Deutscher Meister vor Koch und Zimmermann

Schachmann löst in Stuttgart eine schwere Aufgabe mit Bravour

Foto zu dem Text "Schachmann löst in Stuttgart eine schwere Aufgabe mit Bravour"
Das Podium der Deutschen Straßenmeisterschaften von Stuttgart | Foto: Cor Vos

20.06.2021  |  (rsn) - Nachdem das Team Bora - hansgrohe im vergangenen Jahr auf dem Sachsenring im Kampf um das Deutsche Meistertrikot eine überraschende Niederlage einstecken musste, weil Marcel Meisen (Alpecin - Fenix) im Sprint den favorisierten Pascal Ackermann auf dem zweiten Rang hinter sich ließ, revanchierte sich die Mannschaft von Manager Ralph Denk auf dem schweren Rundkurs von Stuttgart, wo sich Maximilian Schachmann nach 185,3 Kilometern zum zweiten Mal nach 2019 den Titel im Straßenrennen holte.

“Es war ein hartes Rennen, und wir haben es als Team nicht langweilig gemacht. Wir sind früh in die Offensive gegangen und haben nicht bedacht, wie schwer es Georg (Zimmermann) uns noch machen würde. Als haushoher Favorit ins Rennen zu gehen, ist nicht einfach. Ich war schließlich nicht der einzige, der treten kann. Es war heute eine harte Aufgabe“, sagte Schachmann, der auf die Tour de France verzichtet und sein Meistertrikot dafür im Olympischen Straßenrennen von Tokio zeigen wird.

Tatsächlich täuschten die 1:06 Minuten Vorsprung, mit denen der zweimalige Paris-Nizza-Gewinner das Ziel vor Jonas Koch (beide Intermarché - Wanty - Gobert) erreichte. Denn zuvor hatte der 27-Jährige aus Schwäbisch Hall gemeinsam mit seinem Teamkollegen Zimmermann der mit zehn Fahrern angetretenen Bora- hansgrohe-Truppe einen großen Kampf geliefert. War es im Finale zunächst Zimmermann, der alle Angriffe von Schachmann und Emanuel Buchmann parierte, klemmte sich schließlich Koch bis zum vorletzten Anstieg an das Hinterrad des Berliners.

Bora - hansgrohe bejubelt die fünfte Meisterschaft

Als Schachmann knapp zehn Kilometer vor dem Ziel dann allerdings alles in die Waagschale warf, verlor auch Koch den Anschluss. “Es war ein super schweres Rennen. Wir haben alles probiert, aber am Ende war Max der Stärkere“, sagte er im Ziel. Allerdings konnte auch Koch zufrieden sein, bedeutete der zweite Platz sein bisher bestes Meisterschaftsergebnis.

Gleiches gilt für Zimmermann, der sich gut zwei Minuten hinter Schachmann im Sprint gegen dessen Teamkollegen Buchmann die Bronzemedaille holte und sich damit für einen starken Auftritt belohnte. “Mein Plan ist nicht ganz aufgegangen, aber das hatte ich mir schon gedacht, dass es schier unmöglich ist, die beiden abzuhängen. Ich bin stolz auf mich, auf meine Leistung und auf diese Bronzemedaille“, sagte der 23-jährige Augsburger.

Auf den Plätzen fünf und sechs folgten mit Marcus Burghardt (+2:09) und Nils Politt (+2:41) zwei weitere Fahrer aus dem überragenden Bora-hansgrohe-Team, das den fünften Sieg in einem nationalen Meisterschaftsrennen verbuchen konnte, seitdem Buchmann 2015 den Bann gebrochen hatte.

So lief das Rennen:

198 Fahrer nahmen am späten Vormittag in Filderstadt Bernhausen vor rund 250 zugelassenen Zuschauern das Straßenrennen bei im Vergleich zum Zeitfahren deutlich angenehmeren Temperaturen in Angriff. Kurz nach dem Start ging es nach Stuttgart Degerloch, wo der 7,1 Kilometer lange und mit einem Anstieg versehene Rundkurs 25 Mal bewältigt werden musste. Schon nach den ersten Runden war das Feld auf weniger als 100 Fahrer reduziert, ehe Politt, Joshua Huppertz (Lotto - Kern Haus) und Leon Heinschke (DSM Development) davonzogen und kurz darauf noch Verstärkung von zwölf weiteren Fahrern erhielten.

Am stärksten in der so entstandenen 15-köpfigen Ausreißergruppe war Bora - hansgrohe vertreten, neben Politt mischten noch Michael Schwarzmann, Buchmann und Top-Favorit Schachmann vorne mit. Aber auch das Team DSM war präsent, zu Heinschke gesellten sich noch dessen Teamkollegen Martin Salmon und Marco Brenner aus der Profimannschaft. Dazu kamen Zimmermann und Koch (beide Intermarché - Wanty - Gobert) sowie Titelverteidiger Marcel Meisen (Alpecin - Feix), Lokalmatador Jannik Steimle (Deceuninck - Quick-Step), Felix Engelhardt (Triol KTM), Juri Hollmann (Movistar) sowie Routinier Simon Geschke (Cofidis).

Mit dieser Konstellation gab sich das mit insgesamt zehn Profis angetretene Bora-hansgrohe-Team aber nicht zufrieden und reduzierte mit hohem Tempo die Spitzengruppe auf nur noch neun Fahrer, ehe sich im Schönberg-Anstieg Schachmann absetzen konnte. Kurz darauf schlossen Politt und Zimmermann auf, eine Runde später sprang auch Buchmann noch nach vorn.

Mit etwas Abstand folgten die ehemaligen Begleiter, zu denen noch Jonas Rutsch (EF Education - Nippo) vorgefahren war. Das aus nur noch rund 60 Fahrern bestehenden Feld wies nach 14 Runden etwa eine Minute Rückstand auf.

Rutsch, Steimle, Heinschke, Hollmann, Koch und Nico Denz (DSM) blieben mit 25 Sekunden Rückstand die nächsten Verfolger, wogegen der Abstand zum Feld anwuchs. Im nächsten Schönberg-Anstieg musste Politt rund 70 Kilometer vor dem Ziel seine Begleiter ziehen lassen und fiel in die Verfolgergruppe zurück.

Koch und Zimmermann machten Bora das Leben schwer

Dagegen bauten Schachmann, Buchmann und Zimmermann ihren Vorsprung auf rund 1:30 Minuten gegenüber einem Verfolgertrio mit Zimmermanns Teamkollegen Koch sowie den Bora-Profis Politt und Marcus Burghardt aus, gefolgt zunächst von sieben Fahrern, von denen dann noch Rutsch, Steimle, Hollmann und Heinschke übrigblieben. Das Quartett hatte 28 Kilometer vor dem Ziel aber schon 2:25 Minuten Rückstand. Der Rest des Feldes folgte gut vier Minuten nach dem Spitzentrio, in dem Schachmann und Buchmann abwechselnd den souveränen Zimmermann vergeblich attackierten.

Eingangs der drittletzten Runde schlossen rund 20 Kilometer vor dem Ziel Koch, Politt und Burghardt zu dem taktierenden Spitzentrio auf und auch die Verfolgergruppe um Rutsch konnte ihren Rückstand um eine Minute reduzieren. Nachdem Politt und Burghardt aus der Spitzengruppe zurückfielen, attackierte dann aber Schachmann, und nur Koch konnte an das Hinterrad des Paris-Nizza-Siegers halten. Der ging im vorletzten Schönberg-Anstieg knapp zehn Kilometer vor dem Ziel nochmals in die Offensive und schüttelte Koch nun mit einem entschlossen Antritt ab. Burghardt, Buchmann, Politt und Zimmermann nahmen die Schlussrunde mit 1:30 Minuten in Angriff.

Schnell fuhr sich Schachmann einen Vorsprung von rund 30 Sekunden heraus, den er auf den letzten 71,1 Kilometern sogar noch auf mehr als eine Minute ausbaute, um trotz hartem Kampf einen letztlich ungefährdeten Solosieg bejubeln zu können. Koch sicherte sich ähnlich souverän die Silbermedaille, ehe Zimmermann im Sprintduell gegen den deutlich unterlegenen Kletterspezialisten Buchmann den beeindruckenden Auftritt des Intermarchè-Duos abrundete.

Mehr Informationen zu diesem Thema

21.06.2021Heidemann nach der Zeitfahrmeisterschaft WM-Kandidat?

(rsn) – Auch wenn er mit der Empfehlung von zwei Deutschen Meistertiteln (2019/20) im U23-Zeitfahren angetreten war, so war Miguel Heidemanns zweiter Platz im Eliterennen von Öschelbronn eine groÃ

21.06.2021Einzelkämpfer Steimle ist stolz auf sein Ergebnis

(rsn) - Die blanken Zahlen täuschen etwas: Rang sieben bei den Deutschen Meisterschaften und 2:46 Minuten Rückstand auf den neuen Titelträger Maximilian Schachmann (Bora - hansgrohe) geben nicht an

20.06.2021Zimmermann und Koch brachten Bora gehörig ins Schwitzen

(rsn) – Es ist bei Deutschen Meisterschaften immer schwer, das zahlenmäßig weit überlegene Team zu schlagen. Doch in Suttgart wäre es dem Duo Jonas Koch und Georg Zimmermann (beide Intermarché

20.06.2021Zeitfahrmeisterin Brennauer triumphiert auch im Straßenrennen

(rsn) - Lisa Brennauer (Ceratizit – WNT) hat nach dem Zeitfahren auch das Straßenrennen der Deutschen Meisterschaften gewonnen. Die 33-jährige Allgäuerin setzte sich auf dem Rundkurs in Stuttgart

20.06.2021Schachmann holt sich als Solist sein zweites Meistertrikot

(rsn) - Maximilian Schachmann (Bora - hansgrohe) ist in überlegener Manier zum zweiten Mal Deutscher Meister im Straßenrennen geworden. Der zweimalige Paris-Nizza-Gewinner setzte sich in Stuttgart

20.06.2021Tony Martin hält die Konkurrenz ein weiteres Mal auf Distanz

(rsn) - Tony Martin (Jumbo - Visma) hat in seiner Paradedisziplin den Ansturm der Jugend ein weiteres Mal abgewehrt und bewiesen, dass er nach wie vor Deutschlands bester Zeitfahrer ist. Mit einem imp

19.06.2021Ein Rennen ums Meistertrikot und zwei Olympia-Startplätze

(rsn) – Einen Vorteil hat es, am Sonntagmorgen um 8 Uhr in Filderstadt an der Startlinie stehen zu müssen: Wenn die Frauen ihr Meisterschaftsrennen in Angriff nehmen, dürfen sie darauf hoffen, das

19.06.2021Mit Tipps von Martin: Heßmann wird U23-Zeitfahrmeister

(rsn) - Nur wenige Minuten, nachdem sich Tony Martin in Öschelbronn seinen zehnten Zeitfahrtitel geholt hatte, konnte das niederländische Jumbo-Visma-Team ein weiteres Mal bei den Deutschen Meisters

19.06.2021Tony Martin holt sich seinen zehnten Zeitfahrtitel

(rsn) - Tony Martin (Jumbo - Visma) hat seine Rekordserie ausgebaut: Der Titelverteidiger fuhr seinen insgesamt zehnten Sieg bei Deutschen Zeitfahrmeisterschaften ein, neun davon in Serie. In Öschelb

19.06.2021Titelverteidiger Tony Martin droht die Wachablösung

(rsn) - War in der Vergangenheit der Ausgang der Deutschen Zeitfahrmeisterschaften aufgrund der Überlegenheit von Tony Martin (Jumbo - Visma) leicht vorhersehbar, so könnten der Titelkampf am Samst

18.06.2021Politt rechnet in Öschelbronn mit einer “engen Geschichte“

(rsn) – In den vergangenen Jahren biss sich Nils Politt (Bora – hansgrohe) bei den Deutschen Zeitfahrmeisterschaften die Zähne an Seriensieger Tony Martin (Jumbo – Visma) aus. Bei den letzten

18.06.2021Walscheid: “Tony Martin ist der Mann, den man schlagen muss“

(rsn) – Bei der letzten Zeitfahr-DM vor zwei Jahren war Max Walscheids vierter Rang eine kleine Überraschung. In Spremberg verpasste der Heidelberger damals das Podium um zehn Sekunden. In Öschel

Weitere Radsportnachrichten

31.03.2025“Großvater“ Kristoff landete fast nochmal auf dem Podium

(rsn) – Zwei Monumente konnte Alexander Kristoff (Uno-X Mobility) in seiner Karriere schon gewinnen, aber auch bei Gent-Wevelgem in Flanders Fields war der mittlerweile 37-jährige Norweger schon e

31.03.2025Jakobsen muss unters Messer und steht vor langer Zwangspause

(rsn) – Spätestens nach der Saison 2022 schien der Horror-Sturz von Fabio Jakobsen (Picnic - PoostNL) aus der Polen-Rundfahrt aus dem Jahr 2020 endgültig vergessen, der heute 28-Jährige fuhr mit

31.03.2025Tudor, TotalEnergies und Uno-X bekommen die Tour-Wildcards 2025

(rsn) – Kaum hat die UCI die Bestätigung einer möglichen dritten Wildcard für die Grand Tours im Jahr 2025 bekanntgegeben, ist auch die ASO als Veranstalterin der Tour de France nun bereits vorge

31.03.2025Wiebes‘ unglaubliche Statistiken: Die Zahlen hinter der “100“

(rsn) – Ihren ersten UCI-Sieg feierte Lorena Wiebes im Jahr 2018. Das war damals im Mai beim Dorpenomloop in Aalburg, einem Rennen, das heute nicht mehr ausgetragen wird. Damals war sie 19 Jahre alt

31.03.2025UCI bestätigt Erweiterung der Grand-Tour-Pelotons auf 23 Teams

(rsn) – Nachdem sich das Professional Cycling Council (PCC) bereits für ein zusätzliches 23. Team bei den Grand Tours ausgesprochen hatte, hat nun auch das UCI Management Komitee die Entscheidung

31.03.2025Kool schafft bei Gent-Wevelgem den Befreiungsschlag

(rsn) – Auch wenn die Weltklasse-Sprinterin Charlotte Kool (Picnic – PostNL) beim überlegenen Sieg von Lorena Wiebes (SD Worx – Protime) bei Gent-Wevelgem (1.UWT) chancenlos aussah, war die 25-

31.03.2025Keßler holt dritten Platz auf Schlussetappe der Olympia´s Tour

(rsn) - Für die Teams Lotto – Kern Haus – PSD Bank und Rembe – rad-net ist mit unterschiedlichen Gefühlen eine insgesamt erfolgreiche Olympia´s Tour zu Ende gegangen und Run & Race - Wibatech

31.03.2025Kooij erleidet Schlüsselbeinbruch bei Gent-Wevelgem

(rsn) – Olav Kooij (Visma – Lease a Bike) hat sich bei seinem Sturz 72 Kilometer vor dem Ziel bei Gent-Wevelgem (1.UWT) das Schlüsselbein gebrochen. Das bestätigte das niederländische Team vi

31.03.2025Haller fehlte ein halbes PS bei Pedersens Attacke

(rsn) – Durch die immer früheren Attacken der Favoriten bei den belgischen Frühjahresklassikern hat sich die Taktik, über die frühe Ausreißergruppe vor das Rennen zu kommen, in den letzten Jah

31.03.2025Dwars door Vlaanderen im Rückblick: Die letzten zehn Jahre

(rsn) – Dwars door Vlaanderen (1.UWT) ist eines der kürzesten flämischen Eintagesrennen des Frühjahrs. Im vergangenen Jahr etwa betrug die Distanz "nur" 183,7 Kilometer. Für die Fahrer ist das

30.03.2025Pedersen: “Erwartet das nicht immer von mir“

(rsn) – Es war schon eine sehr eindrucksvolle Show, die Mads Pedersen (Lidl – Trek) mit seiner 56 Kilometer langen Soloflucht beim 87. Gent-Wevelgem in Flanders Fields bot. Als wäre nichts weiter

30.03.2025Degenkolb: “Als Mads losfuhr, hatte keiner die Beine“

(rsn) – John Degenkolb (Picnic – PostNL) hat beim 87. Gent-Wevelgem (1.UWT) eindrucksvoll unter Beweis gestellt, dass er trotz seiner 36 Jahrebei harten, langen Eintagesrennen immer noch mit der

RADRENNEN HEUTE
  • Keine Termine