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04.11.2018 | (rsn) - Hallo aus Sijunjung, West-Sumatra, Indonesien! Der Auftakt der 10. Austragung der Tour de Singkarak führte über 140 Kilometer inklusive einer Bergwertung der 1. Kategorie, die jedoch kaum der Rede wert war. Die Kategorisierung der Anstiege wird hier nämlich nur nach der absoluten Höhe vorgenommen, was natürlich überhaupt keinen Sinn macht. Wenn die Bergwertung also wie heute auf etwas über 1000 Meter liegt, der Anstieg aber bereits auf 900 Metern Höhe beginnt, wird er trotzdem automatisch in die 1. Kategorie eingestuft.
Die Etappe begann völlig anders, als ich erwartet hatte, was allerdings zu erwarten war, da es fast immer anders läuft als man denkt. Nach einer neutralen Runde durch die Stadt Bukittinggi machten sich am km-0-Schild zwei Fahrer auf und davon und niemand reagierte. Stattdessen übernahm Bike Aid in Person von Nikodemus Holler sofort die Kontrolle im Feld und ließ keinen Zweifel daran aufkommen, dass sie einen Massensprint wollen. Letztes Jahr hatte es auf neun Etappen keinen einzigen gegeben, jeden Tag kam eine Gruppe durch.
An dieser Situation änderte sich die nächsten 90 Kilometern erst einmal nichts. Niko fuhr die ganze Zeit von vorne und hielt den Abstand bei rund einer Minute, wobei er durch seine langen schwarzen, unwahrscheinlich hässlichen Aero-Kniestrümpfe auch von hinten gut zu erkennen war. Auf Nachfrage erklärte er mir, dass er sich den Jetlag aus den Beinen fahren wollte, da er erst spät am Vorabend im Hotel angekommen war. Ich bin mir nicht sicher, ob das wirklich die beste Methode ist, aber es schien ihm Spaß gemacht zu haben.
Nach der Bergwertung begann es stark zu regnen und auf der langen und schnellen Abfahrt musste ich bei schlechter Sicht höllisch aufpassen, kein Schlagloch zu erwischen, besonders da einige bei überschwemmten Straßen nicht zu sehen waren. Anders als bei Rennen in Europa ist Regen hier für mich eher eine Wohltat, da ich dann mal nicht unter der schwülen Hitze leide. Bei der zweiten Sprintwertung sprintete ich mit Lucas (Carstensen) aus dem Feld heraus um Platz drei und ließ ihm den Vortritt, um ihn fürs Finale in Sicherheit zu wiegen. Na gut nicht ganz, er war einfach schneller als ich, was ich natürlich schon vorher wusste.
Neben den drei Jungs von Bike Aid und mir gibt es noch einen weiteren Deutschen im Feld, Peter Förster, der als Gastfahrer für das Team PCS (nach der gleichnamigen Website procyclingstats) fährt. Nachdem er mit geschildert hatte, dass er gerade einen Platten gehabt hätte und ich ihm erklärte, im Rennen schon lange keinen mehr gehabt zu haben, hatte ich kurz darauf selbst einen. Nach dem Wechsel, der hier ungewohnterweise am linken Straßenrand vorgenommen werden muss, erwischte ich gerade noch das letzte Teamfahrzeug der Kolonne und startete auf enger, welliger Straße meine Aufholjagd.
Zurück am Ende des Feldes kam mir Peter von vorne entgegen und gerade als ich ihm erzählen wollte, dass ich nun gleichgezogen hatte, sah ich, dass er schon wieder einen Platten hatte. Es steht damit also 2:1 für ihn. Nach der letzten Sprintwertung konnte sich mein slowenischer Teamkollege Matej nicht mehr zurück halten , fuhr alleine zu den zwei Ausreißern nach vorne und ließ sie stehen. Das war natürlich ein Himmelfahrtskommando gegen das Feld, das den Massensprint vorbereitete, aber er steht so unter Strom, dass ihn sowas nicht kümmert. Wie abzusehen war wurde er etwa drei Kilometer vor dem Ziel eingeholt.
Der Massensprint war dann einer der Sorte, wie ich sie besonders mag. Nach einer relativ einfachen und nicht zu langen Etappe ist jeder noch halbwegs frisch, wittert seine Chance und hält voll mit rein. Entsprechend chaotisch und gefährlich ging es auf den letzten Kilometern zu, wobei wie üblich die Iraner besonders negativ auffielen. Ich wartete nur auf den in der Luft liegenden obligatorischen Sturz und wurde nicht enttäuscht, bei etwa 350 Meter gingen rechts von mir etwa zehn Fahrer zu Boden, glücklicherweise ohne meine Beteiligung, doch musste ich dadurch abbremsen und verlor einiges an Schwung. Damit war der Sprint für mich gelaufen und ich trudelte unzufrieden auf Platz elf ins Ziel.
Lucas konnte die hervorragende Arbeit seines Teams leider nicht krönen, da die Markierungen, die auf den letzten 500 Metern die verbleibende Distanz bis zum Ziel angeben, nicht richtig gesetzt waren. Dadurch war er zu früh im Wind und wurde noch von drei Fahrern überholt. Im Sprint geht es ja hauptsächlich um das richtige Timing und wenn man sich bei einer unbekannten Ankunft nicht auf die Schilder verlassen kann, ist das natürlich suboptimal. Doch ich bin mir sicher, dass er hier noch eine Etappe gewinnt, nur Geduld, Lucas.
Eine Besonderheit der Rundfahrt hier ist, dass es für jeden Fahrer jeden Tag mindestens ein Geschenk des Start- und / oder Zielorts gibt, welches ich euch täglich versuche zu beschreiben, da ich mich darüber immer sehr freue.
Geschenk für den heutigen Tage: eine Art Pokal mit einem Rad aus Plexiglas und dem Turm von Bukittinggi, gereicht in einer schön bedruckten Stofftasche.
Morgen gleiche Stelle, gleiche Welle
Gez. Sportfreund Radbert
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