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11.09.2020 | (rsn) - Am Ende der steilen Schlusskilometer zum Puy Mary hatte Daniel Martinez (EF) die meisten Körner: Der Kolumbianer verhinderte den ersten deutschen Tagessieg bei dieser Tour, von dem Lennard Kämna und Maximilian Schachmann (beide Bora - hansgrohe) bis kurz vor dem Ziel träumen konnten.
Der 24-jährige Martinez bezwang nach ebenso schweren wie spektakulären 191 Kilometern der 13. Etappe, die in Châtel-Guyon gestartet wurde, im dramatischen Bergaufsprint den gleichaltrigen Kämna und feierte den größten Sieg seiner Karriere. Mit 51 Sekunden Rückstand wurde Schachmann, der bis 1,5 Kilometer vor dem Gipfel in Führung gelegen hatte, noch Dritter.
Primoz Roglic (Jumbo - Visma) baute seinen Vorsprung in der Gesamtwertung aus und liegt nun 44 Sekunden vor seinem Landsmann Tadej Pogacar (UAE - Team Emirates), der Egan Bernal (Ineos Grenadiers) auf Rang drei (+0:59) verdrängte.
So nah können Pech und Glück beieinander liegen: Martinez war auf der 2. Etappe in Nizza noch in einen der vielen schweren Stürze verwickelt gewesen und entschädigte sich dafür nun mit seinem ersten Tour-Etappensieg: “Der Sturz am Anfang der Tour hat meine Frankreich-Rundfahrt ganz schön durchgewirbelt. Trotzdem wusste ich, dass ich in einer guten Verfassung bin und habe nicht aufgegeben. Nur das hat den Sieg möglich gemacht“, sagte Martinez nach der Etappe sichtlich gelöst.
Schachmann und Kämna nur knapp am großen Coup vorbei
Für die Deutschen sah es lange Zeit nach einem perfekten Tag aus: Kämna und Schachmann sahen sich im Finale sogar gegen den EF-Profi in der Überzahl. Doch am Ende war der Gewinner des Critérium du Dauphiné der Stärkste - was Schachmann schon geahnt hatte. Der Berliner griff auch deshalb schon rund 30 Kilometer vor dem Ziel an: “Wir waren in einer Gruppe mit Martinez und Alaphilippe. Extrem spritzige Leute. Da wusste ich, ich brauche nicht auf den letzten Anstieg warten. Also habe ich mich am vorletzten Anstieg auf und davon gemacht und dachte, ich mache das in Zeitfahrmanier. Für mich war der Tag am Ende 1,3 Kilometer zu lang“, kommentierte der 26-Jährige das Ergebnis.
Noch knapper scheiterte Kämna, dem am Ende nur ein Quäntchen zu seinem Meisterstück fehlte. “Ich wollte Martinez abschütteln, da ich nicht der beste Sprinter bin. Aber Martinez war sehr stark. Im Sprint habe ich beschleunigt, aber dann stand ich still“, sagte er zu der Szene auf den letzten 150 Metern, als er mit letzter Kraft vergeblich versuchte, Martinez stehenzulassen.
Dennoch war es für Bora - hansgrohe ein erfreulicher Tag, an dem die Taktik voll aufging, die beiden derzeit stärksten Fahrer in die Gruppe des Tages zuschicken, die wiederum erst nach langem Kampf stand. Von Anfang an dabei war der Freiburger Simon Geschke (CCC) der mit Platz sieben am 1.559 Meter hohen Puy Mary noch Siebter wurde und damit ebenfalls eine starke Vorstellung in den Top Ten beendete.
Wird der Kampf um Gelb zu einer slowenischen Angelegenheit?
Im Kampf um das Gelbe Trikot demonstrierte der Gesamtführende Roglic einmal mehr blendende Form Als sein Landsmann Pogacar am finalen Anstieg das Heft des Handelns in die Hand nahm, blieb 30-Jährige mühelos am Hinterrad des neuen Zweitplatzierten in der Gesamtwertung. Auf den letzten Metern übernahm Roglic sogar die Führung und kam als Zwölfter unmittelbar vor Pogacar über die Ziellinie. “Den letzten Aufstieg bin ich zuvor noch nie hochgefahren. Der war ja richtig steil. Ich habe von unten nach oben geschaut und dachte: Da muss ich jetzt hoch? Es war hart aber auch ein schöner Tag. Ich bin happy!“, sagte er im Ziel.
In der Gesamtwertung liegt Roglic nun 44 Sekunden vor seinem Landsmann Pogacar. Bernal fiel auf die dritte Position zurück und hat bereits einen Rückstand von 59 Sekunden. Auf den Plätzen vier bis sechs folgen Bernals kolumbianische Landsleute Rigoberto Uran (EF / +1:10), Nairo Quintana (Arkéa - Samsic / +1:12) und Miguel Angel Lopez (Astana / +1:31). Dagegen erlebten die Franzosen einen schwarzen Tag. Guillaume Martin (Cofidis) und Romain Bardet (AG2R La Mondiale) büßten ihre Plätze drei und vier ein und fielen sogar aus den Top Ten heraus.
In der Sprint und Bergwertung änderte sich nichts: Sam Bennett (Deceuninck - Quick – Step) und Benoit Cosnefroy (Ag2R La Mondiale) behielten die Trikots in den Sonderwertungen. Das Weiße Trikot des besten Jungprofis übernahm Pogacar mit nun 15 Sekunden Vorsprung vor Bernal. EF holte sich die Spitzenposition in der Teamwertung zurück.
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So lief das Rennen:
Vor allem die Sprinter dürften mit einigen Seufzern in die 13. Etappe der diesjährigen Tour de France gestartet sein. Ausgerechnet auf einem der schwierigsten Abschnitte dieser Tour ging das Katz und Maus Spiel zwischen Peloton und Ausreißer über mehr als 50 Kilometer. Jumbo - Visma versuchte unermüdlich, Lücken zu schließen und schlug dabei ein fulminantes Tempo ein, das zahlreiche Sprinter Ewan schon früh ins Gruppetto beförderte. Kurz vor dem Anstieg zum ersten Berg des Tages, dem Col de Ceyssat (1. Kat.), lösten sich dann doch Rémi Cavagna, Julian Alaphilippe (beide Decuinick – Quick – Step), Benoit Cosnefroy (Ag2R La Mondiale), Simon Geschke (CCC) und Daniel Martin (Israel Start – Up Nation) aus dem Feld.
Schon im Aufstieg zum Col de Ceyssat wurde das Tableau wieder ordentlich durchgemischt. Marc Soler (Movistar) schaffte es in die Spitzengruppe, der in der Bergwertung führende Cosnefroy dagegen verlor den Kontakt. Eine große Verfolgergruppe um Kämna und Thibaut Pinot (Groupama – FDJ) machte sich dahinter auf die Jagd. Geschke überquerte den Gipfel erst Erster und schnappte sich 10 Punkte.
20 Kilometer später, im Col de Guéry (3. Kategorie), schafften die Verfolger den Anschluss, wodurch eine 17-köpfige Spitzengruppe entstand. Auch die Angriffe an den beiden folgenden Bergwertungen, die Pierre Rolland (B&B Hotels - Vital Concept) und Valentin Madouas (Groupama - FDJ) gewannen, konnten an dieser Konstellation nichts ändern.
In der Abfahrt des Montée de La Stéle (2. Kat.) folgte die Schrecksekunde des Tages: In einer Rechtskurve gingen einige Fahrer, darunter Nairo Quintana (Arkea - Samsic) und Romain Bardet (Ag2R La Mondiale)) im Hauptfeld bei einem Sturz zu Boden. Für Bauke Mollema (Trek - Segafredo) war dies der Schlusspunkt der diesjährigen Tour: Der Niederländer, vor der Etappe Gesamtdreizehnter, musste mit Verdacht auf eine Handgelenksfraktur das Rennen aufgeben.
Ineos-Attacke ging nach hinten los
Zu dem Zeitpunkt hatte es Jumbo - Visma geschafft, das Rennen zu beruhigen, wodurch es der Ausreißergruppe gelang, ihren Vorsprung auf mehr als elf Minuten auszubauen. Im Hauptfeld ging das Tempo wo weit herunter, dass alle abgehängten Fahrer, darunter auch der von seinem Anfahrer Roger Kluge begleitete gestrige Etappengewinner Caleb Ewan (Lotto Soudal, sowie Bardet und Quintana wieder den Anschluss schafften.
Kurz vor der Côte d'Anglards-de-Salers (3. Kat.) fasste sich Neilson Powless, neben Martinez und Hugh Carthy, der zuvor bereits in die Offensive gegangen war, der dritte EF-Profi in der Spitzengruppe (EF), 40 Kilometer vor dem Ziel ein Herz und zog davon. Schachmann folgte kurz darauf dem US-Amerikaner und stellte ihn 1,5 Kilometer vor dem Gipfel der Côte d'Anglards. Parallel dazu löste Ineos Grenadier im Hauptfeld Jumbo-Visma an der Spitze ab und erhöhte das Tempo massiv.
18 Kilometer vor dem Ziel konnte Powless das Tempo des Deutschen an der Spitze nicht mehr mitgehen. Schachmann war nun auf sich allein gestellt und spürte den Atem von Martinez, der auf den letzten 14 Kilometern aus der Verfolgergruppe heraus attackiert hatte und Soler sowie Kämna mit sich zog. Der Spanier musste kurze Zeit später abreißen lassen, Kämna dagegen hielt sich am Hinterrad des Kolumbianers und hatte keine Mühe, Martinez zu folgen. Schachmann überquerte kurz darauf mit 40 Sekunden Vorsprung den Col de Neronne (2. Kat.), hatte aber noch weitere teils sehr steile 11 Kilometer vor sich.
Sein Vorsprung sank dann auch auf den folgenden Kilometer dramatisch: Fünf Kilometer vor dem Ziel waren es noch 20 Sekunden, drei Kilometer später, als es in die steilste Passage hinein ging, gerade mal noch 16 Sekunden. Obwohl sich Schachmann weiter nach Kräften wehrte, musste er Martinez und Kämna auf den letzten 1,5 Kilometern an sich vorbeiziehen lassen. Zwar kämpfe sich der Berliner kurzzeitig an das neue Spitzenduo wieder heran, musste Martinez und Kämna dann aber doch ziehen lassen.
700 Meter vor dem Ziel versuchte Kämna, seinen Konkurrenten mit einem Antritt zu überraschen, doch auf dem extrem steilen Terrain neutralisierte Martinez die Attacke schnell. Danach kämpften sich beide Seite an Seite dem Ziel entgegen, ehe Kämna auf den letzten 170 Metern den Schlusssprint eröffnete. Obwohl er schnell einige Meter zwischen sich und Martinez brachte, konterte der entschlossen und gewann die Etappe mit vier Sekunden Vorsprung. Der entkräftete Schachmann sicherte sich mit 51 Sekunden Rückstand noch Rang drei.
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