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06.03.2020 | (rsn) - 20 Jahre ist es her, dass Andreas Klöden die Fernfahrt Paris-Nizza gewann und gleichsam den Startschuss für eine bemerkenswerte, wenn auch nicht ungetrübte Karriere legte. Es war erst der zweite Gesamtsieg eines Deutschen nachdem 1968 Rolf Wolfshohl in Nizza triumphiert hatte. Und er kam quasi aus dem Nichts.
Denn als die 2000er-Auflage des Rennens zur Sonne am 5. März 2000 gestartet wurde, hatte kaum ein Beobachter den damals 24-jährigen Deutschen aus dem Telekom-Team als Sieganwärter auf dem Radar. Zwar hatte Klöden 1999 mit einem Etappensieg bei der Algarve-Rundfahrt erstmals seine Klasse bei den Profis angedeutet. Doch abgesehen davon war er lediglich bei kleineren Rennen aufgefallen.
Dass "Hilde“, so sein Spitzname in der Telekom-Equipe, viel Talent mitbrachte, war kein Geheimnis. 1996 hatte er Bronze bei der U23-Weltmeisterschaft im Zeitfahren gewonnen, 1997 war er Deutscher Meister im U23-Straßenrennen geworden. Doch schien er zunächst bei der Elite – wie so viele andere Medaillengewinner aus dem Nachwuchsbereich – im Mittelmaß zu verschwinden. Den Prolog bei Paris-Nice 2000 beendete Klöden dann als 7. mit nur sechs Sekunden Rückstand zu Sieger Laurent Brochard (Frankreich). Ein erstes Ausrufezeichen.
Der Parcours jener Austragung unterschied sich stark von den heutigen und auch von denen vorheriger Jahre. Zusätzlich zu den reinen Flachetappen gab es zwar anspruchsvolle, hüglige Tagesabschnitte, aber nie war das Terrain so selektiv, dass sich beispielsweise die Bergfahrer hätten duellieren können. Kam es zu keiner Massenankunft, dann erreichte ein Feld mit etwa 40 Fahrern das Ziel gemeinsam.
Am Abstand zwischen den Anwärtern auf den Gesamtsieg änderte sich in den fünf Tagen nach dem Prolog daher so gut wie nichts. Die Etappensieger hießen Jaan Kirsipuu, Fabio Baldato, Bo Hamburger, Matteo Tosatto und Francois Simon.
Entscheidung fiel am Vorschlusstag
Die Entscheidung musste am vorletzten Tag fallen: Das 7. Teilstück sah ein Bergzeitfahren hinauf zum Col d’Eze vor. Der Gesamtführende hieß Brochard, er hatte aufgrund einer Zeitgutschrift nun 10 Sekunden Vorsprung auf Klöden und galt als guter Zeitfahrer sowie ordentlicher Kletterer. Viele gönnten dem Weltmeister und Tour-Etappensieger von 1997 den Gesamtsieg, zumal Brochard 1998 durch das tiefe Tal des Festina-Skandals hatte gehen müssen.
Doch das Fachblatt L’Equipe ließ am Morgen des Zeitfahrens diese Schlagzeile erscheinen: "Vorsicht vor Klöden!“. Und bereits an der ersten Zwischenzeitnahme wurde zumindest deutlich, dass Brochard von seinem geringen Polster würde zehren müssen. Während der Franzose sich eher kraftvoll die Serpentinen hinaufarbeitete, verblüffte Klöden mit ruhigem, flüssigem Tritt. Leichtfüßig erklomm der noch unbekannte Deutsche den berühmten Col d’Eze.
Im Ziel hatte er 17 Sekunden Vorsprung auf den bis zum letzten Meter kämpfenden Brochard herausgefahren, dem auch der Umstand nicht half, dass er die Zeiten des vor ihm gestarteten Klöden kannte. Um sieben Sekunden lag der Telekom-Profi im Gesamtklassement vorn und streifte das damals noch weiße Führungstrikot über, das er am folgenden Schlusstag beim Sprintsieg des Belgiers Tom Steels locker verteidigte.
Olympia-Bronze als Krönung des Jahres
Es folgte ein märchenhaftes Jahr für Klöden, der wenig später zunächst Gesamt-5. der Katalanischen Woche wurde, dann Anfang April die Baskenlandrundfahrt gewann und sich dort auch den Zeitfahrsieg sicherte. "Hilde“ war angekommen in der Weltspitze. Es folgten ein Etappensieg bei der Friedensfahrt, Rang zwei im Zeitfahren und in der Gesamtwertung der Deutschland-Tour sowie der zweite Gesamtrang der Dänemark-Rundfahrt und Platz drei in Zeitfahren und Endabrechnung der Regio-Tour.
Die Krönung war die Bronzemedaille im olympischen Straßenrennen von Sidney, wo Klöden mit den beiden Telekom-Kollegen Jan Ullrich und Alexander Winokourow ausriss und dem Kasachen mehr oder weniger kampflos Silber überließ – als Gegenleistung dafür, dass sich dieser Ullrichs Goldfahrt nur zaghaft entgegengestemmt hatte. Das Jahr schloss der Newcomer als Weltranglisten-16. ab, die drittbeste Platzierung seiner Karriere.
Es folgte: eine Phase des Wechselhaftigkeit
Dann folgte das, was symptomatisch für Klödens Karriere werden sollte: Eine Phase der Wechselhaftigkeit. Krankheiten, Verletzungen und Sturzpech sorgten für ausbleibende Topform über längere Zeit. Hier und da gelangen dem schweigsamen Radästheten noch Resultate, aber Siege blieben bis 2004, als der mittlerweile 29-Jährige Deutscher Straßenmeister wurde, gänzlich aus.
Bei der Tour de France blieb er auch lange im Schatten. 2001 beendete Klöden die Große Schleife in der Rolle des Ullrich-Helfers immerhin als 26. Im Jahr 2003 musste er – für Telekom als Kapitän gestartet – verletzt aufgeben. Im Trikot des Deutschen Meisters schaffte Klöden 2004 dann aber auch bei der Tour den Durchbruch und erreichte Paris als Gesamt-Zweiter vor dem eigentlichen Teamchef, Jan Ullrich.
Aber Klöden blieb sich treu: 2005 kam er nur schleppend in Form. Immerhin lag er bei der Tour noch auf Kurs Top 10, doch dann stürzte er und musste die Rundfahrt aufgeben. Ein Jahr später sah die Radsportwelt wieder das andere Gesicht des Paris-Nice-Siegers von 2000: Er beendete die Große Schleife nach der Disqualifikation von Floyd Landis erneut als Zweiter.
Die Folgejahre waren ein Auf und Ab: Stürze und die Disqualifikation seines Astana-Teams 2007 verhinderten erneute Podestplätze. 2011 sah es so aus, als könnte Klöden wieder ums Podium mitfahren. Seine Radioshack-Equipe berichtete nach dem Teamzeitfahren, dass einige seiner Kollegen in Schwierigkeiten gerieten, wenn der Deutsche die Führung im Zug übernahm. So stark sollte seine Form gewesen sein. Symptomatisch: Während der ersten Bergetappe stürzte er in einer Abfahrt und musste später verletzt aussteigen.
2013 die Karriere beendet
2009 war Klöden noch einmal Gesamt-5. der Tour geworden. 2010 erreichte er Paris als 13. und 2012 als 11. Davon abgesehen gelangen ihm unter anderem Gesamtsiege bei Tirreno-Adriatico (2007), der Tour de Romandie (2008) und abermals bei der Baskenlandrundfahrt (2011).
Paris-Nizza kehrte "Hilde“ nach 2002 eine Weile den Rücken und tauchte dann als 35-Jähriger wieder auf, um 2011 noch einmal Gesamt-Zweiter zu werden. Den Sieg schnappte ihm ein anderer Deutscher weg: Tony Martin. Eine neue Generation hatte das Ruder übernommen. Klöden trat Ende 2013 vom aktiven Radsport zurück.
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