Solocoup durch späte Attacke

Lippert stürmt im Regen von Geelong zum ersten WorldTour-Sieg

Von Felix Mattis

Foto zu dem Text "Lippert stürmt im Regen von Geelong zum ersten WorldTour-Sieg"
Liane Lippert (Sunweb) hat in Geelong ihren ersten WorldTour-Sieg gefeiert. | Foto: Cor Vos

01.02.2020  |  (rsn) - Liane Lippert (Sunweb) ist die erste WorldTour-Siegerin der Saison 2020. Die 22-jährige Friedrichshafenerin hat in Geelong das Deakin Women's Race, die Frauen-Variante des Cadel Evans Great Ocean Road Race, als Solistin gewonnen und sich nach 121,5 Kilometern vor Titelverteidigerin Arlenis Sierra (Astana) durchgesetzt. Die Kubanerin führte ein Verfolger-Trio vor Amanda Spratt (Mitchelton - Scott) und Tayler Wiles (Trek - Segafredo) ins Ziel. Fünfte wurde Lipperts kanadische Teamkollegin Leah Kirchmann (Sunweb).

"Ich kann es noch gar nicht glauben, dass ich mein erstes WorldTour-Rennen gewonnen habe", so die überglückliche Lippert im ersten Sieger-Interview. "Es ist großartig! Mein Team hat von Beginn an einen tollen Job gemacht und ich habe mich gut gefühlt. Also habe ich im letzten Anstieg attackiert, hatte eine Lücke und habe dann nicht mehr nach hinten geschaut."

Die Friedrichshafenerin hatte schon vor zwei Wochen bei der zur Pro-Series gehörenden Women's Tour Down Under mit starken Leistungen aufgezeigt und war dort Gesamtzweite sowie beste Nachwuchsfahrerin und Gewinnerin der Bergwertung geworden. In Geelong, wo 2010 die Straßen-Weltmeisterschaften stattgefunden hatten, gelang ihr nun aber mit dem ersten WorldTour-Sieg der größte Erfolg ihrer bisherigen Karriere.

Neben dem für den Frauen-Radsport sehr hohen Preisgeld von 16.000 Euro kassierte Lippert durch den Sieg 400 Punkte für die Women's WorldTour und ist somit erste Gesamtführende der höchsten UCI-Rennserie für Frauen im Jahr 2020. Das zweite WorldTour-Rennen der Saison wird am 7. März im italienischen Siena bei Strade Bianche ausgetragen.

So lief das Rennen:

Schon kurz nach dem Start der 121,5 Kilometer langen Schleife entlang der Great Ocean Road mit Start und Ziel im WM-Ort von 2010, Geelong, bildete sich ein erstes Ausreißer-Duo, das aber nach rund 20 Kilometern pünktlich für den ersten Zwischensprint wieder gestellt wurde. Diesen sicherte sich die Thailänderin Jutatip Maneephan (Alé BTC Ljubljana) vor der Deutschen Tanja Erath (Canyon - SRAM).

Nach der Sprintwertung wurde die Küste erreicht und es bildete sich die fünfköpfige Ausreißergruppe des Tages um die französische Meisterin Jade Wiel (FDJ - Nouvelle Aquitaine Futuroscope) und das niederländische Talent Maaike Boogaard (Alé BTC Ljubljana). Boogaard gewann in Torquay den zweiten Zwischensprint, während sich Wiel am Bells Beach etwa zu Rennhalbzeit die erste von zwei Bergwertungen sicherte.

Das Quintett baute seinen Vorsprung derweil kontinuierlich weiter aus und hatte 45 Kilometer vor dem Ziel erstmals mehr als vier Minuten auf der Uhr - bei ständig nassen Bedingungen. Dann aber reagierte Chloe Hosking und ließ ihre Rally Cycling-Teamkolleginnen im Feld die Verantwortung übernehmen, so dass der Abstand von da an kontinuierlich wieder zurück ging. Zehn Kilometer später hatten die fünf Spitzenreiterinnen dadurch nur noch 2:45 Minuten übrig, und an der 20-Kilometer-Marke betrug der Abstand nur noch weniger als eine Minute.

Sturz teilt das Peloton

Im Feld kam es dann zu einem großen Massensturz, durch den die gesamte Straße blockiert wurde. Nur ein rund 25 Fahrerinnen umfassendes Feld kam unbeschadet davon und machte weiter Jagd auf die Spitzenreiterinnen. Etwa zwölf Kilometer vor dem Ziel kam es zwischen den beiden Gruppen zum Zusammenschluss, und im Challambra-Anstieg bestimmten Sunweb und Trek - Segafredo sowie Amanda Spratt (Mitchelton - Scott) das Tempo.

Es entstand eine elfköpfige Spitzengruppe, aus der heraus Brodie Chapman (FDJ Nouvelle Aquitaine Futuroscope) den Bergpreis gewann, bevor nach der Abfahrt in einer kurzen Gegenrampe Lippert den entscheidenden Angriff landete. Die ehemalige Deutsche Meisterin setzte sich sofort ab und zog auf den letzten sechs Kilometern allein zum Sieg durch. Hinter ihr versuchte Spratt noch den Anschluss herzustellen, der dann Sierra und Wiles folgten. Doch das Trio kam nicht mehr näher an Lippert heran und konnte nur noch um Rang zwei sprinten.

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