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18.12.2020 | (rsn) - Wilco Kelderman (Sunweb) hat eine bewegte Saison hinter sich. Der Niederländer stand kurz vor dem Gesamtsieg beim Giro d’ Italia, ehe er am vorletzten Tag in Sestriere das Rosa Trikot an seinen Teamkollegen Jai Hindley abtreten musste. Offenbar sitzt der Stachel über den verpassten Triumph noch immer tief, worauf Äußerungen Keldermans in einem Interview mit der niederländischen Zeitung AD schließen lassen.
Bis zur 18. Etappe lief für Sunweb und Kelderman alles nach Plan. Auf dem Weg nach Laghi di Cancano konnte der Kapitän dem Tempo der Konkurrenten allerdings nicht folgen - ganz im Gegensatz zu Hindley, der nicht nur die Attacken von Tao Geoghegan Hart und dessen Ineos-Team parierte, sondern sich sogar den Tagessieg holte. Kelderman dagegen kam mit mehr als zwei Minuten Rückstand als Fünfter ins Ziel, konnte aber immerhin das Rosa Trikot erobern - und zwar mit zwölf Sekunden Vorsprung auf Hindley, der von der Teamleitung freie Fahrt erhalten hatte. Eine Entscheidung, die ihn nach eigenen Worten überraschte.
“Ich hatte nicht erwartet, dass Jai sein eigenes Rennen fahren durfte. Ich wurde meinem Schicksal überlassen. Bei der Teambesprechung am Vorabend war mir das nicht deutlich geworden“, gestand der Utrechter, der an diesem Tag zwar die Führung übernahm, aber eben viel Zeit auf Hindley und Geoghegan Hart verlor. Schon auf der Etappe spürte Kelderman, dass ihm der Giro aus den Händen glitt. “Ich habe in den Funk gerufen, dass Jai warten soll, aber sie antworteten: ‘Nein, Jai bleibt am Rad von Tao‘“, erinnerte sich der 29-Jährige.
“Wenn Jai bei mir geblieben wäre, dann wäre es superknapp geworden mit dem Girosieg“, spekulierte Kelderman, der mit 1:29 Minuten Rückstand auf Geoghegan Hart Gesamtdritter wurde und seine Kritik am Team dann auch relativierte: “Letztendlich hätte ich aber selbst schneller fahren müssen.“ Groll gegenüber Hindley, der das Rosa Trikot noch im abschließenden Zeitfahren in Mailand verlor, verspürte er nicht: “Jai tat, was ihm aufgetragen wurde. Ich habe mich auch für ihn gefreut, dass er die Etappe gewonnen hat.“
"Über mich bestimmt, als ob ich ein Roboter wäre"
Über seine ehemalige Mannschaftsleitung äußerte sich Kelderman dagegen weniger positiv. “Es war schade, dass ich von der Teamleitung kein Vertrauen bekommen habe. Ich weiß nicht mal, ob sie sich gefreut haben, dass ich aufs Podium gefahren bin“, so der Rundfahrtspezialist, der sich auch aus einem anderen Grund wenig gewertschätzt fühlte: “Ich musste auch während der Corona-Pause in der Zeitung lesen, dass mein Vertrag nicht verlängert wird. Ich war aber sowieso im Zweifel, ob ich bleiben wollte. Alles wurde für mich bestimmt, als ob ich ein Roboter wäre“, erklärte Kelderman, der zu diesem Zeitpunkt schon Gespräche mit anderen Teams führte.
Eines davon war Bora – hansgrohe. “Hier spürte ich Vertrauen. Sie hatten meine Werte gesehen und waren beeindruckt. Sie sagten, damit könnte ich bei jeder Grand Tour in die Top 10 fahren, damit könnte ich sogar gewinnen“, sagte Kelderman, der sich schließlich für den Raublinger Rennstall entschied, für den er in den kommenden beiden Jahren fahren wird, wobei sich eine Rolle im Vergleich zur bisherigen bei Sunweb zunächst nicht ändern dürfte.
“Ich werde Kapitän sein. Aber es wird auch Rennen geben, bei denen ich für andere fahren werde“, sagte Kelderman, der die Eckpfeiler seines Programms schon kennt. “Ich beginne bei der Valencia – Rundfahrt, dann fahre ich Baskenland, Amstel, Lüttich – Bastogne – Lütich und die Romandie. Und dann ist es der Plan, dass ich mich in Richtung Tour vorbereite“, kündigte er an.
Das wiederum würde zu den Plänen von Emanuel Buchmann passen, der sich 2021 wohl dem Giro d'Italia widmen wird.
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