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24.09.2021 | (rsn) - Filippo Baroncini hat das WM-Straßenrennen der Junioren gewonnen und ist damit seinem Landsmann Samuele Battistella im Regenbogentrikot nachgefolgt. Der 21-jährige Italiener setzte sich über 160,9 Kilometer von Antwerpen nach Leuven als Solist nach einer Attacke auf den letzten sechs Kilometern durch. Mit zwei Sekunden Rückstand sicherte sich der Eriteer Biniam Girmay im Sprint der Verfolger die Silbermedaille vor dem Niederländer Olav Kooij.
Vierter wurde Baroncinis Landsmann Michele Gazzoli vor dem Briten Lewis Askey und Thibau Nys, dem besten Belgier. Der Österreicher Tobias Bayer belegte Rang elf. Bester Starter des deutschen Teams war Niklas Märkl auf Platz 15, eine Position dahinter folgte der Schweizer Jan Christen.
Eine stark besetzte elfköpfige Ausreißergruppe schien den Favoriten einen Strich durch die Rechnung machen zu können. In einem nervösen, von extrem vielen Stürzen überschatteten Rennen kam das Feld sechs Kilometer vor dem Ziel aber heran. Den Umstand nutzte Baroncini mit seinem Angriff an der Wijnpers, dem schwersten Anstieg der Schlussrunde.
“Meine Attacke im Finale hatten wir genau so geplant“, so der EM-Zweite von Trento. Unwiderstehlich setzte er sich aus dem Feld ab. Seinen knappen Vorsprung konnte er im Finale bis zum Ziel verteidigen. “Als ich weg war, habe ich bis zum Ziel nur ‘go go go go go go go‘ gedacht“, beschrieb er die letzten Kilometer. “Es ist ein Traum. Der ganze Tag war sehr stressvoll für mich und vermutlich für alle. Heute lief alles perfekt für mich und mein Team“, freute sich der frischgebackene Weltmeister.
Die favorisierten Belgier gingen leer aus
Die favorisierten Belgier mussten sich mit Platz sechs für Thibau Nys zufriedengeben. “Mehr war nicht drin. Wir haben das Maximum rausgeholt“, bilanzierte der Europameister, der in Trento Baroncini im Sprint der Spitzengruppe noch distanzieren konnte. Hinter dem Weltmeister war der 18-Jährige der Fünftschnellste des Feldes. “Im Spurt bin ich dann mehr gekrochen als gesprintet“, so der Flame, der mit seiner Mannschaft alles daransetzen musste, um die elfköpfige Ausreißergruppe wieder zu stellen. “Wir haben das Rennen aus Händen gegeben als niemand in der Gruppe dabei war. Auf der lokalen Runde haben sich die Jungs die Lunge aus dem Leib gefahren, um alles zusammenzufahren“, blickte Nys zurück.
Sein Landsmann Florian Vermeersch, der danach der Motor des Feldes war, erklärte, warum kein Belgier vorn dabei war. “Ich hatte es davor schon ein paar Mal probiert. Die Niederländer hatten sich auf mich konzentriert und dann attackierten sie direkt aus meinem Rücken heraus“, so der Lotto-Profi. “Wir haben auch drei Fahrer durch einen Sturz verloren“, fügte Nys an. “Es war ein gemischtes Feld. Fahrer mit viel Erfahrung und Fahrer mit wenig Erfahrung. Es war wirklich sehr gefährlich“, probierte Vermeersch das Sturzchaos zu erklären.
Wie die Belgier hatten auch die Deutschen die große Gruppe verpasst. Sie fuhren im Finale allerdings ein sehr aufmerksames und angriffslustiges Rennen. Niklas Märkl, Pirmin Benz und gleich mehrmals Michel Heßmann zeigten sich in Leuven in Gruppen.
"Wir haben uns ein bisschen auf die Belgier und Niederländer fokussiert", deutete Benz an, dass er und seine Teamkollegen auf die falschen Pferde gesetzt haben könnten.
So lief das Rennen:
Während sich die Junioren am Morgen vom Start weg einen packenden Schlagabtausch mit zahlreichen Attacken lieferten, ließen es die Espoirs konservativer angehen. Mit Adam Ward (Irland), Gleb Karpenko (Estland) und Logan Currie (Neuseeland) setzten sich schnell drei krasse Außenseiter vom Feld ab. Maximal fünf Minuten Vorsprung gönnte das Peloton dem Trio.
Auf der Schleife durch Flandern zerfiel die Spitzengruppe, nur Currie konnte sich behaupten. Als der Neuseeländer 60 Kilometer vor dem Ziel verkehrt abbog, wurde er von Hugo Page (Frankreich) überholt. Gemeinsam mit Lewis Askey (Großbritannien) und einem Italiener fuhr er allerdings wenig später erneut zur Spitze auf. 55 Kilometer vor dem Ziel schloss dann auch das Feld auf.
45 Kilometer vor dem Ziel setzten sich Tomas Kopecky (Tschechien), Anders Halland Johannessen (Norwegen), Jarrad Drizners (Australien), Finn Fisher-Black (Neuseeland), Fabio Costa (Portugal), Luca Colnaghi (Italien), Mauro Schmid (Schweiz) und Daan Hoole (Niederlande) ab. Kevin Vauquelin (Frankreich) und Yevgeniy Fedorov (Kasachstan) schafften nach einer 18 Kilometer langen Verfolgungsjagd in Leuven den Anschluss.
Am St. Antoniusberg löste sich Schmid 16 Kilometer vor dem Ziel mit einer Attacke aus der Gruppe. Kurz darauf stellte das inzwischen von den Niederländern angeführte Feld die Verfolger. Sechs Kilometer vor dem Ziel attackierte Arthur Kluckers (Luxemburg) und holte den Führenden an der Wijnpers ein. Nur wenige Sekunden dahinter griff Baroncini an, niemand konnte dem Italiener folgen. Baroncini überholte das Führungsduo und flog regelrecht davon.
Auf den letzten Kilometern versuchten es nacheinander Benz und Heßmann mit Attacken. Diese hatten allerdings kein Erfolg, so es hinter Baroncini, der frühzeitig seinen Sieg bejubeln konnte, Ghirmay den Sprint des dezimierten Feldes vor Kooij gewann.