Bernal nach 18. Tour-Etappe Zweiter hinter Alaphilippe

Quintana nutzt seinen Höhenvorteil zum Solosieg in Valloire

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Nairo Quintana (Movistar) feiert den Sieg auf der 18. Tour-Etappe. | Foto: Cor Vos

25.07.2019  |  (rsn) - Die erste der drei schweren Alpenetappen der 106. Tour de France forderte die Fahrer auf 208 Kilometern und mit drei Anstiegen über 2000 Metern Höhe. Das 18. Teilstück von Embrun nach Valloire bot dabei Spektakel sowohl im Kampf um den Tagessieg als auch in der Gesamtwertung.

Den Tagessieg sicherte sich aus der Ausreißergruppe heraus Nairo Quintana (Movistar) als Solist vor Romain Bardet (Ag2r, +1:35) und Alexey Lutsenko (Astana, +2:28). Egan Bernal (Ineos) griff am letzten Anstieg zum Col du Galibier erfolgreich seine Konkurrenten im Kampf um den Gesamtsieg an und holte 32 Sekunden auf den Gesamtführenden Julian Alaphilippe (Deceuninck - Quick-Step) heraus. Damit schob sich der Kolumbianer auf Platz zwei der Gesamtwertung.

"Wir wissen alle, dass ich in der Höhe lebe und dass ich solche Höhenlagen mag. Ich bin gestürzt und habe mich von Tag zu Tag erholt. Heute hat es endlich mit dem Sieg geklappt. Wenn wir von Movistar das richtige Terrain finden, werden wir versuchen das Podium noch zu attackieren. Es kommen noch gute Etappen“, sagte ein sichtlich zufriedener Quintana im Ziel.

Der zweimalige Tour-Zweite gehörte zu einer 33-köpfigen Spitzengruppe, die sich nach umkämpfter Anfangsphase fand und im Etappenverlauf immer kleiner wurde. Im letzten Anstieg hinauf zum Col du Galibier (2.622 Meter) setzte sich Quintana sieben Kilometer vor dem Gipfel von seinen Begleitern ab. Durch das erfolgreiche Fluchtunternehmen machte er zudem in der Gesamtwertung einen Sprung von Platz zwölf auf sieben (+3:54).

Sein ärgster Verfolger in der Schlussphase war Bardet, der sich auf der Königsetappe in den Anstiegen aktiv zeigte und mit 86 Zählern die Führung in der Bergwertung übernahm. "Das ist eine neue Rolle für mich, ich muss mich erst daran gewöhnen. Die Tour ist schnell vorüber gegangen und ich war 17 Etappen quasi nicht präsent. Es ist gut für meine Teamkollegen, dass ich jetzt immerhin etwas vorzuzeigen habe. Ich hätte gerne die Etappe gewonnen, musste mich aber gewissermaßen zwischen dem Tagessieg und dem Trikot entscheiden. Jetzt will ich wieder Spaß finden und einen offensiven Stil pflegen“, sagte der Franzose, der die hohen Erwartungen in der Gesamtwertung dieses Jahr nicht erfüllen konnte.

Hinter Bardet und Lutsenko erreichte Lennard Kämna aus dem deutschen Team Sunweb  einen hervorragenden vierten Etappenplatz – seine bislang beste Platzierung bei dieser Tour. Fünfter wurde der Italiener Daminao Caruso (Bahrain - Merida).

Ineos geht spät in die Offensive

Im Kampf um das Gelbe Trikot blieben große Attacken lange Zeit aus. Erst auf den letzten Kilometern im Anstieg zum Col du Galibier ging Bernal in die Offensive und setzte sich aus der Favoritengruppe ab. Das Ziel erreichte der 22-Jährige 4:46 Minuten hinter Quintana, dabei holte er 32 Sekunden auf die Gruppe um Spitzenreiter Alaphilippe heraus. Auch Teamkollege Geraint Thomas ging kurz vor dem Gipfel kurz in die Offensive, wurde allerdings wieder eingeholt.

"Wir wollten das Rennen hart machen und die anderen ein wenig wachrütteln. Ich bin dann auch noch weggefahren, aber das hat sich nicht ausgezahlt. Zumindest konnte Egan ein wenig Zeit gutmachen“, sagte Thomas im Ziel bei Eurosport. Zur Gruppe um Thomas und Alaphilippe gehörten noch Steven Kruijswijk (Jumbo - Visma), Rigoberto Uran (EF Education First), Mikel Landa (Movistar), Thibaut Pinot (Groupama - FDJ), Richie Porte (Trek - Segafedo) und der Ravensburger Emanuel Buchmann (Bora - hansgrohe), der Tageselfter wurde.

"Heute lief es wieder ganz gut. Bis zur letzten Attacke von Thomas am Galibier habe ich mich richtig gut gefühlt. Da waren alle am Limit, aber ich war noch bei den anderen Spitzenfahrern mit dabei“, sagte Buchmann bei der ARD. Er verteidigte seinen sechsten Platz in der Gesamtwertung (+2:14). An der Spitze des Klassements liegt weiterhin Alaphilippe, es folgt nun Bernal (+1:30) vor Thomas (+1:35), Kruijswijk (+1:47) und Pinot (+1:50).

So lief die Etappe:

Ein anstrengender Tag mit rund 5.200 Höhenmetern lag vor den Fahrern, der durch eine schnelle Anfangspassage nicht erträglicher wurde. Über 50 Kilometer hinweg lief der Kampf um die Spitzengruppe, ehe sich 33 Fahrer kurz vor der Zwischensprintwertung in Les Thuiles absetzen und in der Folge einen Vorsprung von zwischenzeitlich neun Minuten herausfuhren.

Zur Gruppe gehörten neben den deutschen Fahrern Nils Politt (Katusha - Alpecin), Simon Geschke (CCC), Kämna und Nikias Arndt (Sunweb) auch Adam Yates (Mitchelton - Scott),  Quintana, Bardet (Ag2r), Michael Woods (EF Education First) und der Führende der Bergwertung, Tim Wellens (Lotto Soudal). Letzterer sicherte sich aus der Spitzengruppe heraus auch die Bergwertung am Col de Vars (1. Kat.).

Im nächsten Anfstieg auf 2.360 Meter Höhe hinauf zum Col d’Izoard (HC-Kategorie) fiel die Gruppe auseinander. Zunächst gingen Greg Van Avermaet (CCC) und Julien Bernard (Trek - Segafredo) in die Offensive, später blieb nur Bernard übrig. Den Bergpreis am Col d’Izoard vor Augen, wurde er allerdings von den Verfolgern eingeholt. Den prestigeträchtigen Sieg an der Bergwertung sicherte sich im Sprint Caruso vor Bardet. Die Favoritengruppe wurde von Movistar im Anstieg mit konsequenter Tempoarbeit erheblich ausgedünnt, allerdings blieb eine Attacke durch Mikel Landa aus, so dass in der 20 Kilometer langen Abfahrt ins Tal nach Briancon die Gruppe wieder deutlich anwuchs.

An der Spitze des Rennens bildete sich im Tal eine neunköpfige Spitzengruppe um Bardet, Caruso, Bernard, Adam Yates, Woods, Quintana, Kämna, Lutsenko und Serge Pauwels (CCC), die später auf 16 Fahrer anwuchs. Unter anderen kamen Geschke, Wellens und Van Avermaet zurück.

Kurz vor dem Col du Galibier riss die Spitzengruppe durch etliche Attacken erneut auseinander, im Anstieg schrumpfte die Gruppe letztendlich auf das Quintett Quintana, Bardet, Lutsenko, Woods und Caruso zusammen. 25 Kilometer vor dem Ziel und sieben vor dem Gipfel des Col du Galibier, löste sich Quintana dann scheinbar mühelos aus der Gruppe. In der Verfolgung fanden sich Bardet und Lutsenko zusammen, verloren in der Folge aber immer mehr Boden gegenüber Quintana. Der Spitzenreiter erreichte den Gipfel des Col du Galibier auf 2.642 Metern Höhe mit einem Vorsprung von 1:40 Minuten auf Bardet. Auf den verbleibenden 18 Kilometern bergab nach Valloire büßte Quintana kaum von seinem Vorsprung ein und gewann den Tagesabschnitt.

Im Kampf um die Gesamtwertung ergriff sein Landsmann Bernal wenige Kilometer vor dem Gipfel die Initiative und zog auf bis zu 30 Sekunden davon. Kurz vor dem Gipfel folgte sein Teamkollege Thomas mit einem Antritt. Die Tempoverschärfungen distanzierten zwischenzeitlich Alaphilippe, der in der Abfahrt allerdings wieder zur Gruppe um Thomas, Pinot, Buchmann, Kruijswijk, Landa und Uran aufschloss. Nur an Bernal kam man nicht mehr heran, der Gewinner der Tour de Suisse erreichte das Ziel letztendlich 32 Sekunden vor der Gruppe um das Gelbe Trikot.

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