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27.08.2021 | (rsn) - Pascal Ackermann (Bora - hansgrohe) hat bei der Deutschland Tour zwar sein Rotes Trikot verteidigt, kann sich dafür aber bei Alexander Kristoff (UAE Team Emirates) bedanken. Während der Pfälzer im Finale nach 181,6 Kilometern der 2. Etappe von Sangerhausen nach Ilmenau nicht optimal positioniert war und sich im Sprint mit Rang drei begnügen musste, fing der Norweger kurz vor dem Ziel noch Phil Bauhaus (Bahrain Victorious) ab. Der Kölner, der beim Auftakt ebenfalls Zweiter geworden war, blieb somit in der Gesamtwertung um zwei Sekunden hinter Ackermann auf Rang zwei.
"Ich habe lange auf diesen Sieg gewartet, hatte keine gute Saison bisher. Jetzt war ich beim Arctic Race und der Tour of Norway nah dran. Den Sieg jetzt endlich zu holen, ist sehr schön. Es war sehr knapp und ich war nicht 100-prozentig sicher, ob ich gewonnen hatte – aber dann sah ich die Bilder und wusste es“, kommentierte der 34-jährige Kristoff seinen ersten Sieg seit fast genau einem Jahr, als er in Nizza bei vergleichbar schlechten Bedingungen die 1. Etappe der Tour de France gewinnen konnte. “Der Regen heute, das war ein bisschen ähnlich wie letztes Jahr zum Tour-Auftakt Auch wenn ich es nicht wirklich genieße, fahre ich meist recht gut bei solchen Bedingungen. Und wenn man dann gewonnen hat, genießt man es natürlich auch."
Kristoff war auf der ansteigenden Zielgeraden zwar optimal von seinem Anfahrer Sven Erik Byström positioniert worden, schien dann aber dem Antritt von Bauhaus nichts entgegensetzen zu können. “Bauhaus kam sehr schnell an mir vorbei. Ich konnte aber sein Hinterrad noch halten und am Ende ist er dann langsamer geworden, so dass ich gerade so wieder vorbeikam“, sagte Kristoff nach seinem zweiten Sieg bei einer D-Tour, nachdem er 2019 in Göttingen ebenfalls die 2. Etappe gewonnen hatte. "Ich mag es, in Deutschland zu fahren, habe hier viele meiner Siege geholt“, fügte der viermalige Eschborn-Frankfurt-Sieger an.
Bauhaus geschlagen, aber zufrieden, Ackermann glücklich
Dagegen wartet der 27-jährige Bauhaus weiter auf seinen ersten Sieg beim Heimspiel. “Heute kann ich nicht böse sein. Es war ein schweres Rennen, eine schwere Runde. 200 Meter vor dem Ziel dachte ich, ich hätte gute Beine, aber auf den letzten 100 Metern bin ich eingegangen“, kommentierte der Kölner seinen zweiten Platz, mit dem er ganz nah an Ackermanns Rotes Trikot herankam, es aber letztlich doch knapp verpasste.
"Ich bin glücklich, das Führungstrikot noch zu haben. Ich hatte heute nicht die besten Beine und war auch etwas am Frieren. Nach der letzten Kurve konnte ich nicht mehr richtig beschleunigen. Deshalb war ich froh, dass ich an Kristoffs Rad war und noch Dritter wurde. Er war wirklich stark heute und ich bin einfach froh, weiter in Führung zu sein“, sagte Ackermann, der auch sein Grünes Trikot verteidigte, in der Punktewertung jetzt aber punktgleich mit Bauhaus ist.
Neuer Träger des Bergtrikots ist der US-Amerikaner Kyle Murphy (Rally), das Weiße Nachwuchstrikot ist im Besitz des Augsburgers Georg Zimmermann (Intermarché - Wanty-Gobert).
So lief das Rennen:
Bei erneut regnerischen Bedingungen und Temperaturen nur um die 14 Grad zog nach wenigen Kilometern eine neunköpfige Gruppe um Philipp Walsleben (Alpecin - Fenix) davon. Sie wurde aber bereits im unteren Teil des vier Kilometer langen Anstiegs zum Kyffhäuser wieder gestellt. Erfolgreicher war ein Trio, das kurz vor der Bergwertung attackierte, die sich schließlich nach 18 Kilometern Murphy vor dem Belgier Louis Vervaeke (Alpecin - Fenix) und dem jungen Deutschen Jannis Peter (Nationalteam) sicherte. Kurz nach dem Gipfel schlossen noch die beiden Spanier Marc Soler (Movistar) und Francisco Galvan (Kern Pharma) zu den drei Ausreißern auf. Gemeinsam erarbeitete sich das Quintett einen maximalen Vorsprung von rund drei Minuten.
Nachdem zahlreiche, am Kyffhäuser abgehängte Fahrer wieder den Anschluss geschafft hatten, übernahmen Ackermanns Helfer die Tempoarbeit im Feld, in dem es nach gut 50 Kilometern auf nassem Kopfsteinpflaster zu einem Sturz kam, bei dem unter anderem Rémi Cavagna, Shane Archbold (Deceuninck - Quick-Step), Ben O'Connor (AG2R Citroen), Jan Hugger (Lotto - Kern Haus) sowie André Greipel und Rick Zabel (Israel Start-Up Nation) zu Boden gingen. Hugger musste ins Krankenhaus gebracht werden, wo eine Oberschenkelfraktur festgestellt wurde, und auch für Zabel war das Rennen mit Verdacht auf Prellungen an Ellenbogen und Handgelenk kurz darauf beendet.
Soler gewann nach 97 Kilometern den ersten Zwischensprint vor Peter und Galvan, während Bora - hansgrohe, das schließlich auch Unterstützung durch Bahrain Victorious erhalten hatte, den Rückstand 60 Kilometer vor dem Ziel auf rund 1:30 Minuten verringern konnte. Kurz vor dem hügeligen Finale war der Abstand dann wieder auf mehr als zwei Minuten angewachsen.
50 Kilometer vor dem Ziel ergriff das heimische Team P&S Metalltechnik die Initiative, wodurch sich das Feld in die Länge zog und der Rückstand innerhalb weniger Kilometer auf unter eine Minute zurückging. Mit ihrer Tempoverschärfung teilten die Thüringer das Feld, zu den abgehängten Fahrern zählte auch der von einer Corona-Erkrankung genesene Emanuel Buchmann (Bora - hansgrohe).
Vervaeke probiert es als Solist, verpasst aber knapp das Bergtrikot
Kurz vor der Einholung attackierte Vervaeke 45 Kilometer vor dem Ziel seine Begleiter. Wenig später zog Immanuel Stark (P&S Metalltechnik) aus dem kleiner gewordenen Feld davon und machte sich auf die Verfolgung des Spitzenreiters, der sich aber als zu stark für den 26-Jährigen erwies. Vervaeke behielt einen Vorsprung von rund 30 Sekunden auf seinen nächsten Verfolger und baute den Abstand gegenüber dem Feld sogar wieder auf fast zwei Minuten aus.
Auf den letzten 25 Kilometern zeigte sich mit Bike Aid kurzzeitig ein weiteres deutsches Kontinental-Team an der Spitze des Feldes, das kurz darauf den vergeblich kämpfenden Stark einfing und sich dann auf die Jagd nach Vervaeke machte - nun wieder unter der Regie von Bora - hansgrohe und Bahrain Victorious. Vervaeke schaffte es aber noch bis zur zweiten Bergwertung 18 Kilometer vor dem Ziel. Eine knappe Minute später holte sich Murphy als Zweiter noch zwei Punkte und zog so mit Vervaeke gleich. Aufgrund der besseren Platzierung im Klassement übernahm er auch die Führung in der Bergwertung.
Vervaeke nahm in Ilmenau die 15 letzten Kilometer auf weiterhin nassen Straßen mit knapp 50 Sekunden Vorsprung in Angriff. Sechs Kilometer später wurde er schließlich kurz vor der letzten von zwei Zielrunden eingefangen. Am kurz darauf anstehenden Bonussprint holte sich im Bergaufsprint gut vier Kilometer vor dem Ziel Zimmermann drei Sekunden vor Politt (2) und Haller (1).
Infolge der Tempobeschleunigung fiel das Feld auseinander, wobei sich Ackermann und Bauhaus nicht abschütteln ließen. Weitere Angriffe von Dylan Theuns (Bahrain Victorious) und Zimmermann blieben erfolglos, so dass es auf der ansteigenden Zielgeraden zum Sprint kam, in dem Bauhaus schon wie der Sieger aussah, ehe der kraftvolle Kristoff sich kurz vor dem Zielstrich noch am Deutschen vorbeischob. Ackermann hatte in der letzten Kurve ein paar Meter auf Bauhaus eingebüßt und konnte die Lücke nicht mehr schließen.
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