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20.12.2020 | (rsn) - Mit seinem siebten Platz beim Flèche Wallonne sowie seinem achten Gesamtrang beim Giro d’Italia unterstrich Patrick Konrad (Bora – hansgrohe) auch 2020, dass er zur Weltelite des Radsports gehört und weiterhin Österreichs Aushängeschild Nummer eins ist. Obwohl sich sein Saisonziel Nummer eins um fast fünf Monate verschob, lieferte der 29-Jährige in Italien auch im Oktober ab und bestach durch seine Beständigkeit, wovon sechs Etappenplätze in den Top 7 zeugen.
“Das Jahr war kein leichtes für alle Fahrer, aber für jene, die 2020 den Giro ins Auge gefasst hatten, war es extrem schwierig. Denn du bereitest dich gut ein halbes Jahr für so ein Highlight vor und durch den Lockdown und die Pause fand das Rennen fünf Monate später als geplant statt“, erinnerte Konrad sich im Gespräch mit radsport-news.com.
“Ich war mit einer tollen Form zu Hause, hatte einen Großteil meiner Hausaugaben für den Mai gemacht und musste mir überlegen, wie ich den Neustart plane. Denn der Aufbau für eine Grand Tour ist gleich, aber du sollst halt auch bei den anderen Rennen abliefern“, beschrieb er die schwierige Situation im März und April.
Der Niederösterreicher war bei der UAE Tour und damit etwas später als geplant in die Saison gestartet. Anfang des Jahres kam Konrads Tochter zur Welt, weshalb er die ersten Wochen 2020 in Österreich verbrachte. Trotzdem gelang ihm der Saisoneinstand gut und er landete auf Rang 13 bei der Rundfahrt in den Emiraten: “Vielleicht wäre sogar ein wenig mehr gegangen, aber Rafal Majka war in der Gesamtwertung besser platziert als Vierter und somit musste ich auch für ihn arbeiten.“
Nach der 5. Etappe wurde das Rennen aufgrund einiger Coronafälle, die damals erstmals auch im Radsport auftraten, vorzeitig beendet und das gesamte Fahrerfeld musste im Hotel in Abu Dhabi in die Quarantäne. “Heute wissen wir schon viel mehr über das Virus und die Ausbreitung, ich denke so ein Rennen wie damals erlebst du nur einmal im Leben. Das Stressmoment war dementsprechend groß“, erklärte Konrad.
Perfekter Winter als Basis für einen starken Herbst
Nach der Rückreise ging es zurück zu den Eltern und nicht in das eigene Haus im Burgenland, in das er im letzten Jahr gezogen war. “Auf Anraten der Gesundheitsbehörde und von Ärzten haben wir das so entschieden. Wenn du ein Neugeborenes zu Hause hast, dann bist du einfach extrem vorsichtig.“ Einige Tage später schon folgte Paris-Nizza, wo das Bora - hansgrohe mit Maximilian Schachmann den Gesamtsieg feiern konnte.
Da der Deutsche die Fernfahrt nach seinem Auftaktsieg ab dem ersten Tag anführte, musste Konrad erneut eigene Ambitionen zurückstecken. “Trotzdem war es insgesamt ein guter Saisoneinstand für mich. Ich hatte wirklich einen perfekten und verletzungsfreien Winter und der war die Basis für das Jahr und auch der Grund, weshalb ich im Oktober noch eine gute Form hatte“, sagte er.
Und auch die verlorene Zeit mit seiner kleinen Tochter bekam er im Lockdown wieder zurück. “Es war seltsam, zur Mitte des Frühjahres daheim zu sein und zu Beginn war es auch ein wenig stressig, da wir alle nicht wussten, wie und wann es weitergeht und ob man seinen Beruf als Radprofi überhaupt noch ausüben kann“, erklärte der 29-Jährige, der aber nicht nur fleißig weitertrainierte, sondern die gemeinsame Zeit mit seiner Tochter genießen konnte.
Im Juli ging es dann in das erste Trainingslager seines Teams. Im Ötztal in Österreich traf sich Bora – hansgrohe erstmals nach der Rennpause. “Es war schön, die Teamkollegen wieder zu sehen. Es sind ja auch Freundschaften, die unter den Fahrern bestehen und es war cool, wieder gemeinsam zu trainieren“, berichtete Konrad. Das Sicherheitskonzept des deutschen WorldTeams war dabei sehr streng, die genutzten Hotels standen nur den Teambetreuern und Fahrern offen.
Zweimal knapp einen Giro-Etappensieg verpasst
In Rumänien begann dann die zweite Saisonphase nach der Pause für Konrad, der hinter Teamkollegen Gregor Mühlberger den zweiten Gesamtrang bei der Sibiu Tour belegte. Erst im abschließendem Bergzeitfahren entriss ihm sein Landsmann das Gelbe Trikot, am Ende jubelten aber beide über den Doppelerfolg: “Der Sieg war für Gregor wichtig, er ist ja um einen Vertrag gefahren. Natürlich hätte ich auch gerne gewonnen, aber er hat schon oft genug für mich den Kopf bei anderen Rundfahrten hingehalten und somit war ich mit Rang zwei auch zufrieden.“
Während er in den vergangenen Jahren im Frühjahr immer auch bei den Ardennenklassikern am Start stand, musste er wegen seiner Giro-Teilnahme auf Lüttich-Bastogne-Lüttich und das Amstel Gold Rennen verzichten, wogegen der Flèche Wallonne in seinem Kalender blieb. “Im Endeffekt war es kein Problem, weil ja Amstel eh‘ ausgefallen ist“, kommentierte er die veränderte Rennplanung.Nach einer guten Polen-Rundfahrt holte Konrad sich bei Tirreno-Adriatico, den finalen Schliff für die Italien-Rundfahrt. “Die ersten Tage liefen richtig gut, danach habe ich mich dann in den Dienst von Majka gestellt“, so der Niederösterreicher, der aber spätestens mit seinem siebten Platz beim Flèche Wallonne feststellen konnte, dass die Wegrichtung stimmt: “Ich konnte gut mithalten mit vielen Fahrern, die vorher bei der Tour de France stark unterwegs waren.“ So landete er beispielsweise zwei Plätze vor dem Tour-Sieger Tadej Pogacar (UAE - Team Emirates).
Mit seinem erneuten Top-Ten-Ergebnis in der Gesamtwertung bei der folgenden Italien-Rundfahrt bestätigte Konrad nicht nur seinen siebten Rang von 2018, sondern revanchierte sich auch für sein nicht zufriedenstellendes Abschneiden bei der Tour de France 2019. Damals war er in der ersten Woche in zwei Stürze verwickelt und konnte das Tempo der Weltbesten nicht halten. “Natürlich wollte ich auch eine Etappe gewinnen und jene zwei Abschnitte, wo ich knapp dran war, haben mich geärgert. Aber auf der anderen Seite kann ich für die Zukunft sehr zuversichtlich sein, dass ich wieder solche Chancen bekommen werde“, kommentierte Konrad sein zweitbestes Ergebnis bei einer Grand Tour.
Die nächsten Chancen werden sich ihm wieder bei Bora - hansgrohe bieten. 2021 wird sein achtes Jahr im Trikot des Raublinger Rennstalls, der vor allem wieder bei den anspruchsvollen Rundfahrten und den schweren Eintagesrennen auf Konrad setzen wird.
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