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15.04.2017 | (rsn) - Am Sonntag macht Paul Martens (LottoNL-Jumbo) beim Amstel Gold Race das Dutzend voll. Der bereits seit vielen Jahren in der Nähe von Maastricht, dem Startort des einzigen niederländischen WorldTour-Eintagesrennens lebende Deutsche gab 2006 sein Debüt beim ersten der drei Ardennenklassiker. Seitdem verpasste der mittlerweile 33-Jährige keinen einzigen Einsatz bei seinem “Heimspiel“. Aber das Amstel Gold Race besitzt für Martens auch deshalb eine ganz besondere Bedeutung, weil es derjenige der drei Ardennenklassiker ist, der ihm am meisten liegt.
“Meine besten Ergebnisse habe ich zwar beim Flèche Wallonne eingefahren - wobei ich dieses Rennen eigentlich gar nicht mag. Aber Amstel ist mein Heimrennen - hier will ich unbedingt gut fahren“, sagte Martens am Tag vor der 52. Auflage im Gespräch mit radsport-news.com. Gute Chancen rechnet sich der gebürtige Rostocker auch deshalb aus, weil die Organisatoren das Finale des “Bierrennens“ deutlich entschärft haben. So wurde diesmal die vierte Passage des Caubergs knapp zwei Kilometer vor dem Ziel aus dem Programm genommen, um für mehr Spannung zu sorgen.
“Das neue Finale kommt mir sicher entgegen, weil das Rennen offener wird“, sagte Martens dazu und prognostizierte: “Die Top-Favoriten und deren Teams müssen schon frühzeitig ihre Körner verschießen, weil sie nicht mit Sprintern oder Leuten wie mir ins Finale gehen wollen.“ Das könnte die Chance für Außenseiter sein.
Die Streckenveränderung bewertet der Amstel-Routinier positiv, auch wenn mit der Streichung der letzten Cauberg-Überfahrt einiges an Tradition verloren gehe. “Für mich als ‚Amstel-Hardliner‘ gehört der Cauberg eigentlich ins Finale. Darum finde ich die Entscheidung einerseits schade. Aber für die Zuschauer ist das neue Finale ein Schritt in die richtige Richtung. Es kann sein, dass das Rennen komplett explodiert, weil schon früher attackiert wird. Es kann aber auch sein, dass ein kleiner Massensprint mit 50 oder 60 Mann auf der Zielgeraden stattfindet“, sagte Martens, der auch den Kreis der Favoriten als deutlich größer einschätzt. “Mit dem Cauberg würde man etwa fünf Fahrer auf der Rechnung haben müssen, jetzt kann man fast schon 20 Namen aufschreiben. Auch die schnellen Leute wie Bryan Coquard können mit einer guten Position nun das Rennen gewinnen.“
Unabhängig davon fühlt sich der Gewinner der Luxemburg-Rundfahrt von 2015 aber ganz generell in der Lage, “bei den Ardennenklassikern wieder an alte Ergebnisse anzuknüpfen.“ 2016 dagegen war er nach eigener Einschätzung nicht wettbewerbsfähig. “Da war ich nicht wirklich Rennfahrer, hatte zwar bessere Momente, war aber von meinem Niveau mental und körperlich einfach zu weit entfernt. Dieses Jahr bin ich wieder ein guter Rennfahrer, auch für das Team - das spiegelt sich jetzt auch ab und zu in den Ergebnissen wieder“, sagte Martens, der am 1. April Fünfter der Volta Limburg wurde und am Mittwoch den Pfeil von Brabant auf Rang zwölf beendete, wobei er im Sprint der Verfolgergruppe Zweiter hinter Michael Matthews (Sunweb) wurde.
Zwar wurde er bei der Abu Dhabi Tour krank und konnte bei Tirreno-Adriatico und Mailand-Sanremo nicht in der gewünschten Verfassung antreten, doch mittlerweile ist Martens wieder gesund und sieht sich auf “einem echt guten Level.“ Dazu kommt das “Gefühl auf dem Rad - das ist für mich ganz entscheidend. Und da passt wieder alles. Ich gehe seit Langem mal wieder mit Selbstvertrauen in die Ardennenwoche rein.“
Am Sonntag zählt die heimische LottoNL-Jumbo-Truppe nur zu den Außenseitern, könnte aber auch vom veränderten Finale profitieren. Das nämlich sieht nach dem Bemelerberg noch sieben flache Kilometer bis ins Ziel in Berg en Terblijt vor - Zeit genug für die Sprinterteams, um Ausreißer zurückzuholen. Dann könnte der Spanier Juan Lobato zum Zug kommen, auf dem Papier der schnellste Mann des achtköpfigen LottoNL-Aufgebots. Aber auch Martens selber kann auf eigene Rechnung fahren. “Ich habe hier eine freie Rolle, muss für niemanden arbeiten, sondern würde auf ein Zeichen hin sogar Unterstützung bekommen“, erklärte er.
Angesichts des neuen Streckenplans beurteilt Martens auch die Chancen für sein eigenes Team optimistischer als zuletzt. 2016 etwa gelang keinem LottoNL-Fahrer der Sprung unter die besten 20. “Wir schauen nicht in die Vergangenheit, haben aber in den letzten Jahren kein richtig gutes Ergebnis eingefahren. Damals sind wir öfter mit starrer Taktik gefahren. Aber mit dem neuen Finale wird man dann belohnt, wenn man nach vorne raus fährt. Es gibt die Chance für eine Gruppe, das Finale aufzubrechen, und dann könnten manche Leute, die man gar nicht auf dem Zettel hat, extrem weit vorne landen“, vermutete er und wollte dabei auch sich selbst nicht ausschließen.
“Es wäre schön, wenn ich die Top Ten schaffen könnte“, sagte der Zehnte des Amstel Gold Race von 2011. “Es ist möglich, aber weil das Rennen so unberechenbar ist, braucht man wirklich einen perfekten Tag. Ich hoffe, dass ich mit den Besten auf die letzten Kilometer gehe, dann wird man sehen. Ich denke, dass ich in der Lage bin, ein ansprechendes Ergebnis einzufahren“, sagte Martens vor seinem zwölften Amstel Gold Race, bei dem er an seine besten Zeiten anknüpfen könnte.
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