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27.04.2017 | (rsn) - Am Dienstag ging er noch auf Nummer sicher: Chris Froome (Sky) wollte zum Auftakt der 71. Tour de Romandie im verregneten 4,8 Kilometer langen Prolog von Aigle keinen Sturz riskieren und tat nur das Nötigste, um nicht zu viel Zeit zu verlieren. 29 Sekunden Rückstand auf den bei besseren Bedingungen zum Sieg gefahrenen Fabio Felline (Trek-Segafredo) standen am Ende auf der Uhr - Platz 78. Doch der Brite weiß, dass die Entscheidung über den Gesamtsieg erst am Wochenende bei der Bergetappe in Leysin sowie tagsdrauf im Abschlusszeitfahren von Lausanne fallen wird.
Trotzdem ließ er es sich nicht nehmen, bei der ersten Bergankunft in Champéry im Sprint der rund 60 Fahrer starken ersten Gruppe mit reinzuhalten. Fünfter wurde Froome da, hinter Sieger Michael Albasini (Orica-Scott). "Ich kam in Sichtbereich der Ziellinie und hatte das Gefühl, noch etwas in mir zu haben", zitiert ihn cyclingnews.com. "Also dachte ich, ich schaue was geht, weil es keine typische Sprintankunft war. Die meisten großen Sprinter waren ja abgehängt. Und speziell wenn Lücken entstehen ist es immer gut, davor zu sein."
Zwar gab es innerhalb der großen Gruppe keine Abstände und Froomes Sprint in Richtung Ziellinie blieb somit - abgesehen von WorldTour-Punkten - wertlos, doch er zeigte, dass der dreifache Tour-de-France-Sieger in dieser Woche heiß auf seinen ersten Rundfahrtsieg der Saison ist. Nach Platz sechs bei der Herald Sun Tour lag er bei der Katalonien-Rundfahrt gut, büßte dann aber auf der turbulenten 6. Etappe nach Reus fast eine halbe Stunde ein und beendete die Woche auf Gesamtrang 30. Dass Froome Ende April noch ohne Rundfahrtsieg ist, kam zuletzt im Jahr 2012 vor.
"Wir müssen sehen, was in den nächsten Tagen passiert, aber es könnte ein taktisch sehr schwieriges Rennen werden", ahnte er am Mittwochnachmittag in Champéry. Froome scheint zu befürchten, dass die Konkurrenz stark auf ihn und sein Team Sky schauen wird. Anlass dazu gab ihm wohl auch die Fahrweise von Trek-Segafredo am Mittwoch auf dem Weg nach Champéry. "Ich weiß nicht, was Trek-Segafredo heute machen wollten. Sie schienen die Ausreißergruppe viel Zeit holen zu lassen und nicht wirklich daran interessiert zu sein, die Lücke zu schließen, obwohl sie das Führungstrikot haben", meinte er.
Dem Widersprach Trek-Sportdirektor Dirk Demol. "Wir sind 110 Kilometer mit zwei Fahrern allein vorne gefahren und dann kamen Cannondale und die Anderen", erklärte der. Vor allem BMC und LottoNL-Jumbo beteiligten sich später noch an der Verfolgung der Spitzenreiter. "Wir wussten, dass die Gruppe nicht vorne bleiben würde, selbst mit vier oder fünf Minuten am Fuß des vorletzten Berges. Wir haben nicht das stärkste Team hier, also war es vielleicht ein kleiner Bluff, aber wir haben unsere Verantwortung übernommen", so Demol weiter.
Der Schlussanstieg von Champéry schließlich erwies sich aber ohnehin nicht als schwer genug, um den Kletterern eine Bühne für den ersten Kampf um den Gesamtsieg zu bieten. Zwar attackierte unter anderem Tejay van Garderen (BMC), der im Prolog gestürzt war, innerhalb der letzten fünf Kilometer. Doch am Ende kam trotzdem eine rund 60-köpfige Gruppe gemeinsam an. Von den starken Rundfahrern fehlten darin nur Nicolas Roche (BMC), der mit 20 Sekunden Rückstand ins Ziel kam, und Andrey Amador (Movistar), der 44 Sekunden verlor. Beide sind in der Romandie aber wohl ohnehin als Helfer für Richie Porte und van Garderen (Roche) beziehungsweise Jesus Herrada und Winner Anacona (Amador) im Einsatz.
"Es war so kalt, dass jeder beim Gangwechsel schon litt. Wir haben uns alle gleichermaßen fertig gefühlt - es war nicht der größte Spaß", bilanzierte Porte und sagte zum Angriff von van Garderen: "Es war geplant, dass er es versucht, wenn sich die Möglichkeit bietet. Er ist momentan sehr stark und sein Angriff hat ein paar GK-Fahrer in Schwierigkeiten gebracht. Er ist eine gute Karte für Samstag." Am Samstag steht in Leysin die wohl vorentscheidende Etappe für den Kampf um den Gesamtsieg an - mit einer schweren Bergankunft und insgesamt drei Bergen der 1. sowie einem der 2. Kategorie. "Wir schauen jetzt von Tag zu Tag und am Samstag gibt es dann hoffentlich einen großen Kampf."
Auf diesen Kampf wird sich auch Froome bereits freuen.
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