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13.09.2018 | (rsn) - Vier Tage vor dem Ende der 73. Vuelta a Espana tummeln sich die meisten der vor dem Rundfahrt-Start ausgemachten Favoriten in den Top 6 der Gesamtwertung. Doch ein Name taucht dazwischen auf, den man dort vor einigen Tagen nicht erwartet hatte: Enric Mas. Der 23-jährige Spanier von Quick-Step Floors ist seit dem Mittwochabend Gesamtdritter. Er liegt auf Podiumskurs und scheint in der Schlusswoche sogar der Stärkste zu sein. Geht da sogar noch mehr?
"In den Top 3 in Madrid anzukommen, wäre ein Traum. Aber das Ziel bleibt, von Tag zu Tag zu schauen", erklärte Mas in einer Pressemitteilung seines Rennstalls. "Ich hatte gute Beine und konnte mit dem Tempo der Yates-Brüder mithalten, die das Rennen am Balcon de Bizkaia kontrolliert haben. Und dann konnte ich auch Alejando's (Valverde) Antritt mitgehen. Das lässt mein Selbstvertrauen wachsen, während wir dem Finale in Madrid entgegenfahren. Hoffentlich kann ich dieses Level bis Sonntag halten."
Mas wurde in den vergangenen Tagen offenbar sogar immer stärker - oder zumindest: am wenigsten schlechter. Denn wirklich besser und frischer wird in einer dritten Rundfahrtwoche niemand. Zu Vuelta-Beginn kämpfte der Youngster mit seinem Körper, war krank und nahm Antibiotika. Nach der ersten Woche lag er auf dem zwölften Gesamtrang, 1:15 Minuten hinter dem da schon im Roten Trikot fahrenden Simon Yates (Mitchelton-Scott).
Als es ihm dann langsam besser ging, kletterte er an den steilen Rampen von La Camperona am Ende der 13. Etappe langsam ins Rampenlicht. Mas konnte am besten folgen, als Yates und Nairo Quintana (Movistar) dort die anderen Favoriten distanzierten. Tagsdrauf in Les Praeres und am vergangenen Sonntag hinauf zu den Lagos de Covadonga hielt er erneut gut mit, büßte aber jeweils nochmal ein paar Sekunden ein.
Im Zeitfahren von Torrelavega aber setzte Mas nach dem zweiten Ruhetag ein Ausrufezeichen. Von den Top 20 der Gesamtwertung war einzig Steven Kruijswijk (LottoNL-Jumbo) dort zwölf Sekunden schneller als der Spanier, der wiederum allen anderen Mitfavoriten ordentlich Zeit aufbrummte - der Beweis, dass Mas ein kompletter Rundfahrer zu sein scheint: Sehr stark am Berg, aber auch nicht allzu schwach im Kampf gegen die Uhr.
Nun also überquerte er den Zielstrich am Balcon de Bizkaia 2:40 Minuten nach Tagessieger Michael Woods (Education First-Drapac) als Erster der Podiumskandidaten - mit Valverde am Hinterrad und acht Sekunden vor Yates sowie zehn Sekunden vor Lopez. Allen Anderen nahm er mehr als eine Minute ab. Die beiden verbleibenden Bergankünfte am Freitag und Samstag in Andorra könnten seine Bühne werden, um seinen Durchbruch als Mann für dreiwöchige Rundfahrten mit einem Podium zu feiern. Sogar der Gesamtsieg könnte, wenn Yates wie beim Giro im Mai noch einbrechen sollte, noch möglich sein.
"Ich habe gesagt, dass ich in der dritten Woche gut drauf sein würde, und ich habe mich gut gefühlt", blickte Mas am Mittwochabend auch im Gespräch mit cyclingnews.com zufrieden auf das Zeitfahren und die Bergankunft der 17. Etappe zurück. "Ich wusste nicht, wie die anderen heute noch reagieren würden, aber glücklicherweise konnte ich es besser tun."
Mas kommt nicht aus dem Nichts. Schon im Frühjahr überzeugte der Youngster, der übrigens wie Maximilian Schachmann über das Quick-Step-Farmteam Klein Constantia zu den Profis kam, mit einem Etappensieg und Gesamtrang sechs bei der Baskenland-Rundfahrt, im Juni wurde er Vierter der Tour de Suisse und gewann dort das Trikot des besten Nachwuchsfahrers - alles auf dem Weg zu seinem Saisonhöhepunkt bei der Vuelta. Die hatte er auch 2017 bereits in seinem ersten Profijahr bestritten - zum Lernen. Als 22-Jähriger fuhr er die drei Wochen damals durch, wurde aber als 71. kaum beachtet - obwohl er im Vorfeld Zweiter der Burgos-Rundfahrt, dem traditionell wichtigsten Vorbereitungsrennen, geworden war. Auch da kletterte er bereits auf einem Level mit Fahrern wie Lopez oder Mikel Landa.
Übrigens: Während sein Landsmann Marc Soler (Movistar), der im Frühjahr Paris-Nizza gewann, als neuer Miguel Indurain bezeichnet wird, haften Mas bereits Vergleiche mit Alberto Contador an. Beide sollen große Fußstapfen füllen.
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