Vorschau 37. Vuelta a San Juan Internacional

Sieben abwechslungsreiche Tage in der argentinischen Steppe

Von Peter Maurer

Foto zu dem Text "Sieben abwechslungsreiche Tage in der argentinischen Steppe"
Das Peloton bei der Vuelta a San Juan 2018. | Foto: Cor Vos

26.01.2019  |  (rsn) – In den vergangenen drei Jahren hat sich die Vuelta a San Juan Internacional (UCI 2.1.) zu einem fixen Punkt als Saisonauftakt in der Jahresplanung vieler Stars im Straßenradsport entwickelt. Insgesamt wird die Rundfahrt in der Provinz im westlichen Zentrum Argentiniens allerdings schon zum 37. Mal ausgetragen. In diesem Jahr fällt das siebentägige Etappenrennen mit der bislang imposantesten Besetzung auf. Denn von Top-Sprintern über Klassikerspezialisten bis hin zu den besten Rundfahrern ist alles im Starterfeld zu finden.

So ein Rennen lässt sich natürlich auch nicht Peter Sagan (Bora – hansgrohe) entgehen. An sich ist die lange Anreise von Europa aus schon recht strapaziös, allerdings kommt der dreifache Weltmeister ja direkt von der Tour Down Under aus Australien - ein minimal kürzerer Reiseweg für ihn. Zusätzlich zum Reisestress gibt es dann auch noch den 29. Geburtstag ausgerechnet 24 Stunden vor dem Beginn der Vuelta zu verarbeiten. Aber Sagan wäre nicht Sagan, würde er nicht auf einen Etappenerfolg schielen.

Vielleicht will er aber intern ein paar Zeichen in Argentinien setzen, denn mit Sam Bennett hat das WorldTeam aus Raubling einen weiteren Topsprinter genannt, und der Sprintzug wurde zumindest in den Tagen vor der Ankunft von Superstar Sagan auch mit Bennett schon geübt. Der größte Gegner des Bora-Duos ist wohl auf dem Papier Fernando Gaviria. Der Kolumbianer bestreitet sein erstes Rennen im Trikot des Teams UAE Emirates. Er kam im Winter von Deceuninck - Quick-Step  und sollte als Südamerikaner perfekt auf die Wetterbedingungen in Argentinien vorbereitet sein.

Sommer auf der Südhalbkugel

Gavirias Nachfolger beim belgischen Rennstall, Alvaro Hodeg, wird wohl bei den schnellen Ankünften auch ein Wörtchen um den Sieg mitreden wollen. Gespannt sein darf man auch auf das Comeback von Mark Cavendish, der nach seiner Erkrankung mit dem Pfeifferschen Drüsenfieber seit letztem Juli kein Rennen mehr bestritten hat.

Bis zu 40 Grad hatte es in den letzten Tagen in der Region rund um San Luis. Es ist gerade Sommer auf der Südhalbkugel. Damit befinden sich vor allem die heimischen und regionalen Fahrer in Topform und für viele der Südamerikaner ist das Etappenrennen neben der Kolumbien-Rundfahrt im Februar das Saisonhighlight. So finden sich im Starterfeld neben den großen Teams auch viele Nationalmannschaften und regionale Teams.

Eines davon, das kolumbianische Team Medellin, stellt auch den Titelverteidiger, der im europäischen Raum kein Unbekannter ist: 2018 gewann Oscar Sevilla das mehrtägige Rennen. Der mittlerweile 42-jährige Spanier, der in den Fuentes-Skandal verwickelt war und 2010 bei der Kolumbien-Rundfahrt nochmals positiv getestet wurde, fährt seit drei Jahren für Medellin. Die Vuelta a San Juan gewann er 2018 erst, nachdem der Argentinier Gonzalo Najar seinen Erfolg aufgrund eines Dopingvergehens aberkannt bekam.

Debüt für Evenepoel und Mäder

Weitere große Favoriten auf die Gesamtwertung sind sicherlich der Kolumbianer Nairo Quintana sowie sein venezolanischer Teamkollege Richard Carapaz (beide Movistar). Vergessen sollte man auch den italienischen Altmeister Giovanni Visconti (Neri Sottoli - Selle Italia – KTM) nicht, der auf dem sehr unterschiedlichen Terrain der Rundfahrt seine Stärken ausspielen könnte. Auch Julian Alaphilippe (Deceuninck – Quick Step) und Tiesj Benoot (Lotto Soudal) gehören zum erweiterten Favoritenkreis. „Ich will die Möglichkeit nutzen um ein paar gute Resultate einzufahren, wie letztes Jahr. Dafür gibt es für mich zwei Etappen. Zuerst der zweite Abschnitt mit dem Bergauf-Sprint auf den Damm und die schwere Bergetappe", erklärte der Belgier Benoot.

Zwei spannende Debüts gibt es auch zu beobachten. Zum einen findet sich mit Remco Evenepoel der aktuelle Juniorenweltmeister im Starterfeld. Der 19-Jährige, der im letzten Jahr seine Altersklasse nach Belieben dominierte schaffte den direkten Sprung in die WorldTour zu Deceuninck - Quick-Step. 

„Ich denke, der hat nicht umsonst den Vertrag bekommen. Das ist ein Riesentalent und ich bin mir sicher, er wird heuer schon vorne mitfahren. Wahrscheinlich noch nicht hier in Argentinien, aber je länger die Saison geht, desto besser wird er sich einfinden“, kommentierte Felix Großschartner (Bora – hansgrohe) das Debüt des jungen Belgiers. Der Oberösterreicher gehört neben Bernhard Eisel (Dimension Data) und Matthias Brändle (Israel Cycling Academy) zu den drei österreichischen Fahrern, die das Rennen bestreiten. Einziger deutscher Starter ist Christoph Pfingsten (Bora – hansgrohe). 

Bei den Schweizern gibt neben Tom Bohli (UAE Emirates) und Danilo Wyss auch Gino Mäder (beide Dimension Data) seinen Saisoneinstand. Nach seinen erfolgreichen Jahren in der U23-Kategorie startet nun auch für den Luzerner das Abenteuer WorldTour.

Die Strecke

Am Sonntag geht es von San Juan aus in den Osten, wo zwei Bergwertungen der Kategorien 2 und 3 innerhalb der ersten 60 Kilometer auf dem Programm stehen. Danach geht es wieder zurück und nach einer kleinen Schleife endet die Etappe in Pocito. Der flache Schlussteil sollte den Sprinterzügen helfen, das Feld zu kontrollieren. Die schnellen Männer werden den Tagessieg und das erste Führungstrikot nach 159 Kilometern wohl unter sich ausmachen.

Der zweite Tag führt von Chimas weiter in den Westen, wo ein Kurs mit vier Runden zu absolvieren ist. Herz des Parcours ist der Alto Punte Negra, ein Anstieg der 3. Kategorie, der fünfmal erklommen werden muss. Zwar ist der Hügel nur einen Kilometer lang, mit einer durchschnittlichen Steigung von 8,3 % wird das aber für ein intensives Finale sorgen.

Am dritten Tag wartet ein zwölf Kilometer langes und flaches Einzelzeitfahren auf das Fahrerfeld. Der vierte Abschnitt führt zumeist bergab, allerdings wartet eine Bergwertung auf 1.496 Meter Seehöhe in der Etappenmitte. Das könnte einige der Sprinter vor Probleme stellen, ehe es danach für gut 80 Kilometer wieder bergab in Richtung Tagesziel Villa San Agustin führt. Mit 185 Kilometern ist es auch der längste Abschnitt der Vuelta a San Juan Internacional.

Danach folgen ein Ruhetag und die Königsetappe am Tag darauf. 169 Kilometer lang geht es von San Martin in Richtung des Alto Colorado, der mit einer Zielankunft auf 2.624 Metern vor allem die Kletterspezialisten lockt. Der vorletzte und sechste Abschnitt der Rundfahrt ist wieder flach. Jedoch wartet am Ende ein 4,4 Kilometer langer Anstieg hinauf zur Rennstrecke Autódromo El Villicúm. Mit einer Durchschnittsteigung von 2,3 % wird er zwar in der Gesamtwertung nichts entscheiden, gibt aber Möglichkeiten für gute Finisseure für einen platzierten Angriff auf einen Etappenerfolg. 

Der letzte Tag wird auf einem 16 Kilometer langen Rundkurs durch San Juan ausgetragen. Ein Tag für die Sprinter, nach einer wirklich sehr abwechslungsreichen Woche.

Die Teams:

WorldTour (6):
Deceuninck - Quick Step (BEL)
Team Dimension Data (RSA)
BORA – Hansgrohe (GER)
UAE-Team Emirates (UAE)
Movistar Team (ESP)
Lotto Soudal (BEL)

ProContinental (5):
Caja Rural – Seguros RGA (ESP)
Israel Cycling Academy (ISR)
Androni Giocattoli – Sidermec (ITA)
Neri Sottoli – Selle Italia – KTM (ITA)
Nippo Vini Fantini Faizané (ITA)

Continental (9):
Team Beltrami Tsa – Hopplà – Petroli Firenze (ITA)
Equipo Continental Municipalidad de Pocito (ARG)
Asociacion Civil Mardan (ARG)
Agrupacion Virgen De Fatima (ARG)
Sporting Clube de Portugal/Tavira (POR)
Medellin (COL)
Municipalidad de Rawson Somos Todos (ARG)
Biesse Carrera (ITA)
Start Team Gusto (BOL)

Nationalteams (7):
Argentinien
Brasilien
Peru
Mexiko
Chile
Kuba
Uruguay

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