Kapitän Bernal gewinnt 77. Paris-Nizza

Sky lässt sich von Quintana nicht aus dem Konzept bringen

Foto zu dem Text "Sky lässt sich von Quintana nicht aus dem Konzept bringen"
Das Podium des 77. Paris-Nizza, v. l.: Nairo Quintana (Movistar), Egan Bernal, Michal Kwiatkowski (beide Sky) | Foto: Cor Vos

17.03.2019  |  (rsn) - Am letzten Tag von Paris-Nizza blies Nairo Quintana (Movistar) zur großen Attacke, doch mit Hilfe seines überragenden Teams Sky konnte Egan Bernal sein Gelbes Trikot behaupten und sich als dritter Kolumbianer nach Carlos Alberto Betancur (2014) und Sergio Henao (2017) den Gesamtsieg beim “Rennen zur Sonne“ sichern.

Der 22-jährige Bernal gewann zudem die Nachwuchswertung, sein polnischer Teamkollege Michal Kwiatkowski holte das Grüne Trikot des punktbesten Fahrers sowie Rang drei Schlusswertung, in der Quintana Zweiter wurde. Lediglich Thomas De Gendt (Lotto Soudal) konnte als Gewinner des Bergtrikots (seines dritten nach 2015 und 2018) einen Kontrapunkt setzen, zumal Sky auch die Teamwertung gewann.

“Ich kann nicht glauben, dass ich gerade Paris-Nizza gewonnen haben, das ist unfassbar und ich bin total glücklich“, so Bernal nach seinem Coup auf der Website seines Teams. “Nairo war sehr stark, aber ich hatte ein wirklich gutes Team - Kwiatkowski, Sosa, Tao (Geoghegan Hart). Als Quintana attackierte dachte ich, dass ich vielleicht auf mich allein gestellt wäre, wenn ich ihm folgen würde. Deshalb habe ich es vorgezogen zu warten und ruhig zu bleiben. Das war nicht allzu schwer, denn ich habe an mein Team geglaubt. Es hat einen wirklich, wirklich guten Job gemacht.“

Den letzten Etappensieg holte sich nach turbulenten 110 Kilometern rund um Nizza Ion Izagirre (Astana), der im letzten Anstieg des Tages rund zwölf Kilometer vor dem Ziel aus der Spitzengruppe um Quintana heraus attackiert hatte und mit 18 Sekunden Vorsprung das Ziel erreichte.Im Sprint der Verfolger sicherte sich der Belgier Oliver Naesen (AG2R La Mondiale) Platz zwei vor dem Niederländer Wilco Kelderman (Sunweb), Bernals Landsmann Daniel Martinez (EF Education First) und dem Österreicher Felix Großschartner (Bora - hansgrohe), der sich als Fünfter noch auf Rang zwölf der Gesamtwertung verbesserte und damit um gerade einmal drei Sekunden die Top Ten verpasste.

Bernal, der das Gelbe Trikot erst auf der gestrigen Königsetappe von Kwiatkowski übernommen hatte, entschied die Gesamtwertung letztlich souverän mit 39 Sekunden Vorsprung für sich. Sein Landsmann Quintana war im vierten Anstieg des Tages in die Offensive gegangen, letztlich betrug der Abstand im Ziel aber nur vier Sekunden, nachdem er zwischenzeitlich sogar virtuell im Gelben Trikot unterwegs war.

Kwiatkowski wurde mit 1:03 Minuten Dritter vor dem Australier Jack Haig (Mitchelton - Scott / +1:21) und Romain Bardet (AG2R La Mondiale / +1:45), dem besten Franzosen. Großschartner, der am Col de Turini seinen siebten Gesamtrang eingebüßt hatte, beendete die Fernfahrt mit 4:10 Minuten Rückstand auf Bernal.

So lief das Rennen…

Wie erwartet nahm das Rennen vom Start weg schnell Fahrt auf. Nils Politt (Katusha - Alpecin) war in einem Quartett dabei, das sich früh davonmachte und zudem im Anstieg zur Cote de Levens, dem ersten von insgesamt sechs Bergen des Tages, eine Verfolgergruppe um Bob Jungels (Deceuninck - Quick-Step) und Thomas De Gendt (Lotto Soudal) vorstieß. Der Belgier holte sich nach 20,5 Kilometern den ersten Bergpreis vor Jungels, ehe sich kurz darauf eine 37 Fahrer starke Spitze bildete - übrigens nur einer weniger als in der gestrigen Ausreißergruppe.

Da mit dem Gesamtachten Ilnur Zakarin (Katusha - Alpecin) ein Fahrer dabei war, der Bernal angesichts seines Rückstands von weniger als drei Minuten gefährlich hätte werden können, wurde die Gruppe am kurzen Zügel gehalten.

An der zweiten Bergwertung schnappte Matteo Trentin (Mitchelton - Scott) dem zweitplatzierten De Gendt zwar die Maximalpunktzahl vor der Nase weg und bildete kurz darauf mit Tejay van Garderen (EF Education Forst) und Julien El Fares (Delko-Marseille-Provence) eine neue Spitzengruppe. Für den Belgier reichte das trotzdem, um sich endgültig wie schon 2015 und 2018 die Bergwertung bei Paris-Nizza zu sichern.

An der Cote de Peille blies Quintana rund 50 Kilometer vor dem Ziel im Feld zur Attacke, schaffte schnell den Anschluss an die erste Verfolgergruppe, in der mit Marc Soler, Winner Anacona und Hector Carretero gleich drei seiner Helfer dabei waren. An der Spitze ließ van Garderen im vierten Anstieg des Tages seine Begleiter stehen, die kurz darauf von der Quintana-Gruppe gestellt wurde.

Von Movistar mächtig unter Druck gesetzt, musste Bernal sein Team im Feld viel arbeiten lassen. Soler, Gesamtsieger des Vorjahres, sorgte dafür, dass van Garderen kurz vor der Bergwertung von der nur noch elfköpfigen Verfolgergruppe - in der auch noch Sanchez, Großschartner und Lopez dabei waren - eingefangen war. Die Gruppe Bernal, der noch fünf Helfer bei sich hatte, jagte mit rund einer Minute Rückstand über den Gipfel. Den letzten Zwischensprint der Fernfahrt gewann zwar Quintana in La Turbie und konnte drei Bonussekunden einsammeln, doch das Team Sky ließ sich mal wieder nicht von Movistar aus dem Konzept bringen.

Am 1,8 Kilometer langen und 1,8 Prozent steilen Col d’Eze übernahm der nun auf sich allein gestellte Quintana die Spitze, wodurch sich der Vorsprung, der zwischenzeitlich auf rund 40 Sekunden geschrumpft war, wieder auf fast eine Minute anwuchs. Doch der zweimalige Tour-Zweite erhielt von seinen Begleitern kaum Unterstützung, wogegen Bernal im Windschatten seiner Teamkollegen Kräfte sparen konnte.

Am Fuß des Col de Quatre Chemins, 15 Kilometer vor dem Ziel, hatte Sky den Rückstand auf unter 40 Sekunden reduziert, wodurch Quintana das virtuelle Trikot wieder los war. Auf den letzten 13 Kilometern trat van Garderen nochmals im unteren Teil des letzten Anstiegs des Tages an, bereitete damit aber, knapp vier Kilometer vor dem Gipfel, nur den Boden für Ion Izagirre, der am Gipfel fast 30 Sekunden auf seine ehemaligen Begleiter herausgefahren hatte, während die Gruppe Bernal weniger als 30 Sekunden Rückstand gegenüber Quintana aufwies.

Der 30-jährige Spanier ließ sich den Sieg nicht mehr nehmen und fuhr mit 18 Sekunden Vorsprung auf Naesen, Keldermann, Martinez und Großschartner über die Ziellinie, wogegen Quintana auf den letzten metern sogar noch vier Sekunden auf seine Begleiter einbüßte und Zehnter wurde. Lediglich vier Sekunden konnte der Kolumbianer auf seinen Landsmann Bernal in das Ziel retten. Der neue Gesamtsieger kann sich vor allem bei seinem Teamkollegen Kwiatkowski bedanken, der als Tempobolzer in der Gruppe auf den letzten Kilometern den Rückstand sogar fast noch wettgemacht hätte und als Gesamtdritter den Sky-Triumph vervollständigte.

Mehr Informationen zu diesem Thema

14.02.2020Nach Dumoulin muss auch Kruijswijk seinen Saisonstart verschieben

(rsn) - Mit einer hochkarätigen Dreierspitze aus Primoz Roglic, Neuzugang Tom Dumoulin und Steven Kruijswijk will Jumbo - Visma bei der Tour de France die langjährige Dominanz des Ineos-Teams um Chr

18.03.2019De Gendt: Der Gipfel des dritten Anstiegs war das mentale Ziel

(rsn) - Wie 2018 hat Thomas De Gendt (Lotto Soudal) souverän das Bergtrikot von Paris-Nizza gewonnen. Bei der gestern zu Ende gegangenen 77. Auflage der Fernfahrt legte der Belgier auf der 4. Etappe

18.03.2019Paris-Nizza: Am letzten Tag ging Movistars Taktik nicht auf

(rsn) - Auf der Schlussetappe von Paris-Nizza setzte Nairo Quintana (Movistar) alles auf eine Karte und lieferte Egan Bernal und dessen überragendem Sky-Team einen großen Kampf. Der Kolumbianer atta

17.03.2019Highlight-Video der 8. Etappe von Paris-Nizza

(rsn) - Egan Bernal hat auf der letzten Etappe von Paris-Nizza sein Gelbes Trikot verteidigt und sich den Gesamtsieg der französischen Fernfahrt gesichert. Das abschließende achte Teilstück über 1

17.03.2019Großschartner zum Abschluss Fünfter bei Paris-Nizza

(rsn) – Zwar verpasste Felix Großschartner (Bora – hansgrohe) sein anvisiertes Ziel bei der Fernfahrt Paris-Nizza. Der junge Österreicher wollte an der Côte d’Azur  das Rennen erneut unter d

17.03.2019Bernal feiert Gesamtsieg, Ion Izagirre gewinnt Schlussetappe

(rsn) - Egan Bernal hat auf der letzten Etappe von Paris-Nizza sein Gelbes Trikot verteidigt und sich den Gesamtsieg der französischen Fernfahrt gesichert. Das abschließende achte Teilstück über 1

17.03.2019Tirreno: Boswell zieht sich Gehirnerschütterung zu

(rsn) - Das Team Katusha - Alpecin muss in naher Zukunft auf Ian Boswell verzichten. Der US-Amerikaner kam auf der 4. Etappe der Fernfahrt Tirreno-Adriatico zu Fall und zog sich dabei eine starke Geh

17.03.2019Vorschau auf die Rennen des Tages / 17. März

(rsn) - Welche Rennen stehen heute auf dem Programm, wie sieht die Streckenführung aus und wer sind die Favoriten? radsport-news.com gibt Ihnen kurz und kompakt eine tägliche Vorschau auf die wichti

16.03.2019Highlight-Video der 7. Etappe von Paris-Nizza

(rsn) - Kolumbianischer Tag beim 77. Paris-Nizza. Daniel Martinez (EF Education First) gewann die Königsetappe über 181,5 Kilometer von Nizza zur Bergankunft am Col de Turini sechs Sekunden vor sein

16.03.2019Adam Yates auch in Fossombrone “gut vorne mit dabei“

(rsn) - Während Simon Yates (Mitchelton Scott) bei Paris-Nizza als Vierter seinen zweiten Tagessieg verpasste, hat Zwillingsbruder Adam am vierten Tag von Tirreno-Adriatico sein Blaues Trikot des Ge

16.03.2019Kwiatkowski ist Gelb los - nun strahlt Teamkollege Bernal

(rsn) - Auf der Königsetappe von Paris-Nizza hat Michal Kwiatkowski (Sky) alle Hoffnungen auf den Gesamtsieg begraben müssen. Der 28-jährige Pole wurde im oberen Teil des 15 Kilometer langen Schlus

16.03.2019Martinez gewinnt Königsetappe vor Lopez, Bernal in Gelb

(rsn) - Kolumbianischer Tag beim 77. Paris-Nizza. Daniel Martinez (EF Education First) gewann die Königsetappe über 181,5 Kilometer von Nizza zur Bergankunft am Col de Turini sechs Sekunden vor sein

Weitere Radsportnachrichten

21.12.2024Schöne Highlights und ein sehr starker August

(rsn) – 22 Jahre ist Fabio Christen (Q36.5 Pro Cycling) alt, und der Schweizer kommt aus einer wahren Radsportfamilie. Schon sein Großvater gehörte zu den besten Straßensportlern und auch sein Va

21.12.2024Red-Bull-Sportchef Aldag über die Transfers von Lazkano und Co.

(rsn) – Es war abzusehen, dass Red Bull – Bora – hansgrohe auch in diesem Winter wieder allerhand Veränderungen am Kader für die neue Saison vornehmen würde. Neun Profis stoßen 2025 zum Team

21.12.2024Vandeputte mit Start-Ziel-Sieg zum ersten Weltcuperfolg

(rsn) – Dank einer technischen Glanzleistung hat Niels Vandeputte (Alpecin – Deceuninck) in Hulst nicht nur einen Start-Ziel-Sieg, sondern auch seinen ersten Weltcup-Erfolg gefeiert. Der Belgier w

21.12.2024Schreiber startet am schnellsten und bleibt bis zum Schluss vorn

(rsn) – Schnellstarterin Marie Schreiber (SD Worx – Protime) hat den Cross-Weltcup in Hulst mit einem Start-Ziel-Sieg für sich entschieden. Lucinda Brand (Baloise – Trek Lions) baute als Zweite

21.12.2024Knolle, Groß, John und Zemke zu rad-net - Rembe - Sauerland

(rsn) - In unserem ständig aktualisierten Transferticker informieren wir Sie regelmäßig über Personalien aus der Welt des Radsports. Ob es sich um Teamwechsel, Vertragsverlängerungen oder Rücktr

21.12.2024Vom Niemandsland nach Alpe d’Huez in wenigen Monaten

(rsn) – Als Ruderin stand Valentina Cavallar schon bei den Olympischen Spielen am Start und ihr Einstieg in den Radsport kam dann doch sehr überraschend. Erst im April fand sie einen Platz bei der

21.12.2024“Riesige Erleichterung“: Auf dem Weg zurück zu alter Stärke

(rsn) – Er war noch nicht ganz wieder der Alte, doch nach zwei krankheitsbedingt schwarzen Saisons hat Maximilian Schachmann 2024 endlich erneut aufblitzen lassen können, wozu er fähig ist. Das ge

21.12.2024Van Empel muss Cross-Wochenende auslassen

(rsn) - Wegen eines Trainingssturzes muss Weltmeisterin Fem van Empel (Visma – Lease a Bike) die beiden Cross-Weltcups in Hulst und Zonhoven an diesem Wochenende auslassen. Wie die Niederländerin a

21.12.2024Die Radsport-News-Jahresrangliste 2024

(rsn) - Auch diesmal starten wir am 1. November mit unserer Jahresrangliste. Wir haben alle UCI-Rennen der vergangenen zwölf Monate (1. November 2023 bis 31. Oktober 2024) ausgewertet - nach unserem

20.12.2024Meisterschaftsdoppel versöhnte nach Olympia-Enttäuschung

(rsn) – Die Olympischen Spiele in Paris hatten die Österreicherin Anna Kiesenhofer (Roland) wieder in den Fokus der medialen Aufmerksamkeit zurückgeholt. Immer wieder wurde ihre Sensationsfahrt v

20.12.2024Van Aert kehrt in Mol zu seiner ersten Liebe zurück

(rsn) - Viel Zeit zur Vorbereitung konnte sich Wout van Aert (30) nicht gönnen. Nach nur drei Tagen im Cross-Training will der Belgier am Montag beim Superprestige in Mol starten. Der Cross-Vizeweltm

20.12.2024Van Schip wegen Drohungen und Beleidigungen gesperrt

(rsn) - Wegen "Beleidigungen, Drohungen und unangemessenem Verhalten“ bei der Bahn-WM in Ballerup (Dänemark) hat die UCI den Niederländer Jan-Willem van Schip vom 27. Dezember 2024 bis zum 1. Febr

RADRENNEN HEUTE
  • Keine Termine