Vorgestellt: die 18 WorldTour-Mannschaften

Mitchelton-Scott: Auf jedem Terrain für Siege gut

Von Daniel Brickwedde

Foto zu dem Text "Mitchelton-Scott: Auf jedem Terrain für Siege gut"
Mitchelton-Scott bei der Tour Down Under | Foto: Cor Vos

26.01.2018  |  (rsn) - radsport-news.com stellt die 18 WorldTour-Teams vor, die bei der 20. Tour Down Under in die Saison eingestiegen sind. Die australische Mitchelton-Scott-Mannschaft ist ebenso ausgeglichen wie stark besetzt und kann 2018 auf jedem Terrain erfolgreich sein.

Mitchelton-Scott

Rückblick 2017: Erfolge führen zwangsläufig zu höheren Erwartungen – doch die konnte die australische Equipe, gemessen an den Vorjahren, 2017 nicht ganz erfüllen. Ein Grund waren vor allem die fehlenden Ergebnisse von Esteban Chaves. Mit Podestplätzen in der Vergangenheit beim Giro d’Italia und der Vuelta a Espana war der Kolumbianer eine der Schlüsselfiguren in der Saisonplanung gewese, doch verletzt und angeschlagen erlebte Chaves eine Saison zum Vergessen. Zu einem dennoch positiven Gesamtfazit trugen die Leistungen der Yates-Zwillinge und von Caleb Ewan bei. Beim Giro erreichte Adam Yates Position sieben, während sein Bruder Simon die Tour de France als Neunter beendete und das Weiße Trikot des besten Jungprofis gewann. Sprinter Ewan verbuchte mit elf Saisonsiegen die beste Bilanz seiner noch jungen Karriere – inklusive eines Etappenerfolgs beim Giro. Ein Sieg bei einem großen Klassiker blieb jedoch aus, die besten Ergebnisse waren jeweils dritte Plätze beim Amstel Gold Race (Michael Albasini) und Gent-Wevelgem (Jens Keukeleire).

Die wichtigsten Zu- und Abgänge: Als neuer Hauptsponsor wurde der australische Weinproduzent Mitchelton gewonnen, aber auch im Kader waren die Veränderungen nicht unerheblich. Simon Gerrans gewann in seinen sechs Jahren im Team Mailand-Sanremo und Lüttich-Bastogne-Lüttich und dreimal die Tour Down Under. Ab 2018 setzt der Australier mit 37 Jahren seine lange Karriere jedoch bei BMC fort. Mit Jens Keukeleire (Lotto Soudal) und Magnus Cort Nielsen (Astana) verlor Mitchelton zudem zwei vielversprechende Allrounder. Mitchell Docker zog es zu EF Education First-Drapac und Ruben Plaza zum israelischen ProContinental-Team Israel Cycling Academy – zwei wichtige Helfer weniger im Aufgebot.

Hinzugewinnen konnte Mitchelton-Scott den Neuseeländer Jack Bauer (Quick-Step Floors) und das australische Talent Lucas Hamilton, der aus dem eigenen Nachwuchs stammt. Für eine stärkere Unterstützung im Hochgebirge der großen Rundfahrten wurde zudem Mikel Nieve vom britischen Team Sky abgeworben.

Im Fokus: Als wichtigster Transfer könnte sich allerdings die Verpflichtung von Matteo Trentin erweisen. Der vielseitige Italiener baute sich über die Jahre ein beachtliches Palmares auf (unter anderem Etappensiege beim Giro, Tour und Vuelta), war bei Quick-Step Floors aber nur einer unter vielen Sieg-Kandidaten. Gerade bei den großen Frühjahrsklassikern musste er sich häufig den Team-Ambitionen unterordnen. Was der belgischen Equipe zukünftig jedoch fehlen wird, zeigte Trentin zum Saisonende 2017 mit vier Tagessiegen bei der Vuelta und dem Erfolg bei Paris-Tours – doch da war das neue Arbeitspapier bei Mitchelton längst unterschrieben. Der 28-Jährige könnte in der neuen Kapitänsrolle einer der großen Protagonisten dieses Frühjahrs werden. Und für Etappensiege ist Trentin ohnehin immer gut.

Aufgepasst auf … … Luke Durbridge. Neben Trentin besitzt das Team noch einen zweiten aussichtsreichen Kandidaten für die Pavé-Klassiker in seinen Reihen. Der Australier hat sich bislang vor allem einen Namen als Zeitfahrer gemacht, besitzt aber seit jeher ein Faible für die Klassiker und hat in den vergangenen Jahren verstärkt an diesem Profil gearbeitet. 2017 zahlte sich diese Arbeit mit vierten Plätzen beim Dwars door Vlaanderen und dem E3 Harelbeke sowie Rang zwölf bei der Flandern-Rundfahrt erstmals auch in Ergebnissen aus. Allerdings begann die Saison für den 26-Jährigen ausgesprochen unglücklich mit einem Schlüsselbeinbruch bei den australischen Meisterschaften. Rechtzeitig zum Frühjahr sollte Durbridge jedoch wieder fit sein.

Ausblick 2018: Den ersten wichtigen Sieg hat Mitchelton-Scott bereits errungen: Die heimische Tour Down Under wurde einmal mehr zum Erfolg und endete mit einem Etappensieg durch Ewan und dem überraschenden Gesamtsieg von Daryl Impey. Der Grundstein für eine erfolgreiche Saison ist gelegt und die Equipe verfügt über das Potenzial für viele weitere große Siege. Gesteigerte Aufmerksamkeit dürfte dabei den Klassikerauftritten von Neuzugang Trentin zukommen, der sich sowohl bei Mailand-Sanremo als auch der Flandern-Rundfahrt und Paris-Roubaix berechtigte Hoffnungen auf ein Spitzenresultat machen darf.

Nicht minder vielversprechend sind die Aussichten bei den großen Landesrundfahrten mit dem schlagkräftigen Trio Esteban Chaves, Adam und Simon Yates. Die Teamplanungen sehen einen Tour-Start für Adam und das Giro-Vuelta-Doppel für Simon und Chaves vor – und allen drei ist dabei jeweils eine Top-fünf-Platzierung zuzutrauen. Insbesondere Chaves konnte in der Vergangenheit zeigen, dass er in Bestform sogar ein Kandidat für den Gesamtsieg bei einer großen Landesrundfahrt sein kann. Dieses Jahr sollten  ihm die kletterbetonten Routen beim Giro und der Vuelta liegen.Mit dem erfahrenen Nieve wurde eine sinnvolle Verstärkung für diese Vorhaben ins Team geholt.

Für die meisten Einzelerfolge dürfte erneut der 23-jährige Ewan sorgen, der 2018 seine Premiere bei der Tour de France geben soll. Zu beachten sind zudem der vielversprechende australische Jungprofi Jack Haig sowie die Routiniers Michael Albasini, Roman Kreuziger und – wie bei der Tour Down Under gezeigt – den Südafrikaner Impey. Mitchelton besitzt alle Zutaten für eine erfolgreiche Saison.

Eckdaten:
Land: Australien
Hauptsponsor: Mitchelton, Scott
Branche: Weinproduzent, Radhersteller
Teamchef: Shayne Bannan
Radausrüster: Scott
WorldTour-Ranking 2017: 7
Fahrer im Aufgebot: 25

  

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