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05.06.2021 | (rsn) - Nach der Corona bedingten Absage im vergangenen Jahr wird die 84. Auflage der Tour de Suisse vom 6. - 13. Juni an acht statt üblicherweise neun Tagen nachgeholt. Allerdings mussten die Streckenplaner einige Änderungen vornehmen. So wird Moudon durch Gstaad als Etappenort ersetzt und aufgrund der noch winterlichen Bedingungen im Hochgebirge mussten die 6. und die 8. Etappe abgeändert werden. Doch auch so bleibt die Schweiz-Rundfahrt ein Kletterfestival, wie die insgesamt fast 18.000 Höhenmeter bei einer Gesamtdistanz von gut 1.000 Kilometern beweisen.
Zwar fehlen die meisten der Rundfahrtasse wie etwa Giro-Sieger Egan Bernal (Ineos Grenadiers), der die bisher letzte Tour de Suisse 2019 für sich entscheiden konnte, Vuelta-Gewinner Primoz Roglic (Jumbo - Visma) oder Tour-Sieger Tadej Pogacar (UAE - Team Emirates). Dafür darf mit einem offenen und spannenden Rennen gerechnet werden, in dem sich auch der Berliner Maximilian Schachmann (Bora - hansgrohe) Hoffnungen auf eine Spitzenplatzierung machen kann.
Mit Spannung erwartet: Dumoulins Comeback
Mit dem Ausgang der Rundfahrt wird der 30-jährige Niederländer, der in den beiden Zeitfahren allerdings zu beachten sein wird, deshalb nichts zu tun haben. Als aussichtsreichster Kandidat gilt der Ecuadorianer Richard Carapaz (Ineos Grenadiers) auch deshalb, weil er auf eine starke Helferriege um Rohan Dennis und Pavel Sivakov bauen kann. Der Russe schied beim Giro nach einem Sturz bereits auf der 5. Etappe aus und gehört auch als Edelhelfer zum erweiterten Favoritenkreis. Nachdem er bei der Katalonien- und der Baskenland-Rundfahrt sich jeweils in den Dienst seiner Mannschaft stellte, wird der 28-jährige Carapaz in der Schweiz die Kapitänsrolle übernehmen und könnte sich schon mit einem starken Auftaktzeitfahren im Kampf um Bernals Nachfolge in eine aussichtsreiche Position bringen.
Als härtester Gegner im Kampf um das Gelbe Trikot könnte sich Jakob Fuglsang (Astana - Premier Tech) erweisen. Der routinierte Däne ist zwar in dieser Saison noch ohne Sieg, hat aber bereits zwei Podiumsplätze in der Schweiz vorzuweisen. Vor elf Jahren wurde Fuglsang Gesamtdritter, 2018 musste er sich nur dem Australier Richie Porte geschlagen geben. Während Fuglsang auf bereits sechs Teilnahmen an der Schweiz-Rundfahrt kommt, steht Bora-Kapitän Schachmann vor seinem Debüt. Der 27-Jährige gilt als einer der besten Allrounder im Feld und kann in den Zeitfahren einen Vorsprung auf die Konkurrenten herausfahren. Allerdings wird Schachmann im Hochgebirge kämpfen müssen, um mit den Kletterspezialisten mitzuhalten.
Ähnliches gilt für Tiesj Benoot (DSM), der sich im vergangenen Jahr bei Paris-Nizza nach einem spannenden Duell Schachmann knapp geschlagen geben musste. Der 27-jährige Belgier ist allerdings ist den Zeitfahren schwächer einzuschätzen. Gleiches gilt für seinen Landsmann Wout Poels (Bahrain Victorious), der dafür zu den besten Kletterern zählt - genau wie sein Teamkollege Gino Mäder, auf dem die Schweizer Hoffnungen ruhen.
Schweres Terrain für die Sprinter
Stark einzuschätzen sind zudem Weltmeister Julian Alaphilippe (Deceuninck - Quick-Step), der wie zahlreiche andere Favoriten aus einer Rennpause zurückkehrt, sein junger Teamkollege Mauri Vansevenant, der Kanadier Michael Woods (Israel Start-Up Nation), der Spanier Marc Soler (Movistar), der Niederländer Antwan Tolhoek (Jumbo - Visma) die Kolumbianer Rigoberto Uran (EF Education - Nippo) und Esteban Chaves (BikeExchange), der als Dritter des GP Kanton Aargau eine gelungene Generalprobe feierte, sowie der frühere Weltmeister Rui Costa (UAE - Team Emirates), der die Tour de Suisse von 2012 bis 2014 dreimal in Folge gewann.
Angesichts von wohl nur zwei Chancen werden es die Sprinter schwer haben, zum Zug zu kommen. Angeführt wird die Liste der schnellen Männer vom Niederländischen Meister Mathieu van der Poel (Alpecin - Fenix), der es unter anderem mit dem zuletzt so starken André Greipel (Israel Start-Up Nation). Christophe Laporte (Cofidis), Michael Matthews (BikeExchange) und dem Oberurseler John Degenkolb (Lotto Soudal) zu tun bekommt. Chancen ausrechnen können sich auch Jordi Meeus (Bora - hansgrohe), Marc Sarreau (AG2R Citroën), Danny van Poppel (Intermarché - Wanty-Gobert), Edward Theuns (Trek - Segafredo), Álvaro Hodeg (Deceuninck - Quick-Step), Jake Stewart (Groupama - FDJ) und Magnus Cort (EF Education-Nippo).
Zu den Favoriten in den beiden Zeitfahren gehören neben den früheren Weltmeistern Dennis und Dumoulin noch die Schweizer Stefan Küng (Groupama - FDJ) und Stefan Bissegger (EF Education - Nippo) sowie der Däne Sören Kragh Andersen (DSM).
Die Favoriten sind schon zum Auftakt gefordert
Die diesjährige Schweiz-Rundfahrt beginnt am 6. Juni mit einem elf Kilometer langen Einzelzeitfahren in Frauenfeld und endet am 13. Juni mit der nur 159 Kilometer langen Königsetappe in Andermatt, wo die Entscheidung über den Gesamtsieg fallen wird. Zum Auftakt wird das erste von zwei Einzelzeitfahren auf einem flachen Rundkurs mit nur 45 Höhenmetern ausgetragen und deshalb zu einer Angelegenheit für die Spezialisten werden. Die vor dem Rheinfall in Neuhausen gestartete 2. Etappe weist in der zweiten Hälfte ein hügeliges Profil auf und nur acht Kilometer vor dem Ziel in Lachen einen Anstieg der 2. Kategorie, der den Sprintern das Leben schwer machen wird.
Kletterstarke Klassikerspezialisten werden am dritten Tag zum Zug kommen, wenn es über 183 Kilometer und fast 2.500 Höhenmeter von Lachen nach Pfaffnau geht, wo die Sprinter wieder nichts zu melden haben werden. Gleiches gilt für die 4. Etappe, auf der es im Finale auf den 1.284 Meter hohen Saanenmöser hinauf geht, von dessen Gipfel dann eine zehn Kilometer lange Abfahrt hinab nach Gstaad führt. Hier könnten die Klassementfahrer erstmals die Klingen kreuzen.
Von Gstaad nach Leukerbad führt die 5. Etappe unter anderem an Aigle vorbei, wo der Radsportweltverband UCI seinen Sitz hat. Entscheidender für die Profis wird allerdings der zweigeteilte und neu ins Programm genommene Anstieg nach Leukerbad sein, wo der Kampf um das Gelbe Trikot ausbrechen könnte. Vom Gipfel auf 1.385 Metern (1. Kat.) wartet nur noch eine rund vier Kilometer lange Abfahrt ins Ziel, so dass sich entschlossene Ausreißer hier gute Chancen ausrechnen dürfen.
Kletterfestival zum krönenden Abschluss
Ins Hochgebirge geht es am sechsten Tag, auch wenn sowohl der Nufenenpass als auch der Furkapass aus Witterungsgründen aus dem Programm genommen werden mussten. Vom neuen Startort Andermatt aus führt die 130 Kilometer lange Strecke mit mehr als 3.000 Höhenmeter über die Nordseite des Gotthardpasses ins Tessin und von dort wie geplant über den Lukmanierpass nach Disentis-Sedrun, das nach einem sieben Kilometer langen Schlussanstieg erreicht wird.
Das zweite Einzelzeitfahren der diesjährigen Schweiz-Rundfahrt ist mit seinen 23 Kilometern nicht nur doppelt so lang wie das erste, sondern hat auf dem Weg von Disentis-Sedrun nach Andermatt mit dem Oberalppass, dessen Gipfel auf 2.046 Metern Höhe ziemlich genau zur Rennmitte erreicht wird, auch einen schweren Anstieg im Programm. Deshalb werden hier auch die Bergspezialisten zu beachten sein.
Mit einem Kletterfestival endet die Rundfahrt: Das abschließende achte Teilstück weist nach den Streckenänderungen sogar 160 Kilometer auf, wobei mehr als 3.500 Höhenmeter bewältigt werden müssen. Die Königsetappe führt von Andermatt über den Oberalppass und den Lukmanier in die Leventina und von dort die Südseite des Gotthardpasses auf mehr als 2.000 Meter und von dort über eine Abfahrt hinab nach Andermatt.
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