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18.02.2021 | (rsn) - Der Tour de France-Sieg von Tadej Pogacar war die verfrühte Krönung eines Teams, das eigentlich gerade erst im Begriff ist, die Radsport-Welt zu erobern. Denn auch wenn alle Experten Recht hatten, die nach der Frankreich-Rundfahrt sagten, Pogacar hätte im Vergleich mit Primoz Roglics Jumbo - Visma das schwächere Team an seiner Seite, so war diese Feststellung schon im September fast despektierlich. Denn de Rennstall von Mauro Gianetti und Joxean Fernandez Matxin ist alles andere als schwach besetzt, auch wenn das viele wohl erst in den kommenden Jahren wirklich begreifen werden:
Das UAE Team Emirates verfügt über zahlreiche Spitzen-Talente - was Matxins früher schon bei Quick-Step zur Geltung gekommenen Scouting-Qualitäten geschuldet ist - und hat sich mit Hilfe des durch den Abgang von Fabio Aru freigewordenen Budgets auch für 2021 noch einmal gekonnt verstärkt.
Nicht vergessen werden sollte bei allem Jubel aber, dass Team-Manager Gianetti und Sportdirektor Matxin eine fragwürdige Vergangenheit teilen: Sie führten das Saunier Duval-Team, als es 2008 nach dem positiven Doping-Test von Riccardo Ricco aus der Tour ausgeschlossen wurde und auch den Geox-Rennstall, als Juan Jose Cobo 2011 die Vuelta a Espana gewann, nur um den Sieg später ebenfalls wegen Dopings aberkannt zu bekommen.
Rückblick 2020: Der Tour-Sieg von Pogacar war natürlich der Höhepunkt, doch auch sonst absolvierte das UAE Team Emirates 2020 eine beeindruckende Saison. 33 Siege gelangen, nur Deceuninck - Quick-Step hatte mehr, und am Ende des Jahres stand die Mannschaft auf Weltranglistenplatz 3 - hinter Jumbo - Visma und eben Deceuninck. Und im Gegensatz zu Jumbo jubelte UAE auf breiter Front: Die 33 Siege verteilten sich 2020 auf elf Fahrer - von wegen hinter Pogacar schwach besetzt.
Neben dem Gesamtsieg und den drei Etappenerfolgen von Pogacar stachen auch der Auftaktsieg von Alexander Kristoff bei der Tour 2020 hervor - aber auch zwei Giro-Etappensiege durch Diego Ulissi und ein Vuelta-Etappensieg durch Jasper Philipsen, der 2021 als einziger Leistungsträger des Vorjahres nicht mehr mit an Bord sein wird.
Kommen: Marc Hirschi (Sunweb), Matteo Trentin (CCC), Rafal Majka (Bora - hansgrohe), Ryan Gibbons (NTT), Juan Ayuso (Colpack Ballan / ab 1. August)
Gehen: Jasper Philipsen (Alpecin - Fenix), Fabio Aru, Sergio Henao (beide Qhubela - Assos), Tom Bohli (Cofidis), Edward Ravasi (Eolo - Kometa)
Bleiben: Andrés Camilo Ardila, Mikkel Bjerg, Sven Erik Byström, Valerio Conti, Rui Costa, Alessandro Covi, David De La Cruz, Joe Dombrowski, Davide Formolo, Fernando Gaviria, Alexander Kristoff, Vegard Stake Laengen, Marco Marcato, Brandon McNulty, Yousif Mirza, Juan Sebastian Molano, Cristian Camilo Munoz, Ivo Oliveira, Rui Oliveira, Tadej Pogacar, Jan Polanc, Alexandr Riabushenko, Maximiliano Richeze, Oliviero Troia, Diego Ulissi
Zum Aufgebot von UAE Team Emirates
Analyse: Philipsen wird dem Team fehlen. Der erst 22 Jahre alte Belgier war Garant für einige Siege und hat eine große Zukunft vor sich. Doch abgesehen davon geht UAE Team Emirates mit positiver Bilanz aus dem Transfer-Winter hervor. Denn auch wenn mit Aru ein sicher noch größerer Name nun im Kader fehlt, so kam der Italiener in den vergangenen drei Jahren nie richtig in Tritt, blieb weit hinter den Erwartungen, die mit einem hohen Gehalt verknüpft waren. Sein Abschied macht Geld frei und tut angesichts der ausbleibenden Erfolge auch kaum weh - es sei denn, er kann 2021 im neuen Umfeld bei Qhubeka - Assos doch wieder glänzen.
Die Neuzugänge des Teams hingegen sind allessamt echte Leckerbissen: Hirschis Last-Minute-Verpflichtung Anfang Januar war wohl der Königstransfer der gesamten WorldTour in diesem Winter und verspricht dem Team große Siege nicht nur bei Eintagesrennen. Und auch Trentin ist eine riesige Verstärkung des Klassikerteams um Kristoff und Gaviria, ein weiterer Kopf und Siegfahrer, gerade bei schweren Etappen mit Gruppenankunft oder Eintagesrennen.
Hinzu kommt der ebenfalls endschnelle und hügelfeste Gibbons und mit Majka ein sehr starker Grand-Tour-Edelhelfer für Pogacar. Ab August steht außerdem auch der erst 18-jährige Juan Ayuso im Kader - Spaniens bester Junior der letzten beiden Jahre und ein sehr vielversprechendes Talent.
Darüber hinaus dürfte wohl auch der Feuchtwangener Felix Groß - dreimaliger U23-Europameister in der Einerverfolgung auf der Bahn - nach den Olympischen Spielen zum Team stoßen. Er war im Winter bereits probeweise im Trainingslage in den Emiraten dabei und wäre ein weiteres unter den zahlreichen riesigen Talenten im Team, zu denen auch der 21-jährige Kolumbianer Andrés Camilo Ardila, der 22-jährige Däne Mikkel Bjerg und der 22-jährige US-Amerikaner Brandon McNulty neben Hirschi und Pogacar gehören.
Die Scouting-Fähigkeiten von Sportdirektor Matxin, die bis 2017 Deceuninck - Quick-Step nutzten und das Team nachhaltig stark gemacht haben, sie helfen nun UAE Team Emirates.
Prognose: Die Tendenz ist eindeutig: Für UAE Team Emirates geht es weiter bergauf, auch wenn Philipsen sowie zunächst noch Ulissi fehlen werden. Und selbst wenn Pogacar seinen Titel bei der Tour de France nicht verteidigen sollte, so hat die Mannschaft in der Breite weiter an Qualität gewonnen und wird anderswo zahlreiche Siege feiern.
Talente wie McNulty sind auf dem Sprung und erfahrene Fahrer wie Trentin und Majka sowie natürlich vor allem Youngster Hirschi werden der Mannschaft sehr weiterhelfen. Das UAE Team Emirates ist in die Top 5 der Weltrangliste vorgestoßen und gekommen, um dort zu bleiben.
Eckdaten:
Land: Vereinigte Arabische Emirate
Sponsor: UAE, Emirates
Branche: Sportministerien der Emirate, Fluggesellschaft
Manager: Mauro Gianetti
Radausrüster: Colnago
Gruppe: Campagnolo
Laufräder: Campagnolo
Reifen: Vittoria
Teamranking 2020: 3.
Fahrer im Aufgebot: 30
Altersdurchschnitt: 27,8
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