Müllers Tour de Singkarak-Tagebuch

Es stehen uns sehr lange Tage bevor

Von Robert Müller

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Robert Müller (Dritter von links) bei der Tour de Singkarak | Foto: Robert Müller

01.11.2019  |  (rsn) - Hallo aus Padang, Sumatra, Indonesien! Ich begrüße euch zu meinem bereits siebten Tagebuch in diesem Jahr auf radsport-news.com! Begonnen hatte ich Anfang Februar bei der Ronda Pilipinas, mittlerweile ist es Anfang November und meine Saison ist noch immer nicht vorbei. Ich bin bisher 12 Rundfahrten, davon 8 der Kategorie UCI 2.2, gefahren und habe knapp 80 Renntage in den Beinen. Nun steht meine letzte und auch liebste Rundfahrt, die Tour de Singkarak an, die ich bereits in den letzten beiden Jahren bestritten habe.

Manch einer erinnert sich vielleicht noch an mein letztes Tagebuch von der Tour de Banyuwagi Ijen Ende September. Danach habe ich mit dem Schiff nach Bali übergesetzt und war dort und auf meiner Lieblingsinsel Nusa Penida zehn Tage mit Rad und Rucksack unterwegs und habe viel Zeit an Traumstränden und Wasserfällen verbracht. Nachdem mein 30-Tage-Visum für Indonesien ausgelaufen war, bin ich für 3 Wochen nach Chiang Mai in Thailand geflogen und dort eine kleine viertägige Rundfahrt für ein thailändisches Team gefahren.

Anschließend blieb ich noch zwei Wochen bei meinem letztjährigen Teamkollegen Lex, der in Chiang Mai auf einem sehr schönen Grundstück mit großem Garten wohnt. Die Gegend dort ist zum Training optimal geeignet und für Rennradfahrer eine der besten Destinationen Südostasiens. Man kann komplett flach fahren oder auch sehr bergig, der längste Anstieg führt über 35 km und 2300 hm zum höchsten Punkt Thailands. Dort hinauf gibt es auch jährlich ein Rennen für Jedermann, die Doi Inthanon Challenge. Chiang Mai ist definitiv ein Trainingslagertipp für alle, die einmal etwas komplett anderes sehen möchten.

Die Tour de Singkarak führt bei ihrer diesjährigen elften Auflage über 9 Etappen, 1400 km und 16000 hm kreuz und quer durch Westsumatra. Es stehen gleich vier Etappen mit über 200 km Länge, davon drei direkt nacheinander, auf dem Programm. Außerdem stehen insgesamt 900 km Transfer vor und nach den Etappen im Roadbook, wobei die Geschwindigkeit auf den Transfers nicht höher als im Rennen ist. Uns stehen also sehr lange Tage bevor. Es sind 18 Teams mit je sechs Fahrern am Start. Wie üblich in Südostasien fahre ich für das NEX Cycling Team aus Singapur.

Meine Teamkollegen sind zwei Fahrer aus Singapur und je einer aus Frankreich, der jedoch in Vietnam lebt, aus Kambodscha und von den Philippinen. Unser Teammanager kommt ebenfalls aus Singapur, unser Mechaniker aus Malaysia und unser Physio aus Indonesien. Dazu haben wir noch eine einheimische Betreuerin und zwei Fahrer für unser Teamauto und unseren Teambus dabei, also genauso viele Betreuer wie Fahrer. Uns fehlt es somit an nichts, denn auch die Hotels, die Verpflegung und die gesamte Organisation sind auf einem hohen Niveau.

Gestern wurden wir am Flughafen von einer Delegation des Rennens empfangen, bekamen alle ein Kopftuch im Renndesign umgebunden und wurden ins beste Hotel der Stadt gebracht. Auf dem Weg dahin sahen wir überall zum Teil riesige Plakate des Rennens, denn die Rundfahrt ist hier richtig groß aufgezogen und fast jeder Einwohner der Region kennt sie und steht an der Strecke. Dementsprechend warten am Start und im Ziel stets Menschenmassen auf uns und wir werden uns wieder vor Selfiewünschen kaum retten können.

Es wird einen Livestream auf YouTube geben und da der Gründer und Betreiber der Website procyclingstats.com mit seinem eigenen Team PCS ebenfalls vor Ort ist auch einen Liveticker und zeitnahe Ergebnisse dort. Für dieses Team PCS fährt wie im letzten Jahr bereits der zweite deutsche Starter, Peter Förster. In Europa sind wir Teamkollegen und fahren für das Bundesligateam Veloclub Ratisbona Regensburg. An dieser Stelle ein großes Dankeschön an unser Team (danke Paul), dass es uns solche Ausflüge nach Asien erlaubt, auch wenn wir dadurch das erste Teamtreffen verpassen!

p<> Die obligatorische Teampräsentation mit Galadinner am Abend war wie gewohnt sehr langatmig, es wurde viel Tanz, Musik und ein Feuerwerk dargeboten, jedoch leider auch viele mir unverständliche Reden gehalten. Die Veranstaltung war allerdings nicht auf dem Niveau der letzten zwei Jahre, als wirklich sehr viele Zuschauer da waren. Dadurch dass wir über eineinhalb Stunden Fahrt dorthin hatten, kostete uns das Ganze sechs Stunden und wir waren erst 23:30 Uhr wieder zurück im Hotel. Ein Vorgeschmack auf die kommenden Tage.

Die erste Etappe führt über moderate 107 km mit drei Sprint- und zwei Bergwertungen und ich werde natürlich versuchen, es in die Gruppe des Tages zu schaffen. Generell ist mein Ziel hier, nachdem ich in den letzten beiden Jahren bereits zwei Etappen gewonnen habe und zweimal Etappenzweiter geworden bin, ein erneuter Etappensieg. Außerdem werde ich ein Auge auf das Grüne Trikot werfen, das ich vor zwei Jahren gewinnen konnte.

Ich habe mir überlegt, täglich drei Rubriken zu führen, nämlich die Fahrzeit mit dem Rad (Renndauer plus Ein- und Ausfahren), die Transferzeit im Bus (vor und nach den Etappen) sowie das Souvenir des Tages. Am Ende möchte ich dann feststellen, ob wir wie letztes Jahr mehr Zeit im Bus als auf dem Rad verbracht haben oder nicht. Außerdem möchte ich die ganzen Geschenke würdigen, die wir hier täglich bekommen.

Radfahrzeit: 2:10 h

Transferzeit: 3:30 h

Souvenir des Tages: eine Umhängetasche mit dem Tourlogo

Morgen gleiche Stelle, gleiche Welle.

Gez. Sportfreund Radbert

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