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15.12.2020 | (rsn) - 2020 war für Felix Großschartner (Bora - hansgrohe) das Jahr des endgültigen Durchbruchs. Erstmals durfte der Österreicher bei einer Grand Tour auf Gesamtklassement fahren und überzeugte prompt mit Platz neun bei der Vuelta a Espana.
"Das Ergebnis war vor allem für den Kopf gut, denn nun weiß ich, dass ich bei einer so langen Rundfahrt ganz vorne mitfahren kann", erzählte Großschartner radsport-news.com. Die Top-Ten-Platzierung nahmen ihm alle Zweifel: "Ich wusste zwar, dass ich bei einwöchigen Rennen ganz gut bin, aber nicht, wenn es dreimal so lange ist. Deshalb war es extrem gut für mein Selbstvertrauen, ein solches Ergebnis beim ersten Versuch zu erzielen."
Großschartner feierte 2019 bei der Tour of Turkey den ersten Rundfahrtsieg auf der WorldTour, in der abgelaufenen Saison standen gleich zwei große Landesrundfahrten in seinem Programm. Denn bereits vor der erfolgreich verlaufenen Vuelta absolvierte er die Tour de France. Seinen Saisoneinstand gab er im Süden Europas, und zwar auf Mallorca, in Murcia und schließlich an der Algarve. "In Murcia ist es schon ganz gut gegangen, in Portugal lief es weniger nach Wunsch", erinnerte er sich an seine Auftaktrennen.
Es folgte Paris-Nizza, das Lieblingsrennen des Oberösterreichers, dem auch die frischen Temperaturen beim Rennen zur Sonne nicht viel ausmachen. Wie schon in den letzten Jahren landete er in der Gesamtwertung vorne, war aber nicht wie 2019 der beste Fahrer seiner Mannschaft. Das war Maximilian Schachmann, der sich das Gelbe Trikot sicherte: "Er war unser Mann für das Gesamte und ich musste meine eigenen Ambitionen zurückstecken, was aber kein Problem ist, denn im Radsport gewinnst du nur als Team“, sagte Großschartner, der Paris-Nizza auf Rang neun beendete, ehe daraufhin die Coronapause folgte. "Es war generell eine sehr unsichere Stimmung dort. Keiner wusste, was wegen Corona passiert, wie die Etappen weitergehen von Tag zu Tag. Dann kam am vorletzten Tag der Abbruch und es ging in den Lockdown“, berichtete er.
Etappensieg bei der Burgos-Rundfahrt
Diesen verbrachte Großschartner dann in Linz, wo er seine Wohnung einrichtete, und das schöne Wetter zum Training nutzte, was in weiten Teilen Österreichs ja erlaubt war. "Es war aber im Nachhinein gesehen gar nicht so ideal, weil ich ohne Pause bis zu den ersten Rennen durchgezogen hatte und dann bei der Tour richtig müde war", erinnerte sich der 26-Jährige.
In die ersten Rennen präsentierte er sich stark, gewann zum Re-Start den Auftakt der Burgos-Rundfahrt. Allerdings hatte er danach auf den bergigen Abschnitten zu kämpfen. "Eigentlich komme ich aus dem Training immer gut in die Rennen rein, aber scheinbar habe ich in der Höhe zuvor ein wenig zu intensiv an mir gearbeitet", so Großschartner.
Nach einer siebenstündigen Fahrt durch die italienische Augusthitze bei Mailand-Sanremo wartete das Critérium du Dauphiné als letzter großer Test vor der Tour auf den Österreicher, der vor allem Emanuel Buchmann in seinem Kampf um die Gesamtwertung unterstützen sollte. Doch der schwere Sturz des Deutschen schon auf der 4. Etappe sollte alle DauphinéPläne zunichte machen.
"Emu war in der Abfahrt direkt vor mir. Es war bitter, denn er hätte bei der Dauphiné sicher um den Sieg mitgekämpft und war in toller Form für die Tour. Anfangs wussten wir nicht, was genau los war und wie schwer die Verletzung ist. Das war sehr bitter, aber wir haben uns natürlich auch überlegt, was wir machen können", erinnerte sich Großschartner. Trotzdem ging es mit dem angeschlagenen Kapitän und drei großen Zielen zum Grand Depart nach Nizza. Zum einen wollte Buchmann auf das Gesamtpodium, zum anderen wollte Peter Sagan nach seinem achten Grünen Trikot greifen und ein Etappensieg sollte dabei auch noch mitgenommen werden.
"Wir sind sehr zuversichtlich in die Tour gegangen, aber am Ende der 9. Etappe in Laruns wussten wir, dass wir das Thema Gesamtwertung abhaken müssen. Trotzdem blieb die Stimmung immer gut, auch wenn es ein ziemlicher Rückschlag war", sagte Großschartner. Doch das deutsche Team steckte bis zum Ende nicht auf, kämpfte hart für das Grüne Trikot, das Sagan am Ende dann verpasste, dafür aber gelang Lennard Kämna auf der 16. Etappe der herbeigesehnte Tagessieg: "Die Tour hat trotz der schlechten Vorzeichen viel Spaß gemacht. Wir haben uns neue Ziele gemacht, sind offensiv gefahren und konnten so noch was bewegen“, bilanzierte Großschartner.
Den richtigen Weg 2020 gefunden
Sein persönliches Resümee fiel aber weniger gut aus: "Ich war nicht zufrieden. Das liegt vor allem daran, weil ich weiß, dass ich vorne mitfahren konnte. Aber ich fühlte mich nicht gut und die Form war nicht da. Für das Team konnte ich meine Aufgaben zumindest perfekt erfüllen und es war happy und auch ich wusste, dass meine Zeit noch kommt“. Großschartner meinte damit die Vuelta a Espana, in die er erstmals als Kapitän ging.
"Die Saison war sehr lehrreich für mich, vor allem die Vorbereitung auf die Vuelta. Denn jetzt weiß ich, was gut für mich ist und was ich brauche, um so ein Rennen gut zu bestreiten", erklärte Rundfahrtspezialist. "Manche brauchen dies und das, ich habe aber gesehen, dass ich mich nicht an ihnen orientieren darf. Vor der Vuelta habe ich nur auf mich geschaut, wie ich mich wohlfühle."
In Absprache mit seinem Trainer Helmut Dollinger konzentrierte er sich vor allem darauf, in seinen Körper zu horchen, um rechtzeitig zu wissen, wo er noch ansetzen muss und wann er rausnehmen darf: "Das war ein guter Weg und ich bin froh, dass ich ihn 2020 gefunden habe."
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