall am Mittwoch via Pressemitteilung bek

18.12.2024Die Trikots der WorldTeams für die Saison 2025

(rsn) - Wie bunt wird das Peloton 2025? Und welche werden die vorherrschenden Farben in der kommenden Saison sein? Nach und nach stellen die WorldTour-Rennställe ihre Trikots für das neue Jahr vor -

18.12.2024Nach einem Jahr als Leader künftig in Pidcocks Schatten

(rsn) – Nach vier Jahren beim belgischen Quick-Step-Team stand im vergangenen Winter für Jannik Steimle ein Tapetenwechsel an. Mit dem Wechsel zum Zweitdivisionär Q36.5 verband er die Hoffnung, vo

18.12.2024Erste Fahrer von rad-net – Rembe Sauerland stehen fest

(rsn) - In unserem ständig aktualisierten Transferticker informieren wir Sie regelmäßig über Personalien aus der Welt des Radsports. Ob es sich um Teamwechsel, Vertragsverlängerungen oder Rücktr

18.12.2024Die Radsport-News-Jahresrangliste 2024

(rsn) - Auch diesmal starten wir am 1. November mit unserer Jahresrangliste. Wir haben alle UCI-Rennen der vergangenen zwölf Monate (1. November 2023 bis 31. Oktober 2024) ausgewertet - nach unserem

17.12.202483. Paris-Nizza mit zwei Bergankünften und Teamzeitfahren

(rsn) – Die 83. Ausgabe der Fernfahrt Paris – Nizza (9. – 16. März) 2.UWT) hat je drei Etappen für Sprinter und Kletterer, ein Teilstück für Puncheure und auch wieder ein Teamzeitfahren im P

17.12.2024Pogacar-Helfer will den “Killerinstinkt“ wieder erwecken

(rsn) - Felix Großschartner (UAE Team Emirates) steckt zwar gerade in Spanien, im Luxusresort Grand Hotel Luxor in Benidorm, in dem es von pharaonischen Symbolen wie Obelisken, Sphinxen und Pyramiden

17.12.2024UAE: Sechsjahresvertrag mit neuem Sponsor XRG

(rsn) – Bereits vor einer Woche wurde beim Medientag des UAE Teams Emirates bekannt, das der Rennstall künftig auf einen weiteren finanzstarken Geldgeber bauen kann, der ab 2025 als neuer Co-Namens

JEDERMANN-RENNEN DIESE WOCHE
  • Keine Termine