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24.01.2019 | (rsn) - Auch in diesem Jahr stellen wir zu Saisonbeginn alle 18 WorldTour-Teams vor und analysieren die vergangene Saison, die Transferpolitik sowie die Stärken und Schwächen der Aufgebote.
Teil 12: Trek - Segafredo
Rückblick 2018: John Degenkolb sorgte mit seinem tränenreichen Tour-Etappensieg in Roubaix gewiss für einen der emotionalsten und prägendsten Momente der vergangenen Saison. So schön die Geschichte hinter dem Sieg war, für Trek - Segafredo blieb es der einzige Höhepunkt eines ansonsten mittelprächtigen Jahres. Kapitän Bauke Mollema fand bei der Frankreich-Rundfahrt nicht in die Form früherer Jahre, Platz 16 in der Gesamtwertung der Vuelta a Espana durch Gianluca Brambilla war das beste Grand-Tour-Resultat. Bei den Klassikern verpasste Degenkolb (angeschlagen durch eine Nebenhöhlenentzündung im Frühjahr) eine Top-Ten-Platzierung.
Immerhin belegte das Team mit Jasper Stuyven Platz vier beim Omloop Het Nieuwsblad und Rang sechs beim E3 Harelbeke, dem jungen Dänen Mads Pedersen gelang zudem mit Platz zwei bei der Flandern-Rundfahrt ein echter Coup. Letztendlich verbuchte Trek - Segafredo aber nur vier WorldTour-Siege: Neben Degenkolbs Tour-Coup gab es Tageserfolge bei der Katalonien-Rundfahrt (Jarlinson Pantano), der BinckBank Tour (Stuyven) und der Kalifornien-Rundfahrt (Toms Skujins). Skujins gewann zudem noch den italienischen Herbstklassiker Tre Valli Varesine.
Die wichtigsten Zu- und Abgänge: Die Transferphase verlief erfolgreich für die amerikanische Equipe. Mit Richie Porte (BMC) gelang die erhoffte große Verpflichtung mit Blick auf die Grand-Tour-Ambitionen, außerdem kehrte Edward Theuns nach einjährigem Abstecher bei Sunweb zurück und verstärkt gemeinsam mit dem Luxemburger Alex Kirsch (WB Aqua Protect) die Klassikerfraktion. Will Clarke (EF - Drapac) bringt Erfahrung ins Team, der sprintstarke Matteo Moschetti (Polartec-Kometa) und Giulio Ciccone (Bardiani-CSF) besitzen vielversprechende Perspektiven.
Dagegen halten sich die sportlichen Verluste in Grenzen. Sprinter Giacomo Nizzolo (Dimension Data) haftet das Image des ewigen Zweiten an, Boy van Poppel (Rompoot - Charles), Matthias Brändle (Israel Cycling Academy), Ruben Guerreiro (Katusha - Alpecin), Tsgabu Grmay (Mitchelton-Scott) und Eugenio Alafaci (EvoPro) ließen zuletzt ebenfalls Resultate vermissen. Grégory Rast und Laurent Didier zogen hingegen einen Schlussstrich unter ihre Karrieren.
Im Fokus: Nach dem Karriereende von Alberto Contador Ende 2017 lechzte Trek - Segafredo nach einem Fahrer mit Strahlkraft für die großen Landesrundfahrten. Erster Wunschkandidat war Simon Yates, doch der Brite von Mitchelton - Scott zierte sich, also intensivierte man erfolgreich seine Bemühungen um Richie Porte. Der Tasmanier bündelt ab 2019 die Hoffnungen des Teams, endlich im Kampf um den Tour-Sieg eine Rolle zu spielen. Das Potenzial besitzt Porte allemal, er gehört zu den besten Zeitfahrern und ist auch in den Bergen nur schwer zu distanzieren. Zweifel ergeben sich nur aus seiner Karrierebilanz von bislang nur zwei Top-Ten-Platzierungen bei Grand Tours – Stürze, Pech und Formschwankungen verhinderten bessere Resultate. Der Deal mit Porte ist deshalb nicht ohne Risiko – insbesondere, da dem bald 34-Jährigen nicht mehr viel Zeit bleibt, um diesem Image entgegenzuwirken.
Aufgepasst auf … Giulio Ciccone. Eigentlich hätte dieser Platz Ivan Sosa gehört. Im vergangenen Sommer vermeldete Trek - Segafredo per Pressemitteilung bereits den Transfer der hochtalentierten Kolumbianers, doch nach einem dubiosen Hin und Her mit Beraterwechsel landete Sosa letztendlich beim Team Sky. Der 24-jährige Ciccone ist in dieser Rubrik aber gewiss keine schlechtere Wahl. Gleich in seiner ersten Profisaison sicherte sich der Italiener 2016 in Sestola einen Etappensieg beim Giro d’Italia. Es folgten zwei weitere Jahre beim italienischen Zweitdivisionär Bardiani CSF, in denen er sein Potenzial bestätigte und sich in die Notizblöcke diverser WorldTour-Teams fuhr. Ciccone gilt als angriffslustiger Kletterspezialist mit Rundfahrerqualitäten. 2019 dürfte er allerdings vor allem als Etappenjäger und bei Eintagesrennen in Erscheinung treten – und möglicherweise den geplatzten Sosa-Transfer schnell vergessen machen.
Ausblick 2019: Ganz oben auf der Prioritätenliste steht ein erfolgreicher Porte-Auftritt bei der Tour de France. Ein Gesamtsieg scheint vermessen, ein Platz auf dem Podium hingegen möglich – sofern der Neuzugang von Stürzen und Verletzungen verschont bleibt. Daneben gilt der Tasmanier als einer der beständigsten Fahrer für einwöchige Rundfahrten, belegte 2019 bereits Platz zwei bei der Tour Down Under und zählt auch bei Rennen wie Paris-Nizza oder dem Critérium du Dauphiné zu den großen Sieganwärtern. Mollema rückt mit der Verpflichtung von Porte zurück ins zweite Glied, bestreitet den Giro d’Italia mit Aussicht auf eine Top-Ten-Platzierung als Kapitän und steht später bei der Tour seinem neuen Teamkollegen als Helfer zur Seite.
Der zweite große Fokus ist auf die Klassiker gerichtet. Degenkolb bildet dabei die Speerspitze der Pavé-Fraktion und scheint nach seinem Tour-Erfolg im Vorjahr voller Tatendrang, an sein früheres Niveau anknüpfen zu wollen – sollte ihm das gelingen, gehört er zu den aussichtsreichsten Protagonisten etwa bei der Flandern-Rundfahrt oder Paris-Roubaix. Allerdings besitzt Trek - Segafredo hier noch weitere Option: Pedersen ist spätestens seit der Flandern-Rundfahrt 2018 zu beachten, Stuyven strebt nach seinem längst überfälligen großen Sieg, Fabio Felline findet sich auf jedem Terrain zurecht, und die Neuzugänge Theuns und Kirsch sorgen dafür, dass die Equipe möglicherweise zum großen Klassiker-Widersacher von Deceuninck - Quick-Step aufsteigt. Einzig ein klassischer Sprinter fehlt dem Team.
Großes Potenzial deutete 2018 auch Skujins an, der Lette könnte wie auch Neuzugang Ciccone sowohl als Etappenjäger als auch in den Ardennen für Achtungserfolge sorgen. Nachdem das Werksteam in der Post-Cancellara-Ära zuletzt im Mittelmaß versunken war, bieten sich 2019 gute Möglichkeiten, endlich den eigenen hohen Ansprüchen gerecht zu werden.
Eckdaten:
Land: USA
Hauptsponsor: Trek, Segafredo
Branche: US-Radhersteller, Kaffeeproduzent
Teamchef: Luca Guercilena
Radausrüster: Trek
WorldTour-Ranking 2018: 13
Fahrer im Aufgebot: 25
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