Stimmen zum WM-Straßenrennen der Männer

Van Aert: “Ich hatte nicht die Beine, um Weltmeister zu werden“

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Wout Van Aert im Ziel des WM-Straßenrennens von Leuven | Foto: Cor Vos

26.09.2021  |  (rsn) - Mit dem in überragender Manier herausgefahrenen Sieg des Franzosen Julian Alaphilippe sind in Flandern die 88. UCI-Weltmeisterschaften zu Ende gegangen. Der Franzose setzte sich über 268 Kilometer zwischen Antwerpen und Leuven vor Dylan van Baarle und Michael Valgren durch. Dagegen gingen die hoch gehandelten Belgier um Top-Favorit Wout Van Aert ebenso wie die Italiener um Europameister Sonny Colbrelli leer aus.

Wir liefern die wichtigsten Stimmen zum Rennen.

Julian Alaphilippe (Weltmeister): “Im letzten Jahr ging für mich schon ein Traum in Erfüllung. Ich bin diesmal entsprechend entspannt, aber mit großer Motivation angetreten. Es ging einfach darum, das bestmögliche Resultat herauszuholen, noch heute früh hatte ich mich nicht dabei beschäftigt, ob ich hier Weltmeister werden könnte. Ich habe mich gut gefühlt, in den letzten Wochen gut gearbeitet. Im Finale konnte ich dann eine Selektion herbeiführen und hatte dabei die Unterstützung von Florian Senechal und Valentin Madouas. Mir fehlen die Worte, ich bin einfach sehr glücklich. Als ich als Solist vorne war, war es schrecklich, brutal hart. Ob ich wie Sagan drei Mal in Folge Weltmeister werden kann? Das wird sich zeigen.“

Dylan van Baarle (Silbermedaillengewinner): “Das ist echt verrückt. Vor drei Wochen konnte ich noch nicht richtig laufen (Beckenriss bei der Vuelta, d. Red). Wäre die WM fünf Tage früher gewesen, hätte ich es wohl nicht rechtzeitig geschafft. Aber das Rennen war heute und ich habe jetzt Silber. Als ich in der Verfolgergruppe war, wusste ich, dass ich um das Podium mitfahren kann. Ich weiß, dass ich nicht der Schnellste bin, aber die anderen sind früh aus der Kurve gestartet, was zu meinen Gunsten war. Denn so konnte ich sie am Ende noch überholen.

Michael Valgren (Bronzemedaillengewinner): "Kasper Asgreen hat sich für mich leer gefahren, damit ich noch den Sprung nach vorne schaffen konnte. In dem Moment habe ich ich mich dann auch gut gefühlt. Ich wusste, dass es meine letzte Chance sein würde, noch mal den Sprung nach vorne zu schaffen. Ich saß in einer großen Gruppe und wäre mit den Top Ten zufriedne gewesen. Diese Bronzemedaille ist also super cool. Eines Tages will ich aber auch Weltmeister werden."

Mathieu van der Poel (8.): “Es war nicht mein bester Tag, ich war froh, dass ich am Ende noch dabei war. Es war bei mir von Anfang an großes Leiden, vor allem im ersten Teil des Rennens. Ich hatte gehofft, dass wir mit einer Gruppe ins Ziel kommen und dann um Gold sprinten. Als Alaphilippe davongefahren war, fragte mich Dylan van Baarle, was er tun solle. Ich habe ihm dann gesagt, dass er für sich selbst fahren soll. Ich wurde am Ende Achter, das war für mich das Bestmögliche. Julian war der Stärkste, er ist der verdiente Sieger.“

Wout Van Aert (11.): “Ich war nicht gigantisch schlecht, hatte aber auch nicht die Beine, um heute Weltmeister zu werden. Das hatte ich schon am Smeysberg gemerkt. Ich bin auch nur ein Mensch. Ich habe Jasper (Stuyven) im Finale gesagt, dass ich mich nicht mehr so gut fühle und habe gehofft, dass er noch die Kohlen aus dem Feuer holen kann. Alaphilippe war der Stärkste, er hat unzählige Male attackiert, bis ihm keiner mehr folgen konnte. Insgesamt sind wir ein gutes Rennen gefahren. Remco Evenepoel hat seine Rolle hervorragend gespielt."

Sonny Colbrelli (10.): "Ich konnte nicht alle Fahrer gleichzeitig kontrollieren. Wären meine gestürzten Teamkollegen am Ende noch dagewesen, dann wäre es vielleicht anders gelaufen. Aber so ist der Sport. Trotzdem ein großer Dank an meine Teamkollegen. Es war ein unglaublich hartes Rennen, mit wahnsinnig vielen Attacken und einem sehr langen Finale.“

Remco Evenepoel: “Ich bin völlig KO. Ich wollte die ersten Attacken abdecken und fand mich dann den ganzen Tag vorne. Als Van Aert an meiner Seite war, musste er mir nicht sagen, was ich tun sollte. Das wusste ich instinktiv. Ich habe das getan, wofür ich hier war. Wir Belgier sind ein gutes Rennen gefahren. Wäre es nach mir gegangen, dann hätte ich Jasper Stuyven in seiner Heimat eine Medaille verliehen. Aber nach einem solch harten Rennen lügt das Ergebnis nicht.

Jasper Stuyven (4.): "Wir sind alle ein sehr gutes Rennen gefahren. Als Alaphilippe wegfuhr, sagte mir Van Aert, dass er nicht seinen besten Tag hatte. Plan A war für Wout zu fahren. Vielleicht bin ich dadurch am Ende nicht ganz vorne gelandet. Ich Sprint um Platz zwei sind wir förmlich gekrochen. Dass ich es nicht auf das Podium geschafft habe, ist bitter. Ich hätte gerne eine Medaille geholt. Dass ich es nicht geschafft habe, ist aber nicht die Schuld von Wout. Wir sind hier angetreten, um mit ihm zu gewinnen."

Neilson Powless (5.): "Am Ende hatte ich nichts mehr zum zusetzen. Ich war froh, so lange dabei zu sein, aber dann ging nichts mehr. Chapeau an Alaphilippe."

Thomas Pidcock (6.):  “Es war ein Katz-und-Maus-Spiel. Die Anstiege waren nicht schwer genug, um dort einfach wegzufahren, nur Alaphilippe konnte das. Ich habe meine Kraft für die eine Attacke aufgehoben und habe zu lange gewartet. So ging die Post ohne mich ab.“

Nils Politt (16.): “Es war ein total hartes Rennen. Ich denke, ich habe es eigentlich ganz gut geschafft, vorne auf Position zu fahren. Nachdem die Belgier in der vierten Runde vom Stadtkurs das Rennen etwas schwerer gemacht haben, dachte ich, es sei nicht schlecht vorne rauszufahren mit einer Gruppe. Leider lief die Gruppe nicht allzu gut. Viele haben sich angeschaut. Ich weiß nicht, was heute an den Pflasteranstiegen los war, aber auf jeden Fall waren es heute nicht meine Freunde.

Patrick Gamper (Ausreißer in der ersten Spitzengruppe): “Es hat gut funktioniert mit der Gruppe, aber es war nicht so wie geplant. Am Anfang hatten wir nicht so viel Vorsprung gehabt. Das Problem war aber, dass sie hinten früh mit dem Attackieren angefangen haben. Mit dem Kurs haben die Organisatoren alles richtig gemacht. Mit den Runden, das war ein super Konzept. Es hat wohl selten Weltmeisterschaften gegeben, wo man die Fahrer so oft gesehen hat.“

Thomas Voeckler (Französischer Nationalcoach): “Ich bin jetzt 42 Jahre alt und habe meinem Verbandspräsidenten gesagt, dass ich aufhören muss, da mich die Jungs hier noch umbringen, so wie sie fahren. Ich möchte noch ein bisschen länger leben. Wir hatten einen Plan, aber Julian hat eigentlich genau das Gegenteil davon gemacht, in dem er immer wieder attackierte. Er hat sich auf seinen Instinkt verlassen und das hat sich am Ende bezahlt gemacht.“

Anders Lund (Dänischer Nationaltrainer): "Michael Valgren fuhr ein schönes Finale in einer sehr starken Gruppe. Alaphilippe fuhr in einer eigenen Liga, aber Valgren hat gezeigt, dass er ein großartiger Fahrer ist, der eines Tages Gold holen kann. In einem WM-Rennen so cool zu bleiben, das ist nicht einfach. Dass er ein so starkes Rennen zeigte, überrascht mich nicht.

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