Die Tour-Bilanzen der Teams / I

Eine sportliche Wiederaufstehung und ein Happy-End in Paris

Von Daniel Brickwedde

Foto zu dem Text "Eine sportliche Wiederaufstehung und ein Happy-End in Paris"
Mark Cavendish (Dimension Data) gewann vier Etappen. | Foto: Cor Vos

25.07.2016  |  (rsn) - Nach drei Wochen Tour de France fallen die Bilanzen der 22 teilnehmenden Mannschaften ganz unterschiedlich aus. Radsport News listet die Erfolge und Misserfolge auf. Wir präsentieren die Teams in umgekehrter Reihenfolge ihrer Platzierung in der Mannschaftswertung.

Teil 1:

Dimension Data
Fahrer in Paris: Sieben
Ausfälle: Mark Renshaw (9. Etappe), Mark Cavendish (17. Etappe)
Bilanz: 5 Etappensiege
Mannschaftswertung: Platz 22

Das war eine Tour, wie sie sich das Team wohl in den künsten Träumen nicht ausgemalt hätte: Fünf Etappensiege - davon allein vier durch Mark Cavendish, der eine sportliche Wiederauferstehung feierte. Den Briten hatten viele abgeschrieben, doch Cavendish bewies bei dieser Tour eindrucksvoll, dass er noch lange nicht über den Zenit seiner Karriere hinaus ist. Gleich zum Auftakt nach Utah Beach schockte der 31-Jährige die Konkurrenz – und holte sich das erste Gelbe Trikot seiner Karriere. Drei weitere Erfolge in Angers (3. Etappe), Montauban (6. Etappe) und Villars-les-Dombes (14. Etappe) folgten, ehe er das Rennen vor der 17. Etappe mit Blick auf die Olympischen Spiele beendete. Mit dem Ausreißercoup durch Stephen Cummings gelang zusätzlich in Lac de Payolle noch ein weiterer Tageserfolg. Im Schatten der Auftritte von Cavendish konnte sich vor allem der Belgier Serge Pauwels während der Gebirgsetappen in etlichen Spitzengruppen noch hervortun und wurde hinter Thomas De Gendt Zweiter am Mont Ventoux. Edvald Boasson Hagen verpasste dagegen im Sprint einer Ausreißergruppe auf der 10. Etappe nach Revel knapp hinter Michael Matthews und Peter Sagan einen weiteren Sieg.

Lotto Soudal
Fahrer in Paris: Acht
Ausfälle: Jens Debusschere (15. Etappe)
Bilanz: 2 Etappensiege
Mannschaftswertung: Platz 21

Besonders ein Name stach bei Lotto Soudal heraus: Thomas De Gendt. Der Belgier wurde Zweiter der 5. Etappe nach Le Lioran, trug mehrere Tage das Bergtrikot, war omnipräsent in Spitzengruppen und krönte seinen Auftritt in Frankreich mit dem Etappensieg am Mont Ventoux. Nur André Greipel wollte  nicht wirklich in Fahrt kommen. Auf der 3. Etappe in Angers verpasste der Deutsche Meister als Zweiter noch knapp den Tagessieg, im Anschluss folgte allerdings ein missglückter Sprint dem nächsten. Doch ausgerechnet auf den Champs-Élysées schlug Greipel zu und erlöste sich und seine Mannschaft. Allerdings konnte Tony Gallopin nicht an frühere Tour-Auftritte anknüpfen und auch Adam Hansen blieb über die drei Wochen überraschend unauffällig. Nach Paris schaffte er es trotzdem – zum 15. Mal in Folge bei einer Grand-Tour.

Fortuneo-Vital Concept
Fahrer in Paris: Neun
Bilanz: 1x Etappendritter
Mannschaftswertung: Platz 20

Attaque, attaque, attaque: So lautete das Motto des französischen Zweitdivisionärs. Besonders in der ersten Woche belebte die Equipe von Emmanuel Hubert das Rennen in Fluchtgruppen – Armino Fonseca betätigte sich auf der 3. Etappe nach Angers sogar als Alleinunterhalter. Ein Etappensieg war aber nicht nur dabei außer Reichweite. Akzente konnte vor allem der junge britische Sprinter Daniel Mclay setzen, der vier Top-Ten-Platzierungen erreichte, und die 6. Etappe nach Montauban als Etappendritter beendete – die bislang beste Einzelplatzierung des Teams in seiner Tour-Geschichte. Eduardo Sepulveda konnte die leisen Hoffnungen auf ansprechende Resultate in den Bergen und im Gesamtklassement dagegen nicht erfüllen. Der Argentinier fuhr unauffällig und beendete die Tour auf Platz 59. Allerdings erreichten alle neun Fahrer Paris – auch das bereits ein Erfolg für Fortuneo.

Cannondale Drapac
Fahrer in Paris: Sieben
Ausfälle: Sebastian Langeveld (10. Etappe), Matti Breschel (14. Etappe),
Bilanz: 16. Platz in der Gesamtwertung durch Rolland
Mannschaftswertung: Platz 19

Mit ihren knallgrünen Trikots ist die amerikanische Equipe ein Hingucker im Peloton. Sportlich konnte das Team von Jonathan Vaughters allerdings keine Akzente setzen. Eindeutiger Beweis der ernüchternden Tour-Ausbeute: Mit lediglich 14.100 Euro strich Cannondale mit Abstand das geringste Preisgeld ein. Bis zu den Pyrenäen sah es zumindest vielversprechend um Kapitän Pierre Rolland aus. Auf der Abfahrt vom Col du Peyresourde machte der Franzose allerdings schmerzhaften Kontakt mit einer Mauer und musste die Tour angeschlagen mit einer Handverletzung fortsetzen. In den Alpen beteiligte er sich noch in einigen Spitzengruppen - jedoch ohne den durchschlagenden Erfolg. In der Gesamtwertung landete Rolland schließlich auf Rang 16 als bester Fahrer des Teams. Ansonsten blieben Alex Howes und Dylan van Baarle durch die eine oder andere Fluchtbeteiligung in Erinnerung – der Rest des Teams trat kaum in Erscheinung. Eine enttäuschende Tour für Cannondale.

Cofidis
Fahrer in Paris: Sieben
Ausfälle: Borut Bozic (17. Etappe), Daniel Navarro (19. Etappe)
Bilanz: 2x Etappendritter
Mannschaftswertung: Platz 18

Die Tour war für Cofidis bereits vor dem Start ein Desaster. Kapitän Nacer Bouhanni verletzte sich bei einer Auseinandersetzung in einem Hotel wenige Tage vor der Tour an der Hand und musste die Frankreich-Rundfahrt absagen. Für die französische Equipe ging es daher nur noch um Schadensbegrenzung. Der junge Sprinter Christophe Laporte überzeugte in Abwesenheit von Bouhanni zumindest mit einer Reihe von vorzeigbaren Sprintresultaten und erreichte sechsmal die Top Ten, zweimal sogar als Etappenfünfter. In den Bergen konnte sich Daniel Navarro in vielen Spitzengruppen in Szene setzen und verpasste den angestrebten Etappenerfolg nur knapp: Die 7. Etappe nach Lac de Payolle und die 12. Etappe zum Mont Ventoux beendete der Spanier jeweils als Dritter. Auf der 19. Etappe zwang ihn ein Sturz während einer Abfahrt jedoch zur vorzeitigen Aufgabe. Der ganz große Erfolg blieb am Ende aus, dennoch verkaufte sich Cofidis besser, als das nach dem Ausfall von Bouhanni zu vermuten gewesen wäre.

Direct Energie
Fahrer in Paris: Acht
Ausfälle: Angélo Tulik (12. Etappe)
Bilanz: 1x Etappenzweiter
Mannschaftswertung: Platz 17

Ein Etappensieg war das Ziel des französischen Zweitdivisionärs. Doch den verfehlte das Team von Jean-René Bernaudeau bei dieser Tour – entsprechend fällt das Fazit aus. Die Routiniers Sylvain Chavanel und Thomas Voeckler waren bemüht, sind aber mittlerweile ein ganzes Stück von ihrer früheren Klasse entfernt. Für die Bergetappen waren Romain Sicard und Fabrice Jeandesboz vorgesehen, doch auch dieses Duo blieb hinter den Erwartungen zurück. Einzig bei den Sprints mischte die französische Equipe vorne mit. Bryan Coquard zeigte sich in hervorragender Verfassung und war nahe dran an seinem ersten Etappenerfolg: In Limonges benötigte es schließlich das Foto-Finish, um nicht ihn, sondern Marcel Kittel zum Tagesieger zu bestimmen. Im Finale auf den Champs-Élysée brachte 2,5 Kilometer vor dem Ziel ein Defekt den 24-Jährigen um eine weitere gute Platzierung – oder auch mehr.

 
Weiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößern

Mehr Informationen zu diesem Thema

14.07.2020Video-Rückblick: Froome joggt 2016 den Ventoux hinauf

(rsn) – Heute vor vier Jahren erlaubten staunende Zuschauer am Mont Ventoux das Finale eines denkwürdigen Tour-Tages. Nach einem Sturz im Schlussanstieg der 12. Etappe rannte Chris Froome am Franz

27.07.2016Nibali hatte bei der Tour schon Rio im Blick

(rsn) – Vincenzo Nibali hat verärgert auf die Kritik an seinen Leistungen bei der am Sonntag zu Ende gegangenen Tour de France reagiert. Der Italiener und sein Astana-Team waren ohne Etappensieg ge

26.07.2016Erneuter Tour-Ausstieg der ARD darf kein Thema sein

(rsn) - Drei Wochen Tour de France. Ein paar Tage "als Fan" selbst dabei. Den großen Rest aber am Bildschirm. Bis zum grandiosen Schlussakkord auf den Champs Elysees, gesetzt im "Sprint des Jahres" v

26.07.2016Quintana will weiter für seinen Gelben Traum kämpfen

(rsn) – Kolumbien muss weiter auf seinen ersten Tour-de-France-Sieger warten. Auch im dritten Anlauf hat es Nairo Quintana nicht geschafft – doch noch nie war der Movistar-Kapitän weiter vom Gelb

26.07.2016Künftig ein britisches Duell um das Gelbe Trikot?

(rsn) – Wie sein berühmter Landsmann Bradley Wiggins wird auch Adam Yates in die Geschichtsbücher des Radsports eingehen. War der mittlerweile 36-jährige Stundenweltrekordler vor vier Jahren der

26.07.2016Kittel kam bei der Tour in keinen "richtigen Flow"

(rsn) – Bei André Greipel (Lotto Soudal) lief am Sonntag auf den Champs-Élysées alles nach Wunsch. Wie bereits 2104 gewann der Deutsche Meister die prestigeträchtige Abschlussetappe der 103. Tou

26.07.2016Hektische Sprints und Cavendish machten Greipel das Leben schwer

(rsn) – Nach drei teils frustrierenden Wochen schien für André Greipel (Lotto Soudal) doch noch die Sonne. Am Sonntagabend holte sich der Deutsche Meister in Paris auf den Champs-Élysées den so

25.07.2016Bardet zum dritten Mal in Folge in Paris auf dem Tour-Podium

(rsn) – Romain Bardet hat den heimischen Fans die Tour de France gerettet. Der 25 Jahre alte Kapitän der Ag2R-Equipe legte auf den letzten drei Tagen ein Finale sondergleichen hin, sicherte sich au

25.07.2016Kittel: Erst durch Defekte gestoppt, dann im Finale kraftlos

(rsn) – Zum großen Finale der 103. Tour de France wollten Marcel Kittel und sein Etixx-Quick-Step-Team nochmals zuschlagen. Der Erfurter, der bereits 2013 und 2014 jeweils den Schlussakkord auf den

25.07.2016Jogging-Einlage in Gelb und ein machtloser Herausforderer

(rsn) - Nach drei Wochen Tour de France fallen die Bilanzen der 22 teilnehmenden Mannschaften ganz unterschiedlich aus. Radsport News listet die Erfolge und Misserfolge auf. Wir präsentieren die Team

25.07.2016Dominator in Grün und Schweizer Coup durch einen Kolumbianer

(rsn) - Nach drei Wochen Tour de France fallen die Bilanzen der 22 teilnehmenden Mannschaften ganz unterschiedlich aus. Radsport News listet die Erfolge und Misserfolge auf. Wir präsentieren die Team

25.07.2016Kollision mit dem Teufelslappen und ein fataler Entschluss

(rsn) - Nach drei Wochen Tour de France fallen die Bilanzen der 22 teilnehmenden Mannschaften ganz unterschiedlich aus. Radsport News listet die Erfolge und Misserfolge auf. Wir präsentieren die Team

Weitere Jedermann-Nachrichten

22.11.2024Gall: Tour of the Alps “absoluter Fokus“ der ersten Saisonhälfte

(rsn) – Felix Gall bestritt 2022 seine bisher letzte Tour of the Alps. In seinem damals ersten Jahr im Trikot von Decathlon – AG2R La Mondiale beendete der Österreicher nach vier Top-Ten-Etappenp

22.11.2024Tour of the Alps auch 2025 ein Kletterfestival mit kurzen Wegen

(rsn) - Fünf Etappen, 739 Kilometer und 14.700 Höhenmeter: Das sind die Eckdaten der Tour of the Alps 2025. Die 48. Ausgabe des grenzüberschreitenden Etappenrennens findet vom 21. bis 25. April 202

22.11.2024Tour Colombia wegen finanzieller Probleme erneut in Gefahr

(rsn) – Nachdem sie bereits in den Jahren 2022 und 2023 aufgrund von finanziellen Problemen ausgefallen war, scheint die Tour Colombia (2.1) erneut zu wackeln. Wie die Zeitung El Tiempo berichtete,

22.11.2024Geht Vingegaard 2025 das Giro-Tour-Double an?

(rsn) – Schon seit einiger Zeit kursieren Gerüchte, wonach Jonas Vingegaard (Visma – Lease a Bike) Interesse am Giro d´Italia 2025 zeigen würde. In einem Interview mit dem dänischen TV 2 äuß

22.11.2024Track Champions League: Format, Kalender, Punktesystem

(rsn) – Nach Olympia in Paris im Sommer und den Weltmeisterschaften im Oktober im dänischen Ballerup endet das internationale Bahnjahr an den kommenden drei Wochenenden mit der Track Champions Leag

22.11.2024Die Radsport-News-Jahresrangliste 2024

(rsn) - Auch diesmal starten wir am 1. November mit unserer Jahresrangliste. Wir haben alle UCI-Rennen der vergangenen zwölf Monate (1. November 2023 bis 31. Oktober 2024) ausgewertet - nach unserem

21.11.2024Tarling will Fokus auf Klassiker legen

(rsn) – Wenn Josh Tarling (Ineos Grenadiers) erfolgreich ist, dann im Zeitfahren. Als der heute 20-Jährige vor zwei Jahren den Sprung von den Junioren direkt zu den Profis machte, überzeugte der B

21.11.2024Tour de Suisse und Tour of Austria wollen GPS-Tracking einsetzen

(rsn) – Die tödlichen Unfälle von Gino Mäder, André Drege und Muriel Furrer in den vergangenen 17 Monaten werden zumindest bei Rundfahrten in der DACH-Region, also in Deutschland, Österreich un

21.11.2024Wiggins-Schulden deutlich höher als zunächst angenommen

(rsn) – Offenbar sind die Schulden von Bradley Wiggins deutlich höher als bisher angenommen. Als im Juni ein Insolvenzverfahren gegen den Tour-de-France-Sieger von 2012 eröffnet wurde, weil seine

21.11.2024Erst totaler Leistungsabfall, dann Leistungsexplosion

(rsn) – Dank einer starken Saison, zu deren Krönung nur ein Sieg fehlte, ist Tobias Müller (rad-net – Oßwald) seinem Traum vom Radprofi ein gutes Stück näher gekommen. Künftig nämlich start

21.11.2024Uijtdebroeks denkt über Rallye-Karriere nach

(rsn) – Seine Profikarriere als Radsportler hat kaum begonnen, da macht sich Cian Uijtdebroeks schon Gedanken über die Zeit danach. Der 21-Jährige hat jüngst in einem Interview mit Het Nieuwsblad

21.11.2024Pogacar schließt Start bei Paris-Roubaix nicht aus

(rsn) – Fährt er, oder fährt er nicht? Zuletzt schien es so, als wolle Tadej Pogacar (UAE Team Emirates) für die nächsten Jahre noch einen Bogen um Paris-Roubaix machen. Doch neue Aussagen des 2

JEDERMANN-RENNEN DIESE WOCHE
  • Keine Termine