Empfehlung von Uran macht sich bezahlt

Martinez: Der Übersehene fuhr bei der Dauphiné ins Rampenlicht

Foto zu dem Text "Martinez: Der Übersehene fuhr bei der Dauphiné ins Rampenlicht"
Daniel Martinez (EF) | Foto: Cor Vos

17.08.2020  |  rsn) - Neben dem Zweitdivisionär Androni Giocattoli, der unter anderem Egan Bernal und Ivan Sosa (beide Ineos) hervorgebracht hat, setzt vor allem das WorldTour-Team EF Pro Cycling auf südamerikanische Fahrer und hat mit dieser Strategie durchaus Erfolg. Jüngstes Beispiel: Daniel Martinez, der am Sonntag das 72. Critérium du Dauphiné gewann und damit seinen größten Karriereerfolg bejubeln konnte.

Martinez kam zur Saison 2018 als 21-Jähriger auf Empfehlung seines Landsmannes Rigoberto Uran vom  Zweitdivisionär Wilier Triestina zum Team von Jonathan Vaughters. Bis dahin hatte er sein Potenzial etwa mit einem vierten Gesamtrang bei der Türkei-Rundfahrt bereits angedeutet. 

"Man muss sagen, dass er damals von anderen Teams einfach übersehen wurde. Das passiert im Sport aber ständig", erklärte Vaughters und meinte damit, dass bei der Verpflichtung auch etwas Glück im Spiel war. "Rigo hat ihn mir empfohlen und ich habe an ihn geglaubt. Jetzt nach ein paar Jahren der Zusammenarbeit, muss man sagen, dass es die Chance Wert wahr."

Schon im ersten WorldTour-Jahr zeigte Martinez seine Klasse

Schon in seinem ersten Jahr auf WorldTour-Niveau gab Martinez das in ihn gesetzte Vertrauen zurück und wurde unter anderem Siebter der Katalonien-Rundfahrt und Dritter der Tour of California. Zudem wurde der 22-Jährige beim damaligen Tour-Debüt und wurde Fünfter der Nachwuchswertung.

2019 ging es weiter schrittweise bergauf, auf der vorletzten Etappe von Paris - Nizza feierte Martinez am Col de Turini seinen ersten großen Sieg. Nach einer eher enttäuschend verlaufenen Vuelta a Espana, die er nur auf Rang 41 beendete, meldete sich der Allrounder zum Saisonende mit Rang zwei bei der Tour of Guangxi in China zurück.

Verheißungsvoller Start in 2020 - dann kam der Lockdown

In die Saison 2020 startete Martinez verheißungsvoll. Zunächst verteidigte er seinen Titel bei den nationalen Zeitfahrmeisterschaften und wurde Dritter im Straßenrennen. Bei der Tour Colombia 2.1 gewann er die schwere Schlussetappe und wurde im Gesamtklassement hinter seinem Teamkollegen Sergio Higuita Zweiter. Es folgte der Lockdown, der Martinez zu einer sechsmonatigen Wettkampfpause zwang. Wie er mit seinem Gesamtsieg beim Criterium du Dauphiné nun eindrucksvoll unterstrich, hat er die Zeit ohne Rennen gut genutzt. 

"Das ist einer der aufregendsten Tage meines Lebens, die Dauphiné ist eines der wichtigsten Rennen überhaupt, einfach unbeschreiblich", kommentierte Martinez seinen Coup, bei dem er natürlich auch vom Ausscheiden von Emanuel Buchmann (Bora - hansgrohe) und Primoz Roglic (Jumbo - Visma) profitierte.

Teamchef Vaughters gab dann auch zu, dass sein Fahrer im Dauphiné-Feld zwar nicht der stärkste gewesen sei. "Aber er hat es mit taktischem Geschick und Stil herausgefahren - ähnlich wie Andrew Talansky 2014", zog der US-Amerikaner die Linie zum letzten Dauphiné-Gesamterfolg seines Teams. "Beide Siege kamen unerwartet, beide waren nicht nur von Stärke, sondern auch von Cleverness geprägt", fügte Vaughters an.

Wegelius: "Er hatte seine Nerven im Griff und ist nicht eingebrochen"

Seine große Chance sah Martienz vor allem am Sonntagmittag heraufziehen. "Als wir hörten, dass Roglic nicht mehr starten würde, war uns klar, dass das Klassement noch mals auf den Kopf gestellt werden könnte", erklärte Sportdirektor Charles Wegelius und lobte seinen Kapitän: "Er hat sein bestes Level gezeigt. Er hatte seine Nerven im Griff und ist nicht eingebrochen", so der Brite, nachdem Martinez am schweren Schlusstag rund um Megève hinter Tagessieger Sep Kuss (Jumbo - Visma) den zweiten Platz belegt hatte.

Der Gesamtsieg von Martinez gibt EF nun auch Hoffnung auf eine erfolgreiche Tour de France, wo man zudem auf den erfahrenen Uran setzen wird. "Ich denke, mit dem Team können wir in Frankreich etwas Gutes zeigen", meinte der 33-jährige Uran, der bei der Dauphiné deutlich zu kämpfen hatte und mit Rang 22 im Schatten von Martinez stand.

Gut möglich aber, dass dem Gesamtzweiten von 2017sein junger Landsmann bei der 107. Frankreich-Rundfahrt endgültig den Rang ablaufen wird. Und selbst wenn nicht: Urans damalige Empfehlung hat sich spätestens mit dem gestrigen Tag bezahlt gemacht.

 

Mehr Informationen zu diesem Thema

24.08.2020Denk: “Emu hatte keinen so guten Tag“

(rsn) - Noch am vergangenen Freitag zeigte sich Emanuel Buchmann mit Blick auf seine Genesung von der Sturzfolgen beim Critérium du Dauphiné zuversichtlich. Sechs Tage nach dem verhängnisvollen Cra

17.08.2020Denk fordert von UCI mehr Unterstützung bei Streckensicherung

(rsn) – In rein sportlicher Hinsicht kann Ralph Denk mit dem Wochenende zufrieden sein: Lennard Kämna feierte am Samstag auf der 4. Etappe des Critérium du Dauphiné seinen ersten Profisieg, paral

17.08.2020Roglic kann mit nach Tignes, Kruijswijk muss daheim bleiben

(rsn) – Steven Kruijswijk (Jumbo – Visma) muss auf das Höhentrainingslager seines Teams in Tignes verzichten. Der Niederländer stürzte auf der 4. Etappe des Critérium du Dauphiné ebenso wie E

16.08.2020Die Dauphiné wird zum K.O.-Critérium

(rsn) – Das 72. Critérium du Dauphiné sollte als Tour-Generalprobe vor allem dazu dienen, sich den letzten Feinschliff für die Frankreich-Rundfahrt zu holen und den Klassementfahrern auch die Bes

16.08.2020Martinez tauscht nach Roglic-Aus noch Weiß gegen Gelb

(rsn) - Daniel Felipe Martinez (EF) hat dank einer Attacke 30 Kilometer vor dem Ziel und der Aufgabe von Primoz Roglic (Jumbo – Visma) als erster Kolumbianer seit Luis Herrera 1991 das Critérium du

16.08.2020Finale der 5. Etappe des Critérium du Dauphiné im Video

(rsn) - Nachdem sein Kapitän Primoz Roglic aufgrund von Sturzfolgen nicht mehr zur Schlussetappe des 72. Critérium du Dauphiné antreten konnte, hat Sepp Kuss (Jumbo - Visma) die sich ihm bietende C

16.08.2020Schachmann muss nicht operiert werden

(rsn) - Maximilian Schachmann (Bora - hansgrohe) scheint sich doch noch Hoffnungen auf den Tour-Start am 29. August in Nizza machen zu dürfen. Wie sein Sportdirektor Enrico Poitschke vor dem Start d

16.08.2020Poitschke: “Großes Fragezeichen, wie es weitergeht“

(rsn) - In nur wenigen Stunden verwandelte sich Bora – hansgrohe am Samstag vom Tour-Mitfavoriten in einen Hospitalpatienten. Beim Critérium du Dauphiné stürzten der aussichtsreich auf Platz drei

16.08.2020Rasch: “Froome und Thomas waren hier nicht gut genug“

(rsn) - Am Freitag äußerte sich Pavel Sivakov positiv über seine Form und die seines Kapitäns Egan Bernal. Zwei Tage später zeigt sich Gabriel Rasch, der Sportliche Leiter des Teams Ineos in Fran

16.08.2020Kuss holt sich Schlussetappe, Martinez den Gesamtsieg

(rsn) - Nachdem sein Kapitän Primoz Roglic aufgrund von Sturzfolgen nicht mehr zur Schlussetappe des 72. Critérium du Dauphiné antreten konnte, hat Sepp Kuss (Jumbo - Visma) die sich ihm bietende C

16.08.2020Dauphiné-Schlussetappe ohne Spitzenreiter Roglic

(rsn) - Primoz Roglic (Jumbo - Visma) ist am Sonntag nicht mehr zur abschließenden 5. Etappe des 72. Critérium du Dauphiné angetreten. Wie sein Team auf Twitter meldete, hätten die Verletzungen, d

16.08.2020Dauphiné: Kämna startet als Helfer und endet in der Weltklasse

(rsn) - In nur vier Tagen schaffte Lennard Kämna (Bora – hansgrohe) beim 72. Criterium du Dauphiné den Sprung vom hochveranlagten Edelhelfer zum Siegfahrer der Weltklasse. Sein völlig unerwartete

Weitere Radsportnachrichten

21.12.2024Schöne Highlights und ein sehr starker August

(rsn) – 22 Jahre ist Fabio Christen (Q36.5 Pro Cycling) alt, und der Schweizer kommt aus einer wahren Radsportfamilie. Schon sein Großvater gehörte zu den besten Straßensportlern und auch sein Va

21.12.2024Red-Bull-Sportchef Aldag über die Transfers von Lazkano und Co.

(rsn) – Es war abzusehen, dass Red Bull – Bora – hansgrohe auch in diesem Winter wieder allerhand Veränderungen am Kader für die neue Saison vornehmen würde. Neun Profis stoßen 2025 zum Team

21.12.2024Vandeputte mit Start-Ziel-Sieg zum ersten Weltcuperfolg

(rsn) – Dank einer technischen Glanzleistung hat Niels Vandeputte (Alpecin – Deceuninck) in Hulst nicht nur einen Start-Ziel-Sieg, sondern auch seinen ersten Weltcup-Erfolg gefeiert. Der Belgier w

21.12.2024Schreiber startet am schnellsten und bleibt bis zum Schluss vorn

(rsn) – Schnellstarterin Marie Schreiber (SD Worx – Protime) hat den Cross-Weltcup in Hulst mit einem Start-Ziel-Sieg für sich entschieden. Lucinda Brand (Baloise – Trek Lions) baute als Zweite

21.12.2024Knolle, Groß, John und Zemke zu rad-net - Rembe - Sauerland

(rsn) - In unserem ständig aktualisierten Transferticker informieren wir Sie regelmäßig über Personalien aus der Welt des Radsports. Ob es sich um Teamwechsel, Vertragsverlängerungen oder Rücktr

21.12.2024Vom Niemandsland nach Alpe d’Huez in wenigen Monaten

(rsn) – Als Ruderin stand Valentina Cavallar schon bei den Olympischen Spielen am Start und ihr Einstieg in den Radsport kam dann doch sehr überraschend. Erst im April fand sie einen Platz bei der

21.12.2024“Riesige Erleichterung“: Auf dem Weg zurück zu alter Stärke

(rsn) – Er war noch nicht ganz wieder der Alte, doch nach zwei krankheitsbedingt schwarzen Saisons hat Maximilian Schachmann 2024 endlich erneut aufblitzen lassen können, wozu er fähig ist. Das ge

21.12.2024Van Empel muss Cross-Wochenende auslassen

(rsn) - Wegen eines Trainingssturzes muss Weltmeisterin Fem van Empel (Visma – Lease a Bike) die beiden Cross-Weltcups in Hulst und Zonhoven an diesem Wochenende auslassen. Wie die Niederländerin a

21.12.2024Die Radsport-News-Jahresrangliste 2024

(rsn) - Auch diesmal starten wir am 1. November mit unserer Jahresrangliste. Wir haben alle UCI-Rennen der vergangenen zwölf Monate (1. November 2023 bis 31. Oktober 2024) ausgewertet - nach unserem

20.12.2024Meisterschaftsdoppel versöhnte nach Olympia-Enttäuschung

(rsn) – Die Olympischen Spiele in Paris hatten die Österreicherin Anna Kiesenhofer (Roland) wieder in den Fokus der medialen Aufmerksamkeit zurückgeholt. Immer wieder wurde ihre Sensationsfahrt v

20.12.2024Van Aert kehrt in Mol zu seiner ersten Liebe zurück

(rsn) - Viel Zeit zur Vorbereitung konnte sich Wout van Aert (30) nicht gönnen. Nach nur drei Tagen im Cross-Training will der Belgier am Montag beim Superprestige in Mol starten. Der Cross-Vizeweltm

20.12.2024Van Schip wegen Drohungen und Beleidigungen gesperrt

(rsn) - Wegen "Beleidigungen, Drohungen und unangemessenem Verhalten“ bei der Bahn-WM in Ballerup (Dänemark) hat die UCI den Niederländer Jan-Willem van Schip vom 27. Dezember 2024 bis zum 1. Febr

RADRENNEN HEUTE
  • Keine Termine